Küpker | Weber, Hausierer, Hollandgänger | Buch | 978-3-593-38495-5 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 32, 484 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 217 mm, Gewicht: 629 g

Reihe: Studien zur Historischen Sozialwissenschaft

Küpker

Weber, Hausierer, Hollandgänger

Demografischer und wirtschaftlicher Wandel im ländlichen Raum: Das Tecklenburger Land 1750-1870

Buch, Deutsch, Band 32, 484 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 217 mm, Gewicht: 629 g

Reihe: Studien zur Historischen Sozialwissenschaft

ISBN: 978-3-593-38495-5
Verlag: Campus Verlag GmbH


Wie viele Regionen Europas durchlief das in Westfalen gelegene Tecklenburger Land im 18. und 19. Jahrhundert einen tief greifenden Wandel. Während sich die Bevölkerung nahezu verdoppelte, erlebten zentrale Wirtschaftszweige ihren Niedergang. Dieser spannungsreiche Prozess mündete nicht in die Industrialisierung, sondern in die Reagrarisierung der Region. Markus Küpker überprüft vor diesem Hintergrund die Tauglichkeit aktueller Bevölkerungstheorien und zeigt, dass sich die Bewohner rationaler und flexibler verhielten, als es vorindustriellen Gesellschaften von der historischen Forschung bisher zugestanden wird.
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InhaltDanksagung1Einleitung1.1 Das Untersuchungsgebiet1.1.1 Tecklenburg als Labor1.1.2 Die territoriale Entwicklung als Hintergrund der Herausbildungheterogener Strukturen1.2 Theoretische Erklärungsansätze des Bevölkerungswachstums 1.2.1 Stellenprinzip und vorindustrielle "Bevölkerungsweise"1.2.2 Malthus' Bevölkerungsgesetz 1.2.3 Protoindustrialisierung 1.2.4 Demografische Transition1.3 Aufbau der Arbeit und spezifische Fragestellungen2Quellen und Methoden2.1 Kirchenbücher 2.1.1 Charakteristika der einzelnen Register2.1.2 Die Qualität der Auszählungen2.1.3 Umgang mit Problemfällen2.2 Andere Zeitreihen2.2.1 Auswanderungsdaten2.2.2 Preise, Produktionsmengen und Löhne2.3 Bevölkerungszählungen2.4 Andere Querschnittsdaten2.4.1 Bodennutzung und Reinerträge2.4.2 Webstuhlzahlen und Viehlisten2.5 Güterverzeichnisse und Güterauszüge 2.5.1 Informationsgehalt der Quellen2.5.2 Bearbeitungsmethode2.5.3 Repräsentativität der Daten3Protoindustrie in Tecklenburg3.1 Das Verbreitungsgebiet der Löwendleinenproduktion und dieEntwicklung der Webstuhlzahlen3.2 Die Organisation und Entwicklung der Leggen bis 18003.3 Die Organisationsform der Tecklenburger Protoindustrie3.4 Rohstoffversorgung, Produktionsabläufe und Arbeitszyklen3.5 Exporthandel und -märkte3.6 Mittelfristige Entwicklung und Niedergang 3.7 Bäuerliche Ökonomie versus Nutzenmaximierung:Das ökonomische Verhalten der Tecklenburger Weber 3.8 Zusammenfassung4Töddenhandel, Hollandgang und Steinkohlenbergbau4.1 Wanderhandel4.1.1 Verbreitung des Töddenhandels im Untersuchungsgebiet4.1.2 Ursprung und Entwicklungsphasen4.1.3 Soziale Schichtung, Organisation und Verdienstmöglichkeiten desTöddenhandels4.1.4 Töddenhandel und Landwirtschaft4.2 Hollandgang4.2.1 Ursprung, Saisonalität und Arbeitsablauf4.2.2 Verbreitung und Entwicklung des Hollandgangs imUntersuchungsgebiet4.3 Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau4.3.1 Umfang und Entwicklung4.3.2 Einkommensmöglichkeiten und soziale Lage der Bergarbeiter4.4 Zusammenfassung5Landwirtschaft5.1 Grundzüge der Agrarverfassung und der Sozialstrukturim 18Jahrhundert5.2 Agrarwirtschaft 5.3 Intensivierung der Landwirtschaft 5.4 Viehwirtschaft5.5 Landesausbau und Markenteilungen5.6 Wandel der Landwirtschaft: Analyse der Saisonalität desHeiratsverhaltens5.7 Zusammenfassung6 Die mittelfristige Bevölkerungsentwicklung6.1 Unterteilung des Untersuchungsgebietesin Kirchspielgruppen6.2 Das Bevölkerungswachstum 6.3 Natürliches Bevölkerungswachstum und Nettomigration6.4 Die demografische Entwicklung vor dem Hintergrunddes Modells der demografischen Transition6.5 Migration 6.6 Saisonalität 6.6.1 Geburten und Konzeptionen6.6.2 Heiraten6.6.3 Sterbefälle6.7 Zusammenfassung7Determinanten der Bevölkerungsentwicklung 7.1 Methoden und Transformationen7.2 Determinanten der Nuptialität7.2.1 Das "klassische" Modell von Mendels (1) 7.2.2 Erstehen und Wiederheiraten7.2.3 Nicht-Säuglingssterblichkeit und Preise als Determinanten desHeiratsverhaltens 7.2.4 Effekte der Bodenqualität, Besitzungleichheit undder Markenteilungen7.3 Determinanten der Fertilität 7.3.1 Das "klassische" Modell von Mendels (2) 7.3.2 Erwachsenenmortalität, Heiraten und Roggenpreise alsDeterminanten der Fruchtbarkeit7.3.3 Effekte der Bodenqualität, Besitzungleichheit und derMarkenteilungen 7.4 Determinanten der Mortalität 7.4.1 Modifikationen der Datenbasis und Identifikationvon Epidemien7.4.2 Der Zusammenhang von Nicht-Säuglingsmortalität, Nebenerwerbund Getreidepreisschwankungen 7.4.3 Effekte der Bodengüte, Markenteilungen und der Besitzungleichheitin Interaktion mit den Getreidepreisschwankungen 7.5 Zusammenfassung8Schluss: Demo-ökonomischer Wandel 8.1 Die Wirtschaftsstrukturen8.1.1 Leinengewerbe 8.1.2 Wanderhandel, Hollandgang und Steinkohlenbergbau8.1.3 Landwirtschaft8.2 Die Bevölkerungsentwicklung 8.2.1 Die Strukturen der Bevölkerungsentwicklung8.2.2 Determinanten der Bevölkerungsentwicklung8.3 Demo-ökonomischer Wandel in Tecklenburg AbkürzungenMaße und Währungseinheiten Bibliografie TabellenverzeichnisAbbildungsverzeichnisKartenverzeichnisAnhangOrtsregister


1. EinleitungDie Bevölkerung des Altkreises Tecklenburg wuchs zwischen 1750 und 1840 um rund 77,3 Prozent. Neuere Schätzungen gehen davon aus, dass die deutsche Bevölkerung im selben Zeitraum um rund 92 Prozent anstieg und sich das Bevölkerungswachstum in Norddeutschland, zu dem das Untersuchungsgebiet ebenfalls zu zählen ist, mit rund 91,6 Prozent auf dem gleichen Niveau bewegte. Die demografische Expansion im Untersuchungsgebiet war demnach zwar massiv, doch im europäischen und deutschen Kontext nicht außergewöhnlich; Tecklenburg hatte teil an einem gesamtdeutschen und gesamteuropäischen säkularen Phänomen.Dieses Phänomen war Teil eines tiefgreifenden und vielschichtigen Transformationsprozesses, in dem sich in Europa der Übergang von einer traditionellen ländlichen zur modernen Industriegesellschaft vollzog. Der Prozess verlief keineswegs harmonisch: Er war u. a. gekennzeichnet durch Verteilungskonflikte, durch wiederholt auftretende Hungersnöte, durch die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in den Städten und vor allem auf dem Land sowie durch die massenhafte Auswanderung nach Übersee oder in aufstrebende industrielle Ballungszentren.Für die Zeitgenossen waren diese Erscheinungen Ausdruck und Folge eines aus den Fugen geratenen Bevölkerungswachstums. Alle Erklärungsversuche, wie es dazu kommen konnte, und alle Lösungsvorschläge zu einer künftigen Vermeidbarkeit drehten sich im Kern um die Möglichkeiten zur Herstellung eines Gleichgewichts zwischen Bevölkerung und Ressourcen oder allgemeiner: zwischen Demografie und Ökonomie. Die systematische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Bevölkerungsvorgang, die Demografie und die Bevölkerungswissenschaft erlebten nicht zufällig in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre Geburtsstunde. Die damals entwickelten Modellvorstellungen über die demo-ökonomischen Funktionszusammenhänge sind indes noch immer wirkungsmächtig. Dies gilt auch für die Darstellung der Tecklenburger Bevölkerungsentwicklung, wie noch zu zeigen ist.Auch heute noch steht im Kern aller maßgeblichen Bevölkerungstheorien der Komplex der Beziehung zwischen Bevölkerung und Wirtschaft. Ein Problem dieser Theorien besteht jedoch darin, dass sie bisher nur selten systematisch mit empirischem Material konfrontiert wurden. Wo dies dennoch der Fall war, offenbarte sich oft eine "verwirrende" Abweichung von den postulierten Zusammenhängen. Die empirischen Studien zeigen nicht nur, dass die Beziehungen zwischen beiden Komponenten bedeutend komplexer waren, als es die Rezeption der theoretischen Modelle vermuten ließe, sie verweisen auch auf zwei weitere Sachverhalte: Zum einen konnten sich beide Komponenten bis zu einem gewissen Grad durchaus unabhängig voneinander entwickeln; zum anderen lässt sich der Bevölkerungsvorgang nicht ausschließlich auf ein Wechselspiel von Demografie und Ökonomie reduzieren, sondern er wurde von zahlreichen anderen - politischen, sozialen, kulturellen, medizinischen und umweltspezifischen - Faktoren beeinflusst, die u. U. wiederum eng miteinander verzahnt waren.Erst durch die systematische Analyse dieses Beziehungsgeflechts lässt sich erhellen, weshalb das Bevölkerungswachstum regional und lokal durchaus unterschiedlich und keineswegs gleichmäßig verlief: So finden sich allein in Westfalen Regionen - ja selbst Dörfer wie noch im Verlauf dieser Studie gezeigt werden kann - mit hohen demografischen Wachstumsraten neben solchen mit stagnierender Gesamtbevölkerung, liegen um die Mitte des 19. Jahrhunderts, trotz scheinbar ähnlicher Ausgangslage, vielfach industrialisierte Gebiete in unmittelbarer Nachbarschaft zu agrarischen oder sogar - wie im Falle Tecklenburgs - reagrarisierten Regionen.Von dieser Position aus lässt sich argumentieren, dass es derzeit genug bevölkerungstheoretische Konzepte gibt, allein mangelt es an empirischen Studien,die diese Konzepte kritisch überprüfen. Genau hier setzt die vorliegende Studie zur Tecklenburger Bevölkerungsentwicklung an.Ziel die


Markus Küpker, Dr. phil., promovierte an der Universität Münster und forscht an der Universität Cambridge.


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