Kummer Jakob Wolff - Die Täuschung
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-945230-09-1
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
1496
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Jakob Wolff - Hexenmeister
ISBN: 978-3-945230-09-1
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tanja Kummer wurde 1976 geboren. Bereits in der zweiten Klasse wurde bei ihr eine leichte Legasthenie festgestellt. Um diese zu überwinden, sollte sie unter anderem viel lesen. Dabei bevorzugte sie die Werke von Terry Brooks, Diana L. Paxson und später auch Diana Gabaldon. Das hatte zur Folge, dass ihr ohnehin bereits sehr phantasievolles Wesen schon im jungen Alter umfangreiche Abenteuer ersann und bald schon zu Papier brachte. Selbst nach ihrer Lehre zur Konditorin blieb sie dem Schreiben treu. 1999 zog sie nach Köln, um dort bei ihrem Liebsten zu sein. Von ihrem Verlobten ermutigt, der viele ihrer Geschichten gelesen hatte, begann sie nicht nur nach einem passenden Verlag Ausschau zu halten, sondern auch an Ausschreibungen teilzunehmen. Ihre erste Kurzgeschichte, eine Satire, wurde in der Anthologie 'Das Helena-Syndrom - Der Zwang schön zu sein' veröffentlicht. Im Jahr darauf, 2006, erscheint dann ihr Erstlingswerk im Kalidor Verlag: 'Die Weltenwandlerin'. Danach folgt eine mystische Geschichte für 'Satan GmbH & Co.KG'. Eine amüsante Kurzgeschichte über einen Zauberlehrling erscheint in der Anthologie 'Karfunkelfeuer' im Januar 2010. Schnell zu Papier kam auch der Kurzkrimi für die Anthologie 'Mortus in Colonia - Tod in Köln', erschienen im Wellhöfer Verlag. Im Herbst 2011 erschien mit 'Der Weltenbezwinger' die lange erwartete Fortsetzung der Weltenwandlerin. Im April 2014 erschien mit dem Band 'Der Weltenwandler' der Abschluss der Tybay Trilogie im Leseratten Verlag aus Backnang. Als neustes Projekt hat die zusammen mit ihrem Verlag die 'Jakob Wolff - Hexenmeister' Reihe ins Leben gerufen. Heute lebt Tanja Kummer im württembergischen Backnang und hat an dem Eifer zu schreiben nichts verloren.
Autoren/Hrsg.
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3.
- Frühling 1496, in der Nähe von Köln -
Sie hatten die Strecke in einer neuen Rekordzeit zurückgelegt. Jedes bisschen Licht, das ihnen zur Verfügung stand, wurde von ihnen genutzt. Der Wind erwies sich als gnädig und füllte meistens das Segel. Wenn er das nicht tat, benutzten sie im flachen Gewässer die Staken.
Am späten Abend des zweiten Tages legten sie am Pier neben dem Lagerhaus an. Sie vertäuten das Schiff und beauftragten die zurückgebliebenen Männer aus der Lagerhalle mit der Wache. Dann schlurften sie müde ins angrenzende Haus. Thomas, der am Pier geangelt und sie als Erster bemerkt hatte, war bereits vorgelaufen und Elsbeth hatte Tee für alle gekocht.
»Ihr seid schon zurück!«, sagte sie verlegen und stellte zwei Schalen warmen Brei auf den Tisch, den sie eigentlich für das Frühstück vorbereitet hatte.
Jakob schüttelte wortlos den Kopf und blieb erwartungsvoll stehen. Er hätte sie gerne gefragt, was sie zu der Nachricht bewogen hatte, doch das stand ihm nicht zu. Das war die Aufgabe von Heinz.
Elsbeth biss sich auf die Unterlippe und senkte beschämt den Blick.
»Was ist los, Frau?«, fragte Heinz endlich.
»Es war nichts!«, sagte sie nach kurzem Zögern.
»Es war nichts?«, donnerte Heinz wütend. »Wie meinst du das?«
»Ich habe darüber nachgedacht und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich geirrt haben muss.«
Jakob hielt es nicht mehr länger aus. Er trat zu Elsbeth und legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Was immer Maria gesagt oder getan hat, Ihr könnt es mir erzählen«, bat Jakob. Selbst durch den Stoff hindurch spürte er ihr Zögern.
Und dann sprudelte die ganze Geschichte aus ihr heraus.
»Sie betrügt Jakob mit einem anderen Mann?«, fragte Heinz fassungslos. »Wer ist es?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Elsbeth. »Jedenfalls niemand aus der Siedlung.«
»Ich sollte jetzt nach Hause gehen«, erklärte Jakob würdevoll. »Oder wurde sie schon abgeholt?«
»Nein! Ich habe es niemanden erzählt!«, rief sie entsetzt.
»Soll ich mitkommen?«, bot sich Heinz an.
Jakob schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich will zuerst alleine mit ihr sprechen.«
Lilo starrte ihn überrascht an, als er die Tür öffnete.
»Du bist schon zurück?«, fragte sie. »Ist was passiert?«
»Allerdings«, erklärte Jakob trocken.
»Geht es Heinz gut?«
»Ja, ihm geht es gut! Und dir?«
»Mir? Warum fragst du?«
»Elsbeth hat uns eine Nachricht mit deinem Namen geschickt.«
»Das war sicher wegen dem, was ich gesagt habe.«
»Was hast du gesagt?«
Lilo stemmte ihre Hände in die Hüften.
»Du machst es schon wieder, Jakob. Du verhörst mich! Dabei ist es deine Schuld. Du hast dir diese rührende Geschichte mit der Fehlgeburt ausgedacht und dabei völlig außer Acht gelassen, dass mich das verletzen könnte«, warf sie ihm vor.
»Und darum verletzt du jetzt mich?«
»Wovon sprichst du?« Verwirrt blickte sie ihn an. Er sah müde aus. Verzweifelt. So wie damals in Greiz, kurz bevor er sagte, er würde sie wegschicken müssen. Warum geschieht das immer wieder?
»Elsbeth hat dich gesehen. In den Armen eines anderen Mannes«, erklärte Jakob ruhig. Seine stoische Art machte sie wahnsinnig.
»Was?«, rief Lilo fassungslos. Zugleich voller Wut auf Elsbeth. »Diese Dirne behauptet das doch nur, weil sie mich schlecht machen will.«
»Weshalb sollte sie das tun?«
»Weil ich gotteslästerlich in ihrem Haus gesprochen habe. Es ist mir einfach so herausgerutscht, doch Elsbeth ist sehr gläubig.«
»Du hast mich also nicht mit einem anderen Mann betrogen?«, fragte er noch einmal.
»Jakob!« Lilo sah ihn fassungslos und entsetzt an. »Willst du mir sagen, dass du ihr glaubst? Mehr als mir?« Tränen der Verzweiflung rannen Lilo über die Wangen. »Bitte nicht! Tu das nicht wieder!«
»Was?«
»Ich liebe dich, Jakob. Niemand liebt dich mehr als ich. Das weißt du genau«, beschwor sie verzweifelt und wünschte sich, er würde sie berühren. Denn dann würde er spüren können, dass sie nicht log. »Wie kannst du es überhaupt wagen, mit einer solchen Anschuldigung hierher zu kommen?«, brüllte sie ihn an.
»Du hast Recht«, sagte Jakob und seufzte. Sie konnte sehen, wie seine Gestalt kurz zitterte, als würde er etwas abschütteln.
Er rieb sich frustriert die Augen und wirkte plötzlich sehr verletzlich. Dann schluchzte er und Tränen der Erleichterung rannen über sein Gesicht.
»Du bist alles, was ich habe, Lilo. Niemand sonst hätte das getan, was du getan hast. Du hast mein Leben gerettet. Wie kann ich da an dir zweifeln? Bitte verzeih mir«, bat er inbrünstig.
Lilo starrte Jakob an. Sie hatte ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen, dass er geweint hätte. Nicht vor ihr.
Sie überwand die wenigen Schritte, umarmte ihn und streichelte seinen Rücken wie das eines traurigen Kindes, bis er sich beruhigt hatte.
»Es muss so sein, wie du sagst. Elsbeth war wütend und wollte sich mit der Bezichtigung an dir rächen. Das erklärt, warum sie es dann doch geheim gehalten hat. Ihre Anschuldigungen wären völlig haltlos gewesen. Aber wir müssen jetzt trotzdem vorsichtig sein.«
»Was wirst du wegen der Verleumdung tun?«
»Nichts! Außer, dass wir in nächster Zeit besser keine Messe verpassen sollten.«
Lilo seufzte abfällig und ließ ihn los. Er lächelte sie verunsichert an.
»Willst du etwas essen?«, fragte sie fürsorglich.
»Nein, nur ins Bett«, sagte Jakob müde und sah sie fragend an.
»Ich sehe nur noch kurz nach dem Feuer«, erklärte sie liebevoll. »Ich bin dann gleich bei dir.«
An nächsten Morgen ging Jakob früh aus dem Haus, um dabei zu helfen, den Kahn zu entladen. Es überraschte ihn nicht, dass dort schon geschäftiges Treiben herrschte, als er ankam.
»Guten Morgen, Herr Körner!«, begrüßte Jakob Heinz förmlich. Verwundert drehte sich dieser um.
»Jakob! Mit dir hatte ich heute nicht gerechnet.«
»Warum?«, fragte Jakob irritiert.
»Mit dir und Maria alles in Ordnung?«
Jakob zuckte mit den Schultern. Diese Frage zu beantworten würde schwer werden. Er musste dabei darauf achten, Elsbeth nicht als Lügnerin zu bezichtigten und somit auch Heinz zu beleidigten.
»Ich glaube meiner Frau, dass sie mir treu ist. Letzte Nacht jedenfalls konnte ich mich nicht beklagen«, versuchte es Jakob mit derbem Männerhumor.
»Es hätte mich überrascht, wenn sie es zugegeben hätte«, sagte Heinz und zog Jakob zur Seite, um ungestört mit ihm sprechen zu können. »Auf Ehebruch steht Verbannung oder Schlimmeres.«
»Ich liebe Maria«, erklärte Jakob Heinz inbrünstig und legte Verzweiflung in seine Stimme. »Ich kann nicht glauben, dass sie mir das antun würde. Zugleich will ich Elsbeth glauben, denn ich wüsste keinen Grund, warum sie Maria verunglimpfen sollte.«
»Was wirst du tun?«
Herr im Himmel! Warum fragen mich immer alle danach, was ich tun werde?
»Ich … vielleicht könnte Thomas ja … also, wenn es keine Umstände bereitet … ich meine, Maria beobachten.« Jakob blieben die Worte fast im Hals stecken.
Ich glaube Lilo! Wir lieben uns! Wo kommt diese Idee her? Warum will ich sie beobachten lassen?
»Selbstverständlich«, stimmt Heinz zu und sah ihn voller Anteilnahme an. Dann klopfte er Jakob auf die Schulter und nickte ihm zu. »Thomas ist im Büro und füllt die Tintenfässchen auf.«
»Herr Wolff, Herr Wolff!«, brüllte Thomas und kam ins Lagerhaus gerannt. »Ihr müsst ganz schnell kommen.«
Sie waren seit über einer Woche zurück. Inzwischen hatten sich alle Gemüter abgekühlt. Jakob hatte vorgehabt, noch bis zum Ende der Woche zu warten, ehe er Thomas wieder ins Lagerhaus holte.
Jetzt schloss Jakob gepeinigt die Augen und seufzte voller Qual, während seine Knie ganz weich wurden. Fast so, als würde alle Kraft aus ihm herausfließen, genau wie sein Glaube und seine Liebe.
Verurteile sie nicht zu schnell!, mahnte er sich.
»Was gibt es, Thomas?«
»Eure Frau, mein Herr. Da ist ein fremder Mann in Eurem Haus!«, rief Thomas atemlos.
Bitte, lieber Gott, lass es dafür eine Begründung geben.
Jakob folgte dem Jungen. So schnell sie konnten, ohne dass es Aufsehen erregen würde, liefen sie zu Jakobs Haus. Je näher sie kamen, desto heftiger schlug sein Herz und er konnte vor Angst kaum noch atmen. Es erinnerte ihn an den Tag, an dem er hingerichtet werden sollte. Als er dort gestanden hatte, mit dem Strick um den Hals, wissend, dass sein Leben in wenigen Minuten enden sollte, hatte er dieselbe Angst verspürt. Und dann war Lilo gekommen. Wie Gottes Rachenegel höchstpersönlich war sie über seine Peiniger gekommen und hatte ihn selbstlos gerettet.
Sie hatten einander gebraucht und waren füreinander da. Immer. Ganz gleich, was zwischen ihnen stand. Sie trotzen dem Tod und dem Teufel, weil sie sich liebten. Das Einzige, was sie auseinander bringen konnte, war genau diese Liebe. Sie hatte ihn schon einmal verlassen. Und Jakob hatte jeden Tag dafür gebetet, dass sie wieder zurückkommen würde. Ein Leben ohne Lilo konnte er sich nicht mehr vorstellen.
Jakob holte ein letztes Mal Luft, dann öffnete er stürmisch die Tür und trat ein.
Lilo saß am Tisch...




