Buch, Deutsch, Band 720, 224 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 235 mm, Gewicht: 450 g
Zur Säkularisation der poetischen Sprache
Buch, Deutsch, Band 720, 224 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 235 mm, Gewicht: 450 g
Reihe: Epistemata Literaturwissenschaft
ISBN: 978-3-8260-4471-7
Verlag: Königshausen & Neumann
Der „Witz“ gilt als Signum der poetischen Sprache Heinrich Heines. Gleichwohl wurde dieser Witz von der zeitgenössischen und späteren Literaturkritik zum Anlass genommen, das Oeuvre Heines als „Notzüchtigung“, als „frivol“ und endlich als „jüdisch“ abzuwerten – und ihm damit den Rang als „deutscher Dichter“ abzusprechen.
Unter Berücksichtigung sowohl psychoanalytischer Arbeiten als auch sprachphilosophischer Konzepte der deutschen Romantik analysiert die Studie das komplexe Phänomen Witz und nimmt das Vokabular der Rezeption ins Visier. Das Ergebnis: In der Abwertung des Witzes Heines bringt sich die poetische Sprache um ihre eigene zivilisatorische Leistung. Denn der Witz kann als sprachlich erfolgreiche Sublimierung von Aggressionen gelten, die eine demokratische Kultur fördert. Mehr noch: Die abwehrende Rezeption des Witzes offenbart einen umfassenden Ausgrenzungsdiskurs, der antijüdische Ressentiments ins Ästhetische übersetzt – ideologisch, politisch und religiös. Das Vokabular gegen den Witz erweist sich als Bestand des antisemitischen Jargons des 20. Jahrhunderts.