Laymon | Kill for Fun | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 69, 352 Seiten

Reihe: Horror Taschenbuch

Laymon Kill for Fun

Gnadenlose Geschichten
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86552-266-5
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Gnadenlose Geschichten

E-Book, Deutsch, Band 69, 352 Seiten

Reihe: Horror Taschenbuch

ISBN: 978-3-86552-266-5
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



12 gnadenlose Geschichten des Kultautors. Wie böse Deine Fantasie auch sein mag - die von Richard Laymon ist schlimmer! Inhalt: Triage Der Greifer Herman Eine gute Zigarre kann man rauchen Ich bin kein Krimineller Oscars Vorsprechen Die gute Tat Wunschknochen Das Aufräumkommando Graces Rettung Die Turmspringerin Der Pelzmantel Dean Koontz: 'Laymon treibt es immer auf die Spitze ... Keiner schreibt wie er, und seine Bücher bereiten immer wieder großes Lesevergnügen.' Stephen King: 'Wer sich Laymon entgehen lässt, verpasst einen Hochgenuss.'

Richard Laymon wurde am 14. Januar 1947 in Chicago geboren. In den 60ern zog seine Familie nach Südkalifornien. Er machte den BA in Englischer Literatur an der Willamette Universität in Oregon und einen MA an der Loyola Universtät in Los Angeles. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zunächst als Lehrer, Bibliothekar und Gutachter für ein Anwaltsbüro. Erste kürzere Werke, zumeist Thriller oder Kriminalgeschichten, erschienen zu Beginn der 1970er in Magazinen wie Ellery Queen, Alfred Hitchcock und Cavalier. Bereits damals verwendete Laymon, vorsichtig zunächst noch, Elemente des Grotesken und Bizarren. Erst später begann er mit dem Schreiben geradliniger Horrorstorys, ohne sich explizit um Genregrenzen zu kümmern. Der Roman The Cellar (1980) entwickelte sich zum Bestseller. Zahllose Taschenbuch- und Hardcoverausgaben machten den Titel um das Beasthouse in Malcas Point zum erfolgreichsten des Autors. Laymon schrieb etwa 50 Romane und sein Ruf wuchs beständig, bis er am Valentinstag, den 14. Februar 2001, völlig unerwartet an einem Herzanfall starb.
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TRIAGE


1

Fast Feierabend. Die letzte Stunde zog sich immer endlos in die Länge, besonders freitags.

Sharon sah auf die Uhr, die über der Bürotür hing.

Noch zehn Minuten. Zehn lange, lange Minuten. Dann endlich Freiheit. Wochenende.

Wäre Mr. Hammond nicht da gewesen, was öfter vorkam, hätten sich die anderen schon längst verzogen. Aber man ging natürlich nicht früher nach Hause, wenn der Chef es mitbekam.

Sharon wäre ohnehin nicht früher gegangen. Sie wurde für einen vollen Arbeitstag bezahlt, also arbeitete sie auch den vollen Tag. Im Gegensatz zu Susie, Kim und Leslie, die sich in Abwesenheit von Mr. Hammond längst verdrückt hätten.

Sharon mochte es am liebsten, wenn sie das Büro für sich allein hatte.

Susie, Kim und Leslie fand sie zwar nicht total unmöglich, hielt sie jedoch für ziemlich typische Angestellte: kompetent, aber nicht sonderlich ehrgeizig; in der Regel freundlich, wenn sie nicht gerade spitze Bemerkungen machten; ständig am Jammern über alle möglichen Kleinigkeiten und hauptsächlich mit ihren Haaren und Nägeln beschäftigt.

Mr. Hammond, der sich mit einer Mandantin in sein Büro zurückgezogen hatte, konnte nicht sehen, dass Susie lavendelfarbenen Lack auf ihre Nägel auftrug, während die letzten Minuten vor Feierabend verstrichen. Oder dass Leslie ihren Lippenstift in einem Klappspiegel kontrollierte. Oder dass Kim am Telefon plauderte, vermutlich mit einem ihrer diversen Freunde.

Sie machen diesen Job schon viel länger als ich, dachte Sharon.

Bevor ich’s überhaupt mitbekomme, fange ich wahrscheinlich selbst an, mir fünf Zentimeter lange Nägel wachsen zu lassen und …

Niemals.

Gott, ich würde mich lieber umbringen, als mein ganzes Leben mit einem Job wie diesem zu verschwenden.

Nein, auf keinen Fall.

Wie auch immer, diese Gefahr bestand nicht.

Sie blickte erneut auf die Uhr. Acht Minuten vor fünf.

Während sie über das langsame Verstreichen der Zeit schmunzelte, kehrte das unangenehme Gefühl im Magen zurück. Sodbrennen. Die Folge des heutigen Mittagessens in Simon’s Deli. Tolle Reuben-Sandwiches mit einer üppigen Portion Pastrami und Sauerkraut und einem riesigen Haufen geschmolzenem Schweizer Käse zwischen zwei Scheiben getoastetem Roggenbrot. Der totale Hit.

Ein Besuch im Simon’s bedeutete zwar immer eine lange Fahrt durch die mittägliche Rushhour und Sodbrennen am Nachmittag, aber es fiel Sharon trotzdem furchtbar schwer, der Versuchung zu widerstehen. Sie fuhr mindestens zweimal die Woche hin. Und bekam die Quittung dafür.

Sie blickte erneut auf die Uhr. Sechs Minuten vor fünf.

Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug …

Sie zog eine Seitenschublade ihres Schreibtischs auf und entnahm ihr eine Rolle Kautabletten. Nachdem sie einen Teil der Verpackung abgeschält hatte, drückte sie die erste Tablette mit dem Daumennagel heraus. Sie warf sich die rosa Pille in den Mund und begann zu kauen.

Ihr Telefon klingelte. In der Spätnachmittagsstille des Büros ließ das unerwartete Geräusch sie zusammenzucken. Sie schluckte die Tablette hinunter, lehnte sich über ihren Schreibtisch und angelte nach dem Mobilteil des Telefons. »Anwaltskanzlei J. P. Hammond and Sons, Sharon am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich krieg dich.«

Die Stimme des Mannes am anderen Ende der Leitung klang brutal und gemein. Unter der Bluse breitete sich eine Gänsehaut auf ihrem Rücken aus. Ihre Brüste kribbelten in den Körbchen ihres BHs und ihre Nippel wurden steif.

»Wie bitte?«

»Ich krieg dich, Sharon.«

»Wer ist da?«

»Ich krieg dich JETZT.«

Totenstille. Er hatte aufgelegt.

Sharon knallte das Telefon auf die Ladestation und zog ihre Hand zurück.

Kim, die den Hörer noch immer ans Ohr presste, drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl herum und schaute Sharon stirnrunzelnd an. »Was hast du für ’n Problem?«

»Dieser Anruf …«

»Ich hab hier selber gerade ’n Gespräch, Schätzchen. Kannst du vielleicht ’n bisschen leiser sein?«

»Tut mir leid.«

Die Eingangstür des Büros schwang auf und ein Mann betrat den Raum.

Er?

Der Kerl musste aus dem Flur angerufen haben, wahrscheinlich mit seinem Handy.

Er hielt allerdings kein Handy in der Hand.

Beide Hände waren mit einem Gewehr beschäftigt. Einer Waffe mit kurzem schwarzem Lauf und Pistolengriff.

Susie, deren Schreibtisch direkt neben der Tür stand, begrüßte Besucher für gewöhnlich mit einem »Was kann ich für Sie tun?«, üblicherweise gefolgt von: »Bitte nehmen Sie Platz.« Diesmal sagte sie jedoch kein Wort und ließ ihren Nagellack fallen. Das Fläschchen prallte auf die Schreibtischplatte und rollte davon.

»Ich bin hier, um Sharon zu besuchen«, erklärte der Mann.

Dieselbe Stimme, die sie gerade am Telefon gehört hatte.

Susie nickte, drehte sich um und zeigte in den hinteren Teil des Büros. Direkt auf Sharon. »Das ist sie.«

»Danke.« Der Mann schoss Susie seitlich in den Kopf. Als die Waffe zuckte, dröhnte der Knall in Sharons Ohren. Susies Kopf sah aus, als habe ihn jemand mit einem Baseballschläger zertrümmert, allerdings war ein Teil davon explodiert und versprühte eine rote Fontäne.

Susie rutschte von ihrem Stuhl, während der Mann eine neue Kugel in die Kammer seines Gewehrs gleiten ließ und den Lauf in Leslies Richtung schwenkte.

Sharon warf sich hinter ihren Schreibtisch. Ihre Knie knallten auf den harten Holzboden.

Eine weitere Explosion erschütterte das Büro. Dann hörte sie nichts mehr, außer dem Klingeln in ihren Ohren.

Sie reagierte anders als erwartet. Keineswegs starr vor Schreck. Sie fragte sich auch nicht, wer dieser Mann sein mochte oder warum er ins Büro hineingeplatzt war, um Menschen zu erschießen. Sie akzeptierte es als Tatsache. Als grauenvolle Tatsache. Als ob ohne Vorwarnung ein Lastwagen frontal auf sie zuraste.

Sie zuckte zusammen, als erneut ein Knall durch das Büro schallte.

Dann folgten zwei weitere schnelle Schüsse.

Scheiße!

Während sie hinter dem Tischbein kauerte, wurde ihr bewusst, dass sie auf ihre Handtasche starrte. Sie griff danach und spähte hinein: Geldbeutel, Lippenstift, Tampons, Marlboros, Haarbürste, Taschentücher, Notizblock, Aspirin, noch mehr Kautabletten gegen Sodbrennen, Kugelschreiber und ein Streichholzbriefchen von Simon’s Deli.

KRAWUMM!

Sie nahm heraus, was sie brauchte.

Mit seltsam ruhigen Händen klappte sie das Streichholzbriefchen von Simon’s Deli auf und riss ein Streichholz ab. Es brannte beim ersten Versuch. Sie hielt das Feuer an den Notizblock und die Flammen wellten die Seiten.

Sie ließ den brennenden Block in den Mülleimer fallen.

Er war halb voll mit zusammengeknülltem Papier.

Als Rauch aus dem Mülleimer aufstieg, packte Sharon ihn mit beiden Händen. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wo der Mann inzwischen sein mochte, sprang sie auf.

Er stand ein paar Meter entfernt, gleich links neben ihrem Schreibtisch, und hielt den Kopf gesenkt. Seine Hände waren damit beschäftigt, leuchtend rote Patronen in sein Gewehr zu laden. Er blickte auf.

Sharon schleuderte ihm den brennenden Mülleimer ins Gesicht und stürmte nach rechts.

Der Mann taumelte rückwärts und riss beide Arme in die Höhe.

Während Sharon noch um ihren Schreibtisch herumrannte, versuchte er, sich vor den brennenden Papierknäueln zu schützen, die ihm entgegenflogen.

Sharon stürzte in Richtung Bürotür.

Sie sah die Leichen auf dem Boden. Susie. Kim. Leslie. Per Kopfschuss getötet. Leblos in Blutpfützen liegend.

Ganz rechts blieb Mr. Hammonds Tür weiterhin geschlossen.

Hat er sich mit seiner Mandantin da drin verschanzt?

Sharon wollte über Susie hinwegspringen, aber ihr Schuh landete in einem Blutfleck, so rutschig wie Glatteis. Ihr Bein wurde nach oben gewirbelt. Sie stieß einen Schrei aus und wedelte mit den Armen, kippte nach hinten und schlug hart auf. Ihre rechte Pobacke knallte seitlich gegen Susies Kopf. Die linke hing weiterhin in der Luft. Sharon kippte zur Seite.

Landete im Blut.

Sie blieb auf dem Bauch liegen und hob den Kopf. Der Killer verfolgte sie nicht. Noch nicht. Er stand vor ihrem Schreibtisch, von kleinen Feuern umgeben, und bemühte sich, das brennende Hemd vom Körper zu bekommen.

Sharon krabbelte über den blutnassen Fußboden, rappelte sich auf, wirbelte herum und taumelte zur Tür, riss sie auf. Im Umsehen bemerkte sie, wie der Killer sein Hemd wegschleuderte.

Das war’s. Jetzt kommt er.

Bevor sie weglief, bekam sie als Letztes mit, wie sich der Killer bückte, um sein Gewehr aufzuheben.

2

Sharon stand im leeren Flur. Sie zog den Kopf ein und rannte mit langen, schnellen Schritten und schwingenden Armen auf das NOTAUSGANG-Schild am Ende des Gangs zu.

Die Fahrstühle befanden sich in der anderen Richtung, aber sie wusste es besser, als ihr Glück damit zu versuchen. Zu weit weg. Außerdem standen die Chancen, dass eine der Kabinen rechtzeitig auf diesem Stockwerk anhielt, ziemlich schlecht.

Sie musste so schnell wie möglich aus dem Flur abhauen.

Das schaffe ich nie.

Durch ihren...



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