Linden | Familie mit Herz 48 - Familienroman | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 48, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

Linden Familie mit Herz 48 - Familienroman

Aktion "Doppeltes Lottchen"
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8035-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Aktion "Doppeltes Lottchen"

E-Book, Deutsch, Band 48, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

ISBN: 978-3-7325-8035-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Aktion 'Doppeltes Lottchen' - Wie zwei kleine Mädchen wieder zueinanderfinden
Von Martina Linden

'Kein Zweifel, Oberschwester', sagt Schwester Helga, 'beide Kinder heißen Fürst. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, sind am selben Tag geboren - und wir haben beiden den Blinddarm rausgenommen!'
Wie erstarrt bleibt Leonie Fürst in der Tür zum Stationszimmer stehen und lauscht dem Gespräch.
'Mag sein, Helga', hört das kleine Mädchen in dem Moment die Stimme der Oberschwester. 'Vielleicht sind Leonie und Lotta wirklich Zwillinge und haben sich durch irgendwelche schicksalhaften Umstände nie kennengelernt. Aber Sie, Schwester, werden sich unterstehen, Schicksal zu spielen, verstanden?!'
Leonie hat genug gehört! Lotta heißt das Mädchen also - und Leonie nimmt sich vor, Schwester Helga die Arbeit abzunehmen. Sie selbst wird jetzt nämlich Schicksal spielen!

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Aktion „Doppeltes Lottchen“

Wie zwei kleine Mädchen wieder zueinanderfinden

Von Martina Linden

„Kein Zweifel, Oberschwester“, sagt Schwester Helga, „beide Kinder heißen Fürst. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, sind am selben Tag geboren – und wir haben beiden den Blinddarm rausgenommen!“

Wie erstarrt bleibt Leonie Fürst in der Tür zum Stationszimmer stehen und lauscht dem Gespräch.

„Mag sein, Helga“, hört das kleine Mädchen in dem Moment die Stimme der Oberschwester. „Vielleicht sind Leonie und Lotta wirklich Zwillinge und haben sich durch irgendwelche schicksalhaften Umstände nie kennengelernt. Aber Sie, Schwester, werden sich unterstehen, Schicksal zu spielen, verstanden?!“

Leonie hat genug gehört! Lotta heißt das Mädchen also – und Leonie nimmt sich vor, Schwester Helga die Arbeit abzunehmen. Sie selbst wird jetzt nämlich Schicksal spielen!

„Ich gehe spielen, Mama.“ Lotta Fürst rannte zur Haustür.

„Warte!“

Die Sechsjährige blieb wie angewurzelt stehen. Widerwillig wandte sie sich ihrer Mutter zu. „Was ist denn?“

„Es wird sicher bald regnen.“ Katharina Fürst strich ihrer Tochter zärtlich durchs Haar, dann nahm sie einen blauen Regenmantel aus dem Dielenschrank und den dazu passenden Wetterhut.

„Nein!“ Lotta verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Die anderen tragen auch nicht so’n doofes Zeug“, maulte sie. „Und einen Hut haben sie auch nicht auf.“

„Was die anderen Kinder tragen, interessiert mich nicht“, erwiderte Katharina ungerührt. „Wenn es ihren Mütter gleichgültig ist, ob sich die Kinder erkälten oder nicht, ist das ihre Sache. Du wirst jedenfalls nicht ohne Hut und Mantel im Regen herumrennen. Und die Gummistiefel werden auch angezogen.“

„Es regnet noch gar nicht.“ Lottas Augen füllten sich mit Tränen. Sie wusste genau, dass man sie wieder auslachen würde, wenn sie so auf die Straße kam.

„Entweder du ziehst den Mantel an, oder du bleibst hier“, drohte die Mutter.

Lotta überlegte blitzschnell. Hinten im Garten gab es eine dichte Brombeerhecke, da konnte sie Mantel, Hut und Gummistiefel verschwinden lassen und später wieder holen.

„Gut“, gab sie seufzend nach.

Katharina blickte ihrer Tochter ängstlich nach, als diese das Haus verließ. Es war ihr unbegreiflich, dass Lotta nicht im Garten bleiben wollte, sondern unbedingt zum Spielplatz laufen musste. Sie konnte ihre Freunde doch auch zu sich nach Hause einladen.

„Wann wirst du endlich aufhören, Lotta wie ein Kleinkind zu behandeln?“, fragte ihre Mutter von der Treppe her.

Die junge Frau wandte sich um.

„Mit sechs ist man noch ein kleines Kind“, verteidigte sie sich. „Erst heute Morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass wieder eine Siebenjährige überfahren worden ist. Mir läuft es jedes Mal kalt über den Rücken, wenn ich so was höre.“

„Mir auch“, antwortete Christine Wagner, „doch das ist noch lange kein Grund, Lotta in Watte zu packen. Außerdem machst du nicht nur sie damit verrückt, sondern auch dich.“

„Genügt es nicht, dass ich ein Kind verloren habe?“ Katharina trat in die Küche. Geistesabwesend schenkte sie sich eine Tasse Kaffee ein und stürzte sie in einem Zug hinunter.

Christine Wagner räumte den Frühstückstisch ab.

„Du solltest von Leonie nicht wie von einer Toten sprechen“, sagte sie missbilligend. „Leonie lebt, wenn auch bei deinem geschiedenen Mann. Ganz sicher geht es ihr gut.“

„Ich habe nicht einmal ein Foto von ihr, etwas, woran ich mich klammern könnte.“

„Genau das ist dein Fehler, Katharina“, meinte Frau Wagner resolut. „Kinder sind nicht dazu da, um sich an ihnen festzuklammern.“ Sie stieß heftig den Atem aus. „Du bist erst zweiunddreißig. Du solltest wieder heiraten.“

„Ich denke nicht daran.“

Christine Wagner überlegte, wie sie ihre Tochter mit dem netten jungen Mann, den sie vor einigen Tagen beim Einkaufen kennengelernt hatte, bekannt machen konnte. Er hatte ihr erzählt, dass er Tennis spielte …

Auch Katharina hing ihren Gedanken nach. Lotta und Leonie waren Zwillinge. Vom ersten Tag an hatten sie einander zum Verwechseln ähnlich gesehen. Sie war durch eine Schwangerschaftspsychose nicht in der Lage gewesen, beide Kinder zu versorgen. Deshalb hatte die Tante ihres Mannes Leonie wenige Wochen nach ihrer Geburt zu sich genommen.

„Warum spielst du nicht wieder Tennis?“

„Tennis?“ Katharina hob überrascht den Kopf. „Wie kommst du denn darauf? Ich habe doch schon ewig nicht mehr gespielt.“

„Gerade deshalb. Du musst endlich was haben, was dir Freunde macht. Der Haushalt und Lotta können dich auf die Dauer nicht ausfüllen.“

„Ich weiß nicht.“

„Wenn du nicht Tennis spielen willst, dann belege einige Kurse an der Volkshochschule. Frau Thomas von nebenan lernt übrigens Töpfern. Wäre das nichts für dich?“

„Im Grunde reicht es mir, für mein Kind zu sorgen“, sagte Katharina. „Gib dir keine Mühe, Mutter, du kannst mich nicht von meinen Pflichten abhalten.“

Es klingelte. Die junge Frau eilte zur Haustür. Es war der Postbote, der ein Päckchen für Lotta brachte.

„Wissen Sie, dass Ihre Kleine barfuß rumläuft, Frau Fürst?“, fragte er.

„Barfuß?“ Katharina schüttelte den Kopf. „Unmöglich Herr Größer, Lotta trägt Gummistiefel.“

„Sie ist barfuß“, beharrte der Mann.

„Wo haben Sie sie gesehen?“

„Auf dem Platz hinter Feinkost-Hofmann. Sie spielt da mit anderen Kindern.“ Der Postbote tippte grinsend an seine Mütze. „Bis zum nächsten Mal.“

„Auf Wiedersehen“, murmelte Katharina. Sie brachte das Päckchen in die Küche und legte es auf den Tisch. „Das Buch, das ich für Lotta bestellt habe – ich muss auf einen Sprung weg, Mutter. Scheinbar hat Lotta ihre Gummistiefel ausgezogen.“

„Sie wird sich schon nicht gleich erkälten“, meinte Christine Wagner unbesorgt.

„Und die Lungenentzündung, die sie im letzten Jahr hatte?“, fragte Katharina scharf. Bevor ihre Mutter noch etwas erwidern konnte, hatte sie bereits das Haus verlassen.

Aufseufzend bückte sich Frau Wagner nach dem Kartoffelkorb und stellte ihn auf den Tisch. Katharina machte exakt dieselben Fehler wie sie damals. Wenn es so weiterging, würde Lotta später genauso lebensuntüchtig sein, wie ihre Mutter es mit fünfundzwanzig gewesen war.

Schon von Weitem hörte Katharina die Stimme ihrer kleinen Tochter. Hastig überquerte die junge Frau die Straße. Wie oft hatte sie Lotta verboten, die Straßenseite zu verlassen.

„Lotta, deine Mutter!“, rief ein kleines Mädchen, als Katharina um die Ecke bog.

Lotta zuckte zusammen. Vergeblich sah sie sich nach einem Versteck um.

„Sieht nach Ärger aus“, bemerkte sie und ging ihrer Mutter entgegen.

„Wo hast du deine Sachen?“, fuhr Katharina die Kleine auch sofort an. „Du willst dir wohl unbedingt den Tod holen.“

„Die anderen sind auch nicht wie im Winter angezogen“, entgegnete Lotta trotzig.

Sie drehte sich halb um und wies auf ihre Freundinnen, die ihr Spiel unterbrochen hatten und neugierig zu ihnen hinstarrten.

„Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass es mich nicht interessiert, was die anderen Kinder tun.“ Katharina packte ihre Tochter bei den Schultern. „Also, wo sind dein Mantel, Schuhe und Hut?“

„Zu Hause hinter den Brombeeren.“

„Heute kommst du mir nicht mehr raus, verstanden?“ Katharina umfasste Lottas Taille und hob das Mädchen hoch. Wie ein Paket trug sie ihre zappelnde Tochter aus dem Hof. Das Gelächter der anderen Kinder folgte ihnen.

„Lass mich runter, Mama, bitte.“

„Damit du noch länger barfuß laufen kannst?“, schimpfte Katharina.

„Es regnet überhaupt nicht.“

„Kein Grund, sich halb auszuziehen.“ Die junge Frau versuchte, das Gewicht ihrer Tochter zu verlagern.

Sie bedauerte, nicht den Wagen genommen zu haben. Endlich tauchte der Garten vor ihnen auf. Mit letzter Kraft trug sie Lotta ins Haus. Das kleine Mädchen flüchtete sofort in die Küche zu seiner Großmutter.

Schweigend füllte Katharina eine Schüssel mit warmem Wasser und stellte sie auf den Boden.

„Du nimmst sofort ein Fußbad, und dann geht’s ins Bett. Bis zum Mittag bleibst du liegen. Im Bett kannst du wenigstens nichts anstellen.“

„Meinst du nicht, dass du reichlich übertreibst?“, fragte ihre Mutter in dem Moment ungehalten.

„Das lass nur meine Sorge sein“, erwiderte die junge Frau heftig, setzte Lotta auf einen Stuhl und stellte deren Füße ins warme...



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