E-Book, Deutsch, 136 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
Liu / Trenkle Die Chinesische Truhe
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8497-8341-9
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Symptome symbolisieren und unbewusst auflösen
E-Book, Deutsch, 136 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
ISBN: 978-3-8497-8341-9
Verlag: Carl Auer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Deutsche und chinesische Psychotherapeut:innen stehen untereinander in regem Kontakt. In China schufen der rasche gesellschaftliche Wandel und die traumatischen Wunden der Kulturrevolution einen großen Bedarf an professioneller Hilfe. Im Gegenzug befruchten traditionelle chinesische Ansätze die hiesige Psychotherapie mit wertvollen Anregungen.
Tianjun Liu, Direktor des Qigong-Forschungslabors an der Universität Peking, erkannte das therapeutische Potenzial einer traditionellen chinesischen Entspannungstechnik. Auch der Hypnotherapeut Bernhard Trenkle war von ihrer hohen Wirksamkeit überrascht. Gemeinsam entwickelten sie die Technik weiter und kombinierten sie mit weiteren Verfahren.
Die Chinesische Truhe lässt sich für eine Vielzahl von Problemen und Zielen nutzen, darunter Stress- und Burnout-Prophylaxe, Schmerzen, psychosomatische Beschwerden, Konzentrationsprobleme, Schlaf- und Traumafolgestörungen.
Zielgruppe
Psychotherapeut:innen
Hypnotherapeut:innen
Traumatherapeut:innen
Mitarbeiter:innen in Beratungsstellen
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
2Das Therapieverfahren
Die Behandlung mit der Chinesischen Truhe ist in zehn Schritte unterteilt und wird in zwei Phasen durchgeführt, einer statischen und einer dynamischen Phase. Jede Phase wird eingeleitet durch dreifach regulierende Entspannungsübungen für Körper, Atem und Emotionen, wodurch der Klient in einem ruhigen Zustand ankommt. Am Ende jeder Phase wird ein Protokoll erstellt, um die Ergebnisse festzuhalten. So kann später eine Evaluation erfolgen. 2.1Statische Phase
In dieser Phase wird ein Symptom zur Behandlung ausgesucht. Es werden ein entsprechendes Symbol und ein passender Träger vertiefend imaginiert. 2.1.1Dreifach regulierende Entspannung: Körper, Atem, Denken und Fühlen Diese dient dazu, zu entspannen und zur Ruhe zu kommen, Körper und Geist in Einklang zu bringen, den Übergang vom Alltagsleben zum Behandlungsbeginn zu gestalten. Regulieren über den Körper Aufrecht mit geradem Rücken auf dem vorderen Drittel der Sitzfläche sitzen. Beide Hände ruhen auf den Knien, die Augen sind leicht geschlossen. Regulieren über die Atmung Langsam, tief atmen. Aufmerksamkeit auf das Ausatmen gerichtet, das Einatmen kommt von allein. Beim Ausatmen darauf achten, dass nicht die ganze Luft vollständig ausströmt, sodass ein fließender Übergang zum nächsten Atemzug ermöglicht wird. Regulieren über das Denken und Fühlen Mit dem Ausatmen alle Gedanken und Gefühle aus dem Bewusstsein strömen lassen. Dem Klienten mitteilen, wenn er sich entspannt fühlt, sich in einem ruhigen und friedlichen Zustand befindet, kann er die Übung beenden und langsam die Augen öffnen. Dieser Prozess dauert in der Regel drei bis fünf Minuten. 2.1.2Das Ausgangssymptom festlegen Das Ausgangssymptom wählen Mit Ausgangssymptomen sind v. a. negative Empfindungen, nämlich körperliche und psychische Beschwerden gemeint, einschließlich negativer Gefühle und Stimmungen. Zu psychischen Beschwerden gehören negative Emotionen wie Depressivität, Ängste und Phobien, sie sollen klar differenziert werden. Negative Körperwahrnehmungen wie Kopfschmerzen, Druck auf der Brust, Völlegefühl etc. sind genau zu lokalisieren. Die Chinesische Truhe arbeitet mit Symptomen, die Teil psychischer oder auch psychosomatischer Krankheiten sein können; die diagnostische Zuordnung spielt wie gesagt keine Rolle. Die adressierten körperlichen Symptome sind meistens Teil psychosomatischer Beschwerden, aber auch, wenn es eine körperliche Ursache gibt, kann die Methode eine gewisse Wirkung erzielen. Wichtig ist dabei, die subjektiv erlebten negativen Gefühle von auslösenden Lebensereignissen zu trennen. Der Behandlungsgegenstand der Chinesischen Truhe sind prinzipiell Erstere, nicht Letztere. Die Beeinträchtigung durch die Symptome messen Der Klient schätzt die Beeinträchtigung durch die Beschwerden auf einer Skala von 0 bis 10 ein: 0 bedeutet beschwerdefrei, 10 maximale Beschwerden. Hier ist zu beachten, dass die Beeinträchtigung durch die Beschwerden von der Schwere der Symptome zu unterscheiden ist. Es geht darum, inwieweit den Klienten die Beschwerden auf körperlicher und psychischer Ebene stören. Symptomschwere und persönliche Beeinträchtigung sind nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden, sie korrelieren in hohem Maße. Dass die beiden nicht gleich sind, sondern unterschiedliche Dimensionen darstellen, auch wenn ihre strenge Differenzierung in den meisten Fällen nicht notwendig ist, sollte jedoch klar sein. Es ist in bestimmten Situationen wichtig zu differenzieren. Beeinträchtigungsgrad und Symptomwahl In der Praxis wird ein Symptom mit einem Beeinträchtigungsgrad von = 7, mindestens = 5, zur Behandlung ausgesucht. Es geht auch mit zwei bis drei ähnlichen Symptomen, deren Beeinträchtigungsgrad jeweils = 5 liegt, deren Gesamtwert aufsummiert jedoch > 7 sein sollte. 2.1.3Das Symbol für das Ausgangssymptom intensiv imaginieren Das Ausgangssymptom zum konkreten Objekt umwandeln Der Therapeut lädt den Klienten ein, sich sein Symptom als einen konkreten Gegenstand vorzustellen, einen Gegenstand mit physikalischen Eigenschaften. So könnte zum Beispiel gereizte Stimmung als ein wirres Knäuel, der Druck auf der Brust als Stein bildlich werden. Das Symbol zeichnet sich gewöhnlich ab, indem der Therapeut dem Klienten von verschiedenen Seiten Fragen stellt, möglichst nicht durch den willkürlichen Einsatz der Vorstellungskraft. Das Symbol prüfen und vereinfachen Das vom Klienten entwickelte, spontan entstandene oder vom Therapeuten eingeleitete Symbol eignet sich nicht unbedingt von vornherein. An dieser Stelle ist es am Therapeuten, zu überprüfen und beim Sortieren zu helfen: Das Symbol soll grundsätzlich das Symptom verkörpern und nicht dessen Auslöser, oft ein Lebensereignis; in der Praxis wird dies allerdings leicht verwechselt. Das Symbol ist nicht immer klar und eindeutig. Sollten mehrere Objekte als Symbol auftauchen, ist ein Objekt als das wichtigste zu erfassen, als das Hauptthema zu bearbeiten; die anderen, restlichen werden in der nächsten Sitzung berücksichtigt. Ein präzises und prägnantes Symbol als Arbeitsgegenstand zu entwickeln, ist grundlegend für die wirksame Durchführung der Chinesischen Truhe. Das Symbol intensiv imaginieren Der Therapeut wendet suggestiv, zielgerichtet zwei Strategien bei der Fragestellung an, um den Klienten schrittweise in die vertiefende Imagination mit dem Symbol eintauchen zu lassen, mit bildhaftem, plastischem Erleben. Die erste Möglichkeit ist, aus verschiedenen Blickwinkeln nach möglichst vielen Facetten des Symbols zu fragen, sodass das Symbol sich allmählich abzeichnet, sich wie ein Bild mit allen erdenklichen Details vom Hintergrund abhebt. Die zweite Möglichkeit besteht darin, über mindestens drei Kanäle nach der Sinneswahrnehmung zu fragen, sei es optisch, akustisch, olfaktorisch oder taktil, sodass ein mehrdimensionales, plastisches Bild vom Symbol entsteht. Wenn der Klient zum Beispiel ein schwarzes Pflaster als Symbol benennt, kann der Therapeut sein imaginatives Erleben verstärken, indem er ihn nach dessen Größe, Form, Farbe, Lichtreflexion (glänzend/matt), Geruch, Klebrigkeit, Konsistenz sowie Textur fragt, wie auch nach dem Geruch der Medizin, aus westlichen oder klassisch chinesischen Kräutern etc. Durch wiederholte suggestive Fragestellungen zu verschiedenen Details und Sinneswahrnehmungen wird das Bild in seiner Form und Bedeutung schrittweise plastisch zum Vorschein kommen, das Pflaster wird schließlich im Kopf des Klienten eine psychische Realität darstellen, als ob eine objektive physische Realität erreicht wäre. Die Entstehung des Symbols, das Differenzieren, Prüfen oder Vereinfachen sowie der Prozess des intensiven Imaginierens sind häufig miteinander verflochten, sie inspirieren und vervollständigen sich gegenseitig. Die Reihenfolge, was zuerst, was als Nächstes geschieht, ist nicht streng definiert; die unterschiedlichen Schritte können sich auch parallel entwickeln oder sich kreuzen. 2.1.4Den Träger für das Symbol vertiefend imaginieren Den Träger gestalten / entstehen lassen Das Symbol braucht nun einen geeigneten Träger. Der Klient wird dabei unterstützt, einen passenden Behälter bzw. Halter für das Symbol seiner Beschwerden vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Der so gefundene Träger ist eine notwendige Voraussetzung für die weitere Arbeit, sich von den im Symbol verkörperten Beschwerden zu distanzieren und diese anzunehmen. Dieser Schritt darf nicht fehlen. Vom vorhandenen Symbol ausgehend zeichnet sich ein passender, stabiler Träger meist durch weiteres Anbahnen und Nachfragen auf natürliche Art und Weise ab. Den Träger überprüfen, verändern oder austauschen Wenn ein Träger offensichtlich nicht zum Symbol passen sollte, wie eine Papiertüte für Steine oder eine Holztruhe für Feuer, soll mit dem Klienten besprochen werden, dass während der späteren Bewegung die Gefahr bestünde, dass das Symbol herunterfällt oder der Träger beschädigt wird. So wird dem Klienten empfohlen, den Träger zu reparieren oder auszutauschen. Beispielsweise kann für Steine eine Holztruhe gewählt werden, eine Eisentonne für Feuer. Jedoch hat die klinische Erfahrung gezeigt, dass durch Reparatur oder Austausch des Trägers meistens nicht die ideale Passung mit...