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E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Weserbergland-Krimi

Lonski Teufelskralle

Hubert Wesemanns 4. Fall
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8271-9629-3
Verlag: CW Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Hubert Wesemanns 4. Fall

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Weserbergland-Krimi

ISBN: 978-3-8271-9629-3
Verlag: CW Niemeyer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Wesemanns 4. Fall Merkwürdige Dinge erschüttern die Kleingartenkolonie 'Grüne Bohne' an Töneböns Teichen. Der Knochen eines menschlichen Zehs taucht auf und verschwindet wieder - dann der Knochen eines Arms und schließlich ein Daumenknochen, dem Gleiches widerfährt. Kleingärtnerulk? Hirngespinste? Allerdings bricht in einigen Parzellen ungewöhnlicher Wohlstand aus: ein Dach kann neu gedeckt werden, ein Aufsitzrasenmäher wird angeschafft und schließlich steht ein neues Auto vor Cumhur Ulu?s Parzelle. Niemand scheint misstrauisch zu werden, nur die etwas ungewöhnliche Grete Stepphan will Licht in die dunklen Laubengänge bringen und zieht Hubert Wesemann immer tiefer hinein in einen verwinkelten und verwickelten Fall. Woher kommen die Knochen und der plötzliche Reichtum? Wesemann muss zu Spaten, Harke und Gießkanne greifen, um undercover zu ermitteln und wird fündig ...

Günter von Lonski wurde 1943 in Duisburg-Laar geboren. Er studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1981 schreibt er Romane, Krimis, Jugend- und Kinderbücher, Hörspiele, Kurzgeschichten, Glossen, Satiren und Schulbuchbeiträge. 2010 erhielt er den Rolf-Wilhelms-Litera turpreis der Stadt Hameln. Günter von Lonski ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Hannover. Er ist außerdem Autor von bereits zwei erschienenen Weserbergland-Krimis Das letzte Lied und Tödlicher Wind, in denen der akribische Journalist Hubert Wesemann ermittelt - spannend, unterhaltend, mit einem Schuss Humor und Ironie. Mehr über Günter von Lonski und seine Aktivitäten erfahren Sie unter www.vonlonski.net
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EINS


Derbe Arbeitsschuhe an den Füßen, Frisur wie vom Heimfrisör, Grete Stepphan. Lehm klebt noch an den Rändern ihrer Schuhe, besonders an der rechten Hacke. Sie hatte Wesemann vor Kurzem angerufen und sich mit ihm verabredet. Wesemann ist froh, dass sie ihn im Bürgergarten treffen wollte – bei den Schuhen.

Grete Stepphan arbeitete in einem kleinen Blumengeschäft in Hamelns Innenstadt. Doch Touristen kaufen keine Blumen. Höchstens, wenn sie verliebt sind. Und dann auch nur Rosen. Meist eine.

Touristen brauchen Kaffee, Kaffee, Kaffee, Kuchen, Bier, Schnitzel und Ansichtskarten. Oder eine Ratte aus Stoff als Schlüsselanhänger. Woanders wird sie bekämpft, Hameln lebt von seiner Rattenplage.

Nachdem der Blumenladen für immer geschlossen worden war, hatte Wesemann nicht mehr viel von Grete Stepphan gehört. Eigentlich gar nichts. Und auch nichts über sie.

„Haben Sie zugenommen?“, fragt Grete Stepphan, als sie Wesemann die Hand gibt.

Soll er kommentarlos gehen? Er zieht den angeblich nicht vorhandenen Bauch ein und gibt ihr die Hand. Ihre Hand ist rau und hart, und ihr unerwartet heftiger Händedruck treibt Wesemann fast das Wasser in die Augen. Er lässt es sich nicht anmerken.

Sie setzen sich auf eine Bank, etwas abseits von den Laufwegen neben einem großen Rhododendronbusch, mit Blick auf die Stadtverwaltung.

„Ich hätte da vielleicht einen ganz interessanten Fall für Sie …“

„Nein!“, sagt Wesemann. „Meine Frau will nicht, dass ich mich weiterhin in Sachen einmische, die mich nichts angehen.“

„Sie sind verheiratet?“ Grete Stepphan sieht ihn überrascht an.

„So gut wie!“

„So gut wie ist gar nicht. Warum sind Sie so abweisend?“

„Weil ich keine Lust mehr habe auf vorwurfsvolle Blicke, tagelanges Schweigen im Walde und Abendessen vom Bringdienst.“

„Ich bin berühmt für meine Eintöpfe …“

„Danke“, sagt Wesemann, „kein Bedarf!“

„Ich weiß noch nicht mal, ob es ein Fall ist.“ Grete Stepphan holt tief Luft und will wohl den Sachstand erläutern.

„Verschonen Sie mich mit den Einzelheiten.“

Eine junge Frau geht vorbei, grüßt Wesemann, Wesemann grüßt zurück. Er schaut auf die prall gespannte Jeans.

„Aber so gut wie!“

Grete Stepphan lacht. Die junge Frau setzt sich gegenüber auf eine Bank, direkt in Wesemanns Blickrichtung.

„Erzählen Sie schon!“

„Womit soll ich anfangen?“

„Bitte nicht bei Adam und Eva!“

Die junge Frau von gegenüber holt ein Buch aus der Tasche, schlägt es auf, doch bevor sie sich in den Text vertieft, schenkt sie Wesemann noch ein Lächeln. Sie liest bestimmt einen Liebesroman.

„Zusammengefasst“, sagt Grete Stepphan, „war es eigentlich nur ein Zeh, der mich irritiert. Karl-Gustav Lange hatte ihn in seiner Laube.“

„Die meisten Menschen haben zwei.“ Wesemann tippt auf graublaue Augen, und ihr kleines Dekolleté ist durchaus blickfreundlich.

„Aber es war nur ein Zeh mit nichts dran, und ganz frisch sah er auch nicht mehr aus. War nur noch ein Knochen.“

„Vielleicht sollte er damit zum Arzt gehen?“

„Hören Sie mir überhaupt zu?“ Grete Stepphan empört sich.

„Ja, ja“, murmelt Wesemann, „ich verstehe das, habe selber manchmal Probleme mit meinen Füßen.“

„Von Ihnen kann ich also keine Hilfe erwarten?“

„Wobei?“ Wesemann will sich wieder auf Grete Stepphan konzentrieren. Doch die sitzt nicht mehr neben ihm, ist bereits aufgestanden und hat sich ein, zwei Schritte entfernt.

Wesemann, sei nicht so unhöflich, nur weil sie dreißig Jahre älter ist als das Fohlen von gegenüber. Außerdem willst du Karola heiraten. Was hat sie noch gesagt?

„Nur so ein einzelner Zeh ist wirklich ein Problem – ohne was dran“, murmelt Wesemann.

Grete Stepphan kommt zurück und setzt sich wieder zögernd neben Wesemann. „Ich kann auch einen Detektiv beauftragen ...“

„Nicht nötig.“

„Beim Umgraben kommt so einiges ans Licht,“ sagt Frau Stepphan, „Tierknochen, Tonscherben, aber das meiste sind doch Regenwürmer.“

„Dann ist doch sehr wahrscheinlich, dass es der Knochen eines Tieres war?“

„Karl-Gustav Lange hat zwei Jahrzehnte bei einem Bestatter gearbeitet. Der wird doch wohl einen menschlichen Knochen von einem Tierknochen unterscheiden können?“

„Also schön“, sagt Wesemann, „sehen wir uns die Sache mal ganz unverbindlich an. Wo ist dieser Zeh denn jetzt anzutreffen?“

Die junge Frau von gegenüber steht von der Bank auf, kommt herüber, das Buch in ihrer Hand hat den Titel . Sie zögert ein wenig, steuert dann aber Wesemann zielstrebig an.

Wesemann lässt Stepphan Stepphan sein, steht auf, versucht sein charmantestes Lächeln. Das sind doch höchstens zwanzig, fünfundzwanzig Jahre Altersunterschied. Eine Rabenkrähe auf dem Weg neben Wesemann beäugt ihn misstrauisch. Die junge Frau sagt: „Entschuldigen Sie …“

Jetzt könnte er bereits die Hand nach ihr ausstrecken. Ihre Augen sind grün-grau und dieses süße Näschen ...

„… Sie sind doch der Bezirksschornsteinfeger? Unsere Gasheizung … mein Mann meint …“

Tolle Aktion, Wesemann! Wie sie auf dich geflogen ist! „Nein, ich bin nicht der Bezirksschornsteinfeger und mit Gasheizungen kenne ich mich überhaupt nicht aus.“

„Schade“, sagt die junge Frau, zuckt mit den Schultern und geht zu ihrer Bank zurück.

Grete Stepphan hat einfach abgewartet und den Rand ihrer Stiefel an einem Abfallkorb abgestreift. Nichts für Rabenkrähen abgefallen.

„Also, der Zeh …“

„Ja, der Zeh?“ Wesemann wird sich jetzt voll und ganz Grete Stepphan widmen.

„… der Zeh ist weg.“

„Prima, dann hat sich die Sache also von ganz allein geklärt.“

„Manche Lösungen sind zu einfach, und dann hat man ein ungutes Gefühl.“

So hübsch war die Leserin von gegenüber nun auch nicht, und ihr Gang, völlig ausdruckslos!

„Karl-Gustav Lange hat in unserer Kleingartenanlage die dritte Parzelle im vierten Gang. Und er hat einen Dackel. Aber den darf er nicht frei laufen lassen in der Anlage. Hat er ein paarmal versucht, aber dann ist gleich Cumhur Ulu? gekommen und hat ihm die Kleingartensatzung unter die Nase gehalten. Danach sind sich Lange und Cumhur Ulu? immer aus dem Weg gegangen.“

Stepphan setzt sich zurück auf die Bank, Wesemann resigniert und hockt sich neben sie.

„Der Dackel von Lange hat den Zeh gefunden, und Lange hat ihn überall rumgezeigt und nachgefragt, ob ihn jemand vermisst. Hat sich aber keiner gemeldet. War auch eine komische Frage, und Lange wollte schon zur Polizei gehen. Da war der Zeh auf einmal verschwunden.“

„Keine schlechte Lösung,“ meint Wesemann.

„Hab’ ich auch gedacht. Die Polizei ist gekommen, hat was aufgeschrieben und nach den Kürbissen gesehen. Danach sollte sich die Aufregung in der Anlage legen, und wir könnten mit den Vorbereitungen für das Kinderfest beginnen.“

Wesemann würde jetzt gerne einen Kaffee trinken, aber nicht mit Grete Stepphan. Einfach einen Kaffee. Ohne Milch und Zucker.

„Aber dann hat Cumhur Karl-Gustav nach einem Seitenschneider gefragt.“ Stepphan schaut Wesemann herausfordernd an.

„Ach“, fragt Wesemann, „nach dem Seitenschneider?“ Weil ihm nichts anderes einfällt.

„‚Karl-Gustav!‘ hat er gesagt. Verstehen Sie denn nicht? Die beiden haben sich plötzlich geduzt, obwohl sie sich bis vor wenigen Tagen am liebsten gegenseitig die Schneckenplage auf den Hals gehetzt hätten.“

„Ist doch schön, wenn sich Streithähne wieder versöhnen.“

Stepphan sieht ihn auf einmal sehr skeptisch an. Wesemann denkt: , sagt aber nichts.

Stepphan will den Gedankengang auch nicht vertiefen und kehrt zu ihrem ursprünglichen Anliegen zurück. „Langes Dackel buddelte also einen verwaisten Zehenknochen aus, Lange zeigte ihn überall herum und plötzlich war der Zeh wieder verschwunden …“

„Ja, so weit sind wir schon gekommen.“ Wesemann wird Karola nachher vom Sender abholen und ihr einen kleinen Bummel durch die Innenstadt vorschlagen. Als zukünftiger Ehemann hat man so seine Verpflichtungen.

„… und Lange deckt jetzt das Dach auf seiner Laube neu ein, obwohl er sich letzte Woche eine Gießkanne von mir leihen musste, weil er sich keine neue leisten konnte. Ich hab sie ihm geschenkt!“

„Ich würde Ihnen gern helfen“, sagt Wesemann, „aber was soll ich machen? Ich habe keine Gießkannen.“

„Kommen Sie mir nicht so. Sie müssen doch wissen, was man in solch einem Fall unternehmen muss. Sie sind doch der Mann mit dem empfindlichen Näschen.“

Die Rabenkrähe fliegt auf den Rand des Abfalleimers. Sie lebt von ihrer Geduld.

„Man sollte nichts überstürzen“, sagt Wesemann, und ihm ist, als könnte er den Kaffee schon riechen. „Sie müssen weiter aufpassen, und wenn sich wieder etwas ereignet, rufen Sie mich einfach an.“ Wesemann, das könnte ein Fehler gewesen sein, du hättest lieber etwas von einer Postkarte sagen sollen, die sie schreiben könnte.

„Sie finden also auch, dass man nicht so leichtfertig über die Sache hinweggehen soll?“

„Der Fall verspricht durchaus kriminalistisches Potenzial und verlangt nach lückenloser Aufklärung.“

Grete Stepphan verabschiedet sich...


Günter von Lonski wurde 1943 in Duisburg-Laar geboren. Er studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1981 schreibt er Romane, Krimis, Jugend- und Kinderbücher, Hörspiele, Kurzgeschichten, Glossen, Satiren und Schulbuchbeiträge. 2010 erhielt er den Rolf-Wilhelms-Litera turpreis der Stadt Hameln. Günter von Lonski ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Hannover. Er ist außerdem Autor von bereits zwei erschienenen Weserbergland-Krimis Das letzte Lied und Tödlicher Wind, in denen der akribische Journalist Hubert Wesemann ermittelt – spannend, unterhaltend, mit einem Schuss Humor und Ironie. Mehr über Günter von Lonski und seine Aktivitäten erfahren Sie unter www.vonlonski.net



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