Lorenz | »Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!« | Buch | 978-3-593-38332-3 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 914, 490 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 143 mm x 215 mm, Gewicht: 677 g

Reihe: Campus Forschung

Lorenz

»Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!«

Der Versailler Vertrag in Diskurs und Zeitgeist der Weimarer Republik

Buch, Deutsch, Band 914, 490 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 143 mm x 215 mm, Gewicht: 677 g

Reihe: Campus Forschung

ISBN: 978-3-593-38332-3
Verlag: Campus Verlag GmbH


Die deutsche Wahrnehmung des Versailler Vertrags war ein wichtiger Faktor für die Instabilität der Weimarer Demokratie und die Entstehung des Nationalsozialismus. Thomas Lorenz geht der zeitgenössischen Behandlung des Themas im Reichstag, in Parteien und Verbänden, Ausstellungen, Gedichten und Romanen und in den Schulen nach. Durch diese umfassende Auswertung belegt er die Bedeutung des Versailler Vertrags für Politik und öffentliche Meinung der Weimarer Republik, aber auch für den Fortgang der deutschen Geschichte bis in den Zweiten Weltkrieg hinein.
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InhaltTeil ISystematik und Methodik"Internationale Geschichte"ZeitgeistDiskursKonzeption der StudieForschungsstandTeil IIDarstellung1. Die deutsche Friedenspolitik bis zur Unterzeichnung des Versailler Vertrages2. Die Bewertung des Versailler Vertrages in den Debatten des Reichstages2.1. Vom Zusammentritt der Nationalversammlung bis zur Annahme des Friedensvertrages2.1.1. Erwartung2.1.2.Zurückweisung2.1.3.Annahme2.2. Nach der Annahme - Die Bekräftigung der Zurückweisung und die Forderung nach Revision2.3. Der Versailler Vertrag in den Debatten über die außenpolitischen Ereignisse 1920-19252.3.1. Spa 19202.3.2. Londoner Konferenz und Ultimatum 19212.3.3. Konferenz von Genua und Rapallo 19222.3.4. Ruhrbesetzung 19232.3.5. Dawes-Plan 19242.3.6. Locarno 19252.4. Der Versailler Vertrag als Begründung für innenpolitische Ereignisse3. Die Ausstellung "Deutschland und der Friedensvertrag" der Liga zum Schutze der deutschen Kultur3.1.Die Liga zum Schutze der deutschen Kultur3.2.Die Liga und der Versailler Vertrag3.3.Die Ausstellung "Deutschland und der Friedensvertrag"3.3.1.Aufbau und Inhalt der Ausstellung3.3.2.Daten und Orte der Ausstellung3.3.3.Wirkung der Ausstellung3.3.4.Das Ausland und die Ausstellung3.4.Kritik und Antikritik4.Der Versailler Vertrag in der Literatur der Weimarer Republik4.1.Literatur als Kampfmittel gegen den Versailler Vertrag4.2.Gedichte4.2.1.Versailles4.2.2.Themen4.2.3.Geschichte4.3.Romane4.3.1.Ausgewählte Romane4.3.2.Thematik und Symbolik in den Romanen zum Versailler Vertrag5. Die Bedeutung der Jugend und der Versailler Vertrag in der Schule5.1.Die Bedeutung der Jugend5.2.Der Versailler Vertrag und die Schule5.2.1.Literatur über den Versailler Vertrag in der Schule5.2.2.Konzepte des Unterrichts5.2.3.Wirklichkeit des Unterrichts6.Die "Friedensschuldfrage"6.1.Innenpolitisch6.2.Außenpolitisch6.2.1.Die 14 Punkte Wilsons als Grundlage des Friedens6.2.2.Die Schuld am Frieden6.3.Exkurs: "Die Schuld des Judentums"7.Oskar Stillichs Kritik am Tonfall der deutschen Anti-Versailles-Rhetorik8.Der Diskurs über den Versailler Vertrag8.1.Dimensionen8.1.1.Welt-Dimension8.1.2.Europa-Dimension8.1.3.Alltags-Dimension8.2.Vermittlung8.2.1.Propaganda8.2.2.Werbung8.2.3.Medien8.2.4.Formen8.3.Öffentlicher RaumTeil IIIInterpretationAnhang1.Abkürzungen2.Quellen4.Hilfsmittel5.LiteraturDanksagung


Überblickt man den Diskurs der Weimarer Republik über den Versailler Vertrag, offenbart sich, daß dieser, wie auch in der Forschung festgestellt wurde, allgemein zurückgewiesen wurde. Diese allgemeine Zurückweisung des Friedensvertrages kann man als vielstimmigen Gleichklang bezeichnen. Gleichklang deshalb, weil die inhaltliche Zurückweisung von allen vertreten wurde, vielstimmig, da diese Zurückweisung von verschiedenen Organisationen, Verbänden und Parteien, Einzelpersonen, aber auch an verschiedenen Orten und in verschiedenen Medien vertreten wurde. Der Charakter des Versailler Vertrages wurde allgemein als unerträglich, unmöglich und unerfüllbar bezeichnet.Es war die Bühne des Parlaments, auf der die Vertreter der Parteien ihre Zurückweisung öffentlich bekundeten - nicht umsonst wird in der Forschung stets die Sitzung vom 12. Mai 1919 als Beispiel für die allgemeine Zurückweisung angeführt -, die Publizistik in Form von Tageszeitungen, Zeitschriften und Broschüren und Büchern, in der diese vertreten wurde, aber auch Ausstellungen und andere bildlich orientierte Darstellungen wurden herangezogen, um sich gegen den Friedensvertrag auszusprechen. Dieser vielstimmige Gleichklang war kein Phänomen nur eines bestimmten Zeitabschnitts der Weimarer Republik, sondern er war ein Charakteristikum der Gesamtepoche der Weimarer Republik. Insofern muß man die Haltung gegenüber dem Friedensvertrag als Zeitgeistphänomen ansehen.Man darf aber nicht davon ausgehen, daß der inhaltliche Gleichklang der Zurückweisung zu einer Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppierungen geführt hätte. Die Forschung hat bezüglich der Weimarer Republik hinlänglich herausgearbeitet, daß die einzelnen Parteien oder Verbände keine Übung im demokratischen Prozedere des Kompromisses hatten und ihren eigenen Vorteil in den Vordergrund stellten. Wenn diese Organisationen inhaltlich in der Bewertung des Friedensvertrages übereinstimmten, so kann daraus nicht geschlossen werden, daß die stets geforderte "Einheitsfront" gegen den Versailler Vertrag auch Wirklichkeit wurde. Die Betonung der notwendigen Einheitlichkeit gegen Versailles hieß meist, daß die eigene Organisation in dieser Front an der Spitze stehen müsse. Versailles war auch ein Thema in der zwischenorganisatorischen Auseinandersetzung. So kann man im Versailles-Diskurs einen Inhalts- und einen Funktionsaspekt unterscheiden. Der erste bezieht sich auf die inhaltlich gleichlautende Zurückweisung, der zweite auf die Funktion der Thematisierung des Versailler Vertrags in der zwischenorganisatorischen Auseinandersetzung.Aus der Einforderung einer Einheitsfront aller Deutschen gegen den Versailler Vertrag unter der Führung der jeweils eigenen Organisation folgte eine Radikalisierung und Versteifung der Gegensätze zwischen diesen Organisationen, so daß die geforderte Einheitsfront mit zunehmender Zeit in immer weitere Ferne rückte. Während der gemeinsame Schrei der Empörung in den Monaten Mai bis Juni 1919 noch partei- und verbandsübergreifend war, reichte er aber nicht aus, diese verschiedenen Organisationen zusammenzubringen in ihrer Arbeit gegen den Friedensvertrag. Dadurch, daß nahezu jede Organisation für sich die Führerschaft im Kampf gegen Versailles einforderte, kam es zu einer Steigerung in der Rivalität, die sich zwar nicht auf die inhaltliche Wahrnehmung des Friedensvertrages auswirkte, aber auf das Verhältnis der einzelnen Organisationen untereinander. Das Schicksal der Weimarer Republik im allgemeinen spiegelt sich im besonderen im Versailles-Diskurs wider.


Thomas Lorenz, Dr. phil., Historiker, promovierte an der Universität Marburg.


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