Macomber Sawyer
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-092-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Heiße Nächte in Alaska
E-Book, Deutsch, Band 1, 192 Seiten
Reihe: Midnight Sons
ISBN: 978-3-95576-092-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es herrscht Frauenmangel in Hard Luck, Alaska! Also schmieden die Männer einen Plan, wie sie Frauen den Umzug schmackhaft machen können. Und ausgerechnet Sawyer O'Halloran, einziger Gegner des Plans, findet die erste Kandidatin Abbey Sutherland unwiderstehlich ...
SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer Cedar Cove-Serie inspiriert hat.
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PROLOG „Was ihr wirklich braucht, sind Trauen.“ Sawyer O’Halloran tat so, als hätte er sich am Kaffee verschluckt. „Frauen! Wir haben schon genug Probleme.“ Ben Hamilton, der Inhaber des Hard Luck Cafés, der gleichzeitig auch Koch und Mädchen für alles war, stellte die Kaffeekanne auf den Tresen. „Hast du mir nicht gerade erzählt, dass Phil Duncan beschlossen hat, wieder nach Fairbanks zu ziehen?“ Phil war Sawyers bester Pilot und nicht der erste ihrer Mitarbeiter, der von Hard Luck in die Stadt ziehen würde. Immer, wenn ein Pilot kündigte, war es ein herber Rückschlag für den Flugdienst. „Stimmt, aber Phil geht nicht wegen einer Frau weg“, sagte Sawyer leise. „Natürlich tut er das“, meldete sich Duke Porter zu Wort. Den Becher in der Hand, rutschte er auf den Hocker neben Sawyer. „Jeder weiß doch, dass Phil geht, weil er seine Freundin nur so selten sehen konnte. Vielleicht hat er unter irgendeinem Vorwand gekündigt, aber du kennst den wahren Grund genauso gut wie ich.“ „Auch Joe und Harlan haben Hard Luck wegen Frauen verlassen, und zwar, weil sie hier keine kennen lernen konnten“, erklärte Ben. Offenbar hatte der ehemalige „Navy-Hobbykoch“, wie die Brüder O’Halloran ihn nannten, einiges zu diesem Thema zu sagen. Sawyer war diesmal anders als sonst nicht seiner Meinung. Am liebsten hätte er Ben klar gemacht, er sollte sich da raushalten, doch das wäre nicht fair gewesen. Ein Problem, das das Leben in einer Kleinstadt mit sich bringt, ist, dass jeder über den anderen Bescheid weiß, dachte Sawyer. Er hätte sein Büro ebenso gut vom Restaurant aus betreiben können, denn da seine Piloten immer bei Ben frühstückten, war dieser stets auf dem Laufenden, was die Firma betraf. „Na gut, dann werde ich es eben sagen.“ Christian, der jüngste der drei Brüder, umfasste seinen Becher mit beiden Händen und warf Sawyer einen herausfordernden Blick zu. „Ben hat Recht. Wenn wir hier einige Frauen hätten, wären unsere Männer zufriedener.“ „Wir bekommen bald eine neue Lehrerin“, berichtete Sawyer. Als Vorsitzender der lokalen Schulbehörde hatte er Bethany Ross’ Bewerbungsunterlagen gelesen. Obwohl er von ihren Qualifikationen beeindruckt gewesen war, bezweifelte er, dass sie für diesen Job geeignet war, denn sie war gebürtige Kalifornierin. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum sie sich um eine Stelle in einem Ort beworben hatte, der nördlich des Polarkreises lag. „Ich hoffe nur, dass sie anders ist als die letzte Lehrerin“, meinte John Henderson. „Erinnert ihr euch noch an sie? Ich habe sie hergebracht und bin noch eine Runde geflogen, um ihr die Gegend von oben zu zeigen. Sie wollte danach nicht einmal aus dem Flugzeug steigen.“ „Ich würde gern wissen, was du zu ihr gesagt hast“, ließ Christian sich vernehmen. „Ich habe nichts Besonderes gesagt. Außerdem kommt die neue Lehrerin erst im August, stimmt’s?“ „Im August“, wiederholte Ben. „Eine Frau. Ich kann es mir jetzt schon lebhaft vorstellen.“ „Was?“ hakte Sawyer nach, obwohl er sich hätte denken können, dass Ben nur so darauf brannte, es ihm zu erzählen. „Eine Frau wird bloß noch mehr Probleme machen“, verkündete Ben. „Denk einmal darüber nach, Sawyer.“ Sawyer hatte keine Lust, das zu tun, weil ihm das ganze Thema ohnehin nicht behagte. „Eins steht jedenfalls fest: Diesmal wird nicht John sie abholen“, bemerkte Ralph spöttisch. „Ich übernehme das.“ Sofort ertönte einhelliger Protest. „Nun hört schon auf!“ rief Sawyer. Ben lachte, während er Ralph einen Teller mit Pfannkuchen über den Tresen hinschob. „Seht ihr, was ich meine? Ihr streitet euch jetzt schon um sie, obwohl sie erst in einigen Monaten kommt.“ Ralph machte sich über die Pfannkuchen her, als hätte er seit einer Woche nichts mehr gegessen. Mit vollem Mund murmelte er etwas von einsamen Junggesellen. „Ist ja gut“, räumte Sawyer ein. „Vielleicht ist es ja keine schlechte Idee, ein paar Frauen nach Hard Luck zu holen. Aber wie sollen wir sie eurer Meinung nach herlocken?“ „Wir könnten eine Anzeige aufgeben“, schlug Christian vor. Plötzlich hellte seine Miene sich auf. „Ja, natürlich! Ich verstehe nicht, warum wir nicht eher darauf gekommen sind.“ „Eine Anzeige?“ Sawyer funkelte seinen Bruder an. „Was soll das heißen?“ „Na ja, ich denke da an eine Kontaktanzeige in einem dieser Hochglanzmagazine. Ich habe gehört, dass einsame Männer in Alaska besonders begehrt sind.“ „Ein Bekannter von mir hat sein Foto an eine dieser Zeitschriften geschickt“, erzählte Ralph aufgeregt. „Er konnte sich vor Zuschriften gar nicht mehr retten.“ „Ich werde jedenfalls nicht das Hemd ausziehen und für so ein verdammtes Foto posieren“, verkündete Duke Porter. „So leicht ist es auch nicht, sein Bild in eine dieser Zeitschriften zu bekommen“, meinte Ralph, nachdem er einen großen Bissen heruntergeschluckt hatte. „Nicht, dass ich es versucht hätte.“ „Diese Frauen suchen jedenfalls keinen Brieffreund“, sagte John. „Sie wollen einen Mann, und sie gehören auch nicht zu denen, die die große Auswahl haben.“ „Ach ja? Von euch ist auch niemand ein Adonis.“ Ben schob sich die Hemdsärmel hoch und stützte die Hände auf den Tresen. „So wie ich es sehe, können wir Frauen nichts bieten“, erwiderte Sawyer. „Jedenfalls kann ich mir nicht vorsteilen, dass sie allein unseres Aussehens wegen hierher kommen, oder?“ John war sichtlich enttäuscht. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ „Und was könnte sonst funktionieren?“ warf Christian ein. „Wir dürfen nicht so pessimistisch sein, sonst bleiben wir bis an unser Lebensende allein.“ „Ich bin mit meinem Leben zufrieden“, konterte Sawyer, den es überraschte, dass sein Bruder sich so für diese Idee begeisterte. Sawyer hatte im Prinzip nichts dagegen, konnte sich jedoch nicht vors teilen, dass sie damit Erfolg hatten. Zum einen befürchtete er, dass durch die Anwesenheit dieser Frauen viele neue Probleme entstehen würden, zum anderen glaubte er, dass keine dieser Frauen es länger als ein paar Wochen in Hard Luck aushalten würde. „Denk daran, dass Frauen nicht viel anders sind als Männer“, meinte Christian und lachte, als die anderen ihn verblüfft ansahen. „Ihr seid doch auch hergekommen, obwohl ihr wusstet, dass Hard Luck fünfzig Meilen oberhalb des Polarkreises liegt.“ „Stimmt“, bestätigte Duke, „aber wir werden sehr gut bezahlt, und es lebt sich hier nicht schlecht.“ Christian nahm einen Stift aus seiner Hemdtasche und machte sich eine Notiz auf seiner Papierserviette. „Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken, die Frauen dafür zu bezahlen, dass sie hierher kommen?“ Sawyer wollte verdammt sein, wenn sein schwer verdientes Geld für so ein albernes Projekt zum Fenster hinaus geworfen wurde. „Wir könnten ihnen Jobs anbieten, oder?“ Christian blickte sich Beifall heischend in der Runde um. „Wie bitte?“ „Na ja …“ Christian nagte an seinem Stift. „Du redest schon lange davon, dass in unserem Büro ein einziges Chaos herrscht. Was hältst du davon, eine Sekretärin einzustellen? Wir können uns nicht auch noch um den Papierkram kümmern.“ Sawyer hätte ihm am liebsten vorgeschlagen, stattdessen ein Seminar über Zeitmanagement zu belegen. „Na gut“, meinte er schließlich widerwillig. Die anderen Piloten schauten von ihren Tellern auf. „Was ist mit all den Büchern, die eure Mutter der Gemeinde geschenkt hat, nachdem sie Frank geheiratet hatte?“ erkundigte sich Ben. „Es war doch davon die Rede, eine Bücherei zu eröffnen.“ „Aber irgendjemand muss das Ganze organisieren“, erklärte Christian. „Ich habe es ein paar Mal versucht und jedes Mal wieder aufgegeben. Es müssen an die tausend Bücher sein.“ „Es war sehr großzügig von eurer Mutter, sie der Gemeinde zu schenken“, meinte Ralph. „Und es ist eine Schande, dass wir nichts unternehmen.“ Christian lächelte. „Wir könnten es uns durchaus leisten, jemand dafür zu bezahlen, eine Bücherei aufzubauen und sie erst einmal für etwa ein Jahr zu leiten. Was haltet ihr davon?“ Sawyer zuckte die Schultern. „Wenn Charles nichts dagegen hat.“ Doch er wusste genauso gut wie Christian, dass Charles von der Idee begeistert sein würde. „Pearl hat mir erzählt, dass sie vorhabe, zu ihrer Tochter nach Nenana zu ziehen“, berichtete Ben. „Wir brauchten also eine Krankenschwester oder Ärztin für das Gesundheitszentrum.“ Einige der Männer nickten, und Sawyer verzichtete darauf, sie daran zu erinnern, dass Pearl ständig davon sprach – besonders im Winter, wenn es nur für ein paar Stunden am Tag hell wurde und die lang andauernde Dunkelheit aufs Gemüt schlug. „Ich weiß, was du denkst.“ Ben schaute ihn an. „Aber hast du dich auch schon mal gefragt, ob Pearl nicht tatsächlich gehen würde, wenn jemand ihren Job übernehmen würde?“ Das hatte Sawyer nicht getan. Die sechzigjährige Frau lebte schon sehr lange in Hard Luck. Als seine Mutter Ellen noch in dem Ort gewohnt hatte, war Pearl ihre Freundin gewesen, und sie hatte stets bei Streitigkeiten zwischen den Einwohnern vermittelt. Falls sie den Ort eines Tages verlassen sollte, würde er sie vermissen. „Wir können sie fragen, ob sie sich wirklich zur Ruhe setzen will“, sagte er....