E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Maguire Kampf um Windermere
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6501-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6501-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ritter Wolfram hat geschworen: Eines Tages wird er Windermere zurückbekommen! Ist dieser Tag nah, als er auf Geheiß des Königs die schöne Kathryn Somers nach London bringen soll? Denn unter falschem Namen rasten sie auf Windermere, wo Kathryn ein geheimnisvoller Siegelring zugesteckt wird: der Ring des wahren Erben ...
Seit 1999, als Margos erstes Buch ' The Bride of Windermere' erschien,, verkaufte sie mehrere historische Liebesromane an Harlequin. Inzwischen arbeitet sie hauptberuflich als Autorin und genießt die Flexibilität ihrer Tagesplanung, die sie zu ihrer Zeit als Krankenschwester nicht hatte. Mit drei Teenies zu Hause und einem regen Familienleben ist sie auf alles Mögliche vorbereitet. Als besonders erfreulich empfindet sie es, dass sie ihre künstlerische Seite ausleben und Romane verfassen kann.
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1. KAPITEL
Northumberland, England
Ende April 1421
Verflucht sollte er sein! Ein verdammter Narr, dieser Baron Somers!
Mit großen Schritten durchstreifte Wolfram Gerhart Colston den Wald, hin zum See, weg von seinen Männern. Wie konnte Somers es nur wagen, sich der königlichen Order zu widersetzen? Für wen, zum Teufel, hielt er sich? Der Monarch hatte Wolf gesandt, um Somers’ Stieftochter zu holen, und genau das würde er auch tun! Er wollte in ewiger Verdammnis schmoren, wenn er mit leeren Händen zurückkehrte. Und es gab keine Zeit zu verlieren. Er würde das Mädchen nach London bringen, egal, wie sehr sich Somers dagegen sträubte.
Geschickt wich der groß gewachsene Ritter in der Dunkelheit einem heruntergefallenen Ast aus und setzte seinen Weg zum See fort, in der Hoffnung, am dunklen Wasser einige Augenblicke der Ruhe zu finden. Es war schon fast Mitternacht, und er hatte noch keinen Schlaf gefunden, so verärgert war er über den widerspenstigen Baron, diesen schäbigen, faulen Trunkenbold. Lady Edith, seine Frau, war genauso schlimm mit ihrer widerlich süßen Art und ihren begehrlichen Blicken.
Wolf musste sich eingestehen, dass er über all dies mehr als nur ein bisschen aufgebracht war. Was, in Gottes Namen, wollte König Heinrich V. bloß von der unbedeutenden Kathryn Somers? Da Heinrich erst kürzlich mit seiner Braut Catherine de Valois aus Frankreich heimgekehrt war, konnte Wolfram nicht verstehen, wie ihm gerade jetzt diese junge Frau aus Northumberland so wichtig sein sollte. Außerdem war er höchst verärgert darüber, dass ausgerechnet er in diese entlegene Grafschaft geschickt worden war, um das Mädchen zu holen.
War er, Wolf, nicht bekannt für seine kalte Präzision, seine Kühnheit in der Schlacht und seine Unempfänglichkeit allen verschwenderischen Tollheiten des Hofes gegenüber? Es gab so viele wichtigere Aufgaben für Heinrichs Gefolgsleute, die erst kürzlich nach England zurückgekommen waren, dass Wolf sich über eine solche Vergeudung seiner Talente sehr ärgerte.
Er hoffte nur, dass dies nicht einer von Heinrichs lächerlichen Scherzen war. Aber bei näherem Nachdenken schien das unwahrscheinlich. Seitdem Heinrich den Thron seines Vaters geerbt hatte, war er viel verantwortungsbewusster geworden, als er es in seiner wilden Jugend jemals gewesen war. Nein … dies war kein Scherz.
Das Einzige, was Wolf für diesen unliebsamen Auftrag entschädigte, war die Tatsache, dass er nun als königlicher Abgesandter reiste. Bevor er die junge Kathryn dann nach London brächte, beabsichtigte er, Windermere Castle aufzusuchen, um dort seinen Cousin Philip Colston zu treffen, den derzeitigen Earl of Windermere.
Wolf wollte jede nur erdenkliche Anstrengung unternehmen, um den betrügerischen Earl zu entmachten.
Er war überzeugt davon, dass Philip für den gewaltsamen Tod seines Vaters, des vormaligen Earl of Windermere, Lord Bartholomew Colston, und seines älteren Bruders John verantwortlich war. Zwanzig Jahre waren bereits vergangen seit ihrer Ermordung. Zwanzig lange Jahre … und nun endlich wollte Wolf nach Windermere reisen und alle Beweise aufdecken, die nötig waren, um Philip als Verräter und Mörder zu entlarven.
Das Einzige, was Wolfs Plan entgegenstand, war Lady Kathryn. Sie war der Grund, warum es ihm unmöglich gewesen war, von London aus direkt nach Windermere zu reiten. Und nun musste er die junge Frau mit sich nach Windermere nehmen – und auch zu all den anderen Rittergütern, die er besuchen würde. Da es Gerüchte gab, dass die Schotten versuchen könnten, Lady Kathryn zu entführen, wollte Heinrich sie sicher in Wolfs Obhut wissen.
Es war noch ein bisschen zu kalt zum Schwimmen, aber Kathryn Somers tauchte trotzdem in den kühlen See, noch bevor die alte Bridget bemerkt hatte, dass sie fort war. Nicht, dass sie für Bridgets Fürsorglichkeit nicht dankbar gewesen wäre, aber Kathryn war nun schon zwanzig Jahre alt und brauchte weiß Gott keine Kinderfrau mehr. Und Bridget bewachte sie mit Adleraugen.
Die alte Frau, eine entfernte Verwandte, war nicht nur die frühere Amme und Gesellschafterin ihrer Mutter gewesen, sondern auch Kathryns einzige Verbündete gegen die Härte und Einsamkeit der letzten fünfzehn Jahre seit dem Tod ihrer Mutter. Aber Bridget hatte sich in ihrer Sorge um Kathryn zu einem wahren Höllenhund entwickelt. Jetzt versetzten sie schon die wenigen Soldaten König Heinrichs, die ihr Lager auf den Feldern vor der Burg ihres Stiefvaters aufgeschlagen hatten, in helle Aufregung.
Der Mond war als schmale Sichel über den niedrigsten Bäumen zu sehen, und ein diesiger Nebel, der dicht über dem Boden schwebte, ließ den Wald wie ein Feenreich erscheinen. Der See war der perfekte Ort, um allein zu sein und Fluchtpläne zu schmieden. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Es entsprach überhaupt nicht ihren Wünschen, König Heinrichs Befehl Folge zu leisten und in London zu erscheinen; dennoch wusste Kathryn, dass sie sich ihm auch nicht offen widersetzen konnte. Ein möglicher Ausweg bestünde aber darin, so zu tun, als ob der Auftrag des Gesandten ihr nie zu Ohren gekommen wäre. Wenn sie also zufälligerweise abwesend sein sollte und die Order des Königs sie offiziell nicht erreichte, dann könnte man sie unmöglich der Nichtachtung königlicher Befehle beschuldigen. Unglücklicherweise war sie sich sicher, dass diese verwünschte Eskorte sie vermutlich in jedem beliebigen Versteck aufspüren würde. Sie hatte den Anführer aus einiger Entfernung gesehen: Er war ein sehr großer, stattlicher Ritter mit dunklem, ungebändigtem Haar, der nicht gerade aussah wie ein Mann, der ihre Weigerung, ihm zu folgen, einfach hinnehmen würde.
Vielleicht wäre es aber möglich, ihm zu entkommen, dachte sie. Zu Pferd war sie so geschickt wie nur irgendein Mann aus der Gegend; und ihre Kunstfertigkeit mit Pfeil und Bogen übertraf die der meisten sogar. Es gab also keinen Grund, warum sie nicht im Wald bleiben und den Soldaten des Königs durchaus wochenlang entgehen könnte. Wenn sie allerdings an den dunkelhaarigen Ritter dachte, musste sie sich eingestehen, dass sie möglicherweise scheitern würde.
Und was war mit ihrem Stiefvater? Wenn er ihr befahl zu gehen und sie sich ihm offen widersetzte … Kathryn schauderte. Sein Vergeltungsschlag würde rascher erfolgen als der des Königs. Es war besser, noch nicht an die möglichen Folgen zu denken.
Kathryn verließ den tieferen Teil des Sees und ging zurück auf das Ufer zu. Im seichten Wasser richtete sie sich auf, löste ihr Haar und ließ die hellblonden Locken frei herunterfallen. Wie sehr sie es liebte, wenn die kalte Luft so wie jetzt über ihren nackten Körper strich. Sie streckte ihre Arme aus, dann über ihren Kopf und genoss das sinnliche Vergnügen, das ihr die kühle Nachtluft bereitete.
Vielleicht würde ihr die Lösung ihres Problems über Nacht einfallen. Noch besser wäre es, wenn Rupert vielleicht von seinen Verpflichtungen in London zurückkehren könnte. Immerhin war es möglich – wenn auch recht unwahrscheinlich, wie sie sich selbst eingestehen musste –, dass er kommen und sie vor dem Schicksal, das ihr König Heinrich zugedacht hatte, retten würde. Als einem von Heinrichs angesehenen Rittern stände es vielleicht in Ruperts Macht, sich für sie einzusetzen.
Ganz entgegen ihrer sonst zuversichtlichen Natur musste Kathryn zugeben, dass bisher nur sehr wenige Angelegenheiten zu ihren Gunsten ausgegangen waren und sie vielleicht nicht auf eine problemlose Rettung hoffen sollte. Sie tat besser daran, auf ihre eigene Eingebung und Unberechenbarkeit zu vertrauen. Unzählige Male hatte sie es geschafft, ihrem Stiefvater und einer Tracht Prügel zu entgehen, indem sie ihn durch ihr unerwartetes Handeln von sich ablenkte und verwirrte.
Sie fragte sich, was der Baron jetzt von ihr erwartete.
Gedankenverloren saß Wolf auf einem umgestürzten Baumstamm am Rande des Waldes und blickte auf den See hinab. Er war überzeugt davon, dass Philip Colston angeordnet hatte, seiner Familie auf ihrem Weg nach Bremen zu Wolfs Mutter Lady Margrethe aufzulauern. Bartholomew, der frühere Earl of Windermere, und sein Sohn John waren vor Wolfs Augen auf grausamste Weise ermordet worden, ebenso fast ihre ganze Gefolgschaft. Von allen Mitreisenden waren nur Wolf und ein junger Knappe namens Hugh Dryden mit dem Leben davongekommen.
Überdies hatte es Philip – im Falle, dass der Überfall fehlschlüge – geschafft, Bartholomew Colston und seinen Sohn John mit einem versuchten Mordanschlag auf König Heinrich IV. in Verbindung zu bringen. Philip hatte sehr gründlich dafür gesorgt, den Namen seines Onkels zu entehren. Hätten Bartholomew Colston und seine Söhne den Angriff überlebt, so wären sie gewiss in England geächtet worden.
Philip und sein ebenfalls verräterischer Vater Clarence hatten keine Ahnung, dass jemand dem Überfall auf dem Festland entkommen war. Soviel sie wussten, waren alle aus Bartholomews Gefolge vernichtet worden. Aber Wolf hatte nicht nur den Überfall überlebt; um ihn zu schützen und ihm den Vorteil der Überraschung zu sichern, wenn er bereit war, zurückzukehren und Philip zu entmachten, war auch seine wahre Identität all die Jahre geheim gehalten worden.
Wolf war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er die Gegenwart einer weiteren Person in seiner Nähe erst nach einer ganzen Weile bemerkte. Als er den Blick in Richtung des nebelverhangenen Sees schweifen ließ, glaubte er, im Mondlicht seinen Augen nicht trauen zu können. Den Tiefen des Sees entstieg eine Jungfrau, genau wie in den...