E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Star Wars: Die Hohe Republik
Mann Star Wars: Die Hohe Republik - Die Suche nach der verborgenen Stadt
Neuauflage 2023
ISBN: 978-3-7367-9818-2
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Star Wars: Die Hohe Republik
ISBN: 978-3-7367-9818-2
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die New York Times-Bestsellerserie geht in die nächste Runde und präsentiert einen weiteren Jugendroman aus der Zeit der Hohen Republik, 150 Jahre vor den Geschehnissen der Kino-Saga. Die Jedi-Ritter sehen sich als Hüter von Freiheit und Frieden in der Galaxis mit unerwarteten Bedrohungen konfrontiert.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
4. KAPITEL
„Wo, im Namen der blauen Sonne, ist sie?“
Dietrix runzelte die Stirn, während sie sich über die Kontrollen beugte und zwischen den Computeranzeigen und dem Cockpitfenster hin- und herblickte. Sie befanden sich inzwischen tief in der Atmosphäre von Aubadas und glitten über den welligen Mooren und Sümpfen in der Tiefe dahin. Auf Rooper wirkte die Welt ungezähmt, eingehüllt in einen hübschen Schleier aus fasrigem Nebel. Regen trommelte auf die Schiffshülle. Aber von der Hauptstadt der Katikoot fehlte jede Spur.
„Bist du sicher, dass wir bei den richtigen Koordinaten sind?“, fragte Obik von der Tür. Der Sanitäter des Teams war ein extrem hochgewachsener, grünhäutiger Mirialaner mit einem komplexen Muster geometrischer Tätowierungen auf den Wangen und dem Nasenrücken – sie repräsentierten vergangene Leistungen in seinem Leben. Gekleidet war er in eine weiß-blaue Uniform, wie sie alle Aufklärer trugen, die nicht zum Jedi-Orden gehörten. EX-9B, ihr EX-Droide, schwebte über Obiks linker Schulter.
„Es sind dieselben Koordinaten, die das letzte Team angegeben hat“, erklärte Dietrix. „Aber, wie du sehen kannst“ – sie deutete aus dem Fenster –, „ist hier nichts.“
„Vielleicht war es tatsächlich eine Falle“, murmelte Rooper. „Wir sollten vorsichtig sein.“
„Bee-buu-ditt“, kommentierte EX-9B in einem nervös klingenden, piepsenden Tonfall.
„Keine Sorge, Nubs“, sagte Obik. „Wir haben alles im Griff.“
„Wuuu“, erwiderte der Droide. Er klang nicht überzeugt.
„Ich wende, dann überfliegen wir das Gebiet noch einmal“, entschied Dietrix, während sie bereits den Steuerbügel nach hinten zog. Die Umberfall richtete sich ruckartig auf, kippte dann seitlich in eine Wende und flog mit röhrenden Antrieben in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Roopers Magen stülpte sich um, und sie musste nach der Konsole greifen, um nicht aus ihrem Sessel zu kippen. „Diesmal gehe ich ein wenig tiefer, nur für den Fall, dass wir etwas übersehen haben“, schob Dietrix nach.
Nach einem Augenblick ging das Schiff in einen gleichmäßigen Sinkflug über, der es dichter an die wogende Landschaft herantrug. Jetzt konnte Rooper ein Netzwerk aus Kanälen und Rinnen erkennen, das sich zwischen den Hügeln dahinzog, aber nichts, das nach einer Stadt aussah. Das Land war nicht mal bewirtschaftet. Wenn sie ehrlich sein sollte, sah dieser Ort genauso unbewohnt aus wie die meisten anderen Welten, die sie im Lauf der letzten Monate besucht hatten.
„Langsamer, Dietrix“, sagte Silandra. Sie saß auf dem Platz hinter Rooper, und sie war so leise gewesen, dass die Padawan sie beinahe vergessen hatte.
Das Schiff bremste ab, als Dietrix die Antriebe drosselte. Silandra trat nach vorn und ging neben Rooper in die Hocke, sodass sie ihrer Schülerin in die Augen blicken konnte. „Rooper. Greif in die Macht hinaus. Sag mir, was du fühlst.“
„Ja, Meisterin.“ Rooper nickte. Sie war schon immer gut darin gewesen, die Gegenwart von Lebewesen in der Macht zu spüren, aber in letzter Zeit hatte sie mit Silandra geübt, wie sie ihre Wahrnehmung ausdehnen und sich von allen Ablenkungen befreien konnte, um sich weit über ihre unmittelbare Umgebung hinaus vorzutasten.
„Denk an dein Training. Du kannst das“, flüsterte Silandra in aufmunterndem Ton.
Rooper kaute kurz auf ihrer Unterlippe, dann lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, schloss die Augen und atmete ruhig ein und aus, während sie ihre Sinne ausstreckte. Erst war da nur das rhythmische Klopfen ihres Herzens, dann das enge Cockpit, in dem sie die anderen Mitglieder des Teams als schillernde Lichtmuster wahrnahm. Dann die gesamte Umberfall. Und schließlich spürte sie auch die von Leben erstrahlende Landschaft unter ihr.
Rooper hatte die lebendige Macht stets als Schmelztiegel aus schimmernden Farben wahrgenommen. Jede Lebensform, ganz gleich wie klein oder groß, trug zu diesen prächtigen, glühenden Mustern bei, zu diesem Netz, das sich durch die gesamte Galaxis erstreckte und alles Leben miteinander verband. Jetzt gerade sah sie Rosa und Violett, Grün und Rot, Gelb und Ocker. Die Oberfläche von Aubadas flimmerte förmlich vor Leben. Und dort, in der Ferne, zwischen den Kanälen und Tälern, tief in den Hügeln … eine Masse aus Farben, so hell, dass es einen fast blendete. Eine gewaltige Konzentration von Leben.
„Da.“ Sie hob den Arm und deutete auf die Quelle des Lichts, ihre Augen noch immer geschlossen. „In den Kanälen.“
Silandras Hand legte sich auf ihre Schulter. „Gut gemacht, Rooper.“
Sie öffnete die Augen und atmete tief durch. Die Landschaft unter ihr sah wieder so aus wie zuvor, eine wellige Fläche aus Grün und sumpfigem Braun. Silandra neben ihr lächelte.
„Bringen Sie uns möglichst nahe ran, Dietrix“, forderte sie die Pilotin auf. „Den Rest des Weges gehen wir dann zu Fuß.“
„In Ordnung“, bestätigte Dietrix. „Der Felsvorsprung da vorne sieht nach einem perfekten Landeplatz aus.“
„Ich hole meine Tasche“, erklärte Obik. „Könnte ja sein, dass die anderen medizinische Hilfe brauchen, wenn wir sie finden. Komm, Nubs!“
Rooper starrte immer noch das Geflecht von Kanälen an, das sich durch die Landschaft vor ihnen zog. Hatten die Katikoot dort unten, zwischen den Spalten im Grundgestein, wirklich eine ganze Stadt errichtet?
Nun, so wie es aussah, würden sie es bald herausfinden.
Rooper schlitterte einen geröllübersäten Hang hinab und zog dabei eine kleine Lawine aus losem Kies hinter sich her.
„Ruhig, Padawan“, hörte sie Silandras sanft tadelnde Stimme hinter sich.
Rooper streckte die Arme aus, um die Balance zu halten, und sie spürte den leichten Widerstand, als sie die Macht beschwor, um abzubremsen, ehe sie schließlich am Fuß des Hangs zum Stillstand kam. Sie wusste, dass sie sich nicht so hinreißen lassen sollte, immerhin war sie eine Jedi. Aber die Vorfreude auf die Stadt der Katikoot war wie ein weiches, warmes Lodern in ihrem innersten Kern.
Und mal ganz ehrlich: War das nicht der Grund, warum sie hier zwischen den Sternen war? Warum man sie ausgewählt hatte, um mit Meisterin Sho an der galaktischen Grenze zu dienen? Eben weil sie so rastlos war? Weil sie diesen Drang verspürte, hier draußen zu sein und etwas zu tun? Davon abgesehen würde sie Silandra endlich beweisen können, wozu sie in der Lage war. Dass man ihr vertrauen konnte. Dass sie bereit war, richtige Missionen zu übernehmen. Ja, sie würde ihre Meisterin stolz machen.
Sie blickte den Hang hinauf. Die anderen – Silandra, Dietrix, Obik und ihr robuster Astromech GT-11 – marschierten hinter ihr her, während EX-9B ein Stück weiter links in der Luft schwebte und die Gegend auf Anzeichen von Zivilisation absuchte.
Als Silandra ihren Blick bemerkte, nickte die Jedi knapp – die stumme Erlaubnis, dass Rooper durch den ersten Kanal vorausgehen durfte. Die Padawan erwiderte das Nicken, und kurz glaubte sie, ein Lächeln auf Silandras Lippen zu sehen.
Anschließend marschierte sie auf die Stelle zu, wo die geraden Ränder des Kanals ins Grundgestein hineingegraben waren, und sprang hinab. Zum Glück regnete es nicht länger, doch Rooper behielt ihre Kapuze trotzdem auf. Ihr langes schwarzes Haar war fest nach hinten gebunden und hing neben dem kleineren Padawanzopf hinter ihrem linken Ohr herab. Ihre Kleidung hatte nur wenig Ähnlichkeit mit den zeremoniellen Roben, die man im Tempel trug, aber sie waren für ein anderes Leben entworfen, in dem Notwendigkeit und Pragmatismus im Mittelpunkt standen. Darum hatte sie auch kleine Stofftaschen um ihre Arme und Beine gebunden, in denen sich Rationen und Ausrüstung aus dem Schiff befanden. Sie liebte die Freiheit dieser schlichten Kleidung. Außerdem juckten die Tempelroben.
Rooper zuckte zusammen, als ein Schwarm gelber Vögel vor ihr Reißaus nahm. Trillernd und zirpend flatterten sie in den dunstigen Himmel hoch, um anderswo einen sichereren Platz zum Ausruhen zu suchen.
Roopers Hände tasteten nach ihren Lichtschwertern, als sie sich der nächsten Biegung näherte …
… nur um festzustellen, dass der Kanal dahinter leer war.
Das hieß, nicht wirklich leer. Genau genommen wimmelte es hier sogar von Leben: Buntes Moos klammerte sich an den nackten Fels, Ranken schlängelten sich über die Wände, und dahinter erhoben sich hohe Bäume auf dicken Wurzeln, die beinahe wie Stelzen aussahen. Nicht zu vergessen die dahinhuschenden Echsen, die fast so groß wie Tooka-Katzen waren. Und noch mehr Vögel, in den verschiedensten Größen und Farben.
„Wohl doch keine Stadt, hm?“, sagte Dietrix, als sie neben Rooper stehen blieb.
„Sieht ganz so aus.“ Rooper ließ die Schultern hängen. Hatte sie sich wirklich derart geirrt? Das konnte doch eigentlich gar nicht sein. Silandra hätte es gespürt, und sie wären nicht völlig umsonst hierher marschiert.
„Ist es das hier, was du gespürt hast? Die Pflanzen und Tiere?“, fragte Dietrix.
Rooper seufzte. „Vielleicht. Aber ich bezweifle es. Irgendwas stimmt hier nicht.“
„Vielleicht ist es noch ein Stück weiter vorn.“
„Ja. Vielleicht.“
Aber Rooper wusste, dass es nicht so simpel war. Etwas fühlte sich falsch an, wie ein kalter Schauer, der über ihren Rücken rann. Sie drehte sich um, angetrieben von dem plötzlichen Gefühl, dass jemand sie beobachtete.
Und tatsächlich, über dem Rand des Kanals...




