Maresca | Die Chroniken von Maradaine - Der Zirkel der blauen Hand | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 431 Seiten

Reihe: Geschichten aus Maradaine

Maresca Die Chroniken von Maradaine - Der Zirkel der blauen Hand

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 431 Seiten

Reihe: Geschichten aus Maradaine

ISBN: 978-3-7325-5614-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Veranix Calbert führt ein aufregendes Doppelleben: Tagsüber ist er ein Student der Magie an der Universität von Maradaine, nachts klettert er über die Dächer der Stadt als heimlicher Rächer. Eines Nachts stört Veranix die Übergabe einer geheimnisvollen Lieferung und entkommt mit dem Diebesgut. Doch nicht nur der Unterweltboss Fenton will seine kostbare Ware zurückhaben. Bald machen auch diverse Straßengangs, mächtige Magier und gedungene Meuchelmörder Jagd auf Veranix ...
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1. Kapitel
»Dieb!«, rief jemand von der Tür her. Das will was heißen, dachte Veranix Calbert. So einer nennt mich einen Dieb! Dabei war er gerade erst eingestiegen und hatte gar keine Gelegenheit gehabt, irgendetwas zu stehlen. Der Kerl an der Tür war einen Fuß größer als Veranix, ein muskelbepackter Berg. Die Weste aus grauer Wolle, weiße Hemdsärmel und ein dünnes Rapier am Gürtel sollten ihm offenbar ein wohlhabendes Aussehen verleihen. Veranix grinste frech. »Wenn du glaubst, dass hier ein Dieb ist, ruf mal besser die Wache.« »Nein, Kleiner. Das wird nicht nötig sein.« Der Mann zog seine Waffe und kam auf Veranix zu. Eigentlich hätte niemand hier sein sollen. Veranix hatte den Ort drei Tage lang beobachtet. Dieses Kontor über einer Fischkonservenfabrik diente nur zur Übergabe. Keiner hielt sich darin auf, keiner bewachte den Raum. Genau darum ging es ja dabei – jede Aufmerksamkeit zu vermeiden. »Meinst du wirklich?« Veranix spannte die Muskeln an. »Ich hab gehört, die Konstabler wären sehr hilfsbereit.« Der Mann stürzte sich auf ihn und schwang die Klinge. »Ich wird dir gleich helfen!« Veranix sprang zur Seite, rollte sich ab und landete wieder auf den Füßen, gleich neben dem Schreibtisch in der Ecke. Zu seinem Glück hatte der Bursche zwar ein Rapier, aber keine Ahnung, wie man damit umging. Jede Menge Kraft, keine Raffinesse. Wer immer der Kerl sein mochte, ein Wachposten war er nicht. Veranix würde mit ihm fertig werden. Er wünschte sich nur, er hätte seine Waffen nicht zurückgelassen. Ein anderer Vorteil blieb ihm aber … »Also ehrlich, Kumpel. Das find ich überhaupt nicht hilfreich«, erklärte Veranix. Sein Blick flog über die Tischplatte, über die Papiere und Pergamente, die dort verstreut lagen. Das Zimmer war zu dunkel, um zu erkennen, ob die gesuchte Information darunter war. »Nicht hilfreich für dich«, sagte der Mann und wandte sich wieder Veranix zu. »Aber für meine Freunde. Los, Leute!« Drei weitere Männer, gekleidet und bewaffnet wie ihr Kumpan, erschienen an der Tür. »Das ist wirklich unsportlich«, sagte Veranix. Ohne hinzuschauen, raffte er eine Handvoll Papiere zusammen und stopfte sie in die Manteltasche. »Glaubst du ernsthaft, dass du damit hier rauskommst?«, fragte der erste Angreifer. Alle vier Männer umringten Veranix und blickten sehr selbstzufrieden drein. Sie hatten allen Grund dazu. Sie blockierten die Tür und das Fenster und sie waren muskulöse Männer mit Schwertern. Vor sich sahen sie einen unbewaffneten und dürren jungen Burschen, der kaum den Kinderschuhen entwachsen zu sein schien. Er saß in der Falle – glaubten sie. »Wenn’s euch nicht allzu viel ausmacht …«, sagte Veranix. »Das tut es, Kumpel. Also leg alles wieder zurück, sonst helfen wir nach.« »Ein verlockendes Angebot«, erwiderte Veranix. Er wirkte so wenig bedrohlich auf sie, dass sie immer noch nicht ihre Waffen zogen, die Hände ruhten locker auf den Griffen. Sie wollten eindeutig einen Kampf vermeiden. Das gab ihm einen Vorteil. Trotzdem war klar, dass er einen ehrlichen Kampf unmöglich gewinnen konnte – nicht mal gegen einen von ihnen, geschweige denn gegen vier dieser Gestalten. Zum Glück hatte er nicht vor, ehrlich zu kämpfen. In den verstreichenden Sekunden nahm Veranix so viel Numina auf, wie er nur konnte. Er formte es nicht lange aus. Er hatte keine Zeit, und er wollte sich den anderen gegenüber nicht verraten. Mit einem raschen, harten Stoß schleuderte er die magische Energie von sich. Die rohe Kraft dieses Angriffs reichte nicht, um einen der Gegner ernsthaft zu verletzen. Darum ging es gar nicht! Die Papiere auf dem Schreibtisch wirbelten auf und flatterten in einer dichten Wolke durch die Luft. Erschrocken sprangen die Männer zurück, und Veranix schoss auf die Tür zu. Hastig sog er mehr Numina ein und entließ es wieder. Schon war der Boden unter den Schlägern mit einem dünnen, schmierigen Schimmer überzogen. Veranix spannte sich an und prallte frontal gegen den Mann in der Mitte. Der verlor den Halt und fiel um. Veranix schlitterte auf eine Empore hinaus, die oberhalb der Fabrikhalle entlangführte. Ohne langsamer zu werden, schwang er sich übers Geländer. Gleich unterhalb des Geländers stand eine Wanne mit totem Fisch und halb geschmolzenem Eis, zu groß, um ihr auszuweichen. Veranix stürzte mitten hinein, und die Kälte traf ihn härter als der Aufprall. Es war keine optimale Landung, doch es reichte zur Flucht. »Schnappt ihn«, rief eine Stimme von oben. Veranix war erschöpft und benommen nach zwei ungestümen Zaubern so rasch nacheinander. Ihm blieb keine Zeit, um sich zu erholen. Er rollte sich vornüber und landete auf dem Boden der Halle. Die Männer erreichten das obere Ende der Treppe, immer noch über den glitschigen Boden schlitternd und unsicher auf den Füßen. Veranix versuchte, die Eiswanne umzukippen um den Weg zu blockieren, doch der Behälter war zu schwer für ihn. Mit einem Achselzucken und einem Grinsen sprang er über die Arbeitsplatten in Richtung Tür. »Lass nie deine Ausrüstung zurück, egal wie klein das Fenster ist«, murmelte er bei sich und stürmte hinaus auf die Straße. Hätte er seine Waffen nicht auf dem Dach gegenüber gelassen, dann hätte er ohne Magie entkommen können. Keine Zeit für Feinheiten. In wilder Verzweiflung nahm er so viel Numina wie möglich in sich auf und leitete es in seine Beine. Er sprang von den staubigen Pflastersteinen bis hinauf auf das Dach des Gebäudes auf der anderen Straßenseite. Es reichte fast, und er landete mit der Brust auf der Traufe. Hastig zog er sich über den Rand und ließ sich flach auf die Ziegel fallen. Sein ganzer Leib zitterte vor Erschöpfung, er konnte sich kaum noch bewegen. Er verfluchte seine Nachlässigkeit, die schlampige Magie. Der Sprung war schludrig gewesen, genau wie jeder Zauber, den er gerade gewirkt hatte. Er hatte viel mehr Numina reingesteckt als nötig. So viel in so kurzer Zeit war mehr, als sein Körper aushielt. Und solche Zauber hinterließen Wellen im Numina, die andere Magier leicht bemerken, leicht verfolgen konnten. Wenn jemand aufmerksam wurde, herumschnüffelte, wenn man die Spuren zurückverfolgte zu ihm – noch ohne Zirkel, noch im Studium … fast hätte er es vorgezogen, sein Glück mit Fenmeres Schlägern zu versuchen. »Wo zum Henker ist er?«, hörte er eine Stimme auf der Straße. »Weit kann er nicht sein«, sagte ein anderer. »Hat sich jemand gemerkt, wie er aussieht?« »Dürrer Bursche, kastanienbrauner Mantel. Das ist alles.« »Was hat er eingesteckt?« »Keine Ahnung. Aber Fenmere zieht uns das Fell über die Ohren, wenn wir ihn entkommen lassen.« Rasche Schritte entfernten sich in verschiedene Richtungen. Keiner der Männer betrat das Gebäude. Vermutlich würden sie nicht zu ihm heraufkommen. Veranix hob seinen Bogen, Pfeile, Kampfstab und Tasche auf, wo er sie zurückgelassen hatte. In seinem Kopf drehte sich noch alles von der Magie. Er spähte über die Straße hinweg zum Fenster des Kontors. Von hier aus wirkte es zu klein, als dass er sich mit all seiner Ausrüstung hätte hindurchzwängen können. Doch im Nachhinein sah das durchaus machbar aus. Er schüttelte den Kopf und beschloss, nie wieder etwas zurückzulassen, wenn es nicht unvermeidbar war. Immerhin genoss er vom Dach aus einen atemberaubenden Ausblick. Der Weiße Mond war beinahe voll und hing tief am Horizont. Maradaine erstreckte sich vor ihm in die Ferne: die grauen Ziegelbauten von Dentonhill; dahinter die eng bebauten Straßen von Inemar und als breites, dunkles Band der Fluss. Lichter sprenkelten das finstere Wasser, die Lampen von Segelschiffen und die Beleuchtung der Brücken, die zum nördlichen Ufer der Stadt hinüberführten. Weit jenseits des Flusses schimmerten die Marmortürme der Stadtviertel von Nord-Maradaine und die glänzende Kuppel des Parlaments im Mondlicht. Veranix sah sich auf dem Dach um. Trocknende Kleidung hing an einer Wäscheleine, ein paar Stühle standen neben einem Tisch, eine Tür führte ins Gebäude hinein. Sie war unverschlossen, ein dunkles Treppenhaus schraubte sich dahinter nach unten. Es sah wie ein Hausflur aus, nicht wie der Zugang zu einer Wohnung. Mit einem Seufzer schlich er ins Innere. Unter normalen Umständen hätte er seine Magie genutzt, um direkt hinab zur Straße zu springen, oder von einem Dach zum nächsten. Aber im Augenblick fehlte ihm die Kraft, um auch nur ein Insekt anzuheben. Er wickelte den Bogen in seinen Mantel und versteckte ihn zusammen mit den Pfeilen und den gestohlenen Papieren in seiner Tasche. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen, indem er bewaffnet durch die Straßen spazierte. Den Stab allerdings konnte er unmöglich verstecken – das Risiko würde er eingehen müssen. Vielleicht würde er ihn tatsächlich als Stütze gebrauchen, so weh tat ihm alles. Zum Glück hatten die Schläger ihn vorher nicht mit Ausrüstung gesehen. Er nahm Treppe nach unten bis zu einem feuchten Absatz voller Stockflecken, von dem aus Türen in vier Wohnungen abgingen. Gerade hatte er den Fuß auf die nächste Stufe gesetzt, als eine der Türen aufging. Veranix erstarrte. Ein junger Mann mit ungepflegtem Haar und trübem Blick schob den Kopf durch den Türspalt. Es dauerte einen Moment, bis er Veranix richtig wahrnahm, aber dann lächelte er und nickte. »He«, sagte er, ruhig und freundlich. »He.« Veranix trat zurück auf den...


Marshall Ryan Maresca wuch im Staat New York auf und studierte Film- und Videoproduktion an der Penn State. Er hat bereits als Stückeschreiber, Bühnenschauspieler, Theaterintendant und Amateurkoch gearbeitet. Heute widmet er sich vor allem dem Schreiben seiner Romane um die Stadt Maradaine. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Austin, Texas.


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