Maybach | Der Irrtum des Johannes von A. | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 266, 100 Seiten

Reihe: Der kleine Fürst

Maybach Der Irrtum des Johannes von A.

Der kleine Fürst 266 - Adelsroman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7409-7010-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der kleine Fürst 266 - Adelsroman

E-Book, Deutsch, Band 266, 100 Seiten

Reihe: Der kleine Fürst

ISBN: 978-3-7409-7010-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten 'Der kleine Fürst' nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Es tut mir unendlich leid, dass das passiert ist, Frau von Kant«, sagte Dr. Walter Brocks. »Wenn ich gewusst hätte, dass Frau von Lützow einen Besuch in der Klinik plant, ich hätte ihr abgeraten.« »Sie hätte sich auch von Ihnen nicht abhalten lassen, hierher zu kommen«, erwiderte Baronin Sofia niedergeschlagen. »Ich habe alles versucht, glauben Sie mir, aber vergeblich.« Baronin Sofia und der Klinikchef standen auf dem Flur der Notaufnahme, wohin zwei Pfleger Arabella von Lützow eilig gebracht hatten, nachdem Johannes Graf von Ammerthal sie vor dem Zimmer seines Sohnes Florian so heftig beschimpft und auch bedroht hatte, dass sie ohnmächtig zusammengebrochen war. Dr. Brocks hatte daraufhin umgehend im Schloss angerufen, um Arabellas Freunde zu informieren. Sofia war gekommen, um die junge Frau abzuholen und zurück ins Schloss zu bringen, sobald das möglich war. Sie machte sich die schlimmsten Vorwürfe, dass es ihr nicht gelungen war, Arabella an der Fahrt zur Klinik zu hindern. Oder dass sie nicht wenigstens darauf bestanden hatte, sie zu begleiten. Schließlich war ihr und ihrem Mann klar gewesen, dass ihre junge Freundin kaum Erfolg haben würde bei ihrem Versuch, mit Florian von Ammerthal zu sprechen. Dass der Besuch so katastrophal verlaufen würde, hatten sie freilich nicht erwartet. »Ich würde Graf von Ammerthal gern bitten, seinen Sohn in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, aber ich mache mir Sorgen um den Jungen, und ich will ungern etwas riskieren. Dabei denkt sein Vater ohnehin schon über die Verlegung nach. Er lastet es uns noch immer an, dass der Junge nicht spricht, und es passt ihm nicht, dass wir ihn nicht so bereitwillig von allen Außenkontakten isolieren, wie er sich das vorstellt. Florian soll, wenn es nach ihm geht, überhaupt keinen Besuch haben. Übrigens ist auch noch niemand gekommen, der nach ihm gefragt hat.«

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
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»Es tut mir unendlich leid, dass das passiert ist, Frau von Kant«, sagte Dr. Walter Brocks. »Wenn ich gewusst hätte, dass Frau von Lützow einen Besuch in der Klinik plant, ich hätte ihr abgeraten.«

»Sie hätte sich auch von Ihnen nicht abhalten lassen, hierher zu kommen«, erwiderte Baronin Sofia niedergeschlagen. »Ich habe alles versucht, glauben Sie mir, aber vergeblich.«

Baronin Sofia und der Klinikchef standen auf dem Flur der Notaufnahme, wohin zwei Pfleger Arabella von Lützow eilig gebracht hatten, nachdem Johannes Graf von Ammerthal sie vor dem Zimmer seines Sohnes Florian so heftig beschimpft und auch bedroht hatte, dass sie ohnmächtig zusammengebrochen war.

Dr. Brocks hatte daraufhin umgehend im Schloss angerufen, um Arabellas Freunde zu informieren. Sofia war gekommen, um die junge Frau abzuholen und zurück ins Schloss zu bringen, sobald das möglich war. Sie machte sich die schlimmsten Vorwürfe, dass es ihr nicht gelungen war, Arabella an der Fahrt zur Klinik zu hindern. Oder dass sie nicht wenigstens darauf bestanden hatte, sie zu begleiten. Schließlich war ihr und ihrem Mann klar gewesen, dass ihre junge Freundin kaum Erfolg haben würde bei ihrem Versuch, mit Florian von Ammerthal zu sprechen. Dass der Besuch so katastrophal verlaufen würde, hatten sie freilich nicht erwartet.

»Ich würde Graf von Ammerthal gern bitten, seinen Sohn in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, aber ich mache mir Sorgen um den Jungen, und ich will ungern etwas riskieren. Dabei denkt sein Vater ohnehin schon über die Verlegung nach. Er lastet es uns noch immer an, dass der Junge nicht spricht, und es passt ihm nicht, dass wir ihn nicht so bereitwillig von allen Außenkontakten isolieren, wie er sich das vorstellt. Florian soll, wenn es nach ihm geht, überhaupt keinen Besuch haben. Übrigens ist auch noch niemand gekommen, der nach ihm gefragt hat.«

Sofia sah den Klinikchef verdutzt an. »Wie bitte? Auch seine Schulfreunde nicht?«

»Niemand«, erklärte Walter Brocks. »Ich frage mich natürlich auch, was das zu bedeuten hat. Das Kindermädchen ist reizend und dem Jungen aufrichtig zugetan, das merkt man sofort. Eine ganz junge Frau, liebenswürdig und ein bisschen schüchtern. Aber außer dem Vater ist sie die einzige Person, die Zugang zu Florian haben soll.«

»Aber warum denn? Wäre es nicht gut für den Jungen, wenn er die Menschen, die er gern hat, um sich hätte? Würde ihn das nicht anregen, wieder zu sprechen?«

»Ich vermute das auch, aber der Vater sieht das anders. Dummerweise hat sich jemand einschleichen können, der Fotos machen wollte, das hat Graf von Ammerthal mitbekommen. Sie können sich vorstellen, dass ihn das in seiner Haltung noch bestärkt hat. Er scheint überall Feinde zu wittern.«

»Wenn also jetzt Florians Schulfreunde kommen, müssen Sie sie wegschicken?«

»Wir müssen nicht. Wenn sein Vater Kontakte verhindern will, muss er einen Wachposten vor die Tür stellen. Meine Angestellten haben anderes zu tun, als einen einzelnen Patienten zu bewachen – jedenfalls, wenn man nicht befürchten muss, dass ihm jemand etwas antun will. Aber wenn so etwas geschieht wie mit diesem Reporter, ist das natürlich sehr unangenehm. Es war Wasser auf die Mühlen des Grafen.«

»Leidet er an Verfolgungswahn?«, fragte Sofia vorsichtig.

»Ich weiß es nicht, Frau von Kant.«

»Ich habe mich, als ich seinen Namen hörte, daran erinnert, dass seine Frau vor nicht allzu langer Zeit gestorben ist. Vielleicht hat er ihren Tod noch nicht verarbeitet.«

»Das hat er sicherlich nicht«, stimmte ihr der Klinikchef zu.

Sofia spähte in den Behandlungsraum, in dem Arabella lag. Sie war nach ihrer Ohnmacht sehr schnell wieder zu sich gekommen, ihr Kreislauf hatte sich stabilisiert. Sie hatte zudem ein Beruhigungsmittel bekommen. Aber natürlich war das Zusammentreffen mit Johannes von Ammerthal ihrer weiteren Genesung nicht zuträglich gewesen. Sie zermarterte sich ja ohnehin schon das Gehirn, ob sie sich bei dem Unfall nicht vielleicht doch falsch verhalten hatte – und wenn ja, was sie anders hätte machen können oder müssen.

Um solche Fragen ruhig und vernünftig beantworten zu können, brauchte man ein wenig Abstand und einen klaren Kopf. Beides bekam man nicht durch wilde Vorwürfe, Drohungen und Beschimpfungen. Im Gegenteil. Sie fragte sich, warum Graf von Ammerthal sich so aufgeführt hatte.

Sie sah, dass Arabella die Augen öffnete und den Kopf ein wenig anhob. »Ich denke, ich nehme unsere Freundin jetzt wieder mit«, sagte sie leise zu Dr. Brocks.

»Das halte ich für eine gute Idee. Und ich werde noch einmal mit Graf von Ammerthal sprechen.« Walter Brocks verzog ein wenig das Gesicht. »Ich kann nicht behaupten, dass ich mich auf dieses Gespräch freue. Er ist natürlich in einer schrecklichen Lage, trotzdem finde ich sein Verhalten unentschuldbar. Aber er sieht das anders. Für ihn ist Frau von Lützow die Frau, die beinahe seinen Sohn umgebracht hat, und ich fürchte, das würde auch so bleiben, wenn sich einwandfrei beweisen ließe, dass sie den Unfall gar nicht hätte verhindern können.«

Sofia sah ihn aufmerksam an. »Denken Sie das?«

»Ich halte es für möglich, mehr kann ich nicht sagen. Wir sind in diesem Fall ja alle auf Vermutungen angewiesen.«

Er betrat mit ihr zusammen den Raum, in dem Arabella lag. Sie war noch blass, fragte aber sofort, als sie Sofia sah: »Fahren wir zurück ins Schloss?«

»Ja, das wollte ich vorschlagen. Denkst du, dass du aufstehen kannst?«

»Natürlich kann ich aufstehen, ich weiß gar nicht, wieso ich ohnmächtig geworden bin. Das ist mir vorher noch nie passiert. Aber dieser Mann hat mir einen solchen Schrecken eingejagt, als er wie ein Wilder auf mich losgegangen ist …« Sie schüttelte den Kopf. »Einen Moment lang dachte ich, er würde mich auch körperlich angreifen, es war noch schlimmer als beim ersten Mal.«

»Graf von Ammerthal hatte kein Recht, sich Ihnen gegenüber so zu verhalten, Frau von Lützow«, sagte Walter Brocks. »Es tut mir leid, dass wir das nicht verhindern konnten, aber mit einem solchen Ausbruch hat hier niemand gerechnet.«

Mit Sofias Hilfe richtete Arabella sich auf. »Ich hätte auf dich hören sollen, Sofia«, sagte sie reumütig. »Es war falsch, hierherzukommen. Dabei hat der Junge mir zugehört, und er hat auch verstanden, was ich gesagt habe. Er hat mich ja sogar angesehen. Hätte ich nur ein bisschen mehr Zeit mit ihm gehabt …« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Es ist schief gegangen, ich werde es nicht noch einmal probieren.« Ganz plötzlich verließ sie die Selbstbeherrschung. Sie verbarg das Gesicht in beiden Händen und fing an zu weinen.

»Gehen Sie ruhig, Herr Dr. Brocks«, sagte Sofia leise. »Wir bleiben noch einen Moment hier sitzen, dann fahren wir nach Hause.«

Der Klinikchef sah ein, dass er die beiden Frauen besser allein ließ und zog sich zurück.

Sofia legte ihren Arm um Arabella und zog sie an sich. »Wir finden einen Weg, deine Unschuld zu beweisen«, sagte sie ruhig. »Morgen meldest du dich in deiner Schule krank und bleibst die nächsten beiden Wochen bei uns – oder wenigstens so lange, bis es dir besser geht. Und verlass dich darauf: Unsere Kinder finden heraus, wie es zu diesem unerklärlichen Unfall gekommen ist.«

Arabella ließ die Hände sinken und legte ihren Kopf an Sofias Schulter. Sie fühlte sich elend, aber der Gedanke, dass sie nicht allein war, sondern bei lieben Freunden, die sich um sie sorgten, tröstete sie und stärkte ihr den Rücken. Sie durfte sich nur nicht beirren lassen und an ihrer Erinnerung zu zweifeln beginnen, nur weil Graf von Ammerthal der Überzeugung war, sie habe seinen Sohn aus Unachtsamkeit angefahren. Aber es war schwer, die Zweifel auszuschalten, wenn die andere Seite so laut- und meinungsstark auftrat.

»Danke, Sofia«, sagte sie leise. »Lass uns fahren. Ich möchte nicht länger hier sein.«

*

»Ich sorge dafür, dass diese Frau dich nie wieder belästigt, Florian«, sagte Johannes. »Es tut mir leid, dass sie es geschafft hat, dein Zimmer zu betreten. Ich hatte Anweisung erteilt, dass niemand zu dir vorgelassen wird, außer Lili und mir – aber offenbar hat das Personal die Lage hier nicht im Griff. Sobald es dir besser geht, lasse ich dich verlegen.«

Er betrachtete das unbewegte Gesicht seines Sohnes, und die Worte brachen aus ihm heraus, bevor er sie zurückhalten konnte: »Warum sprichst du nicht? Stimmt es, was Herr Dr. Brocks sagt, dass du alles verstehst und durchaus antworten könntest – aber nicht antworten willst? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich will doch nur, dass es dir wieder gut geht, ich will, dass du so schnell wie möglich nach Hause kommst. Bitte, sag doch etwas.«

Aber Florian rührte sich nicht. Er hatte nicht einmal die Augen geöffnet, als sein Vater hereingekommen war. Er stellte sich schlafend. Oder tot.

Johannes wusste es nicht. Er war verzweifelt, aber in seine Verzweiflung mischte sich mittlerweile auch Zorn. Tat er nicht alles für Florian, was in seiner Macht stand? Und zum Dank für seine Bemühungen wurde er angeschwiegen? Er wusste nicht, was er noch tun sollte.

Es klopfte kurz an der Tür, unwillkürlich versteifte er sich. Aber als er sich umdrehte, sah er den Klinikchef an der Tür stehen. »Ich würde Sie gern sprechen, Herr von Ammerthal«, sagte Walter Brocks förmlich.

»Ich bin gleich wieder da«, sagte Johannes zu seinem Sohn, bevor er das Zimmer verließ und frostig fragte: »Worum geht es?«

»Um Ihr Verhalten«, lautete die unverblümte Antwort. »Wäre Ihr Sohn nicht eins unserer Sorgenkinder, würde ich Sie bitten, ihn unverzüglich in einem anderen...



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