Maybach | E-Book 111-120 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 12, 1000 Seiten

Reihe: Der neue Dr. Laurin

Maybach E-Book 111-120

Der neue Dr. Laurin Staffel 12 - Arztroman
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98986-066-7
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der neue Dr. Laurin Staffel 12 - Arztroman

E-Book, Deutsch, Band 12, 1000 Seiten

Reihe: Der neue Dr. Laurin

ISBN: 978-3-98986-066-7
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Diese Serie von der Erfolgsschriftstellerin Viola Maybach knüpft an die bereits erschienenen Dr. Laurin-Romane von Patricia Vandenberg an. Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt. Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen. Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert. E-Book 1: Eine Lüge für die Liebe E-Book 2: Die schöne Valentina E-Book 3: Gib der Liebe eine Chance E-Book 4: Das kann nur böse enden! E-Book 5: Ein eiskalter Typ E-Book 6: Trennung für immer? E-Book 7: Das schaffst du nie! E-Book 8: Warum schweigst du, Lavinia? E-Book 9: Das Erbe einer Großtante E-Book 10: Ella und der Fremde

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
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»Lass uns auf die andere Seite wechseln«, sagte Enno Freienthal und legte seinem neunjährigen Neffen Max eine Hand in den Nacken, um ihn in die von ihm gewünschte Richtung zu schieben. Er hatte es heute sehr eilig.

Max, der wie eine kindliche Ausgabe seines Onkels aussah – hellbraune Augen, dunkelbraune lockige Haare, schmales Gesicht mit gerader Nase und einem Mund, der sich gern zu einem Lachen verzog – sah fragend nach oben. »Warum denn auf einmal?«, fragte er.

Aber Enno antwortete nicht, er beobachtete konzentriert den Verkehr und schob Max bei der ersten sich bietenden Gelegenheit über die Straße. Dort angekommen, sah er sich verstohlen um und atmete auf.

»Ach, jetzt versteh‘ ich, was los ist«, sagte Max. »Wieder eine Ex von dir, der du nicht begegnen willst?«

»Sei nicht so vorlaut«, rügte Enno lächelnd, ohne die Frage zu beantworten.

»Ich bin nicht vorlaut, ich weiß nur Bescheid«, sagte Max, wechselte dann aber bereitwillig das Thema. »Da vorne gibt es sehr leckeres Eis.« Er sah Enno auffordernd an.

»Willst du deinen alten Onkel etwa erpressen?«

Max wies das weit von sich. »Wie kommst du denn darauf? Und überhaupt: Wem könnte ich schon was erzählen?«

»Du willst mich also tatsächlich erpressen. Elsa ist schrecklich eifersüchtig, wehe, du erwähnst das hier auch nur mit einer Silbe.«

»Mach ich nicht. Ich will Schoko und Pistazie. Und wie lange soll das mit Elsa noch gehen?«

»Könnten wir bitte das Thema wechseln?«

»Hab ich doch gerade, ich wollte ein Eis, aber du hast wieder von deinen Freundinnen angefangen. Ist mir recht, ich rede gerne über sie, da kann ich was fürs Leben lernen.«

Enno konnte nicht anders, er musste lachen. Max und er hatten sich vom ersten Tag an, da Max auf der Welt gewesen war, bestens verstanden, so sahen es alle in der Familie. Ein Herz und eine Seele, wie es so schön hieß. Sie waren sich nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrem Wesenskern ähnlich. Der Altersunterschied spielte bei ihnen eine erstaunlich geringe Rolle. Mit Max konnte Enno Gespräche führen, die er weder mit seinem Bruder, Max‘ Vater, noch mit etlichen seiner Freunde hätte führen können. Natürlich galt das nicht uneingeschränkt, schon gar nicht für alle Themen, aber es überraschte ihn immer wieder, und natürlich freute es ihn auch.

Er kaufte Schoko und Pistazie für sie beide, mit Sahne, ohne die ging es nicht. Eine Weile wanderten sie schweigend weiter, sie waren auf dem Weg zu Max‘ Zuhause. Enno hatte seinen Neffen, wie er es öfter tat, von der Schule abgeholt, damit sie wieder einmal ›ein Gespräch unter Männern‹ führen konnten, wie Max das nannte. Er war stolz auf seinen jungen Onkel, der bei den Frauen so begehrt war und auch die Mädchen seiner Klasse schwer beeindruckte, wenn er vor der Schule stand und auf Max wartete. Neulich war Max sogar einmal gefragt worden, ob Enno sein großer Bruder sei – er sah aber auch viel jünger aus als achtundzwanzig. Max jedenfalls war fest entschlossen, Enno später einmal nachzueifern – er würde auch lange jung aussehen, und dafür sorgen, dass die Frauen verrückt nach ihm waren. Beides schien ihm höchst erstrebenswert zu sein.

Mit seinem Vater, Ennos älterem Bruder Matthis, hatte Max ein weit weniger lockeres Verhältnis. Matthis war ein liebevoller Vater, aber er war strenger als Enno. So konnte er sich nur schwer damit abfinden, dass Max in der Schule fast durchweg mäßige Noten hatte, weil er lieber draußen war und Fußball spielte, als Hausaufgaben zu machen. Er machte seine ›Faulheit‹, wie Matthis es nannte, zwar zum Teil durch lebhafte Teilnahme am Unterricht wett, aber es war fraglich, ob er auf eine weiterführende Schule würde gehen können, wenn er sich nicht bald mehr Mühe gab.

Enno verstand die Befürchtungen seines Bruders, aber er teilte sie nicht. »Nicht jeder braucht Abitur und ein Studium, Matthis. Max hat so viele Fähigkeiten, der findet seinen Weg schon!«

Er selbst hatte ähnliche Probleme in der Schule gehabt, er hatte schon damals immer nur zeichnen wollen – und nun war er ein recht erfolgreicher Grafiker geworden und mit dieser Berufswahl vollkommen glücklich. Matthis hingegen war Banker, was, wie Enno fand, für ihn ebenfalls die perfekte Berufswahl war, was aber auch die Unterschiede zwischen ihnen deutlich machte.

»Aber er macht es sich unnötig schwer, nur weil er es nicht schafft, sich nachmittags eine Stunde hinzusetzen und zu lernen!«

Die Brüder hatten dieses Gespräch schon oft geführt, ohne je zu einer Einigung zu gelangen. Enno hatte schon öfter gedacht, dass es für Max ein Unglück war, keine Geschwister zu haben: Auf diese Weise war ihm die ständige ungeteilte Aufmerksamkeit beider Eltern sicher. Das tat auf Dauer keinem Kind gut. Matthis war selbst längere Zeit ein Einzelkind gewesen, bis Enno, der Nachzügler, ihm den Platz als Kronprinz streitig gemacht hatte. Aber wie es schien, hatte sich Matthis damals über den Familienzuwachs uneingeschränkt gefreut. Von Anfang an war er Ennos bester Freund gewesen, obwohl sie, anders als Max und er, unterschiedlicher nicht hätten sein können. Aber dafür hatten sie sich gut ergänzt, während Max und er eher auf einer Wellenlinie lagen.

»Mit Elsa läuft es nicht besonders gut«, sagte Enno. »Also, eher müsste ich sagen: Für sie läuft es mit mir nicht gut.«

Max leckte sich genüsslich Sahne von den Fingern. »Hast du schon eine Neue?«, fragte er.

»Nein, aber …« Enno seufzte. Er konnte selbst nicht recht erklären, warum er es mit keiner Frau lange aushielt. Am Anfang war er Feuer und Flamme, aber schon nach kaum zwei Monaten begann er mit seinen Rückzugsbewegungen. Er fühlte sich schnell eingeengt, Eifersucht konnte er überhaupt nicht ertragen, und wenn er erst einmal angefangen hatte, seine jeweilige Freundin kritisch zu betrachten, war es sowieso zu spät. Er bewunderte diejenigen seiner Freunde, die ihre Freundinnen auch nach Jahren noch liebten und irgendwann heirateten. Er würde das nie im Leben fertigbringen, das wusste er schon jetzt. Er war kein Mann für eine feste Beziehung.

»Elsa denkt, dass ich in Scheidung lebe«, sagte er.

Max ließ sein Eis sinken, die schönen braunen Augen wirkten fast rund vor Erstaunen. »Wieso das denn?«

Enno seufzte. »Weil ich es ihr erzählt habe«, sagte er. »Sie ist nicht die Erste, bei der ich das so mache.«

»Davon hast du mir noch nie ein Wort gesagt.«

»Es war mir ein bisschen peinlich, aber nun weißt du es ja.«

»Wissen Papa und Mama das auch?«

»Natürlich nicht, wo denkst du hin? Dein Papa wäre entsetzt, wenn er es erführe.«

»Und wieso erzählst du deinen Freundinnen so was?«

Enno sah Max an. »Denk nach, dann kommst du von selbst drauf.«

Max schleckte den Rest von seinem Eis auf, während er so angestrengt nachdachte, dass sich seine Stirn in Falten legte. Schließlich kam er zu einem Ergebnis. »Weil es dann leichter ist, Schluss zu machen.«

»So ist es«, bestätigte Enno. »Ich sage irgendwann, dass meine Frau und ich es doch noch einmal miteinander versuchen wollen, und das wars.«

»Nett ist das nicht«, sagte Max zögernd. »Überhaupt, ich glaube, für die Frauen ist das mit dir ziemlich schwierig.«

»Ja, das ist so«, gab Enno freimütig zu. »Aber was soll ich machen? Ich halte es einfach bei keiner aus.«

»Dann bleib doch allein«, schlug Max vor. »Wenn du allein bist, musst du nicht mehr lügen, dich nicht mehr trennen, und es wird auch keine Frau mehr unglücklich deinetwegen.«

Enno sah seinen Neffen nachdenklich an. »Was bist du doch für ein kluger Junge«, sagte er ohne jede Ironie, denn er meinte es vollkommen ernst. »Leider ist das nicht ganz so einfach, denn ab und zu habe ich einfach … das Bedürfnis mit einer Frau zusammen zu sein, falls du verstehst, was ich meine.«

Max nickte, natürlich verstand er das, er war schließlich aufgeklärt. »Aber du kannst ja mit einer Frau zusammen sein«, sagte er beruhigend, »du darfst ihr bloß nicht sagen, dass du in sie verliebt bist. Dann kann sie dir auch nichts vorwerfen. Und küssen solltest du sie besser auch nicht.«

Enno fuhr ihm liebevoll durch die Haare. »Na ja, das ist eben das Problem, ich küsse wahnsinnig gern, weißt du?«

»Ich auch«, sagte Max verträumt.

»Wie bitte? Wen hast du denn schon geküsst?«

Max wurde rot wie eine Tomate. »Lissy, letzte Woche. Ich habe ihr geschworen, dass ich es niemandem erzähle, aber du darfst es ruhig wissen, glaube ich. Du sagst es doch nicht weiter? Wenn Mama und Papa wüssten, dass ich Lissy geküsst habe … vor allem Papa … Ich glaube, er würde sich schrecklich aufregen und denken, dass ich jetzt nur noch Mädchen im Kopf habe und noch weniger lernen will als sowieso schon.«

»Lissy ist doch sowieso schon deine Freundin gewesen, oder?«

»Ja, weil sie auch Fußball spielt, sehr gut sogar. Und eigentlich war ich nur mit ihr befreundet wie mit den anderen Jungs. Aber dann …« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist einfach passiert, und es war sehr schön. Es war ein richtiger Kuss, auf den Mund. Lissy hat gesagt, ich küsse besser als Ben, der macht den Mund dabei auf, das war ihr zu nass.«

Enno beschloss, keine weitergehenden Fragen zu stellen. Er war ja schon froh, dass sein Liebesleben nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses stand, denn darüber sprach er mit niemandem gern, nicht einmal mit Max. Sein Liebesleben war nicht normal, so viel stand fest, denn bei all seinen Freunden gestaltete es sich anders als bei ihm – aber er sah keine Möglichkeit, sich der Mehrheit anzunähern: Er würde, nahm er an, für immer der Mann mit den kurzen Affären...



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