E-Book, Deutsch, Band 11, 320 Seiten
Reihe: Der neue Dr. Laurin
Maybach E-Book 51-55
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98757-132-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der neue Dr. Laurin Box 11 - Arztroman
E-Book, Deutsch, Band 11, 320 Seiten
Reihe: Der neue Dr. Laurin
ISBN: 978-3-98757-132-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Autoren/Hrsg.
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Julia Holsten tanzte ausgelassen, ihre Umgebung hatte sie vergessen. Wie ein Schmetterling sah sie aus in ihrem bunten, kurzen Kleid, das ihr genügend Bewegungsfreiheit ließ für die Art, wie sie tanzte. Ihre Freundin Flora sagte, Julias Tanzstil sei ›besonders‹. Aber Flora war selbst besonders, denn sie hatte das bunte Kleid entworfen und genäht.
Julia war ganz bei sich, immer wieder schloss sie die Augen. Es war ein wunderbarer Abend, sie genoss jede Sekunde davon. Vor ein paar Stunden hatte sie sich mit ein paar Freundinnen zu einem Club aufgemacht. Dort trat an diesem Abend eine noch junge, unbekannte Band auf, die das Publikum vom ersten Song an begeistert hatte. Julia tanzte für ihr Leben gern, und endlich hatte sie wieder einmal die Möglichkeit, sich so richtig auszutoben. Ab und zu winkte ihr eine ihrer Freundinnen zu, wenn sie aneinander vorbeitanzten. Alle sahen gleichermaßen glücklich aus. Bella tanzte schon länger mit einem gutaussehenden Typen, sie würde also nach diesem Abend etwas zu erzählen haben.
Julia brauchte eine Pause, sie war durstig. Aber sie würde schon bald weitertanzen, um diese Nacht bis zur letzten Sekunde zu genießen. Wer hätte aber auch ahnen können, dass diese Band so ein Knaller war! Eigentlich hatten sie gar nicht herkommen wollen, Flora hatte noch gemosert: »Die letzte Band, deren Namen wir vorher noch nie gehört hatten, war ein richtiger Reinfall, erinnert ihr euch? Wenn sich das heute schlecht anlässt, gehen wir gleich wieder und suchen uns unbedingt was anderes.«
Und jetzt das! Als sie sich langsam durch die Tanzenden drängelte, um zu ihrem Tisch zu gelangen, konnte sie ihr Glück noch immer kaum fassen. Sie hatte Wasser bestellt, für den Anfang. Mit dem Alkohol wartete sie lieber, einen Kater konnte sie nicht gebrauchen.
Sie trank das Wasser und machte sich umgehend auf den Rückweg zur Tanzfläche, aber jemand stellte sich ihr in den Weg, umarmte sie. »Süße!«, sagte er – oder besser: Er lallte es. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen.
Unwillig versuchte sie, sich aus seinen Armen zu befreien. »Lass mich sofort los!«, sagte sie scharf, doch ihre Worte waren nicht zu hören, die Musik der Band übertönte alles.
Der Mann jedenfalls schloss seine Arme noch fester um sie, sein feuchter Mund drückte sich an ihren Hals. Sie versuchte, ihm ihr Knie in den Unterleib zu rammen, aber er hielt sie zu fest, sie konnte sich kaum bewegen. Also schrie sie, obwohl sie wusste, dass sie sich das genauso gut sparen konnte: Sie hörte sich ja nicht einmal selbst in diesem Höllenlärm. Wo war das Personal, das in solchen Fällen normalerweise sofort eingriff?
Immerhin konnte sie einen Arm befreien, also schlug sie dem Kerl auf den Rücken, so fest sie konnte, doch er schien aus Eisen zu sein und nichts zu merken. Erst als sie ihn an den Haaren riss, reagierte er, aber leider nicht so, wie erhofft.
»Du machst mich ja richtig wild …«, nuschelte er.
Wie aus dem Nichts tauchte hinter ihm ein entschlossenes Gesicht auf, in dem sehr blaue Augen wütend blitzten. Bevor Julia richtig begriff, was vor sich ging, wurde der Betrunkene auch schon von ihr weggerissen und schwungvoll ein paar Meter weit weggeschleudert. Er landete zwischen den Tanzenden, die sich von ihm nicht groß stören ließen, sie tanzten einfach um ihn herum.
Der Blonde grinste Julia an, seine Lippen bewegten sich. Als sie auf ihre Ohren zeigte und den Kopf schüttelte, um ihm zu bedeuten, dass sie ihn nicht hörte, nahm er einfach ihre Hand und zog sie mit sich. Gleich darauf standen sie draußen, in der frischen Luft. Als sich die Tür schloss, war es auf einen Schlag ruhig.
»Tut mir leid, dass ich nicht früher zur Stelle war. Eigentlich sollte sich das Personal um so einen dreisten Grobian kümmern, aber die waren ziemlich beschäftigt heute Abend. Du warst nicht die Einzige, die belästigt wurde. Ich bin übrigens Oliver.«
»Julia. Danke, dass du es überhaupt gemerkt hast. Im Grunde waren ja genügend Leute in der Nähe, die mir hätten helfen können, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. »Die hatten halt alle nur Augen für sich selbst.«
»Auch du warst zunächst in dich gekehrt«, lächelte er. »Vorher, auf der Tanzfläche. Da hätte um dich herum ein Erdbeben die Stadt erschüttern können, ohne dass es dir aufgefallen wäre.«
Sie sah ihn erstaunt an. »Woher weißt du das? Hast du mich beobachtet?«
»Ja«, gestand er ohne zu zögern. »Mir hat gefallen, wie du dich bewegst – und dass dich das Tanzen offenbar glücklich macht. Ich war fast ein bisschen neidisch. Du hast so … so gelöst ausgesehen.«
»Das war ich auch. Gelöst und glücklich, das stimmt. Aber das ist kein Grund, neidisch zu sein.«
Ihre Blicke begegneten sich, und in Julias Innerem breitete sich eine angenehme, zugleich aufregende Wärme aus. Dieser Mann … Er sah unglaublich gut aus, wieso fiel ihr das erst jetzt auf? Zuerst hatte sie nur seine blauen Augen bemerkt, jetzt sah sie auch die blonden Haare, sein klassisches Profil und diesen Mund, der sich gerne zu einem etwas spöttischen Lächeln zu verziehen schien. Er war fast einen Kopf größer als sie und wenn sie es richtig beurteilte, hatte er die Figur eines sportlich durchtrainierten Menschen. Und: Er hatte ihr aus einer ziemlich unangenehmen Situation herausgeholfen, ohne viel Aufhebens davon zu machen. Also war er offenbar auch noch ein sympathischer Retter und Beschützer.
»Was ist?«, fragte er. »Du machst plötzlich so ein seltsames Gesicht.«
»Ich sehe dich nur gerade zum ersten Mal richtig an«, erwiderte sie. »Weißt du, das war wie eine Erscheinung, als du hinter diesem Typen aufgetaucht bist, ich habe eigentlich nur deine Augen gesehen. Im nächsten Moment lag er schon auf der Tanzfläche.«
Oliver lachte, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich kann solche Männer nicht ausstehen«, sagte er. »Zuerst trinken sie sich Mut an, und dann werden sie unverschämt, weil sie denken, sie kommen damit in einem Club mit schummeriger Beleuchtung und vielen Leuten, die vor allem mit sich selbst beschäftigt sind, schon durch. Das hasse ich!«
Er hatte mit Nachdruck gesprochen, seine blauen Augen funkelten zornig. Das war der Moment, in dem Julia begriff, dass sie sich bereits in ihn verliebt hatte. Praktisch im Handumdrehen. Das war sehr verwirrend, zumal es ihr nie zuvor passiert war. Natürlich war sie schon einmal verliebt gewesen. Aber so schnell? Noch nie!
»Gehen wir ein Stück?«, fragte er. »Oder willst du zurück?«
»Eigentlich nicht«, sagte sie. »Ich hätte gern noch getanzt, aber irgendwie ist mir jetzt nicht mehr danach.«
»Musst du dich von jemandem verabschieden? Du warst doch bestimmt nicht allein unterwegs?«
»Mit ein paar Freundinnen, die mich nicht vermissen werden«, antwortete sie, während sie sich fragte, ob das seine Art gewesen war zu fragen, ob sie einen Freund hatte.
»Handtasche?«, fragte er. »Frauen haben doch immer Taschen bei sich.«
»Ich nicht. Alles, was ich brauche, habe ich bei mir, das mache ich immer so, wenn ich ausgehe.«
»Kluges Mädchen.«
»Und mein Wasser hatte ich schon bezahlt«, setzte sie hinzu.
»Wasser?« Er grinste auf sie hinunter. »Du willst mir allen Ernstes erzählen, du hättest nur Wasser getrunken?«
»Ja, das mache ich meistens so, zu Beginn. Ich will die Nacht ja genießen, und das kann ich mit klarem Kopf besser. Den Drink spare ich mir für später auf.«
»Du bist ein bisschen seltsam, oder?«
»Findest du? Ich finde das eigentlich nicht.«
»Doch, ein bisschen seltsam kommst du mir schon vor.« Er wirkte jedoch nicht so, als störte ihn das, im Gegenteil.
»Und wo wollen wir jetzt hingehen?«, fragte sie.
Er sah sie an, so lange, bis sie das Gefühl hatte, in diesem blauen Blick zu versinken. »Deine Entscheidung«, sagte er, als er nach ihrer Hand griff. »Rechts oder links?«
»Rechts«, sagte sie.
Sie waren noch keine hundert Meter gegangen, als sie sich das erste Mal küssten. Julia konnte es noch immer nicht fassen. Sie, die über ›Liebe auf den ersten Blick‹ bislang nur gelacht hatte, weil sie nicht daran glaubte, stand jetzt hier mit einem Mann, von dem sie nur den Vornamen wusste, und doch wollte sie nichts mehr, als ihm nahe zu sein. Er war es, auf den sie schon lange gewartet hatte!
Sie landeten in seiner Wohnung, nur wenig später. Gesprochen hatten sie kaum etwas, aber beiden war auch nicht nach reden zumute. Sie rissen sich die Kleider vom Leib, und was dann folgte, war ein leidenschaftlicher Liebesakt, der Julia so aufwühlte, dass ihr hinterher die Tränen kamen. Nie zuvor hatte sie so empfunden, nie zuvor hatte ein Mann ihr solche Lust bereitet. Sie war fassungslos.
Es blieb nicht bei dieser ersten wilden Vereinigung. Beim zweiten Mal ließen sie es langsamer angehen, viel langsamer. Sie streichelten sich und ließen die Erregung von neuem anschwellen. Bald übernahm Julia die Regie, indem sie Olivers Körper mit Küssen bedeckte und als sie sah, dass Oliver es genoss, war sie es, die den Liebesakt immer weiter in die Länge zog, bis er irgendwann stöhnte: »Willst du mich um den Verstand bringen?«
»Ja!«, sagte sie. »Genau das will ich!«
Da zog er sie auf sich und hielt sie fest, und von da an war es mit der Langsamkeit vorbei. Auch ihr zweiter Liebesakt endete wild und leidenschaftlich, und wieder kamen Julia die Tränen.
»Meine Güte, was machst du mit mir?«, murmelte er, als sie danach eng umschlungen, verschwitzt und erschöpft nebeneinander lagen.
Sie lächelte nur, während ihre Augen noch feucht waren. Das hatte er gar nicht bemerkt, und sie fand, das war auch nicht nötig. Er brauchte nicht zu wissen, wie tief...




