Buch, Englisch, Deutsch, 92 Seiten, Format (B × H): 200 mm x 300 mm
Woman in a Landscape
Buch, Englisch, Deutsch, 92 Seiten, Format (B × H): 200 mm x 300 mm
ISBN: 978-3-68917-007-3
Verlag: Edition Taube
Die Publikation der Künstlerin und Alpinistin Anna McCarthy beinhaltet das Skript der gleichnamigen Performance im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele (Mai 2024). Die Grundlage des Buchs bildet eine textliche und tief berührende Assemblage zum Thema Gewalt an Frauen, erzählt durch die Geschichte des Bergsteigens. Begleitet werden die Textpassagen von Skizzen, Zeichnungen und Malereien, die bei Kletterexpeditionen der Künstlerin dazu en plein-air entstanden sind.
McCarthy ergänzt das Skript durch detaillierte Fußnoten, die ihre intensive Auseinandersetzung mit und Recherche zur Naturwahrnehmung und Frauen im Alpinismus offenlegen. Dadurch entsteht eine sehr persönliche Referenzkartographie, die die Leser*in, zum Beispiel, zu Francesco Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux (1336), Gedanken zur sogenannten Deep Ecology oder den Transzendentalisten Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau führt. Gleichzeitig umfasst sie Zitate aus Früh Los. Im Gespräch mit Bergsteigerinnen über siebzig (Patricia Purtschert) bis hin zu aktivistischen Liedern der chilenischen feministischen Gruppe Lastesis (2018/9) und kann als eine Hommage an Nan Shepherds Buch The Living Mountain gelesen werden.
The Hills Have Crazy Eyes – Woman in a Landscape ist eine eindrucksvoll ambitionierte, poetisch-philosophische Arbeit, die, auf der Suche nach Veränderung und Heilung, die Strukturen der Gewalt mit dem zeitgenössischen wie historischen Umgang mit "Natur" vergleicht.
Durch die alternierende Sequenzierung von Texten und verschiedenen Bildmaterialien arbeitet McCarthy auf subtile Art erneut das nahezu schizophrene menschliche Verhältnis zur Natur – zwischen Beherrschung und Ehrfurcht – heraus. Zurückgehend auf ein patriarchal geprägtes, europäisches Naturverständnis, in dem dieser lebende Organismus als weiblich interpretiert wird, allerdings mit deutlich kontrastierenden Konnotationen: einerseits als romantisiertes fruchtbares und nährendes Bild/Wesen andererseits als wilde und gefährliche Entität, die nach menschlicher Kontrolle verlangt. McCarthys Erzählung setzt damit die extraktive Gewalt gegenüber der Natur mit den misogynen Machtstrukturen in häuslicher Gewalt und Femiziden gleich.
Die Publikation ist der zweiter Teil einer inhaltlichen Dilogie. Der erste Teil Trickles & Oozes, eine Anthologie mit Zeichnungen zerfließender Figuren, erschien auch bei Edition Taube im Rahmen der Performance im Mai 2024.