McClure | Caterpillar Cop | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Kramer & Zondi ermitteln

McClure Caterpillar Cop

Südafrika-Thriller. Kramer & Zondi ermitteln (3)
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-293-30968-5
Verlag: Unionsverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Südafrika-Thriller. Kramer & Zondi ermitteln (3)

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Kramer & Zondi ermitteln

ISBN: 978-3-293-30968-5
Verlag: Unionsverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jonathan hat sich sein erstes Rendezvous mit Penny anders vorgestellt. Kaum kommen sie sich näher, spürt er die Blicke eines Beobachters. Wutentbrannt stürmt er los, um dem vermeintlichen Spanner eine Lektion zu erteilen. Doch als er ihn hervorzerrt, sackt dieser zusammen: Der Unterleib ist blutüberströmt. Lieutenant Tromp Kramer erfährt, dass es sich bei dem Toten um den 12-jährigen Boetie handelt, der mit einem Draht erdrosselt und erbarmungslos verstümmelt wurde. Nun beginnt für Kramer und Sergeant Zondi eine intensive Zeit der Investigation. Ein grausamer Mord an einem Kind - das ist auch für die beiden erfahrenen Ermittler ein harter Brocken. Zudem sitzt ihnen der neue Colonel höchstpersönlich im Nacken; genauso wie die Witwe Fourie, Mutter von vier Kindern.

James McClure, geboren 1936 in Johannesburg, arbeitete als Fotograf und Lehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete. Weil er offen über Polizeigewalt gegen schwarze Südafrikaner berichtete, wurde er von den Behörden überwacht und drangsaliert. 1965 emigrierte er mit seiner Familie nach England, wo er als Journalist tätig war. Bekannt wurde er mit seiner achtteiligen Krimiserie um das Ermittlerduo Kramer und Zondi. Für Steam Pig wurde er 1971 mit dem CWA Gold Dagger ausgezeichnet. Er starb 2006 in Oxford.
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1


Das Kreuz des Südens funkelte über dem Platz, an dem Jonathan Rogers seine Smokingjacke ablegte, um sich an Penny Jones ranzumachen. Seite an Seite ausgestreckt, Ellbogen an Ellbogen, konnten sie durch eine kleine Lücke in den sich wiegenden Zweigen der Akazien, die den Trekkersburg Countryclub umgaben, das Sternbild wie eingerahmt genau über sich sehen. Und es erschien ihnen irgendwie viel romantischer als der Mond.

Das war schließlich das ganze Geheimnis dabei – es so hinzukriegen, als handle es sich um die Liebesaffäre, die bald in strahlendem Technicolor auf Breitwand verfilmt werden würde. Selbst wenn man vor Morgengrauen keinen gläsernen Schuh finden würde. Selbst wenn man es nur machte, weil es angeblich noch nie jemand gemacht hatte. Zumindest nicht mit Miss Jones.

Jonathan fand ihre Hand, löste vorsichtig ein Papiertaschentuch aus seiner Umklammerung und schob seine Finger über die ihren. Dann beschrieb er mit dem Daumen enge kitzlige Kreise in der feuchten kleinen Handfläche.

»Nicht!«, flüsterte sie.

Er hielt sofort inne wie ein gescholtener Spaniel.

»Tut mir leid«, sagte sie. »Es ist nur –«

»Keine Sorge.«

»Nein, ehrlich. Ich möchte nicht, dass du sauer bist.«

»Bin ich auch nicht.«

»Versprochen?«

»Lass dir ruhig Zeit, Pen.«

Sie drückte sich an ihn und seufzte glücklich.

Aber nicht die ganze Nacht, Schätzchen – es gab schließlich eine Deadline für ihn. Punkt neun sollte das Einzel-Play-off beginnen, und um Mitternacht wurde das Team in der Stadt im Hotel zurückerwartet. Jonathan, hatten sie gesagt, als sie ihn auf sie ansetzten, Jonathan, Junge, wir geben dir Zeit bis 23 Uhr 30, okay? Sie waren ein ganz netter Haufen im Team, aber an ihren Traditionen war nicht zu rütteln. Es wurde als böses Omen angesehen, wenn sie nicht alle für eine letzte Runde wieder zusammenkamen, bevor sie abfuhren. Und da laut Gesetz eine Frau nichts in einer südafrikanischen Bar zu suchen hatte, blieb Jonathan nichts anderes übrig, als die ganze Sache im Freien hinter sich zu bringen. Pronto.

Er brachte seinen Daumen wieder in Bewegung.

»Wie ist es denn so?«, fragte sie schüchtern.

»Was?«

»Ein Tennisstar zu sein.«

»Das bin ich doch noch gar nicht.«

»Du wirst es aber – morgen.«

»Schaust du wieder zu?«

»Natürlich!«

Jetzt war er an der Reihe, sie an sich zu drücken, zu seufzen und zu schweigen. Es funktionierte.

»Was ist denn? Willst du nicht, dass ich hingehe?«

»Ich muss doch den Ball im Auge behalten, oder?«

Sie lachte. »Du sagst, du hättest mich die ganze letzte Woche auf der Tribüne gesehen?«

»Das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht, wahrhaftig.«

»Wo habe ich denn gesessen?«

Statt zu antworten, tätschelte er sie.

»Jonathan!«

Stille – wie Richter sie eintreten lassen, bevor sie das Urteil sprechen.

»Jetzt bist du sauer, Pen. Stimmts?«

»Nein.«

»Bestimmt nicht?«

»Nein!«

»Darf ich dich dann küssen?«

»Wenn du willst.«

Er probierte es noch einmal. Dieser war auch nicht besser als das erste halbe Dutzend; ihre Lippen waren zwar weich, teilten sich jedoch nicht richtig, sodass sie mit den Zähnen aneinanderstießen, und sie hatte ziemlich harte Zähne.

»O Jonathan …«

Er setzte sich langsam auf und schaute sich um, wobei er sich fragte, ob er seine Zunge riskieren sollte.

Es war erstaunlich, wie hell der Wald zu sein schien, sobald sich die Augen vom grellen Licht des Tanzsaals umgestellt hatten. Er konnte sogar sehr gut sehen. Die Akazienstämme ragten deutlich erkennbar aus dem Farnkraut über ihm empor. Er konnte sogar Spinnenaugen ausmachen, aus dunklen Ecken hervorschimmernd, zwischen denen die unsichtbaren Netze aufgespannt waren. Und einen Stofffetzen, hängen gebliebenes Zeichen eines Cross-Country-Laufes. Der Mond lag irgendwo da oben auf der Lauer, so viel stand fest, er zierte sich wohl noch ein bisschen. Aber Jonathan wartete schon ungeduldig darauf, dass er sich endlich einen Weg durch die Bäume bahnte und Wunder wirkte bei zwei nackten Brüsten, an denen sonst nichts Besonderes war. Er schloss die Augenlider, um in seiner Fantasie ihr Bild entstehen zu lassen.

Das war der Augenblick, wie er später immer wieder sagte, in dem er über seine Schulter hinter sich ins Unterholz hätte spähen sollen. Nur ein kurzer Blick, und alles wäre anders gelaufen. Natürlich auch furchtbar, aber nicht so. Dann überlief ihn immer ein Schauder, und er dachte an Miss Jones, während seine Freunde versuchten, sich durch ein stilles Gedenken an sie der Peinlichkeit des Augenblicks zu entziehen. Die arme alte Penny Jones, die alte Jungfer der Gemeinde. Für immer und ewig.

»Was gibts?«

Er hielt die Augen geschlossen und drehte den Kopf mit einem leichten Lächeln zur Seite. »Nichts.«

»Du bist wirklich komisch, Jonathan. Warum hast du die Augen zugemacht?«

»Ich habe gelauscht.«

»Ach ja? Ist jemand …?«

»Ich habe dir doch gesagt, dass es hier in Ordnung ist; weit und breit keine schwarze Seele. Es ist etwas anderes –hörst du nichts?«

»Die Musik?«

»Ja.«

»Sie kommt vom Clubhaus.«

»Stimmt. Und das Stück?«

Klang ganz nach Stevie-Boy. Jedes Team hatte seinen Komiker, und Steve besaß die Fähigkeit, noch komischer als andere zu sein. Jetzt stand er sicher gerade auf der Bühne, machte einen auf Sinatra und schmetterte sein Lied so verflucht laut herunter, dass sein Doppelpartner im Wald es nicht überhören konnte. Und die übrige Mannschaft kugelte sich ohne Zweifel bis zum Umfallen.

»Kenne ich nicht. Aber ich höre nicht viel Radio, nur die Hitparade, wenn meine Schwester sie anstellt.«

Das war vielleicht ganz gut so. Steve wartete jetzt mit dem Oldie »Have you met Miss Jones?« auf.

»Unser Lied«, kicherte Jonathan.

»Wirklich?«

Weit mehr: Es war eine Herausforderung. Auf dem Platz oder anderswo, bei den Jungs hing es ganz vom Captain ab, ob sie eine hohe Spielmoral bewiesen, indem er das Unmögliche möglich machte. Jetzt konnte er nicht mehr mit eingekniffenem Schwanz zurück.

Jonathan begann, die Rinde von einem heruntergefallenen Ast abzuziehen, und drehte sich dabei unauffällig um, sodass sie nur seinen Rücken sehen konnte. Er wartete. Der Gesang verebbte. Er wartete noch etwas länger.

»Es ist doch etwas!«, sagte sie.

Er zuckte die Achseln.

»Du musst es mir sagen. Was ist los?«

»Teufel auch. Ich glaube, es liegt daran, dass du anders bist.«

»Inwiefern?«

»Einfach anders, sonst nichts. Nicht wie die anderen.«

»Wie wer?«

»Diese Mädchen, die zu uns zum Tanzen kommen – du weißt schon, was ich meine.«

»Nein, weiß ich nicht.«

»Dann musst du ein sehr behütetes Leben gehabt haben. Hast du nie gehört, warum die meisten von ihnen kommen? Es ist so, als wäre man ein Popstar. Du weißt schon.«

»Du meinst …?«

»Ja.«

»Verstehe.«

Langsam bis zehn zählen.

»Nein, tust du nicht. Davon spreche ich nicht. Jedenfalls nicht genau davon.«

»Sondern?«

»Pen, ich glaube, ich liebe dich. Ist das nicht verrückt?«

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs –

»Warum sollte es?«

Sieben, acht, neun, zehn.

»Du findest es also nicht verrückt? Obwohl wir uns erst heute Abend kennengelernt haben?«

»Ich – ich habe letztes Jahr dein Bild aus der Zeitung ausgeschnitten.«

»Und warum?«

»Weil du auch anders bist, Jonathan. Das habe ich allen gesagt.«

»Woran hast du das gemerkt?«

»Ich weiß es einfach.«

Er schnippte den Ast ins Farnkraut.

»Legst du dich wieder hin, Jonathan?«

»Nein.«

»Aber du hast doch gesagt …«

»Du bist anders, Pen. Anders. Es macht mir Angst.«

»Was?«

»Dass ich dich immer noch – küssen will und so.«

»Vielleicht bin ich doch wie sie.«

»Sei nicht albern! Ich habe dir ja gesagt, was ich fühle. Ist mir noch nie passiert.«

»Ich … ich liebe dich auch, weißt du.«

»Schlimm genug.«

Ihre Hand bewegte sich, und das Laub raschelte.

»Ich habe sie abgenommen, Jonathan.«

Teufel auch. Ohne Brille sah Penny Jones plötzlich gar nicht mehr wie eine angehende Grundschullehrerin aus. Jetzt kamen ihre dichten, langen Wimpern zur Geltung, ebenso ihr keckes, mit witzigen Sommersprossen übersätes Näschen. Die Kurzsichtigkeit verlieh ihr den letzten Schliff: die großen, vertrauensvoll unschuldigen...


McClure, James
James McClure, geboren 1936 in Johannesburg, arbeitete als Fotograf und Lehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete. Weil er offen über Polizeigewalt gegen schwarze Südafrikaner berichtete, wurde er von den Behörden überwacht und drangsaliert. 1965 emigrierte er mit seiner Familie nach England, wo er als Journalist tätig war. Bekannt wurde er mit seiner achtteiligen Krimiserie um das Ermittlerduo Kramer und Zondi. Für Steam Pig wurde er 1971 mit dem CWA Gold Dagger ausgezeichnet. Er starb 2006 in Oxford.



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