McKiernan Elfenkrieger
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08107-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten
Reihe: Die Elfen-Saga
ISBN: 978-3-641-08107-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Noch einmal liegt das Schicksal der Welt in den Händen der Elfen, denn nur wenn es der Elfenkriegerin Arin und ihren Gefährten gelingt, den großen Krieg zu verhindern, kann Mithgar vor dem Untergang gerettet werden. Nach seinen Erfolgsromanen 'Zwergenzorn', 'Zwergenmacht' und 'Elfenzauber' legt Dennis L. McKiernan erneut ein atemberaubendes Fantasy-Epos vor, das alle Tolkien-Fans begeistern wird!
Dennis L. McKiernan wurde am 4. April 1932 in Missouri geboren. Im Alter von 18 Jahren trat er in die Air Force ein und kämpfte vier Jahre als Soldat im Korea-Krieg. Nach seiner Militärzeit studierte McKiernan Elektrotechnik. 31 Jahre lang arbeitete er als Ingenieur im Rüstungsbereich, bevor er sich entschloss, das Schreiben zum Beruf zu machen. Sein erstes Buch schrieb er 1977, während er sich von einem Autounfall erholte. Seitdem hat Dennis L. McKiernan über zwanzig Fantasy-Romane verfasst. Er lebt mit seiner Frau in Tuscon, Arizona und ist ein leidenschaftlicher Taucher und Motorradfahrer.
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1. kapitel
Inmitten einer pechschwarzen Nacht kämpfte sich die Schaluppe Breeze durch den kräftigen Wind, den prasselnden Regen und die kalte Wut des Westonischen Ozeans. Sturmgepeitschte Wellen krachten über die Dollborde, warfen das kleine Boot hin und her und drohten, es zum Kentern zu bringen.
»Bring sie in den Wind, Arin«, rief der Fjordländer Egil, und die zierliche Dylvana drückte die Ruderpinne in Richtung des Großbaums, während Egil an den Seilen des Klüversegels zog.
Der Bug der Breeze pflügte die Wellen, und das kleine Schiff ritt auf den Bergen der heranrauschenden Wogen, um dann in das Tal dahinter zu tauchen. Der vom Wind gepeitschte Regen, Gischt und Brecher fegten über das Deck und durchnässten alle bis auf die Haut.
»Wir müssen unsere Schlechtwetterkleidung anziehen, bevor das Wasser uns die Wärme aus dem Leib spült«, rief Egil. »Aiko, Ihr geht als Erste.«
Die Kriegerin aus dem fernen Ryodo öffnete die Kabinentür, und während sich ihre Silhouette im Licht der schwankenden Laterne in der Tür abzeichnete, verschwand sie in der Kabine, um einige Zeit später in Robbenfell und Ölzeug gehüllt wieder aufzutauchen.
»Du gehst als Nächster, Egil«, rief Arin, der ihr durchnässtes Seidenkleid, mit dem sie vom Hof Königin Gudruns geflohen war, am Körper klebte. »Meinem Volk macht die Witterung wenig aus.«
Der hoch gewachsene, einäugige Nordmann stieß die Tür auf und verschwand schwankend in der Kabine. Eine wild hin und her schwingende Sturmlaterne warf unstete Schatten in das Innere. Alos lag bewusstlos in einer der Kojen. Sein faltiges Gesicht zeigte keine Regung, seine Lider bedeckten sowohl das blinde als auch das sehende Auge, und sein Mund stand weit offen und entblößte die Zahnlücken des Alten.
Delon saß auf einer anderen Koje und hielt sich krampfhaft an einem Pfosten fest. Das hübsche Gesicht des Barden war totenbleich, und zwischen seinen Füßen stand ein Eimer. Als das Boot sich aufbäumte, über den nächsten Wellenberg glitt und dann nach unten ins Tal schoss, sagte Delon gepresst zu Egil: »Ich konnte Schiffe noch nie ausstehen.« Er beugte sich nach vorn und versuchte vergeblich, sich in den Eimer zu übergeben. »Nichts mehr übrig«, ächzte er, während er gegen das Bullauge sank. »Adon, bin ich nutzlos!«
Egil antwortete nicht, sondern zog sich seine mit Wasser voll gelaufenen Stiefel aus. Rasch legte der Fjordländer auch den Rest seiner Sachen ab, um sich dann in Robbenfell zu hüllen und sich eine Öljacke über die Schultern zu werfen. Schließlich wandte er sich an Delon und zeigte auf Alos. »Falls wir untergehen sollten, schafft den alten Mann nach draußen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und öffnete die Tür.
Die ganze Nacht kämpften sie gegen Wind, Wellen und Regen, doch als der Morgen graute, ließ der Regen langsam nach, und der Wind legte sich. Zuletzt beruhigte sich auch der Ozean, und noch vor Mittag klärte sich der Himmel auf, und die weißen Kämme auf den Wellen verschwanden und ließen nur eine strahlend blaue See unter einer warmen Septembersonne zurück.
Egil schlug jetzt einen südlichen Kurs ein, sodass sie vor dem Wind lagen, und er und Aiko hissten Stag- und Gaffelsegel. Nachdem jeder Fetzen Leinwand gesetzt war, segelten sie zügig durch den Kanal zwischen Jütland und Gelen.
Delon kam blass und schwach aus der Kabine auf Deck, wobei er sich zitternd an Belegnägeln und Tauen festhielt. Schließlich ließ er sich auf eine Seitenbank fallen. Der Barde trug immer noch die grellbunte Kleidung, in der er der Königin von Jütland entkommen war, auch wenn Hemd und Hose arg gelitten hatten und zahlreiche Flecken und Risse aufwiesen. Ein polierter Obsidianstein baumelte an einer Goldkette unter dem Silberkragen um seinem Hals. Aiko warf einen Blick auf sein bleiches Gesicht und sagte: »Keine Sorge, Delon, die Übelkeit wird früher oder später vergehen.«
»Adon«, ächzte Delon, während er sich so fest an die Bank klammerte, dass seine Knöchel weiß wurden, »hoffen wir, dass sie eher früher vergeht als später. Ich habe alles von mir gegeben, was ich von mir zu geben hatte. Als Nächstes kommt mein Magen.«
Egil lächelte grimmig. »Im Spind unten sind andere Gewänder. Ihr könnt welche von mir nehmen, obwohl sie Euch vielleicht etwas zu groß sein dürften.«
»Alos’ Sachen würden besser passen«, sagte Aiko, »aber er hat nicht viel Kleidung.«
Delon sah sich um. »Wo sind wir? Ich sehe weit und breit nur wogende Wellen.«
»Irgendwo zwischen Gelen und Jütland«, antwortete Egil.
»Und wohin sind wir unterwegs?«
»Nach Pendwyr.«
Jetzt wandte Delon sich an Aiko. »Warum habt Ihr mich befreit? Versteht mich nicht falsch, es liegt mir fern, mich zu beklagen, denn ohne Euch wäre ich auf dem Scheiterhaufen dieser Wahnsinnigen gelandet. Aber trotzdem, warum habt Ihr mir geholfen?«
Aiko lächelte, streckte die Hand aus und zupfte an seiner schillernden Kleidung. »Weil Ihr der Deck-Pfau seid, Delon, und wir Euch bei unserer Suche brauchen.«
Delon hob fragend eine Augenbraue. »Pfau? Suche?«
Bevor jemand antworten konnte, drang jedoch ein lautes Heulen und eine Reihe von Verwünschungen aus der Kabine. Fluchend tauchte Alos im Durchgang auf und kam an Deck. Während er sich den schmerzenden Kopf hielt, sah er sich um, und als er seinen Verdacht bestätigt fand, wollte er wissen: »Was hat das zu bedeuten? Ich habe Euch doch gesagt, ich würde Euch nicht weiter als bis nach Jütland begleiten, aber Ihr habt mich wie eine Press-Patrouille der verdammten Marinesoldaten auf das Schiff geschleift und mich wieder aufs Meer verfrachtet … gegen meinen Willen, möchte ich hinzufügen. «
Aiko schnaubte, doch Arin sagte: »Wir konnten Euch nicht zurücklassen, Alos. Ihr gehört zu unserer Gruppe, und man hätte Euch in Jütland getötet und vielleicht vorher noch gefoltert – die Königin hätte es so befohlen.«
»Wenn sie überlebt hat«, fügte Aiko hinzu. »Wenn ihr niemand geholfen hat, könnte sie auch verblutet sein.«
»Dennoch«, sagte Arin, »hätte Alos es mit dem Leben bezahlt, wenn wir ihn zurückgelassen hätten. Es wäre die Pflicht des Haushofmeisters und anderer Hofschranzen gewesen.«
Delon nickte. »Sie war zwar wahnsinnig, aber Regentenmord ist ein Verbrechen, das kein Königreich ungestraft lässt … obwohl es in vielen Fällen stattdessen belohnt werden müsste.«
Alos, der in die Sonne blinzelte, war verwirrt. »Was ist mit der Königin passiert?«
Delon starrte den alten Mann an. »Ihr wisst es nicht?«
Alos schüttelte den Kopf und zuckte bei der Bewegung zusammen. »Ich, äh …«
»Ihr habt Euch betrunken und das Bewusstsein verloren«, sagte Aiko, der ihre Missbilligung deutlich anzusehen war.
Alos funkelte sie an. »Und dann habt Ihr mich wohl gegen meinen Willen ins Schiff geschleift, was?«
Aiko wandte sich angewidert ab.
»Ha, das dachte ich mir«, sagte der alte Mann anklagend. Sein verbliebenes Auge funkelte.
»Es war nur zu Eurem Besten, Alos«, protestierte Arin.
Der alte Mann sah die Dylvana an, dann Egil, der nickte und sagte: »Es stimmt, Steuermann.«
Kaum beschwichtigt, brummte Alos vor sich hin, dann wandte er sich an Delon. »Was ist denn nun mit der Königin? Warum hätte sie mich töten lassen?«
»Na ja«, sagte Delon grinsend, während er Silberkette und Armband aus seinem Hemd zog. Die Kettenglieder waren immer noch am Silberkragen um seinen Hals befestigt. »Die edle Aiko hat ihr die Hand abgeschlagen und mich befreit.«
»Møkk!«, fluchte Alos. »Ich kenne diese Jüten. Sie werden uns bis ans Ende der Welt verfolgen.«
»Vor allem, wenn die Königin überlebt hat«, gab Delon ihm Recht. »Sie wird nicht eher ruhen, bis wir alle tot sind … und je blutiger und schmerzhafter wir sterben, desto besser wird es ihr gefallen.«
»Hng«, knurrte Egil. »Wir können nicht einfach untertauchen. Ich meine, seht uns doch an: eine Dylvana, eine goldhäutige Frau und zwei einäugige Männer.«
»Und ein Deck-Pfau«, fügte Delon hinzu, »was immer das sein mag.«
»Vielleicht wissen sie nicht, dass wir in See gestochen sind«, sagte Aiko.
Egil schüttelte den Kopf. »Sobald sie mit dem Hafenmeister reden, finden sie es heraus.«
Aiko nickte trübsinnig und sagte dann: »Das bedeutet, dass sie Schiffe aussenden werden, um uns aufzuspüren.«
»Nicht einfach irgendwelche Schiffe«, erwiderte Egil, »sondern schnelle Drachenboote.«
»Vielleicht segeln sie nach Norden, Chier«, sagte Arin. »Nach Fjordland, denn sie wissen, dass dort deine Heimat ist.«
»Möglich«, erwiderte Egil. »Aber sie werden auch im Süden und im Westen nach uns suchen. Ich halte es für das Beste, wenn wir weit draußen auf See bleiben. Vielleicht glauben sie, dass wir an der Küste entlang geflohen sind. Wenn wir nur in der Nacht segeln und uns bei Tag verstecken, können wir vielleicht eine Entdeckung vermeiden.«
Aiko sah Egil an und sagte. »Wenn sie uns andererseits auf dem offenen Meer suchen, sind wir in großer Gefahr, wenn sie uns auf See aufspüren. Sie werden sehr viel zahlreicher sein als wir, und wir können ihnen nicht davonsegeln.«
Egil neigte den Kopf. »Aye, Aiko. Aber wir haben den weiten Ozean, der uns Schutz bietet. Es wird so sein wie die Suche nach einem Getreidekorn in einem Feld voller Spreu.«
Arin nickte. »Ich bin auch dieser Ansicht. Würden sie unser Ziel kennen, wären die Aussichten sehr viel schlechter. Aber das kennen sie nicht, also wird uns die See verbergen, und...