Mennigen Cotton Reloaded - 12
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-4725-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Survival
E-Book, Deutsch, Band 12, 112 Seiten
Reihe: Cotton Reloaded
            ISBN: 978-3-8387-4725-5 
            Verlag: Bastei Lübbe
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 0 - No protection
Digitale Romanserie. Folge 12. Ein neues Trainingsprogramm der Regierung soll die Agenten des FBI in Form bringen. Mit nichts als ihrem Verstand und einem Notfall-Rucksack ausgerüstet, werden die Teilnehmer irgendwo in den riesigen Wäldern im Nordosten der USA ausgesetzt. Dort müssen sie sich eine Woche lang in der Wildnis durchschlagen. Was relativ unbeschwert beginnt, entwickelt sich für die FBI-Agents Jeremiah Cotton, Philippa Decker und Zeerookah mehr und mehr zum Albtraum. Nachts wachen sie durch Schüsse auf. Dann stoßen sie auf die Leichen eines weiteren Einsatzteams. Spätestens jetzt wird Cotton und den anderen klar, dass irgendjemand mit dem 'Survival-Training' einen perfiden Plan verfolgt. Und dass sie selbst von Jägern zu Gejagten geworden sind, die um ihr Überleben kämpfen müssen ... COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book.
Autoren/Hrsg.
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Prolog
Drei Jahre zuvor
Wer mit Selbstmord liebäugelte oder am eigenen Leib spüren wollte, wie es sich anfühlte, wenn einem die Kehle aufgeschlitzt wurde, der war in Knoxville, Arizona, bestens aufgehoben.
Das Kaff lag irgendwo im tiefsten Nirgendwo unweit der mexikanischen Grenze. Schwer zu glauben, dass die Ansammlung von Bretterbuden zu der Zeit, als John Wayne noch im Wilden Westen aufräumte, ein bedeutender Umschlagplatz für Rinder gewesen war. Inzwischen hatte sich das trostlose Nest zu einem Sammelbecken für gescheiterte Existenzen entwickelt. Nutten, Junkies, Halsabschneider, die ganze illustre Verliererpalette war vertreten. Das gesellschaftliche Zentrum von Knoxville war eine schäbige Absteige mit dem klangvollen Namen »Alligator Lounge«, der natürlich kompletter Bullshit war. In Arizona gab es in etwa so viele Alligatoren wie auf dem Jupiter. Möglicherweise bezog sich die Bezeichnung auf die Klientel, die in dieser Kaschemme meist bis spät in die Nacht herumlungerte. Immer in der hoffnungsvollen Erwartung auf unbedarfte Reisende, die der Zufall ab und an in diese Sickergrube aus Verzweiflung und Gewalt spülte, in der die Opfer ausgenommen, ausgeraubt oder umgelegt wurden, je nachdem, wie es gerade lief.
Bis vor Kurzem hatte Special Agent Philippa »Phil« Decker keine Ahnung von der Existenz Knoxvilles gehabt. Das änderte sich jedoch an diesem brüllend heißen Tag Mitte Juni auf Knoxvilles Main Street. Zusammen mit einem Dutzend anderen Agents hatte man sie in einen von drei Chevy-SUVs gepfercht. Das Team war speziell für diesen Einsatz aus fünf verschiedenen FBI-Büros zusammengestellt worden.
Über ihnen brannte die Sonne von einem ozeanblauen Himmel. Obwohl sich alle längst ihrer Jacketts entledigt hatten, klebten ihnen die Sachen wie eine zweite Haut auf dem Körper. Auf den Kunstledersitzen fühlte es sich an, als säße man auf Fliegenfängern. Einziger Pluspunkt des schattenlosen Parkplatzes war die freie Sicht auf die Spelunke.
Decker leitete den Einsatz gemeinsam mit Special Agent Steve Dillagio. Mit an Bord war auch Zeerookah. Es war einer der wenigen Außeneinsätze des IT-Spezialisten im G-Team.
Die Agents warteten auf eine Zielperson namens Loco Hernando, den jüngeren Bruder des Drogenbarons Pablo Hernando. Dessen Kartell kontrollierte den Drogenhandel auf dem Landweg von Kolumbien über Mexiko bis in die USA. Das FBI hatte einen Tipp bekommen, dass Loco hier und heute persönlich bei einer Übergabe dabei sein würde. Falls das stimmte, war etwas Größeres im Busch als ein simpler Rauschgiftdeal.
Nach fünf Stunden Observation ging den Agents nicht nur die Geduld, sondern auch das Trinkwasser aus den Flaschen aus. Zur allgemeinen Erleichterung näherte sich kurz nach Mittag ein dumpfes Motorgrollen. Ein schwerer Hummer bog in die Main Street und kroch im Schritttempo an den Chevys vorbei. Am Ende der Straße stoppte das Gefährt vor der Alligator Lounge.
Drei bullige Bodyguards der Güteklasse »Profi-Wrestler«, ihrem finsteren Image entsprechend von Kopf bis Fuß schwarz gewandet, stiegen aus und suchten mit Blicken die Umgebung ab. Besonders helle schienen die drei nicht zu sein, sonst wären ihnen die FBI-Karossen mit den schwarz getönten Rauchglasscheiben zumindest merkwürdig vorgekommen. Nachdem sie glaubten, alles sei in Butter, öffnete einer von ihnen die Rücktür des Hummers.
Loco Hernando stieg aus, ein drahtiger Kolumbianer Mitte zwanzig. Decker erkannte ihn von Fotos wieder. In seinem Dossier stand zwar, er habe eine Vorliebe für extravagante Garderobe, trotzdem war sie überrascht, als er sich in einem pinkfarbenen Designeranzug präsentierte. Mit einem mittelgroßen Aluminiumkoffer bestückt, verschwand er mitsamt seiner stiernackigen Entourage in der Kaschemme.
Decker trommelte nervös mit den Fingern aufs Lenkrad. Jetzt wäre der ideale Augenblick für den Zugriff. Wäre da nicht Locos Fahrer gewesen, der im Hummer zurückgeblieben war. Stoisch hockte der Glatzkopf am Steuer. Seine linke Hand ruhte auf dem Lenker, die rechte umklammerte eine Uzi-Maschinenpistole. Dieses nicht einkalkulierte Element sorgte für Diskussionen unter den Agents. Über Funk brach ein hitziger Wortwechsel darüber aus, wie man Loco und dessen Koffer habhaft werden könnte. Decker beteiligte sich nicht an der Debatte. Stattdessen entledigte sie sich wortlos ihres Schulterholsters und knöpfte sich die Bluse auf.
Dillagio pfiff leise, während Zeerokah mit vorquellenden Augen auf Deckers Ausschnitt starrte. »Was soll das werden? Es ist zwar heiß hier drin, aber so heiß nun auch wieder nicht, dass wir uns nackig machen müssten.«
»Frauen und ihre Waffen, schon mal davon gehört?« Decker hatte die Bluse so weit geöffnet, dass der Rand ihres weißen Spitzen-BHs zum Vorschein kam. »Jede Spezies besitzt ihre Schwachstelle. Sex ist die der männlichen.«
»Du willst dich als Venusfalle in die Höhle des Löwen wagen?«
»So etwas nennt man eine gemischte Metapher.« Decker mühte sich mit einem widerspenstigen Knopf ab. »Aber ich verstehe trotzdem, was du meinst. Ja, man könnte es so bezeichnen.«
»Dir ist doch wohl klar, dass ich dich bei einer Fehleinschätzung zukünftig auf dem Friedhof besuchen darf?«
Decker ignorierte die Frage und legte den Agents mit knappen Worten ihren Plan dar. Dann öffnete sie die Fahrertür und glitt hinaus. Dabei zog sie ihre Dienstwaffe aus dem Holster und steckte sie sich im Rücken in den Rockbund. Ihr improvisierter Plan fußte darauf, sich dem Mann mit der Uzi auf Schlagweite zu nähern, ohne sein Misstrauen zu wecken.
Bevor Decker losmarschierte, schob sie ihre bis zum Bauchnabel aufgeknöpfte Bluse weit auf, was einen großzügigeren Einblick gestattete. Zeerookah klappte der Kiefer noch ein Stück mehr herunter. Dillagio schluckte schwer.
Dass die Kollegen bei der Umsetzung ihres Planes mehr von ihr zu sehen bekamen, als sie normalerweise offenbaren würde, war momentan Deckers geringste Sorge. Entschlossen bewegte sie sich auf den Hummer zu.
Ihre Zielperson registrierte sie im Außenspiegel als Teilansicht einer halb nackten Frau, deren Bluse im heißen Wind flatterte, der von der Wüste herüberwehte. Interessiert schaute er genauer hin. Die Unbekannte war hochgewachsen, mit langen Beinen und toller Figur. Wegen ihrer mangelhaften Bekleidung hielt er sie zuerst für eine der örtlichen Schlampen, die für ein paar Dollar ihren Slip fallen ließen. Entsprechend genervt drehte er den Kopf zum Fahrerfenster, als sie dort auftauchte.
Dann aber stutzte er. Die Lady sah nicht nur umwerfend aus, sie hatte auch Stil – sah man von ihrer offenen Bluse ab. Lässig lehnte sie sich mit dem linken Unterarm gegen das Fahrzeugdach und beugte sich provozierend vor. Wie beabsichtigt wurden die Blicke des Fahrers auf ihren BH gelenkt. Schweißperlen rannen den halb entblößten Busen hinunter und versickerten in den Spitzen des BHs. Ganz in diesen Anblick vertieft, zuckte der Mann umso heftiger zusammen, als ihm plötzlich die Mündung einer.38er auf die Stirn gedrückt wurde.
»FBI«, sagte Decker. »Legen Sie Ihre Waffe auf den Beifahrersitz und anschließend beide Hände ans Lenkrad.«
Der Mann fluchte in sich hinein, gehorchte aber. Decker gab den Agents ein Handzeichen, worauf sie ihre Fahrzeuge verließen. Dillagio legte dem überrumpelten Fahrer Handschellen an.
Decker steckte ihre Waffe hinten in den Rockbund zurück und schritt über die sonnenverbrannte Erde zu der Kneipe, wobei sie sich die Bluse zuknöpfte.
Aus dem blendenden Sonnenlicht gelangte sie in ein verräuchertes Halbdunkel, in dem es von kriminellem Abschaum nur so wimmelte. Die Spelunke entpuppte sich als langer Schlauch mit einem Tresen zur Linken, den Toiletten zur Rechten und Sitzgelegenheiten in der Mitte. Die Einrichtung war spartanisch: wacklige Holzstühle und abgenutzte Tische. Der Fußboden wurde gleichermaßen als Standfläche und Mülleimerersatz benutzt.
Decker bewegte sich geschmeidig an Tischen und Stühlen vorbei, wobei sie den ausgesucht abstoßenden Typen als Blickfang diente. Unverhohlen starrten sie auf ihre Brüste und den Hintern – zum Missfallen ihrer zumeist schlampenhaften Begleiterinnen. Stutenbissig musterten sie die vermeintliche Konkurrenz von Kopf bis Fuß.
Loco Hernando stand mit dem Rücken zu Decker an der Bar. Die Hände tief in die Taschen seiner pinkfarbenen Hose geschoben, redete er auf Spanisch mit einem mittelgroßen, breitschultrigen Mann mit schmalem Gesicht und gegeltem Haar. Sein schicker Armani-Anzug, die blank geputzten Fünfhundertdollar-Treter und die Seidenkrawatte waren von der Sorte, wie Drogenschieber aus L.A. sie gern trugen. Den Aluminiumkoffer hatte Loco auf dem Boden neben einem Aktenkoffer aus Kunstleder abgestellt, der offenbar seinem Gesprächspartner gehörte. Locos Bodyguards hatten sich im hinteren Bereich der Spelunke verteilt.
Decker trat an die Bar. Der Tresen war verdreckt; an der Wand dahinter waren Regalbretter angebracht, vollgepackt mit Spirituosen. Der Wirt erkundigte sich, was sie trinken wolle. Sie bestellte ein Wasser und bekam ein Glas schmutzig brauner Brühe.
Loco orderte zwei Jim Beam und stieß mit seinem Kumpel an. Decker hörte den beiden ein paar Minuten zu, in der Hoffnung, etwas Interessantes aufzuschnappen. Dann griff sie mit der rechten Hand hinter ihren Rücken, wo ihre Waffe steckte, und klopfte dem Dealer auf die Schulter.
»Loco Hernando?«
Der Gefragte drehte sich um – und blickte in die Mündung einer Waffe.
»Das FBI will mit Ihnen reden«, ließ die Agentin ihn mit einem entwaffnenden Lächeln wissen.
Locos...





