Mennigen Cotton Reloaded - 30
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-0440-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Tatort: London. Jubiläumsausgabe
E-Book, Deutsch, Band 30, 220 Seiten
Reihe: Cotton Reloaded
ISBN: 978-3-7325-0440-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Explosiv: Jubiläumsband mit doppeltem Umfang!
Digitale Romanserie. Folge 30.
London, United Kingdom
Bei ihrer Ankunft in London erwartet das G-Team ein ungemütlicher Empfang: Am Flughafen Heathrow detoniert eine Bombe und reißt mehr als zwanzig Menschen in den Tod.
Während der Chef des G-Teams John D. High abgeschirmt mit anderen internationalen Sicherheitsexperten die Lage sondiert, machen Cotton und Decker eine schockierende Entdeckung: London ist das Ziel einer Terrororganisation, die einen Anschlag plant, der selbst den 11. September in den Schatten stellen soll ...
COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download.
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Zwei Minuten bevor die Bombe explodierte, die zahlreiche Menschen in den Tod reißen sollte, trat Special Agent Jeremiah Cotton aus dem Ankunfts-Terminal von Heathrow.
Punkt 16:00 Uhr Londoner Ortszeit hatte seine FBI-Sondermaschine aus New York City kommend auf englischem Boden aufgesetzt, wo das Blutbad nun so unaufhaltsam wie unerwartet seinen Lauf nahm.
Der G-Man gehörte ebenso zum Ziel der Attentäter wie die über zweihundert Passagiere eines Transatlantikflugs aus Washington, die gerade aus dem Flughafen strömten.
Obwohl man es dem Agent nicht anmerkte, war er nervös. Ausgelöst wurde die innere Anspannung von dem vagen Gefühl, dass Gefahr in der Luft lag. Instinktiv umklammerte er den Kolben seiner Dienstwaffe, die er unter der Lederjacke in einem Holster trug.
Vor dem Airport blieb er in dem feuchtkalten Novembernebel stehen, für den die englische Metropole berühmt-berüchtigt war. Von seinem Standort aus bot sich der unspektakuläre Blick auf eine Zufahrt, die parallel zu dem Gehsteig verlief. Gesäumt wurde die Fahrbahn von Parkbuchten. Ein gutes Stück weiter rechts warteten Taxis auf Kundschaft. Jenseits der Straße frequentierten Autos einen Parkplatz.
Neben Cotton tauchte seine Kollegin Philippa »Phil« Decker auf. Über ihrer Schulter baumelte eine modische Umhängetasche, in der Frauen für gewöhnlich Lippenstifte und Parfümflakons mit sich herumschleppten. Die Agentin benutzte sie vorrangig zum Transport der Magazine mit Ersatzmunition für ihre Waffe, die sie unter dem Mantel trug.
Die Agents vergewisserten sich, dass von nirgendwo Gefahr für Mr High drohte. Ihr mitgereister Chef verließ hinter ihnen gerade das Terminal.
John D. High zog einen Trolley hinter sich her, von dem er sich partout nicht trennen wollte. Es war davon auszugehen, dass der Leiter des G-Teams in dem Gepäckstück nicht seine Unterhosen beförderte. Wohl eher Dokumente, die der Geheimhaltung unterlagen.
Sein übriges Gepäck hatte er einem Träger anvertraut, der es zusammen mit den Koffern und Taschen der Agents auf einem Rollwagen zu dem Taxistand schob. Wäre die Ankunftszeit der Delegation des G-Teams bekannt gewesen, hätte sie am Flughafen sicherlich eine Limousine des britischen Innen- oder Justizministeriums erwartet. Andererseits sollte nichts von ihrer Mission an die Öffentlichkeit durchsickern. Mr High hielt es deshalb für angebrachter, wenn kein Außenstehender ihren Reisetermin kannte. Solche Vorsichtsmaßnahmen minimierten zudem die Gefahr eines Anschlags. Nicht, dass es im Vorfeld Hinweise auf einen solchen Anschlag gegeben hätte. Doch ein guter Geheimdienstleiter sein, hieß auch immer auf Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Grund ihres Besuchs im Vereinigten Königreich war John D. Highs Teilnahme an einer streng geheimen bilateralen Konferenz zwischen den USA und England. Geladen waren die Direktoren der großen Polizei- und Geheimdienste beider Länder. Aus den USA die Leiter der NSA, der CIA, des FBI, des NCIS und des G-Teams. Aus England die des Inlands-Geheimdienstes MI5, des Auslands-Geheimdienstes MI6 und von Scotland Yard.
Der Beginn der Tagung war für den nächsten Vormittag angesetzt. Dauer: eine Woche. Veranstaltungsort: Queen Elizabeth II Conference Center, nahe dem Westminster Palace im Herzen der Stadt.
Mr High blieb vor dem Terminal stehen und bedachte Decker mit einem tadelnden Blick. »Dass ich Sie zu meiner Sicherheit mit nach London genommen habe, bedeutet nicht, dass Sie gleich hinter jedem Stein eine Bedrohung für mich vermuten müssen.«
»Man kann nicht vorsichtig genug sein, Sir«, konterte sie. »Mancher Stein hat sich schon als getarnte Tretmine entpuppt.«
Ihr Chef seufzte. »Das mag für Afghanistan zutreffen, Special Agent Decker. Darf ich Sie daran erinnern, dass wir uns derzeit im Herzen des British Empire befinden? Die Zeiten, in denen die IRA hier mit ihren Terrorattacken Schlagzeilen machte, sind zum Glück lange vorbei.«
Woher hätte John D. High auch ahnen sollen, dass der Tod gerade in Form eines weißen Nissan-Lieferwagens auf der Zufahrt nahte?
Cotton machte irgendetwas an dem Transporter argwöhnisch. Möglicherweise war es der zögerliche Fahrstil des Fahrers. Als ob er sich nicht entscheiden konnte, wo er den Wagen abstellen sollte. Dabei säumten die Fahrbahn freie Parkbuchten in Hülle und Fülle.
Der G-Man schaltete alles um sich herum völlig aus, er sah nur noch den Lieferwagen. Der stoppte etwa zwanzig Meter entfernt abrupt. Ein Mann sprang aus dem Führerhaus. Das Gesicht unter einer schwarzen Skimaske verborgen. Er drehte sich hektisch nach allen Seiten um. Wirkte, als hätte er die Nerven verloren. Überhastet rannte er in die Richtung davon, aus der er gekommen war.
Cotton spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er spürte, der Tod war ganz nah.
»Alles runter!«, schrie er.
Wie einstudiert warfen sich er, Decker und John D. High flach auf den Boden. Im selben Augenblick ging die Bombe in dem Transporter hoch. Es erfolgte ein blendender Blitz begleitet von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag und einem Geschossregen aus rasiermesserscharfen Metall-, Gesteins- und Glassplittern.
Die Druckwelle ließ die Erde erbeben. Passanten riss es von den Beinen und schleuderte sie zu Boden. Diejenigen, die das Pech hatten, zu nah am Explosionsherd zu stehen, waren chancenlos.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Cotton realisierte, dass er noch lebte. Dass er statt in einem Leichensack auf dem Gehweg lag. Irgendwas hatte ihn an der Stirn erwischt. Blut lief ihm die Schläfe runter. Obwohl sich in seinem Kopf alles drehte, riss er in einem Reflex seine Dienstwaffe aus dem Holster und entsicherte sie. Das war für seine Überlebensinstinkte und Muskeln auch ohne Mithilfe des Gehirns keine große Sache. Eher eine durch ständiges Training in Fleisch und Blut übergegangene Reaktion auf bedrohliche Situationen.
Erheblich mehr Mühe machte es da schon, die aktuelle Situation zu erfassen. Erkennen konnte man in den gelblichen Staub- und schwarzen Rauchwolken nichts, nur hören. Ringsum gellten Schreie Verletzter. Manche brachten nur noch ein Stöhnen zustande. Wieder andere kreischten schrill und voller Panik um Hilfe.
»Decker?« Cotton rappelte sich auf und versuchte die Lage zu sondieren. »Mr High?«
»Ich bin hier«, hörte er die Agentin irgendwo in dem Qualm keuchen.
Hektisch tastete er in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war. Glas knirschte unter seinen Sohlen. Beißender Geruch von C4-Sprengstoff, verbranntem Gummi, Plastik und Fleisch stieg ihm in die Nase. Irgendwo schrillte ein Feueralarm.
Inmitten der Verwüstung rang Decker würgend und hustend nach Luft. Die Haare zerzaust, das Gesicht beschmiert mit Staub und Ruß, setzte sie sich auf. Vor ihr torkelte ein Mann, bevor er blutüberströmt zusammenbrach.
Mit ein paar Schritten war Cotton bei ihr. »Alles klar?«
»Das war ein Bombenanschlag«, schrie sie lauter als nötig; ihre Ohren waren noch ganz taub von dem Knall.
»Sind Sie verletzt?« Die Antwort interessierte den G-Man viel mehr.
»Nein, ich glaube, ich habe Glück gehabt.« Obwohl ihr Herz wie verrückt hämmerte, war sie bemüht, ruhig zu bleiben.
»Okay, rühren Sie sich nicht von der Stelle, ich bin gleich wieder zurück.« Er stolperte weiter durch den Rauch auf der Suche nach Mr High.
Überall Schreie. Irgendwo in dem Dunst weinte eine Frau. Endlich entdeckte er seinen Chef, der regungslos und mit geschlossenen Augen wie tot am Boden lag.
»Mr High, alles in Ordnung?«, keuchte der Agent hustend.
Keine Antwort.
»Mr High?«
Der Leiter des G-Teams schlug die Augen auf. »Sieht so aus, als wäre ich davongekommen.« Abgesehen von einigen Schnittwunden, die rasch verheilen würden. »Was zum Teufel ist hier passiert?«
»Wüsste ich auch gern.« Cotton ergriff den Arm seines Chefs und half ihm beim Aufstehen.
Der Rauch verzog sich allmählich und gab den Blick frei auf den Schaden, den die Detonation angerichtet hatte. Wo der Transporter mit der Bombe gestanden hatte, klaffte jetzt ein Krater im Asphalt. Auf gleicher Höhe war die Fassade des Terminals arg in Mitleidenschaft gezogen. Einige der parkenden Autos waren bloß noch brennende Wracks.
Decker torkelte auf die Beine. Ringsum herrschte Chaos. Wie inmitten eines Kriegsgebietes. Traumatisierte Menschen taumelten ziellos umher. Manche hatte es schlimmer erwischt. Sie waren tot oder wälzten sich verletzt am Boden. Einige so schwer, dass sie noch vor Ort verstarben. Andere würden die kommende Nacht in der Klinik nicht überleben.
Keine zwei Minuten nach dem Anschlag näherte sich der an- und abschwellende Klang von Sirenen. Blaulichter zuckten durch den Nebel. Nach und nach trafen Krankenwagen, Löschzüge der Feuerwehr und Streifenwagen der Londoner Metropolitan Police ein. Die Fahrzeuge kamen in Begleitung gepanzerter SUVs und Limousinen des britischen Inlands-Geheimdienstes MI5. Ein Dutzend Agents sprang aus den Fahrzeugen. Bestückt mit kugelsicheren Kevlar-Westen und schweren Sturmgewehren.
Sanitäter kümmerten sich um die Verletzten. Legten Verbände, Bandagen und Kompressen an, schienten gebrochene Arme und Beine, verabreichten Blutplasma oder injizierten Schwerverwundeten Morphium. Feuerwehrmänner suchten nach versteckten Brandnestern oder leisteten Erste Hilfe. Sie trugen Sauerstoffgeräte und versorgten die an Rauchvergiftung Leidenden mit transparenten Beatmungsmasken.
Polizisten sicherten den Tatort mit Absperrband und befragten Augenzeugen. Experten der Spurensicherung nahmen ihre Arbeit auf. Sammelten alles, was verdächtig erschien, in durchsichtige Plastikbeutel, und machten von...




