Mennigen | Cotton Reloaded - 39 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 39, 120 Seiten

Reihe: Cotton Reloaded

Mennigen Cotton Reloaded - 39

Stille Nacht, stillere Nacht
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-1784-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Stille Nacht, stillere Nacht

E-Book, Deutsch, Band 39, 120 Seiten

Reihe: Cotton Reloaded

ISBN: 978-3-7325-1784-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



23. Dezember: Weihnachtliche Lichterketten lassen die Villa der Conleys in der Hampton Road festlich erstrahlen. Drinnen genießt der angesehene New Yorker Chirurg Lawrence Conley den Winterabend mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern - als plötzlich eine Bombe die Familie aus dem Leben reißt.

Noch am selben Abend werden die Special Agents Philippa Decker und Jeremiah Cotton vom G-Team auf den Fall angesetzt. Cotton gerät dabei ins Visier einer Unbekannten, die den FBI-Agenten zum Spielball in einem tragischen Rachefeldzug macht und vor eine harte moralische Prüfung stellt -

COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie JERRY COTTON und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download.

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1


23. Dezember.

Mit Einbruch der Abenddämmerung begann es aus den kalten, grauen Wolken über New York City zu schneien. Immer dichter trieben die Flocken durch die Straßenschluchten und bedeckten die Metropole unter einem weißen Tuch.

Der Schneefall machte auch vor den nördlichen Stadtbezirken im Westchester County nicht halt, wo die mit Lichterketten und Weihnachtsdekorationen geschmückten Villen betuchterer Bürger standen. Zu den privilegierten Bewohnern der Ortschaft Scarsdale zählten Mr und Mrs Conley. Als erste Afro-Amerikaner waren sie vor dreißig Jahren in die noble Hampton Road eingezogen und bis heute die einzigen Schwarzen, die dort lebten. Drei Töchtern hatten sie eine in Sorglosigkeit eingebettete Kindheit beschert, wobei die beiden jüngsten immer noch unter ihrem Dach wohnten.

Draußen auf der Straße war es inzwischen menschenleer und eisig kalt geworden. Drinnen durchzog das Haus der Conleys der Duft von Keksen und Früchtekuchen. Im offenen Kamin knisterte ein Feuer, aus dem Radio erklang dezente Weihnachtsmusik, und der Weihnachtsbaum erstrahlte in vollem Glanz. Alice und Kelly Conley saßen am Couchtisch und schrieben Weihnachtskarten, während sich ihre Eltern im Fernsehen den Frank-Capra-Film Ist das Leben nicht schön? ansahen. Es war ein vollkommener Moment vorweihnachtlicher Harmonie. Umso unerwarteter kam für alle der Tod.

Ohne Vorwarnung zerfetzte eine gewaltige Detonation die Idylle und verwandelte das Haus der Conleys in einen glühenden Feuerball. Und zwar mit einer Gewalt, die die Nachbarhäuser erbeben und Fensterscheiben im Radius von zwanzig Metern zu Bruch gehen ließ.

Keine Viertelstunde später bogen die ersten Streifenwagen des NYPD in die Straße. Schwarzer Rauch und lodernde Flammen markierten den Schauplatz der Explosion. Um den Unglücksort hatten sich inzwischen immer mehr Anwohner eingefunden. Fassungslos starrten die Leute auf das Gewirr aus Polizei-, Feuerwehr- und Notarztwagen, die mit Blinklichtern und jaulenden Sirenen vor ihnen zum Stehen kamen.

Während Polizisten noch das Gelände absicherten, kreuzte Detective Joe Brandenburg am Tatort auf. Mit offenem Trenchcoat, als wollte er den Minus-Temperaturen demonstrieren, dass sie ihm völlig am Allerwertesten vorbeigingen.

Einer der Cops brachte ihn auf den aktuellen Stand: »Ist noch zu früh für einen abschließenden Befund. Allerdings hat eine erste Analyse ergeben, dass technisches Versagen als Ursache ausgeschlossen werden kann.«

»In dem Fall wären die Trümmerstücke sternförmig vom Gebäude weg in alle Richtungen geflogen«, erkannte Brandenburg auf Anhieb. »Stattdessen scheint das Haus irgendwie nach innen implodiert zu sein.«

»Gutes Auge, Detective. Laut Brandmeister Tomkins vom Scarsdale Fire Department deuten die Indizien auf mehrere Sprengsätze hin, die an den Außenwänden der Villa installiert waren und zeitgleich explodiert sind.«

Ein präzise ausgeführtes Bombenattentat in New York City, dahinter steckten Brandenburgs Einschätzung nach wohl kaum Kleinkriminelle. Der Detective war professionell genug, um zu erkennen, dass das ein Job für das FBI war. Also rief er im Headquarter an und erkundigte sich bei Mr High, ob seine Experten vielleicht mal ein Auge auf den Trümmerberg werfen könnten.

Nach etwa einer Stunde schlängelte sich ein Dienstwagen des FBI an den kreuz und quer geparkten Streifenwagen in der Hampton Road hindurch und stoppte einen Fingerbreit hinter Brandenburgs Auto.

Special Agent Jeremiah Cotton stieg aus dem Fahrzeug und verschaffte sich einen Überblick. Wo eine Stunde zuvor das Haus der Conleys gestanden hatte, stand nur noch eine brennende Ruine.

»He, Cotton«, knurrte Brandenburg missmutig zur Begrüßung. »Siehst mal wieder echt Scheiße aus.«

Cotton grinste. »Freut mich auch, dich zu sehen, Joe. Langen Tag gehabt?«

»Du machst dir keine Vorstellungen.«

Hinter dem G-Man tauchte Philippa Decker in ihrem weißen Porsche auf. Mit einem rasanten Fahrmanöver kam der Sportwagen schlingernd auf dem schneeglatten Untergrund zum Stehen.

Dann hieß es für die Agentin raus aus dem warmen Auto und rein in den modischen Wintermantel. »Oh verdammt, ist das lausig kalt«, fluchte sie und lief auf ihren High Heels über den schneebedeckten Asphalt, als wäre es ein Laufsteg auf der New York Fashion Week.

Detective Brandenburg kam ihr mit einem breiten Grinsen entgegen und spulte seine Charmebolzen-Masche ab: »Haben meine Gebete endlich einen Weihnachtsengel vom Himmel zu mir gelockt? Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Special Agent Decker.«

»Wie sollte das ein schöner Abend werden, wenn Sie hier rumlungern?«, knurrte sie genervt, während sie durch den Schnee schritt. »Also, womit haben wir es zu tun?«

»Mit einer Explosion«, grunzte er. »So weit zu ›Stille Nacht‹.«

»Opfer?«

»Wissen wir noch nicht. In dem Haus haben bis vor einer Stunde Mr und Mrs Conley mit ihren beiden Töchtern gewohnt. Die Jüngste ist laut unseren Unterlagen gerade sechzehn gewesen.«

»Gibt es Zeugen?«

»Nur ein paar Plastik-Rentiere aus der Nachbarschaft. Hab ich schon verhört, hat aber nicht viel gebracht.«

»Noch so ein deplatzierter Witz, und Sie haben die Wahl, Brandenburg.«

»Welche Wahl?«

»Wie Sie es lieber hätten: Einen Schlag auf die Nase oder einen Tritt in Ihr bestes Stück.«

»Okay, Sie Spaßbremse.« Brandenburg legte den Kopf in den Nacken, als hielte er nach Aliens Ausschau. »Nein, niemand hat etwas gesehen. Erst als es Bumm gemacht hat, ging bei der Nachbarschaft die Post ab.«

»Sonst noch was, das sie loswerden wollen, Detective?«

»Möglicherweise handelt es sich um einem Terrorakt aus Rache«, ergänzte er. »Ist nur eine Vermutung, doch die Jungs auf dem Revier haben inzwischen etwas aus der Vergangenheit der Opfer ausgegraben, das die Vermutung stützt.«

»Wir haben uns vor der Fahrt hierhin auch ein bisschen über den Background der Explosionsopfer schlaugemacht«, verriet sie. »Dr. Conley hat als angesehener Chirurg im Mount Sinai Hospital gearbeitet. Seine Frau war Hausfrau, und ihre beiden Töchter sind noch zur Schule gegangen.«

»Richtig«, bestätigte Brandenburg. »Aber es gibt noch eine dritte Tochter, und da wird es interessant.«

»Martha Vaughn.« Cotton hatte ebenfalls seine Hausaufgaben gemacht und sich vor der Abfahrt kurz durch einige Datenbanken geloggt. »Ist Sergeant bei den Marines und nahe Kabul stationiert, wo sie vor ein paar Jahren auch ihren Mann Daniel Vaughn kennengelernt hat. Er hat eine Spezialeinheit in Afghanistan befehligt. Der Mann hat sich durch seine Einsätze einen fast legendären Ruf erworben. Sein Team hat mehr hochrangige Terroristen ausgeschaltet als sonst jemand. Vor einem Monat ist er bei einer Mission am Hindukusch ums Leben gekommen.«

»Gibt’s was Neues über seine Witwe?« Brandenburg fuhr sich mit den Fingern durch das von Schneeflocken bestäubte Haar.

»Martha Vaughn befindet sich immer noch bei ihrer Einheit in Afghanistan. Unseren Informationen nach hat sie über die Feiertage Heimaturlaub beantragt und ist heute Nachmittag in New York eingetroffen.«

»Wäre also möglich, dass die Taliban hier eine offene Rechnung mit ihr und/oder ihrem Mann beglichen haben«, folgerte Decker daraus.

Brandenburg nickte. »Falls der Anschlag Martha Vaughn gegolten hat, dann finden wir ihre Leiche unter den Trümmern.«

Hinter den dreien stoppte ein schwarzer SUV des G-Teams am Bordstein. Motor und Scheinwerfer wurden ausgeschaltet. Die Türen glitten auf und vier mit wattierten Wetterjacken bekleidete Forensiker stiegen aus.

Dr. Sarah Hunter stapfte an der Spitze ihres Teams durch den knöchelhohen Neuschnee Richtung Tatort, wo die Gruppe aber zur Untätigkeit verdammt war. Noch immer war die Feuerwehr dabei, dem flammenden Inferno mit ihren Schläuchen das Leben schwer zu machen.

»Der verfluchte Schneefall ist das Letzte, was ich für eine Spurenanalyse gebrauchen kann«, machte Hunter ihrem Ärger Luft.

Cotton gesellte sich zu ihr. »Es soll Leute geben, die auf weiße Weihnachten stehen, Miss Hunter.«

Die Angesprochene musterte den G-Man mürrisch. »Für Sie immer noch Dr. Hunter, Special Agent Cotton. Oder haben Sie ein Problem damit?«

Er machte ein entrüstetes Gesicht. »Sind Sie etwa sauer auf mich? Mit dem Schnee habe ich ausnahmsweise wirklich nichts zu tun.«

Sie verdrehte die Augen und sagte mit trügerischer Freundlichkeit: »Glauben Sie mir, Sie haben noch nicht erlebt, wenn ich sauer bin. Trampeln Sie spaßeshalber mal wie ein Elefant über einen meiner Tatorte, dann erleben Sie eine Premiere, die Sie Ihren Lebtag nicht vergessen werden.«

Ein Feuerwehrmann eilte heran und schubste die Forensikerin beiseite. »Lassen Sie mich vorbei, Ma’am. Sie stehen uns hier im Weg.«

Hunter musste sich von Cotton auffangen und dabei umarmen lassen, sonst wäre sie der Länge nach im Schnee gelandet. Zu perplex um ein Wort rauszubringen, blinzelte sie den G-Man an.

»Na, na, nicht so stürmisch Dr. Hunter.« Er zwinkerte ihr zu. »Wo bleibt Ihre damenhafte Zurückhaltung?«

»Ach, halten Sie die Klappe.« Vom ersten Schreck erholt, befreite sich die Forensikerin aus der Umklammerung ihres Retters und stapfte genervt zu ihrem Auto zurück. »Damit Sie’s wissen: Das war hart an der Grenze zur sexuellen Belästigung.«

»Ja, ja, unsere goldige Miss Hunter«, säuselte Detective Brandenburgs Stimme so süß wie ein vor Ahornsirup triefender Pfannkuchen. »Ihre Launen versetzen einen so richtig in Feiertagsstimmung. Du weißt, ich habe immer ein offenes Ohr für dich,...



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