Buch, Deutsch, 117 Seiten, GB, Format (B × H): 210 mm x 235 mm, Gewicht: 567 g
Buch, Deutsch, 117 Seiten, GB, Format (B × H): 210 mm x 235 mm, Gewicht: 567 g
ISBN: 978-3-89754-426-0
Verlag: Röll
Der Arzt, Japan- und Naturforscher Philipp Franz von Siebold sowie der Kunstmaler und Japan-Reisende Wilhelm Heine prägten im 19. Jahrhundert durch ihre Publikationen und Vorträge entscheidend das Bild vom “Land der aufgehenden Sonne“ innerhalb der westlichen Welt. Zu Beginn seiner „Japan-Karriere“ stand Wilhelm Heine brieflich in Kontakt mit Philipp Franz von Siebold. Das Verhältnis verschlechterte sich jedoch im Lauf der Jahre so weit, dass Siebold während seiner zweiten Reise äußerte, er plane eine Schrift zu verfassen, die Heines „Fehler“ korrigieren werde. Persönlich begegneten sich die Beiden nie, obwohl sie zwischen 1859 und 1862 zur gleichen Zeit in Edo (heute Tokio) waren.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Geschichte einzelner Länder Asiatische Geschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Geschichte: Expeditionen & Entdeckungen
Weitere Infos & Material
Vorwort Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So auch Philipp Franz von Siebold und Wilhelm Heine, die im 19. Jahrhundert nach längeren Aufenthalten in Japan das Bild dieses fernen Landes durch Publikationen und Vorträge entscheidend prägten.
Der in Würzburg geborene Philipp Franz von Siebold (1796 – 1866) studierte wie sein Großvater und Vater Medizin und Naturwissenschaften. Nach dem Studium trat er 1822 als Militärarzt in den niederländischen Kolonialdienst ein. 1823 wurde er nach Japan geschickt, das sich seit Beginn des 17. Jahrhunderts hermetisch fremden Besuchern verschloss. Einzig Chinesen und Niederländern war es gestattet mit Japan Handel zu treiben; und auch sie durften sich nur auf der künstlichen Insel Deshima im Hafen von Nagasaki aufhalten. Gleichwohl interessierten sich die Japaner sehr für westliche Erfindungen und Wissenschaften, über die sie sich mittels holländischer Bücher informierten. Aus dieser Wissbegier heraus wurde es Siebold als Arzt der niederländischen Faktorei immer wieder gestattet das Festland zu betreten, um hochgestellte Persönlichkeiten zu behandeln und Japaner in westlicher Medizin zu unterrichten. Über diese Kontakte gelang es ihm viel über Land und Leute zu erfahren und ethnographische wie naturwissenschaftliche Sammlungen anzulegen. 1826 bot sich ihm eine weitere Gelegenheit das Land kennenzulernen: Er nahm an der alle vier Jahre stattfindenden Hofreise des Faktoreivorstehers nach Edo (heute: Tokio) teil, wo er bedeutenden Gelehrten begegnete. 1828 war Siebolds Dienstzeit in Japan zu Ende, doch wurde sein Schiff durch einen Taifun an Land getrieben. Die Japaner entdeckten, dass Siebolds Sammlungen auch Landkarten enthielten, deren Weitergabe an Ausländer strengstens verboten war. In einem einjährigen Gerichtsverfahren wurde Siebold 1829 auf Lebenszeit des Landes verwiesen und kehrte 1830 nach Europa zurück. Der niederländische Staat erwarb seine Sammlungen und gewährte ihm unbegrenzt Urlaub, um diese zu bearbeiten und auszuwerten. Es erschienen wichtige Publikationen über die Fauna und Flora sowie die Landeskunde Japans. Nach der 1853/54 durch den nordamerikanischen Commodore Matthew Calbraith Perry (1794 – 1858) erzwungenen Öffnung Japans wurde Siebolds Verbannung aufgehoben, so dass er von 1859 bis 1862 erneut nach Japan reisen konnte. In Edo wurde er als Berater der japanischen Regierung tätig. Dies führte zu Auseinandersetzungen mit dem niederländischen Gesandten und Vertretern anderer Regierungen, in deren Folge der Shogun Siebold 1862 ehrenvoll entlassen musste. Wieder in Europa, nahm Siebold seinen Abschied aus den niederländischen Diensten und kehrte nach Würzburg zurück. Als er 1866 seine auf der zweiten Reise zusammengetragene Sammlung in München ausstellte, verstarb er dort und wurde auf dem Alten Südlichen Friedhof beigesetzt.
Wilhelm Heine (1827 – 1885) wurde in Dresden geboren. Er besuchte die dortige Kunstakademie und war in jungen Jahren vor allem als Theatermaler tätig. Da er in Dresden an den Aufständen von 1848/49 teilnahm, musste er nach deren Niederschlagung nach Amerika fliehen, wo er in New York ein Kunstatelier eröffnete. Nach einer Reise durch Zentralamerika gelang es ihm, als Maler an der Expedition von Commodore Perry teilzunehmen, der Japan - wenn nötig gewaltsam - zur Öffnung gegenüber dem Westen zwingen wollte. Anschließend veröffentlichte Heine seinen Reisebericht und mehrere andere Werke über Japan. Dann reiste er nach Deutschland und schaffte es, Mitglied der preußischen Eulenburg-Expedition nach Ostasien (1859 – 1862) zu werden, die Handelsverträge mit China, Japan und Siam (heute: Thailand) zum Ziel hatte.
Zurück in Amerika nahm Wilhelm Heine am Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 - 1865) auf Seiten der Nordstaaten teil und wurde 1865 zum Brigadegeneral ernannt. 1871 kehrte er endgültig nach Deutschland zurück und ließ sich in Dresden nieder. Als letztes Werk gab er einen aufwändigen und teuren, mit seinen Gemälden bebilderten Folioband über Japan heraus, der später auch als Volksausgabe erschien. In diesem Band illustrierte er das alte Japan, wie er es noch erlebt hatte, wie es nun jedoch bereits Geschichte war. Damit bediente er die Japan-Klischees seiner Zeit. 1885 verstarb Wilhelm Heine in Radebeul.
Zu Beginn seiner „Japan-Karriere“ stand Wilhelm Heine brieflich in Kontakt mit Philipp Franz von Siebold. Das Verhältnis verschlechterte sich jedoch im Lauf der Jahre so weit, dass Siebold während seiner zweiten Reise äußerte, er plane eine Schrift zu verfassen, die Heines „Fehler“ korrigieren werde. Persönlich begegneten sich die beiden nie, obwohl sie sich zwischen 1859 und 1862 zur gleichen Zeit in Edo aufhielten.
Die Ausstellung „Streifzüge durchs alte Japan – Philipp Franz von Siebold & Wilhelm Heine“ entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum für Völkerkunde, München, aus dessen Beständen sie Reiseerinnerungen aus der Sammlung Siebold sowie Ölgemälde von Wilhelm Heine zeigt. Die Schau wird zunächst in Iphofen und anschließend in München zu sehen sein.
Zu danken ist privaten Leihgebern darunter Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, sowie den Leiter der Ostasienabteilung des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dr. Bruno Richtsfeld für die freundschaftliche Zusammenarbeit. Des Weiteren herzlichen Dank allen Autoren die für den vorliegenden Begleitband Beiträge geliefert haben.
Markus Mergenthaler, Knauf-Museum Iphofen
Vorwort Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. So auch Philipp Franz von Siebold und Wilhelm Heine, die im 19. Jahrhundert nach längeren Aufenthalten in Japan das Bild dieses fernen Landes durch Publikationen und Vorträge entscheidend prägten.
Der in Würzburg geborene Philipp Franz von Siebold (1796 – 1866) studierte wie sein Großvater und Vater Medizin und Naturwissenschaften. Nach dem Studium trat er 1822 als Militärarzt in den niederländischen Kolonialdienst ein. 1823 wurde er nach Japan geschickt, das sich seit Beginn des 17. Jahrhunderts hermetisch fremden Besuchern verschloss. Einzig Chinesen und Niederländern war es gestattet mit Japan Handel zu treiben; und auch sie durften sich nur auf der künstlichen Insel Deshima im Hafen von Nagasaki aufhalten. Gleichwohl interessierten sich die Japaner sehr für westliche Erfindungen und Wissenschaften, über die sie sich mittels holländischer Bücher informierten. Aus dieser Wissbegier heraus wurde es Siebold als Arzt der niederländischen Faktorei immer wieder gestattet das Festland zu betreten, um hochgestellte Persönlichkeiten zu behandeln und Japaner in westlicher Medizin zu unterrichten. Über diese Kontakte gelang es ihm viel über Land und Leute zu erfahren und ethnographische wie naturwissenschaftliche Sammlungen anzulegen. 1826 bot sich ihm eine weitere Gelegenheit das Land kennenzulernen: Er nahm an der alle vier Jahre stattfindenden Hofreise des Faktoreivorstehers nach Edo (heute: Tokio) teil, wo er bedeutenden Gelehrten begegnete. 1828 war Siebolds Dienstzeit in Japan zu Ende, doch wurde sein Schiff durch einen Taifun an Land getrieben. Die Japaner entdeckten, dass Siebolds Sammlungen auch Landkarten enthielten, deren Weitergabe an Ausländer strengstens verboten war. In einem einjährigen Gerichtsverfahren wurde Siebold 1829 auf Lebenszeit des Landes verwiesen und kehrte 1830 nach Europa zurück. Der niederländische Staat erwarb seine Sammlungen und gewährte ihm unbegrenzt Urlaub, um diese zu bearbeiten und auszuwerten. Es erschienen wichtige Publikationen über die Fauna und Flora sowie die Landeskunde Japans. Nach der 1853/54 durch den nordamerikanischen Commodore Matthew Calbraith Perry (1794 – 1858) erzwungenen Öffnung Japans wurde Siebolds Verbannung aufgehoben, so dass er von 1859 bis 1862 erneut nach Japan reisen konnte. In Edo wurde er als Berater der japanischen Regierung tätig. Dies führte zu Auseinandersetzungen mit dem niederländischen Gesandten und Vertretern anderer Regierungen, in deren Folge der Shogun Siebold 1862 ehrenvoll entlassen musste. Wieder in Europa, nahm Siebold seinen Abschied aus den niederländischen Diensten und kehrte nach Würzburg zurück. Als er 1866 seine auf der zweiten Reise zusammengetragene Sammlung in München ausstellte, verstarb er dort und wurde auf dem Alten Südlichen Friedhof beigesetzt.
Wilhelm Heine (1827 – 1885) wurde in Dresden geboren. Er besuchte die dortige Kunstakademie und war in jungen Jahren vor allem als Theatermaler tätig. Da er in Dresden an den Aufständen von 1848/49 teilnahm, musste er nach deren Niederschlagung nach Amerika fliehen, wo er in New York ein Kunstatelier eröffnete. Nach einer Reise durch Zentralamerika gelang es ihm, als Maler an der Expedition von Commodore Perry teilzunehmen, der Japan - wenn nötig gewaltsam - zur Öffnung gegenüber dem Westen zwingen wollte. Anschließend veröffentlichte Heine seinen Reisebericht und mehrere andere Werke über Japan. Dann reiste er nach Deutschland und schaffte es, Mitglied der preußischen Eulenburg-Expedition nach Ostasien (1859 – 1862) zu werden, die Handelsverträge mit China, Japan und Siam (heute: Thailand) zum Ziel hatte.
Zurück in Amerika nahm Wilhelm Heine am Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 - 1865) auf Seiten der Nordstaaten teil und wurde 1865 zum Brigadegeneral ernannt. 1871 kehrte er endgültig nach Deutschland zurück und ließ sich in Dresden nieder. Als letztes Werk gab er einen aufwändigen und teuren, mit seinen Gemälden bebilderten Folioband über Japan heraus, der später auch als Volksausgabe erschien. In diesem Band illustrierte er das alte Japan, wie er es noch erlebt hatte, wie es nun jedoch bereits Geschichte war. Damit bediente er die Japan-Klischees seiner Zeit. 1885 verstarb Wilhelm Heine in Radebeul.
Zu Beginn seiner „Japan-Karriere“ stand Wilhelm Heine brieflich in Kontakt mit Philipp Franz von Siebold. Das Verhältnis verschlechterte sich jedoch im Lauf der Jahre so weit, dass Siebold während seiner zweiten Reise äußerte, er plane eine Schrift zu verfassen, die Heines „Fehler“ korrigieren werde. Persönlich begegneten sich die beiden nie, obwohl sie sich zwischen 1859 und 1862 zur gleichen Zeit in Edo aufhielten.
Die Ausstellung „Streifzüge durchs alte Japan – Philipp Franz von Siebold & Wilhelm Heine“ entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum für Völkerkunde, München, aus dessen Beständen sie Reiseerinnerungen aus der Sammlung Siebold sowie Ölgemälde von Wilhelm Heine zeigt. Die Schau wird zunächst in Iphofen und anschließend in München zu sehen sein.
Zu danken ist privaten Leihgebern darunter Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, sowie den Leiter der Ostasienabteilung des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dr. Bruno Richtsfeld für die freundschaftliche Zusammenarbeit. Des Weiteren herzlichen Dank allen Autoren die für den vorliegenden Begleitband Beiträge geliefert haben.
Markus Mergenthaler, Knauf-Museum Iphofen




