Messal | Nachtfahrt ins Grauen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 232 Seiten

Messal Nachtfahrt ins Grauen

Minden Krimi
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95475-124-2
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Minden Krimi

E-Book, Deutsch, 232 Seiten

ISBN: 978-3-95475-124-2
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Wald bei Häverstädt wird eine grauenhaft zugerichtete Leiche gefunden. Das Opfer war an einen Baum gebunden und dann mehrmals mit einem Auto angefahren worden. Nach der Obduktion stellt sich heraus, dass es die junge Rechtsanwältin Pia Baumgarten war. Kurz darauf wird eine weitere junge Frau auf dieselbe Art umgebracht. Geht in Minden ein Psychopath um? Die Mindener Kommissarin Marlene Borchert und ihr Team erhalten Unterstützung von einer Gruppe Bielefelder Kollegen unter der Führung von Benno Erdmann. Gemeinsam arbeiten sie mit Hochdruck an der Aufklärung der Morde. Marlene und Benno waren einmal ein Paar, aber das stört ihre Ermittlungen nicht, bis Marlene den Mörder im Alleingang stellt und von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird ...

Meike Messal wurde 1975 in Minden geboren. Nach dem Abitur lebte sie für einige Zeit in Israel und Südafrika und studierte im Hamburg Germanistik, Anglistik und Amerikanistik. Anschließend unterrichtete sie in Schleswig-Holstein. Die Wege an die Küste waren kurz und Messal, die das Meer liebt, verbrachte ihre Freizeit am liebsten am Wasser. Besonders hatte und hat es ihr Fehmarn angetan. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern wieder in ihrer Heimat und unterrichtet an einem Mindener Gymnasium. Wann immer es die Zeit zulässt, findet man sie jedoch an ihrem Sehnsuchtsort - auf Fehmarn. Nach Nachtfahrt ins Grauen und Atemlose Stille legt Messal mit Düsterstrand ihren dritten Kriminalroman vor. Sie ist außerdem als Herausgeberin aktiv und veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten.
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Was würdest du tun, wenn du nur noch einen Abend zu leben hättest? Einen einzigen Abend, einige wenige Stunden in Dunkelheit. Schließe die Augen. Hörst du sie, die Uhr? Sie tickt in deinem Kopf ... und schon jetzt beginnt die Zeit dir durch die Hände zu rinnen ... die Sekunden jagen. Gnadenlos.

Hast du schon einmal ein Tier gesehen, das weiß, es wird sterben? Es riecht das Blut an der Klinge des Schlächters. Es spürt, dies ist der Geruch des Todes und bäumt sich mit aller Macht dagegen auf. Versucht, panisch zu entkommen.

Es schreit und windet sich.

Wärst du wie dieses Tier? Nein? Du nicht? Du meinst, du würdest das Unausweichliche akzeptieren? Würdest Frieden schließen mit allen, die du liebst? Im Reinen mit dir und der Welt? Meinst, du könntest dem Tod aufrecht ins Auge blicken?

Wenn du das denkst, weißt du nichts vom Tod.

Denn du wärst wie das Tier. Zitternd vor Angst.

Ein Ertrinkender in einer Woge von Selbstmitleid und Grauen. Überspült von Entsetzen.

Genau wie es ihr ergehen wird. Siehst du sie dort? Mit ihrem aufgesetzten Lächeln und ihrem schwarzen Rock, der beim Gehen wippt?

Sie weiß es nicht. Sie weiß nicht, dass sie gleich sterben wird. Einen Abend noch ihres kleinen, erbärmlichen, falschen Lebens. Aber ihre Uhr tickt bereits, dröhnend und laut – dem Ende entgegen. Und wenn sie das begreift, wird sie sein wie das zur Schlachtbank geführte Tier. Sie wird versuchen, zu fliehen.

Doch das wird ihr nichts nützen. Der Henker wartet schon. Schließlich wird sie verstehen. Aber dann wird es zu spät sein. Ihre Uhr steht still. Bald. Ganz bald.

*

Sie strich gedankenverloren über ihren schwarzen Rock. Dann schlug sie energisch den Aktendeckel zu. Genug für heute!

Pia schlüpfte in ihre Pumps, die sie unter dem Schreibtisch ausgezogen hatte, und ging zur Tür. Ausnahmsweise war sie nicht die Letzte, die das Anwaltsbüro in der Mindener Innenstadt verließ. Ein Zimmer weiter konnte sie ihre Kollegin hinter der Glastür schemenhaft erkennen.

»Ich bin weg, bis morgen!«, rief sie ihr zu.

»Ja, und viel Spaß heute Abend mit Lars! Entspann dich und grübele nicht die ganze Zeit über Hohenstein nach!«

»Ich werde es versuchen!«

Pia ließ die Tür ins Schloss fallen und atmete tief die frische Sommerluft ein, während sie zu ihrem Auto ging. Nicht an ihren Klienten Falk Hohenstein zu denken, war schwierig. Dieser komplizierte Fall beschäftigte sie schon seit Wochen. Sie verdrängte ihre Gedanken an Hohenstein und stellte sich stattdessen Lars vor. Sofort huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

Lars würde heute kein Fußball schauen. Und das, obwohl Deutschland im Achtelfinale der Weltmeisterschaft gegen Algerien spielte. Nein, er wollte den Abend mit ihr verbringen. Gerne mit ihr verbringen, so hatte er es gesagt. Und sie glaubte, er hatte es auch so gemeint. Ganz sicher war sie sich allerdings nicht mehr.

Manchmal, wenn Lars sich nicht beobachtet fühlte, ertappte Pia ihn dabei, wie er gedankenverloren ins Leere starrte. Er war zerstreut, und oft musste sie Dinge wiederholen, weil er nicht richtig zuhörte. Was war bloß mit ihm los? Oder war er einfach nur genervt von ihrer Arbeit, die sie im Moment so stark in Beschlag nahm?

Ohne es wirklich zu bemerken, fuhr Pia von der Innenstadt nach Dützen zu ihrem kleinen Haus, in dem sie seit einem halben Jahr zusammen mit Lars wohnte. Sie beide arbeiteten sehr viel, sodass sie sich nur selten sahen. Deshalb hatten sie den Montag eingerichtet, falls sie selbst am Wochenende keine Zeit füreinander gefunden hatten – ein Abend nur für sie zwei. Egal, wer oder was da draußen etwas von ihnen wollte.

Als Pia aus dem Auto stieg, ließ sie ihren Blick über die Felder schweifen, die sich vor ihrem Haus erstreckten. Wie schön es hier war! Sie dachte für einen Moment darüber nach, wie sehr sie sich in ihrem Leben mit der Arbeit beschäftigte, mit der Routine des Alltags, in der es kaum Zeit für Ruhe und Besinnung gab. Wann hatte sie das letzte Mal auf einer Wiese gestanden und den Wind in ihren Haaren gespürt? Hatte sie sich überhaupt schon jemals von ihm umfangen lassen, einfach so, als Spiel?

Sie schloss die Augen und sog tief die würzige Luft der Felder ein. Kurz durchzuckte sie der Gedanke, sich im Garten in die Sonne zu setzen, verwarf ihn aber sofort wieder. Ihr innerer Schweinehund siegte viel zu oft, daher ging sie ins Haus und zog sich seufzend ihre Joggingsachen an. Vor einem gemeinsamen Essen mit Lars lief sie gern eine Runde. Sie liebten das Gyros, das sie beim Griechen an der Lübbecker Straße besorgte, und wenn sie sich vorher bewegt hatte, konnte sie das Essen viel besser genießen.

Sie stopfte sich Geld in die kleine Seitentasche der Hose und zog ihre Turnschuhe an. Sie war ein wenig spät dran. Wahrscheinlich würde Lars bereits nach Hause kommen, während sie noch duschte.

Plötzlich schoss Pia ein Bild von Lars’ nacktem, nassem Körper durch den Kopf. Sie schloss die Augen und konnte die Seife riechen, mit der sie ihn langsam einrieb. Als ihre Hände weiter nach unten glitten, meinte sie seinen heftigen Atem an ihrem Hals zu spüren. Sie stöhnte auf. Himmel, es war ewig her, dass Lars mit ihr geduscht hatte. Warum eigentlich? Vielleicht gäbe es heute Abend eine Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen. Aber jetzt ging es erst mal raus zum Laufen.

Pia liebte den Sommer – 20 Uhr und noch immer hell. Die Vögel zwitscherten. Sie begann, gemächlich loszujoggen, und steigerte behutsam ihr Tempo. Der Weg führte stetig bergan, bis er schließlich in einen dichten Wald hineinführte.

Trotz der Anstrengung versuchte sie, sich auf ihren Atem zu konzentrieren und den unebenen Waldboden im Blick zu haben, um nicht zu stolpern. So bemerkte sie nicht, dass hinter ihr aus dem Halbdunkel der Bäume plötzlich eine Gestalt hervortrat. Sie sah den Schatten zu spät. Bevor sie die Chance hatte, sich umzudrehen, durchzuckte sie ein greller Schmerz am Kopf.

Dann wurde alles um sie herum schwarz.

*

Das Erste, was Pia hörte, war diese dröhnend laute Musik. Wie ein Dorn drang sie in ihr Gehirn. Ihr Kopf schmerzte. Wo war sie? Sie versuchte, die Augen aufzuschlagen, doch ein Tuch war darüber gebunden, sodass sie die Lider nur einen Spalt öffnen konnte. Offensichtlich war es aus einem dunklen Stoff, so sehr sie sich anstrengte, sie konnte nichts erkennen. Doch ab und zu drang ein kleiner Lichtblitz zu ihr. Lichter in der Dunkelheit? Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Verzweifelt spürte sie, dass ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt waren. Auch ihre Füße konnte sie nicht bewegen. Als sie versuchte, ihren Körper zu drehen, durchzuckte sie ein grässlicher Schmerz und sie stöhnte auf. Im selben Moment wurde die Musik lauter. Sie hallte in Pias Kopf wider und erfüllte ihren ganzen Körper.

Sie fing unkontrollierbar an zu zittern. Pia zwang sich, ruhig zu atmen, bemerkte aber, dass die Panik unaufhaltsam wie ein herannahender Sturm in ihr aufkam. Denk nach, denk nach, redete sie sich selbst Mut zu. Analysiere die Lage, damit du deine Chancen erkennst. Das hatte sie als Anwältin gelernt, verdammt.

Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Es ruckelte unter ihr, offenbar lag sie in einem Auto. Sie fühlte durch die Musik den Motor und stieß immer wieder gegen etwas, das wohl die hintere Lehne der Rückbank sein musste.

»Was ist das für ein Auto? Wie bin ich hier reingekommen?«, flüsterte sie vor sich hin.

Langsam sickerten die Melodie des Liedes und die Stimme des Sängers in ihr Bewusstsein. Ja, das war Sympathy for the devil. »Die Rolling Stones«, murmelte sie und klammerte sich an diesen rationalen Gedanken. Kaum wurde ihr jedoch bewusst, was sie da gesagt hatte, durchfuhr sie eine furchtbare Kälte. Dieses Lied weckte eine Erinnerung in ihr, die sie lieber nicht wachrufen wollte.

In der nächsten Sekunde wurde sie so durchgeschüttelt, dass sie dachte, sie würde von dem Sitz herunterrutschen. Gerade noch konnte sie ihr Gewicht ausbalancieren. Sie fuhren jetzt auf keiner Straße mehr, sondern offensichtlich durch sehr unwegsames Gelände. Jedoch nicht lange, dann hielt der Wagen an.

Als Pia hörte, wie die Tür geöffnet wurde, überfiel sie wieder die Panik, die sie in den letzten Minuten zu unterdrücken versucht hatte, wie eine riesige Welle. Jemand fasste sie grob unter den Armen und schleifte sie aus dem Auto. Ihr Unterkörper schlug hart auf der Erde auf.

»Was wollen Sie?«, schluchzte sie. Die Tränen sammelten sich in der engen Binde und durchnässten sie völlig.

Es kam keine Antwort. Sie wurde über den unebenen Boden gezerrt. Bestimmt war es ein Mann. Oder hätte eine Frau auch so viel Kraft? Ich schreie, dachte sie, er hat mir den Mund nicht verbunden. Ich kann schreien.

Und Pia schrie. In der Sekunde, als die Luft...


Meike Messal wurde 1975 in Minden geboren. Nach dem Abitur lebte sie für einige Zeit in Israel und Südafrika und studierte im Hamburg Germanistik, Anglistik und Amerikanistik. Anschließend unterrichtete sie in Schleswig-Holstein. Die Wege an die Küste waren kurz und Messal, die das Meer liebt, verbrachte ihre Freizeit am liebsten am Wasser. Besonders hatte und hat es ihr Fehmarn angetan. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern wieder in ihrer Heimat und unterrichtet an einem Mindener Gymnasium. Wann immer es die Zeit zulässt, findet man sie jedoch an ihrem Sehnsuchtsort – auf Fehmarn. Nach Nachtfahrt ins Grauen und Atemlose Stille legt Messal mit Düsterstrand ihren dritten Kriminalroman vor. Sie ist außerdem als Herausgeberin aktiv und veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten.



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