E-Book, Deutsch, 298 Seiten
Meyer Sternenhimmel über Afrika
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-3430-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 298 Seiten
ISBN: 978-3-7534-3430-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Liebeserklärung an Afrika Ein Roman über Verrat, Liebe und große Gefühle, erzählt vor einer atemberaubenden Kulisse. Eine Reise, wie sie abenteuerlicher nicht sein könnte, soll die in Scherben liegende Ehe von Eliza und Leo retten. Mit einer kleinen Propellermaschine starten sie ihren Flug ins Herzen Afrikas. Am Beginn der Reise in Österreich ahnt Eliza noch nicht, wie sehr sie auf die Probe gestellt wird. Die starke Frau trotzt allen Widrigkeiten und findet doch noch eine unerwartete Liebe...
Autoren/Hrsg.
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Reisestart
Der Flug war gebucht, alle nötigen Impfungen vorgenommen. Es konnte losgehen. Vor dem Fenster erwachte der Tag. Das Wetter hatte in der Nacht umgeschlagen und im Licht des beginnenden Tages erkannte ich die Bergspitzen am Horizont. Wir hatten Glück, es schien ein wunderbarer Herbsttag zu werden. Während der vergangenen Nacht hatte ich kaum ein Auge zugetan. Viel zu groß war die Aufregung und die Angst vor dem, was mich erwartete. Noch nie waren Leo und ich auf diese Art verreist. Er hatte im Grunde nicht viel übrig für Abenteuer. Leo liebte Struktur und bemühte sich immer um Ordnung in seinem Tagesablauf. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren würde. Mir war bewusst, dass wir an einem Wendepunkt in unserem Leben angekommen waren. Leo würde im kommenden Jahr seinen fünfundvierzigsten Geburtstag feiern. Ich war zwar fünf Jahre jünger, doch sollten wir uns jetzt langsam entscheiden, was wir im Leben noch erreichen wollten. Immer wieder hatte ich versucht, mich abzulenken, doch die Gedanken kreisten unaufhörlich. Klar, ich freute mich. Trotzdem machte mir die Ungewissheit Angst. Auf dem Weg zum Flughafen steigerte sich meine Anspannung minütlich. Weder Überkopfwegweiser noch große Flieger in der Luft deuteten darauf hin, dass hier irgendwo ein Flughafen war. Seit wir die Autobahn verlassen hatten, fuhren wir auf Landstraßen durch große Felder. Ich wusste, wir würden unsere Reise an keinem der üblichen Flughäfen in der Nähe starten wie Zürich oder München. Nun hatte ich jedoch eher den Eindruck, auf einer Landpartie zu sein. Leichter Bodennebel, der vom Rhein kommend über den Feldern lag, schien sich mit den ersten Sonnenstrahlen in flüssiges Gold zu verwandeln. Die Gräser waren feucht vom Morgentau. Ringsum weideten Kühe und glotzten uns nach, als wir langsam auf einen Schotterweg einbogen. »Denkst du nicht, dass wir hier falsch sind?« Beim Briefing vor der Reise konnte ich nicht dabei sein, ich musste an dem Wochenende arbeiten. Typisch! Es hatte mich kaum gewundert, dass Leo mich am Abend vage abfertigte. »Das ist so ein kleiner Provinzflughafen, du weißt schon. Nichts Besonderes, doch ganz okay. Lass dich überraschen«, hatte er gesagt. Die »Überraschung« traf mich wie ein Faustschlag in die Magengrube, als wir eine kleine Schranke mit einer Tafel passierten: ACHTUNG FLUGBETRIEB! Beim Überqueren des Rollfeldes auf startende und landende Flugzeuge achten. Vor uns lag eine asphaltierte Fläche, die sich bei näherer Betrachtung als Landebahn entpuppte. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein großes Gebäude aus Wellblech. Das Rolltor an der Vorderseite stand offen und gab den Blick auf mehrere, kleine Sportflugzeuge frei. Nie im Leben würde mich jemand dazu bringen, in so ein Ding einzusteigen! Dafür war meine Flugangst viel zu groß. Gott sei Dank, wir würden mit einem Privatjet fliegen, extra für diese Reise gechartert. Offensichtlich war unser Flugzeug jedoch noch nicht hier. Leo parkte seinen Wagen direkt hinter dem Hangar. Eine kleine Gruppe Männer stand wartend in einiger Entfernung, jeder bepackt mit Rucksack und Fotoausrüstung. Das war also unsere Gruppe. Na bravo! Die Hälfte von ihnen schien uralt zu sein. Grauhaarige Männer im Safarilook. Ich unterdrückte ein Lachen. Einer von ihnen wirkte so behäbig, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass er die Strapazen einer solchen Reise meistern würde. »Wann kommt denn die Maschine, Leo? Ich dachte, sie ist schon hier.« »Ist sie auch, siehst du, dahinten steht sie. Die weiße Cessna Caravan mit der Kennung N 208 PC. Unsere zweite Heimat für die nächsten drei Wochen.« Beim Anblick des winzigen Fliegers wurde mir übel vor Angst. Ich wollte schreiend davonlaufen. Das Ganze war wohl ein schlechter Scherz. »Privatflugzeug« hatte er immer gesagt, von einer fliegenden Schuhschachtel war nie die Rede gewesen. Möglich, dass ich zu Träumereien neigte, doch mit Privatflugzeug hatte ich Jet assoziiert – für mich bedeutete das bislang Luxus pur. So etwas sah man normalerweise im Fernsehen: auf Ledersesseln, mit Champagner und leiser Musik durch die Lüfte gleiten. So oder ähnlich hatte ich mir das vorgestellt. Zugegeben, ich hatte mich schon etwas gewundert, dass es einen Jet gab, der auf den recht kurzen Airstrips landen konnte. Bis letzte Woche war kaum Zeit geblieben, um mich mit der bevorstehenden Reise zu befassen, was sich jetzt als fataler Fehler entpuppte. Die Idee hatten wir spontan gefasst. Leo hatte mich eines Abends bei der Arbeit angerufen und erzählt, dass unerwarteterweise zwei Plätze frei geworden seien. Von der Hektik in der Notaufnahme abgelenkt, stimmte ich zu, ohne groß darüber nachzudenken. Wie naiv das von mir gewesen war, stellte sich nun heraus. »Sieh nur, Steffen und Harald sind schon bei der Maschine und checken alles.« Die beiden Männer wandten sich uns zu und winkten. Harald kannte ich schon etwas länger, er war einer von Leos Segelfreunde. Wir hatten uns schon mehrmals flüchtig getroffen. Steffen, ein enger Freund aus Leo’s Studienzeiten, würde uns die kommenden Wochen, hoffentlich sicher, durch die Lüfte geleiten. Schließlich flog er in seiner Freizeit schon seit vielen Jahren leidenschaftlich gern. Er war in diesem Jahr fünfzig geworden und betrieb ein riesiges Architekturbüro. Steffen war beruflich sehr erfolgreich, doch privat lief es für ihn derzeit nicht nach Plan. Seine Frau war gerade ausgezogen. Harald, unser zweiter Pilot, genoss seit Kurzem den Ruhestand mit seiner erst knapp dreißigjährigen Frau. Nach ihrem letzten Segeltörn konnte Leo gar nicht mehr aufhören zu betonen, wie vernarrt Harald in sie war. Die beiden hatten im Sommer überstürzt geheiratet. Ich war schon gespannt darauf sie kennenzulernen, schließlich war sie auf dieser Reise meine einzige weibliche Begleitung. Vor uns auf dem Rollfeld machten sich die beiden Männer am Vorderrad des Flugzeugs zu schaffen. Was war da bitte los? Hatte dieses Ding etwa einen Platten? Mir verschlug es die Sprache. Betont lässig schlenderte ich hinter Leo her, um mir nichts anmerken zu lassen, er hingegen strahlte übers ganze Gesicht. Normalerweise hätte ich ihn angeschrien und wäre postwendend nach Hause gefahren, aber seit gestern Abend lagen die Dinge anders. Ich hatte mitbekommen, dass Leo einem Freund am Telefon gegenüber die Bemerkung fallenließ, wie wichtig und richtungsweisend diese Reise für unsere Ehe sei. Wir lebten schon länger mehr schlecht als recht nebeneinanderher, eine Krise jagte die andere. Vermutlich machte unsere Ehe schon lange keinen Sinn mehr, aber Leo war für mich noch immer die Liebe meines Lebens. Ich wollte uns eine aufrichtige Chance geben. Deshalb hatte ich in dieses Abenteuer eingewilligt. Nach dem belauschten Gespräch war es mir noch wichtiger, dass diese Reise ein Erfolg wurde. Leo träumte schon lange von einer Reise nach Afrika. Vielleicht gelang es uns dort, unsere Beziehung auf ein neues Fundament zu stellen. Im Moment jedoch schien mir der Preis, den ich dafür zahlen musste, unfassbar hoch. Ich sollte mit Menschen, die ich zum Teil kaum kannte, in einen winzigen Flieger gequetscht nach Afrika reisen. Was hatte mich geritten, als ich der Reise zugestimmt hatte! »Guten Morgen, ihr zwei! Schön, euch zu sehen. Herzlich willkommen, Eliza.« Beide grinsten übers ganze Gesicht, ihre Vorfreude war nicht zu übersehen. Inzwischen hatte ich meine Stimme wiedergefunden und ich zwang mich zu einem Lächeln. »Hallo, ich freue mich auch. Süßer Flieger.« »Sie ist super, nicht wahr? Unsere alte Dame. Niemand sieht ihr an, dass sie schon fast dreißig ist.« Dieses Ding war nicht nur winzig, es war auch noch steinalt. Super! Wir hatten ja keine lange Strecke vor uns, nur so ungefähr 24 000 Meilen. Mein Sarkasmus hatte mich noch nicht ganz verlassen. Als ich einen kurzen Blick ins Flugzeuginnere wagte, drohten jedoch meine Beine zu versagen. Es war alles so winzig! Vom Heck bis zum Cockpit alles offen. Einige offenbar provisorisch eingebaute, schmale Sessel für die Passagiere, keine Nackenstützen, keine Bordanimation: rein gar nichts! Nicht einmal eine Toilette gab es an Bord. Dafür freie Sicht auf die Piloten und ihre Instrumente. Auf dem Armaturenbrett stand ein dampfender Styroporbecher Kaffee. Harald schien meinen Blick bemerkt zu haben und klopfte mir auf die Schulter: »Für unsere Ladys haben wir extra ein Campingklo mit an Bord.« »Wow, vielen Dank!« Ich war geschockt. Ein Campingklo! Wie sollte das bitte vonstattengehen? Ich konnte doch unmöglich in einem offenen Raum mein Geschäft verrichten! Von der mitgebrachten Wasserflasche verabschiedete ich mich wohl oder übel. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die nächsten drei Wochen tagsüber gar nicht zu trinken, das schien mir im Moment die einzige Lösung. Noch hatte ich die...




