Buch, Deutsch, 101 Seiten, PB, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 152 g
Reihe: Schriften aus dem Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
Diskursanalyse und Dokumentarfilm „Die Heide ruft“
Buch, Deutsch, 101 Seiten, PB, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 152 g
Reihe: Schriften aus dem Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
ISBN: 978-3-8322-8810-5
Verlag: Shaker
In Anlehnung an Siefried Jägers „Kritischer Diskursanalyse“ und den Schriften von Michel Foucault und unter Berücksichtigung von Aspekten der Disability Studies und Gender Studies setzt sich die vorliegende Arbeit mit den bestehenden Diskursen zum Thema Sexualbegleitung bzw. Sexualassistenz in Deutschland (1995-2007) auseinander. Durch die Diskursanalyse war es möglich „verdeckte, diskursiv verfestigte Formen der Machtausübung, sprachliche Manipulations und Ausschließungsstrategien sichtbar [zu] machen“.
Sexualbegleitung von Menschen mit Lernschwierigkeiten (oft als „geistig Behinderte“ betitelt) ist ein wenig bearbeitetes Feld und ist vor allem außerhalb der „Behindertenpädagogik“ nahezu unbekannt, verdrängt oder mit Tabus belegt. Am untersuchten Feld der Sexualität und Beeinträchtigung wird aufgezeigt, dass Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen zusammen gedacht werden müssen.
Innerhalb des analysierten Diskurses werden verschiedene Diskursstränge ausgemacht (z. B. Verliebtheit, Prostitution bzw. Heiligkeit, Selbstbestimmung, etc.). Anhand einer groben Analyse der ausgemachten Diskurstränge konnte u.a. herausgearbeitet werden, dass der Stellenwert von Sexualbegleitung im spannungsreichen Feld von Partizipation und Sonderweg verortet ist und dass „Behinderung“ im analysierten Diskurs im Sinne einer typischen Repräsentationsund Identitätspolitik konstruiert wird, die entlang einer binären Struktur von „Gesund und Normalsein“ und „Kranksein und Beeinträchtigung“ entlang läuft. Außerdem werden Menschen mit Lernschwierigkeiten im untersuchten Diskurs als hilfebedürftig, krank, unmündig kindlich und geschlechtslos konstruiert und nicht als eigenständige Subjekte dargestellt. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass im Diskurs Interdependenzen zu Gender bestehen, Sexualbegleitung ist eine Frage des Geschlechts: Im Diskurs werden heteronormative Strukturen produziert und gefestigt.
Neben der schriftlichen Analyse entstand im Rahmen der Abschlussarbeit der Dokumentarfilm „Die Heide ruft: Sexualbegleitung für Menschen mit Lernschwierigkeiten“. In dem Film werden neben anderen „Expert_innen vor allem die eigenen Perspektiven von Menschen mit Lernschwierigkeiten aufgezeigt, mit dem Ergebnis diese nicht mehr zu Objekten der Forschung zu machen, sondern als Subjekte der Forschung zu betrachten.
Durch den Film gelingt es, einige Perspektiven der schriftlichen Arbeit für die praktische und theoretische Auseinandersetzung und vor allem für die Arbeit in der Behindertenhilfe fruchtbar zu machen. Eine aktive Einflussnahme und Intervention durch den Film ist auf diese Weise gegeben.