Moore Und wieder Februar
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-446-23834-3
Verlag: Carl Hanser
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 336 Seiten, Gewicht: 1 g
ISBN: 978-3-446-23834-3
Verlag: Carl Hanser
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lisa Moore, 1964 in St. John's, Neufundland, geboren, studierte Kunst am Nova Scotia College of Art and Design und ist eine der erfolgreichsten kanadischen Autorinnen. Bereits ihr Debütroman Im Rachen des Alligators war ein nationaler Bestseller. Bei Hanser erschienen die Romane Und wieder Februar (2011), mit dem sie Finalistin für den Man Booker Prize wurde, Im Rachen des Alligators (2013), Der leichteste Fehler (2015) sowie die Erzählungen Fremde Hochzeit (2020).
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"(S. 253-254)
Helen ist im Secondhandladen, bei Value Village, und ihr Handy summt an ihrer Hüfte. Louise ruft an, um ihr zu erzählen, dass die Polizei auf dem Parkplatz neben ihrem Haus für den Einsatz bei Demonstrationen trainiert.Die bereiten sich auf Demos vor, sagt Louise. Das machen sie jedes Jahr. Könnte sein, dass das Krankenpflegepersonal streikt.
Die Hälfte der Polizisten ist mit Krankenschwestern verheiratet. Die haben Schutzschilde und diese Helme mit Visier, und sie rücken in geschlossener Front vor. Und wenn die Krankenschwestern außer Kontrolle geraten, ziehen sie ihnen mit ihren Knüppeln eins über. Ich sitze bloß hier im Auto, um ihnen zuzuschauen. Diese Pferde, Helen, so schöne Tiere.Louises Sohn ist Polizist. Sean, Louises Sohn, ist ein Langstreckenläufer mit silbergrauem Haar, der das Haus putzt und seiner Frau jeden Morgen den Kaffee ans Bett bringt. Sherry Aucoin. Und er kümmert sich klaglos um seine Mutter.
Sean schippt im Winter Schnee für Louise, besorgt ihre Medikamente und richtet ihr den Computer ein. Er erledigt Installationsarbeiten für sie, repariert den Bewegungsmelder über der Hintertür und streut Salz auf ihrem Gartenweg.Was die machen, Helen, sagt Louise. Ist: trommeln.Ich schau mir gerade einen Kaschmirpullover an, sagt Helen.Die hauen mit den Gummiknüppeln auf ihre Schutzschilde, und das klingt wie lautes Trommeln, richtig beängstigend, sagt Louise.
Das ist wirklich spannend. Diese Gesprächsminuten kosten mich Geld, sagt Helen. Sie dreht sich zur Seite, um besseren Empfang zu bekommen. Ich habe dieses Handy für Notfälle.Gehen wir heute Küchenschränke anschauen?, fragt Louise. Helen hat an dem Pullover unterm Arm einen Fehler entdeckt. Der Pullover ist rosa, mit Perlen bestickt und sehr weich. Sie vergräbt ihr Gesicht darin und riecht Parfum. Jemand hat diesen Pullover angehabt, denkt sie.
Ich verschwende jetzt keine Handyminuten mehr, Louise, sagt Helen. Treffen wir uns in einer Stunde im Baumarkt. Sie beendet das Gespräch.Weiter hinten im Gang steht eine große, gebeugte Frau, deren dauergewelltes schwarzes Haar so spärlich ist, dass die weiße Kopfhaut darunter durchscheint. Die Frau probiert gerade einen Mantel an. Sie schaut an sich herunter, streicht mit der einen Hand den Pelz glatt und hält mit der anderen den Kragen zusammen.Sehr schön, sagt Helen.
Die Frau fährt mit einer schwungvollen Handbewegung über den Mantel und nimmt eine Pose ein. Dann lässt sie den Arm wieder sinken.Seit September sind bei uns draußen acht Leute gestorben, sagt die Frau. Ich bin aus Flower’s Cove, auf der Nördlichen Halbinsel. Das sind ganz schön viele für so einen kleinen Ort. Ich bin mit meiner Freundin Alice hier, und ich hab mir gedacht, das ist doch mal ein schöner Mantel. Sie lässt die Hand noch einmal kurz über den Pelz gleiten.Er sieht sehr warm aus, sagt Helen.Kaufen wir diese Sachen, damit es uns besser geht?, fragt die Frau. Sie tritt ganz nah an Helen heran."