Buch, Englisch, 168 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 360 g
Reihe: Edition Scientifique
Buch, Englisch, 168 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 360 g
Reihe: Edition Scientifique
ISBN: 978-3-8359-7209-4
Verlag: VVB Laufersweiler Verlag
Umweltstress bei Milchkühen in herausfordernden und heterogenen sozio-ökologischen Umgebungen: Auswirkungen auf phänotypische Merkmalsausprägungen und genomische Einflüsse.
Die Landwirtschaft gilt als das Rückgrat der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Indiens. Der Tierhaltungssektor ist ein integraler Teilsektor der Landwirtschaft, der in vielfältiger Weise zum Wachstum und zur Entwicklung des Agrarsektors in Indien beiträgt. Der Tierhaltungssektor trägt 4,11 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und 25,6 % zum gesamten BIP des Landes bei. Indien ist der größte Viehhalter der Welt und verfügt über 192,46 Millionen Rinder, was etwa 35,94 % des gesamten indischen Viehbestands und 14,70 % des gesamten weltweiten Rinderbestands entspricht. Ebenso ist Indien der größte Produzent von Büffelfleisch und der zweitgrößte Produzent von Ziegenfleisch. Die Viehzucht in Indien wird überwiegend von Kleinbauern betrieben, die Tiere mit relativ geringen Herdengrößen halten. Neben der Unterstützung der Kleinbauern, die die indische Viehwirtschaft dominieren, spielt die Viehwirtschaft auch eine wichtige Rolle bei der Deckung des Nahrungsbedarfs der wachsenden Weltbevölkerung. Dieser Sektor ist jedoch durch die globale Erwärmung und das sich ständig ändernde Klimaszenario stark bedroht.
Der Klimawandel hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die Viehbestände und verursacht schwere wirtschaftliche Verluste. Die Schwere des Klimawandels, insbesondere der Hitzestress, wird in den tropischen Ländern voraussichtlich größer sein als in den gemäßigten Regionen. Hitzestress beeinträchtigt den Produktionsstatus der Tiere, wobei Tiere mit höherer Leistung allgemein anfälliger sind. Darüber hinaus beeinträchtigt Hitzestress auch die Reproduktionsleistung, den Immunstatus und das Wohlbefinden der Tiere. Zu den indirekten Folgen des Klimawandels, die das Problem des Klimawandels in der Viehwirtschaft weiter verschärfen, gehören der Rückgang der Futtermittelproduktion und der Rückgang der Weideflächen. Darüber hinaus verschlimmert die zunehmende Verstädterung und Industrialisierung das Szenario, indem sie indirekt zum Umweltstress in der Tierhaltung beiträgt. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen von Umweltstressoren wie jahreszeitliche Schwankungen, Hitzestress, Verstädterung und Umweltschadstoffe auf die phänotypischen und genetischen Profile von indischen Milchkühen zu untersuchen, die in der aufstrebenden indischen Megastadt Bengaluru gehalten werden. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Studie ein neuartiger Ansatz zur Bewertung der Klimaresilienz von Ziegen erforscht, bei dem ein ganzheitlicher, auf Hautreaktionen basierendes Verfahren verwendet wird, der mit fortschrittlichen Sequenzierungstechnologien des Genoms „next generation sequencing“ kombiniert wird.
Kapitel 2 ist eine Literaturübersicht, die darauf abzielt, die Auswirkungen von Hitzestress auf die Milchproduktion bei Milchkühen zu verstehen und einen Überblick zu etwaigen Genotyp-Umwelt-Interaktion im Kontext der Hitzetoleranz zu geben. Dieses Kapitel gibt auch einen Einblick in die verschiedenen verfügbaren genomischen Instrumente und statistischen Modellierungsmöglichkeiten zur Bewertung der Auswirkungen von Hitzestress bei Milchkühen. Zusätzlich werden in Kapitel 2 genetische Ansätze zur Identifizierung klimaresistenter Tiere erörtert.
Es mangelt an Informationen bezüglich der Auswirkungen der Jahreszeit, des Temperatur-Feuchtigkeits-Index (THI, ein Indikator zur Bewertung von Hitzestress) und der Urbanisierung auf die Reaktionen von Milchkühen. In Kapitel 3 wurden die Auswirkungen der genannten Faktoren auf Produktionsmerkmale, Energieeffizienzindikatoren und Hygienemerkmale bei 96 Milchkühen untersucht, die an der ländlich-urbanen Schnittstelle von Bengaluru gehalten wurden. Zu den phänotypischen Merkmalen, die für die Studie berücksichtigt wurden, gehörten die Milchleistung am Versuchstag (MY), der Body Condition Score (BCS), das Körpergewicht (BW), der Hock Assessment Score (HAS), der Euterhygienescore (UHS) und der Oberschenkelhygienescore (ULHS). Es wurde festgestellt, dass die Jahreszeit einen signifikanten Einfluss auf die Produktions- und Hygienemerkmale bei Rindern hat. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass der Survey Stratification Index (SSI), der den ländlich-städtischen Gradienten in ländlich, Übergang/gemischt und städtisch unterscheidet, die meisten phänotypischen Merkmale beeinflusst. Der signifikante SSI Effekt weist auf die Bedeutung des Managements in der Rinderhaltung hin.. Es wurde festgestellt, dass der THI einen signifikanten Einfluss auf MY, BCS und HAS von Milchkühen hat. In dieser Studie wurde der THI = 75 als Schwellenwert für Hitzestress bei Milchkühen in Bengaluru ermittelt.
Kapitel 4 ist eine umfassende Detailstudie, die an 40 Milchkühen in Bengaluru durchgeführt wurde, um die Auswirkungen des jahreszeitlichen Übergangs und des THI auf die adaptiven Reaktionen der Tiere zu bewerten. Es wurde festgestellt, dass der Wechsel von der Sommer- zur Monsunzeit einen signifikanten Einfluss auf die physiologischen Reaktionen (Atmungsrate und Hautoberflächentemperatur), das hämatologische Profil (mittleres Thrombozytenvolumen und Thrombozytenverteilungsbreite (PDWc)), die Milchleistung am Prüfungstag und die Milchzusammensetzung (Milchdichte, Laktose, fettfreie Trockenmasse (SNF) und Salze) hat. Ebenso wurde festgestellt, dass der THI einen signifikanten Einfluss auf die Atmungsrate, die Hautoberflächentemperatur, die Thrombozytenzahl, den Thrombozytencrit und die PDWc hat. In dieser Studie wurden auch die molekularen Reaktionen von Milchkühen im Hinblick auf die relative mRNA-Expression selektiver, mit Hitzestress assoziierter Gene, untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Umweltstressoren das relative mRNA-Expressionsprofil der Gene Hitzeschockprotein 70 (HSP70), Interferon beta (IFNß), IFN?, Tumornekrosefaktor alpha (TNFa), Wachstumshormon (GH) und insulinähnlicher Wachstumsfaktor-1 (IGF-1) signifikant beeinflussen. Daher lieferte die Studie einen neuartigen und wertvollen Beitrag zur Bewertung der Umweltsensitivität von Milchkühen in Bengaluru im Hinblick auf ihre physiologischen, hämatologischen, produktiven und molekularen Reaktionen.
Die Forschungsarbeiten wurden fortgesetzt und bezüglich des Datenmaterials ausgeweitet, um genomische Regionen zu identifizieren, die mit Merkmalen der Milchproduktion bei Milchkühen (240 Kühe), die von Kleinbauern in Bengaluru gehalten werden, assoziiert sind. Erstmals wurden Effekte der Selektion und diesbezüglich annotierte Gene und assoziierte Merkmale für die in Bengaluru am häufigsten gehaltenen Milchviehrassen (Holstein Friesian, Jersey und Kreuzungen) identifiziert (Kapitel 5). Mithilfe genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) wurde festgestellt, dass zwei Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs), rs109340659 und rs41571523, signifikant mit der Milchleistung am Testtag assoziiert sind. Diese SNPs befanden sich in unmittelbarer Nähe der potenziellen Kandidatengene Fibrosin-like 1 (FBRSL) und Calcium voltage-gated channel auxiliary subunit gamma 3 (CACN), die in verschiedenen Stadien der Milchproduktion eine dominierende Rolle spielen.
Darüber hinaus wurde die Methode der populationsübergreifenden erweiterten Haplotypenhomozygotie (XP-EHH) angewandt, um das Genom der Milchrinder zu „scannen“ mit dem Ziel, rassespezifische Signaturen der Selektion zu identifizieren.. Auf der Basis der Selektionssignaturen in Kombination mit bioinformatischen Auswertungen konnten Gene detektiert werden, die mit Stressreaktionsmechanismen und diesbezüglichen physiologischen Anpassungen in Verbindung stehen. Dazu gehörten Ubiquitinierung, Immunantwort, Zellsignalisierung, Cortisol-Synthese und -Sekretion, der Prolaktin-Signalweg, Steroidhormon-Biosynthese und Thermogenese. Die Ergebnisse dieser Studie deuten daher darauf hin, dass die Milchkuhrassen in Bengaluru wahrscheinlich auf thermische Resilienz selektiert wurden.
Zusätzlich zum bedeutenden klimatischen Einfluss auf die Milchproduktion wurde in der vorliegenden Studie in Bengaluru die Verstädterung (dargestellt durch den SSI) als wesentlicher Faktor identifiziert. Daher wurde in Kapitel 6 eine Genomstudie durchgeführt, um Mechanismen und Reaktionen der Selektion von Milchkühen in Bengaluru als Folge der Verstädterung und der Umweltverschmutzung (die sich im Verzehr von mit Schwermetallen kontaminiertem Seefutter widerspiegelt) zu studieren . Diese Studie identifizierte eine Reihe von Selektionseffekten auf dem Genom bei Rindern im Vergleich der ländlichen, gemischten und städtischen Haltungsumwelten. Insbesondere auf BTA 21 wurden diesbezüglich stark auffallende bzw. divergierende (in Bezug zur Urbanisierung) Effekte nachgewiesen. Gene, die in unmittelbarer Nähe der identifizierten chromosomalen Selektionsabschnitte lokalisiert sind, waren Ras und Rab Interactor 3 (RIN3), Solute Carrier Family 24 Member 4 (SLC24A4), Tetraspanin 3 (TSPAN3) und Prolin-Serin-Threonin Phosphatase Interacting Protein 1 (PSTPIP1). Die anschließende funktionelle Genanalyse identifizierte Gene Ontology (GO) und KEGG-Terme, die mit Reproduktion, Stoffwechsel und Zellsignalisierungsmechanismen in Verbindung stehen. In ähnlicher Weise ergab die XP-EHH-Analyse für Stratifikationen gemäß der Cadmium-Schwermetallkontaminationen starke und intensive positive Selektionssweeps auf BTA 16 und BTA 19 in unmittelbarer Nähe von Genen , die die somatotrope Achse regulieren (an Wachstumsfaktor-Rezeptor gebundenes Protein 2 (GRB2) und Zellionenaustausch (Chlorid voltage-gated channel 6 (CLCN6)). Die Kuhgruppe mit der höchsten Kontaminationsrate zeigte Sweeps auf, die mit Genen für Schlachtkörpermerkmale (TNNC2, SLC12A5 und GABRA4), Milchleistung (HTR1D, SLCO3A1, TEK und OPCML), Fortpflanzung (GABRA4), Hypoxie-/Stressreaktion (OPRD1 und KDR), Zelladhäsion (PCDHGC3), Entzündungsreaktion (ADORA2A) und Immunabwehrmechanismus (ALCAM) assoziiert sind. Die Studie generierte daher neuartige methodische Impulse zur Identifizierung genomischer Anpassungsmechanismen und genomischer Reaktionen auf Umweltherausforderungen bei Milchkühen.
Kapitel 7 schließlich fokussierte auf einen neuartigen und ganzheitlichen Ansatz, um die Reaktionen auf Hitzestress auf Haar- und Hautmerkmale zweier einheimischen Ziegenrassen, Kanni Aadu und Kodi Aadu, zu untersuchen. Dabei wurde eine Vielzahl an phänotypischen und genomischen Variablen berücksichtigt. Erstmals wurde in dieser Studie auch die transkriptomische, epigenetische und metagenomische Reaktion der Haut und der Hautmikroben (Metagenomik) auf Hitzestress bei Ziegen untersucht. Es wurde nachgewiesen, dass Hitzestress die Haarfasermerkmale (Faserlänge) und das qPCR-Profil der Haarfollikel (HSP70, HSP90 und HSP110) bei Ziegen signifikant beeinflusst. Ebenso wiesen hitzegestresste Ziegen eine signifikant höhere Schwitzrate, aktivierte Schweißdrüsenanzahl, Hautepithel und Schweißdrüsenanzahl (Histometrie) auf. Die Metagenomik der Haut ergab eine signifikant veränderte Mikrobiota bei hitzegestressten Ziegen, wobei bei Kanni-Aadu-Ziegen eine diesbezüglich relativ größere Veränderung festgestellt wurde im Vergleich zu Reaktionen der Kodi-Aadi-Ziegen. Das veränderte transkriptomische und epigenetische Profil der Haut ist ein Indikator der signifikanten Auswirkungen von Hitzestress auf zellulärer und molekularer Ebene im Hautgewebe von Ziegen. Weitere Analysen ergaben, dass eine Reihe von Genen, die mit den Hautmerkmalen, der Adaption an Umweltbedingungen und der Immunreaktion in Zusammenhang stehen, signifikant exprimiert/methyliert sind. Weiteres Ergebnis dieser Studie war , dass die dunkel beschichteten Kanni Aadu-Ziegen empfindlicher auf Hitzestress reagieren im Vergleich zu den weiß beschichteten Kodi Aadu-Ziegen.
Im Rahmen des Dissertationsvorhabens wurden erfolgreich grundlegende und detaillierte Informationen zu den Auswirkungen von Umweltstressoren auf der phänotypischen und genomischen Ebene bei Milchkühen und Ziegen gewonnen. In der allgemeinen Diskussion in Kapitel 8 werden die diesbezüglich herausragenden Ergebnisse der Kapitel 2 bis 7 in einem übergeordneten und gemeinsamen Kontext dargestellt. Die durchgeführten Studien sind auf weitere agro-ökologische Zonen übertragbar , um die Auswirkungen von Hitzestress und die Reaktion darauf bei verschiedenen Nutztierrassen zu vergleichen und zu verstehen. Darüber hinaus sollten auch multidisziplinäre Ansätze in Betracht gezogen werden, um die Auswirkungen verschiedener Umweltstressoren auf Merkmalsreaktionen verschiedener Tierarten simultan evaluieren zu können. Solche Ansätze können dazu beitragen, für die jeweilige agro-ökologische Zone die passende Nutztierart oder auch die am besten geeignetste Rasse, Nutztiere zu empfehlen.