Petersen | Das Schweigen der Dünen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Küsten Krimi

Petersen Das Schweigen der Dünen

Küsten Krimi
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98707-131-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Küsten Krimi

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Küsten Krimi

ISBN: 978-3-98707-131-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Emotional, fesselnd, atmosphärisch: ein Nordseekrimi mit Tiefgang.

Nach einem schweren Schicksalsschlag ist Kriminaloberkommissarin Serafine Küster stark traumatisiert. Um sich langsam wieder an die Arbeit heranzutasten, reist sie nach Spiekeroog und hilft als Sommerverstärkung bei der dortigen Dienststelle aus. Doch statt der erhofften Ruhe erwartet sie ein rätselhafter Mordfall: Ein Skelett wurde in den Dünen entdeckt, niemand scheint zu wissen, wer das Opfer ist, niemand scheint es zu vermissen. Serafine gräbt tiefer und kommt der Wahrheit Stück für Stück näher – und mit ihr dem Täter.

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Prolog »Wo sind denn jetzt die Brandgänse?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um. »Noch ein Stück weiter in die Dünen, in dem kleinen Tal da vorn. Da brüten sie zwischen den Krähenbeeren«, antwortete er und deutete voraus. Dort erhob sich eine Braundüne, dicht mit Moos, Flechten, Silbergras, Tüpfelfarn und Krähenbeeren bewachsen, die in der Abendsonne golden leuchteten. Dahinter erkannte sie bereits die nächste Düne. Hügelartig bildeten sie das Grundgerüst der Insel. »Das ist aber ein ganz schöner Weg vom Dorf hierher. Dahin verläuft sich doch sonst keiner«, sagte sie und lachte. Er lachte ebenfalls und hielt sich mit beiden Händen an den Gurten seines Rucksacks fest. »Da hast du recht. Eigentlich ist es auch nicht wirklich erlaubt, was wir hier machen. Du weißt schon, Dünenschutz, Vogelschutz und so.« »Ich verrate dich schon nicht.« Sie stieg die Düne hinauf und blieb oben stehen, schirmte ihre Augen gegen die tief stehende Sonne mit einer Hand ab und sah sich um. Weit entfernt sah sie das Dorf Spiekeroog, eindeutig erkennbar an dem pyramidenförmigen Dach der katholischen Kirche. Etwas weiter Richtung Meer stand der Utkieker, die dreieinhalb Meter hohe Bronzefigur eines nackten Mannes, der nach Westen schaute, beide Hände an der Stirn, als wollte er wie sie seine Augen vor der Sonne schützen. Sein Blick ruhte auf der Insel und auf dem Meer; der symbolische Wächter über allem. Sie drehte sich etwas weiter Richtung Norden, bis sie hinter den Dünenspitzen einzelne Schaumflöckchen auf den Wellen entdeckte. Die Nordsee. Sie liebte diese Weite, diese Aussicht auf das endlose Blau, das sich am Horizont mit dem Blau des Himmels vereinigte. Die Sonne stand schon ziemlich tief im Westen, tauchte den Himmel dort in ein gleißendes Gelb. Sie atmete ein, nahm die Hand herunter und schloss die Augen. Spürte den Wind in ihren Haaren, die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Roch diesen würzigen Duft nach Kräutern und Kiefernnadeln. Hörte die Möwen über ihrem Kopf schnarren, auf dem Weg zum Meer. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, die Zeit anzuhalten, jetzt hätte sie den Knopf gedrückt. »Willst du warten, bis die Sonne untergegangen ist, oder willst du das Nest heute noch sehen?« Seine Stimme holte sie wieder in die Gegenwart zurück. Er stand ein ganzes Stück tiefer als sie in einem Tal, das zwei Dünen hier bildeten. Gut geschützt durch dichtes Buschwerk an den Seiten. Bis hierher hatten sich erste Kiefern vorgearbeitet, die äußerst eigenwillig wuchsen. Klein und gedrungen, mit Flechten bewachsen, wirkten sie bei Nebel wie Gnome, die einen mit ihren knorrigen Astfingern in die Irre wiesen. Sie schlitterte die Düne hinab, versuchte, sich noch abzufangen, um den schmalen Humusaufbau der Düne nicht völlig zu zerstören, aber keine Chance – sie landete auf dem Hosenboden im Tal. Stand auf und klopfte sich den Sand, Kiefernnadeln und vertrocknete Grasreste vom Hintern. Lachte. »Das war ja mal wieder typisch. Hoffentlich habe ich jetzt nicht die Gänse verscheucht.« Sie zog ihr Shirt zurecht. Er schüttelte den Kopf. »Nein, alles gut. Komm mal zu mir.« Er winkte sie zu sich und zeigte auf ein paar Krähenbeerensträucher, etwa hundert Meter entfernt. »Siehst du dahinten die Bewegungen? Zwischen den Sträuchern? Da ist das Nest.« Sie griff nach ihrer Kamera, die sie sich über die Schulter gehängt hatte. Über ein Jahr hatte sie dafür gespart. Und für das Teleobjektiv, das fast genauso viel gekostet hatte wie die Kamera selbst. Aber beide waren jeden Cent wert. Sie legte sich flach auf den Bauch, stützte sich auf den Ellenbogen ab und hielt ihre Kamera in den Händen. Wählte eine möglichst kurze Belichtungszeit, um die Bewegungen einfrieren zu können, und drehte den Regler der Blende auf acht. Das musste reichen. So oder so war sie gezwungen, die ISO, die Lichtempfindlichkeit des Sensors, ziemlich hoch einzustellen. Sie konnte nur hoffen, dass das Bild dadurch nicht zu körnig ausfallen würde. Aber normalerweise war das bei einer guten Kamera kein Problem. Sie knipste ein Probebild und überprüfte das Ergebnis auf dem kleinen Bildschirm. Verzog den Mund zu einem Lächeln. Genauso hatte sie sich das gedacht. Die Brandgans saß in der Mitte. Eigentlich war es ja gar keine Gans, sondern eine Ente. Sie fokussierte auf den Schnabel des Vogels; kein Höcker, eindeutig das Weibchen. Was logisch war, da nur die Weibchen brüteten. Dazu bildeten sie einen Brutfleck am Bauch, erkennbar an den dort fehlenden Federn, sodass die Wärme der Haut direkt an die Eier weitergegeben werden konnte. Ob sie Glück hatte und die Jungen schlüpfen sah? Es war die richtige Zeit dafür, sie hatte bereits Eltern mit ihren Küken gesehen vor einem Tag. Das wäre wirklich das Highlight ihres Aufenthalts auf Spiekeroog: beim Schlüpfen der Brandgansküken dabei zu sein. Weiter hinten im Gebüsch bemerkte sie noch eine Brandgans: das Männchen, das über seine Familie wachte. Sie fokussierte wieder auf das weibliche Tier, konzentrierte sich auf jede einzelne Bewegung unterhalb des Gefieders. War das ein Ei? Tatsächlich. Beim Zoomen erkannte sie, dass bereits Risse in der Schale waren. Ihr Herz schlug schneller. Sicher, es war unwahrscheinlich, dass die Küken ausgerechnet jetzt schlüpfen sollten, aber warum nicht? Sie fokussierte auf das Ei, das nun deutlich zu sehen war. Der Riss wurde größer, und sie glaubte ein Piepsen zu hören. Zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, um die Kamera nicht zu verreißen. Knipste ein Bild nach dem anderen. Tatsächlich! Die Schale riss noch weiter auf, und ein Schnabel erschien im Sucher, vergrößerte das Loch, und ein ziemlich verklebter schwarz-weißer Kopf kam zum Vorschein. Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Das Küken befreite sich aus der Schale und tapste unsicher auf seinen Füßen herum, kippte um, stand wieder auf. Die Mutter hatte sich mittlerweile erhoben. Acht Eier lagen noch im Nest. Bei zwei weiteren waren ebenfalls Risse in der Schale zu erkennen. Die Brandgans quakte leise, und das Küken watschelte auf sie zu, antwortete in hohen Tönen. Ihr Herz pochte schneller, und sie fühlte eine Leichtigkeit in sich, als wäre jegliche Last von ihren Schultern gefallen. Nichts anderes war mehr wichtig, als die Küken zu beobachten. Sie durfte dabei sein, wenn neues Leben diese Welt betrat. Das zweite Küken schlüpfte, gleich darauf das dritte. Das erste Küken war schon getrocknet und sah aus wie ein plüschiges weiß-schwarzes Wollknäuel, aus dem ein dunkler Schnabel ragte, dazu zwei schwarze Knopfaugen. Am liebsten hätte sie darübergestreichelt, aber das war völlig unmöglich. Allein schon der Gedanke. Diese Tiere überlebten deswegen, weil sie sich versteckten, allem aus dem Weg gingen. Langsam legten sich die Schatten wie ein immer dichter werdender Vorhang über das Dünental. Es war nicht mehr möglich, Bilder zu machen ohne Blitz oder eine andere Beleuchtung. Seufzend erhob sie sich, klickte den Deckel auf ihr Objektiv und schaltete die Kamera aus. Klopfte sich das Shirt und die Hose sauber. Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie hörte die kleine Familie quaken, wenn auch nur leise. Wenn sie richtig gezählt hatte, würden es neun Küken sein, die jetzt nach dem Schlüpfen sofort von ihren Eltern ins Wattenmeer gebracht wurden. Sie würden nicht mehr an diesen Ort zurückkehren, sondern die Zeit bis zum winterlichen Vogelzug am Watt verbringen. Nach einem letzten Blick Richtung Nest drehte sie sich weg und schaute zur Düne. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie am Boden gelegen war und fotografiert hatte, aber er hatte die Zeit offensichtlich genutzt und ein Picknick vorbereitet. Deswegen hatte er wohl den Rucksack mitgeschleppt. Eine Decke lag am Rand der Düne, genau da, von wo aus man den Sonnenuntergang am besten beobachten konnte. Darauf eine noch verschlossene Flasche Wein und zwei Becher. Eine Kerze flackerte in einem winddichten Halter. »Das ist jetzt nicht dein Ernst«, sagte sie und hängte ihre Kamera wieder über die Schulter. »Ich dachte, du freust dich. Was ist daran falsch?« Er hob fragend die Hände. »Was daran falsch ist? Einfach alles!« Ihre Stimme wurde lauter. »Hast du mir dieses Nest nur deswegen gezeigt, um mich rumzukriegen?« Er wich einen Schritt zurück, deutete auf die Decke. »Ich wollte uns doch nur einen schönen Abend machen. Wir könnten zusammen den Sonnenuntergang genießen, dazu vielleicht ein Glas Wein … und wer weiß, vielleicht gefällt es dir ja. Ich wollte dich auf gar keinen Fall zu etwas drängen.« Sie schnaubte. »Klar. Für wen hältst du mich eigentlich? Glaubst du wirklich, ich bin so dumm und durchschaue deine Masche nicht? Reicht es nicht, dass ich dir einmal einen Korb gegeben habe? Was hast du daran nicht verstanden?« Ihr wurde heiß, obwohl es merklich kühler geworden war. »Findest du nicht, dass du ziemlich undankbar bist? Ich zeige dir, wo die Brandgänse brüten, führe dich nach Arbeitsschluss auch noch dorthin, und du hast nichts Besseres zu tun, als mir vorzuwerfen, dass ich dich rumkriegen will?« »Undankbar!« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nicht zu fassen. Wenn du mir einfach nur das Nest gezeigt und mich wieder zurück ins Dorf gebracht hättest, dann wäre ich dir tatsächlich dankbar gewesen. Das hätte mir gezeigt, dass du mich ernst nimmst. Dass wir vielleicht Freunde sein können. Aber so? Nein, ganz ehrlich, selbst nach allem, was zwischen uns schon vorgefallen ist, hast du immer noch nicht kapiert, dass ich kein Interesse an dir habe.« Sie hielt kurz inne. »Tut mir leid, wenn das jetzt hart klingt, aber du verstehst es anscheinend nicht anders.« »Aber dieser andere Kerl, der war dir gut genug? Mit dem konntest du einfach...


Petersen, Kaja
Kaja Petersen ist glücklich verheiratet und Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern. Schon früh begeisterte sie sich für die Nordsee und ganz speziell für Spiekeroog. Mindestens einmal pro Jahr zieht es sie dorthin. Schneetreiben auf dem Oberdeck der Fähre, Herbststürme, Wassertemperaturen von 22 Grad: Mittlerweile hat sie schon fast alles auf der Insel erlebt und entdeckt doch jedes Mal etwas Neues – vor allem Tatorte.

Kaja Petersen ist glücklich verheiratet und Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern. Schon früh begeisterte sie sich für die Nordsee und ganz speziell für Spiekeroog. Mindestens einmal pro Jahr zieht es sie dorthin. Schneetreiben auf dem Oberdeck der Fähre, Herbststürme, Wassertemperaturen von 22 Grad: Mittlerweile hat sie schon fast alles auf der Insel erlebt und entdeckt doch jedes Mal etwas Neues – vor allem Tatorte.



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