Piketty | Das Kapital im 21. Jahrhundert | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 817 Seiten

Piketty Das Kapital im 21. Jahrhundert

E-Book, Deutsch, 817 Seiten

ISBN: 978-3-406-67132-6
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wie entstehen die Akkumulation und die Distribution von Kapital? Welche Dynamiken sind dafür maßgeblich? Fragen der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand in wenigen Händen und nach den Chancen für ökonomisches Wachstum bilden den Kern der Politischen Ökonomie. Aber befriedigende Antworten darauf gab es bislang kaum, weil aussagekräftige Daten und eine überzeugende Theorie fehlten. In Das Kapital im 21. Jahrhundert analysiert Thomas Piketty ein beeindruckendes Datenmaterial aus 20 Ländern, zurückgehend bis ins 18. Jahrhundert, um auf dieser Basis die entscheidenden ökonomischen und sozialen Abläufe freizulegen. Seine Ergebnisse stellen die Debatte auf eine neue Grundlage und definieren zugleich die Agenda für das künftige Nachdenken über Wohlstand und Ungleichheit. Piketty zeigt uns, dass das ökonomische Wachstum in der Moderne und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, den Ungleichheiten in jenem apokalyptischen Ausmaß zu entgehen, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit andererseits nicht so tiefgreifend modifiziert, wie es in den prosperierenden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg den Anschein hatte. Der wichtigste Treiber der Ungleichheit – nämlich die Tendenz von Kapitalgewinnen, die Wachstumsrate zu übertreffen – droht heute extreme Ungleichheiten hervorzubringen, die am Ende auch den sozialen Frieden gefährden und unsere demokratischen Werte in Frage stellen. Doch ökonomische Trends sind keine Gottesurteile. Politisches Handeln hat gefährliche Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, so Piketty, und kann das auch wieder tun.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Inhaltsübersicht;795
5;Inhalt;5
6;Danksagung;7
7;Einleitung;13
7.1;Eine Debatte ohne Quellen?;14
7.2;Malthus, Young und die Französische Revolution;16
7.3;Ricardo: Das Knappheitsprinzip;18
7.4;Marx: Das Prinzip der unbegrenzten Akkumulation;20
7.5;Von Marx zu Kuznets: Von der Apokalypse zum Märchen;25
7.6;Die Kuznets-Kurve: eine gute Nachricht im Kalten Krieg;29
7.7;Die erneute Fokussierung der Wirtschaftsanalyse auf die Verteilungsfrage;31
7.8;Die in diesem Buch verwendeten Quellen;33
7.9;Die wichtigsten in diesem Buch erarbeiteten Resultate;39
7.10;Triebkräfte von Konvergenz und Divergenz;42
7.11;Die grundlegende divergenzfördernde Kraft: r > g;44
7.12;Der geografische und historische Rahmen;48
7.13;Der theoretische und begriffliche Rahmen;51
7.14;Aufbau des Buches;55
8;Erster Teil: Einkommen und Kapital;59
8.1;Kapitel 1. Einkommen und Produktion;61
8.1.1;Die Instabilität der langfristigen Verteilung des Nationaleinkommens auf Kapital und Arbeit;64
8.1.2;Der Begriff des Nationaleinkommens;67
8.1.3;Was ist das Kapital?;70
8.1.4;Kapital und Vermögen;72
8.1.5;Das Kapital-Einkommens-Verhältnis;76
8.1.6;Das erste grundlegende Gesetz des Kapitalismus: a = r×ß;78
8.1.7;Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung – die Entstehung einer sozialen Konstruktion;83
8.1.8;Die weltweite Verteilung der Produktion;88
8.1.9;Von den Kontinentalblöcken zu den Regionalblöcken;91
8.1.10;Die weltweite Ungleichheit: Von 150 Euro monatlich bis 3000 Euro monatlich;94
8.1.11;Die weltweite Einkommensverteilung: ungleicher als die Verteilung der Produktion;98
8.1.12;Welche Kräfte fördern Konvergenz zwischen den Ländern?;101
8.2;Kapitel 2. Das Wachstum: Illusionen und Realität;105
8.2.1;Das sehr langfristige Wachstum;106
8.2.2;Das Gesetz des kumulativen Wachstums;108
8.2.3;Die Stadien des demografischen Wachstums;110
8.2.4;Ein negatives Bevölkerungswachstum?;114
8.2.5;Wachstum, ein egalisierender Faktor;118
8.2.6;Die Stadien des Wirtschaftswachstums;121
8.2.7;Was bedeutet eine zehnfache Erhöhung der Kaufkraft?;124
8.2.8;Das Wachstum: Eine Diversifizierung der Lebensformen;127
8.2.9;Das Ende des Wachstums?;131
8.2.10;Mit einem jährlichen Wachstum von 1% erneuert sich eine Gesellschaft grundlegend;133
8.2.11;Die Nachwelt der Trente Glorieuses: transatlantische Verflechtungen;135
8.2.12;Die doppelte Glockenkurve des weltweiten Wachstums;138
8.2.13;Die Frage der Inflation;141
8.2.14;Die hohe Geldwertstabilität im 18. und 19. Jahrhundert;143
8.2.15;Die Bedeutung des Geldes im klassischen Roman;145
8.2.16;Das Ende des monetären Kompasses im 20. Jahrhundert;147
9;Zweiter Teil: Die Dynamik des Kapital-Einkommensverhältnisses;151
9.1;Kapitel 3. Die Metamorphosen des Kapitals;153
9.1.1;Die Form des Vermögens: Von der Literatur zur Realität;153
9.1.2;Die Metamorphosen des Kapitals in Großbritannien und in Frankreich;156
9.1.3;Größe und Niedergang des Auslandskapitals;161
9.1.4;Einkommen und Vermögen: einige Größenordnungen;164
9.1.5;Öffentlicher Reichtum, privater Reichtum;166
9.1.6;Das Staatsvermögen in der Geschichte;169
9.1.7;Großbritannien: staatliche Verschuldung und Stärkung des Privatkapitals;172
9.1.8;Wer profitiert von den Staatsschulden?;175
9.1.9;Die Unwägbarkeiten der Ricardianischen Äquivalenz;178
9.1.10;Frankreich: Ein Kapitalismus ohne Kapitalisten in der Nachkriegszeit;180
9.2;Kapitel 4. Vom Alten Europa zur Neuen Welt;187
9.2.1;Deutschland: rheinischer Kapitalismus und Gesellschaftseigentum;188
9.2.2;Die dramatischen Verluste des Kapitals im 20. Jahrhundert;195
9.2.3;Das Kapital in Amerika: stabiler als in Europa;200
9.2.4;Die Neue Welt und das Auslandskapital;205
9.2.5;Kanada: lange Zeit im Besitz der Krone;207
9.2.6;Neue Welt und Alte Welt: die Bedeutung der Sklaverei;209
9.2.7;Sklavenkapital und Humankapital;213
9.3;Kapitel 5. Das langfristige Kapital-Einkommens-Verhältnis;217
9.3.1;Das zweite fundamentale Gesetz des Kapitalismus: ß = s/g;219
9.3.2;Ein langfristig geltendes Gesetz;222
9.3.3;Die Rückkehr des Kapitals in den reichen Ländern seit den 1970er Jahren;226
9.3.4;Jenseits der Blasen: geringes Wachstum, hohe Ersparnis;229
9.3.5;Die zwei Komponenten der privaten Spartätigkeit;233
9.3.6;Langlebige Güter und Wertgegenstände;236
9.3.7;Das Privatkapital ausgedrückt in verfügbaren Jahreseinkommen;239
9.3.8;Die Frage der Stiftungen und der anderen Kapitaleigner;241
9.3.9;Die Privatisierung des Vermögens in den reichen Ländern;242
9.3.10;Der historische Anstieg der Vermögenspreise;247
9.3.11;Nationales Kapital und Nettoauslandsvermögen in den reichen Ländern;253
9.3.12;Auf welchem Niveau wird sich das weltweite Kapital-Einkommens-Verhältnis im 21. Jahrhundert befinden?;258
9.3.13;Das Geheimnis des Bodenpreises;260
9.4;Kapitel 6. Das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit im 21. Jahrhundert;265
9.4.1;Vom Kapital-Einkommens-Verhältnis zum Kapital-Arbeits-Verhältnis;265
9.4.2;Die Ströme: schwerer zu schätzen als die Bestände;269
9.4.3;Der Begriff der reinen Kapitalrendite;272
9.4.4;Die Kapitalrendite in der Geschichte;273
9.4.5;Die Kapitalrendite zu Beginn des 21. Jahrhunderts;276
9.4.6;Realvermögen und Nominalvermögen;278
9.4.7;Wozu dient das Kapital?;281
9.4.8;Der Begriff der Grenzproduktivität des Kapitals;283
9.4.9;Zu viel Kapital tötet das Kapital;285
9.4.10;Jenseits von Cobb-Douglas: die Frage der Stabilität des Kapital-Arbeits-Verhältnisses;288
9.4.11;Die Substitution von Kapital durch Arbeit im 21. Jahrhundert: eine Elastizität, die höher als eins ist;293
9.4.12;Die traditionalen Agrargesellschaften: eine Elastizität unter eins;295
9.4.13;Ist das Humankapital eine Illusion?;296
9.4.14;Die mittelfristige Entwicklung des Kapital-Arbeits-Verhältnisses;297
9.4.15;Zurück zu Marx und zum tendenziellen Fall der Profitrate;301
9.4.16;Jenseits der «beiden Cambridges»;305
9.4.17;Die Rückkehr des Kapitals in Zeiten schwachen Wachstums;308
9.4.18;Die Launen der Technologie;309
10;Dritter Teil: Die Struktur der Ungleichheit;311
10.1;Kapitel 7. Ungleichheit und Konzentration: Erste Anhaltspunkte;313
10.1.1;Die Rede Vautrins;314
10.1.2;Die Schlüsselfrage: Arbeit oder Erbschaft?;318
10.1.3;Ungleichheit von Arbeitseinkommen, Ungleichheit von Kapitaleinkommen;320
10.1.4;Die Ungleichverteilung des Kapitals ist stets größer als die der Arbeitseinkommen;322
10.1.5;Ungleichheit und Konzentration: einige Größenordnungen;325
10.1.6;Unterschichten, Mittelschicht, Oberschicht;329
10.1.7;Klassenkampf – oder Kampf der Perzentile?;331
10.1.8;Ungleichheit hinsichtlich der Arbeit: moderate Ungleichheit?;335
10.1.9;Ungleichheit hinsichtlich des Kapitals: extreme Ungleichheit;338
10.1.10;Die größte Neuerung des 20. Jahrhunderts: die vermögende Mittelschicht;342
10.1.11;Ungleichheit des Gesamteinkommens: die zwei Welten;345
10.1.12;Das Problem der synthetischen Indikatoren;349
10.1.13;Der schamhafte Schleier der offiziellen Berichte;351
10.1.14;Rückkehr zu den «Sozialtabellen» und zur politischen Arithmetik;354
10.2;Kapitel 8. Zwei Welten;357
10.2.1;Ein einfacher Fall: Der Abbau von Ungleichheit im Frankreich des 20. Jahrhunderts;357
10.2.2;Die Geschichte der Ungleichheiten: eine wechselvolle politische Geschichte;361
10.2.3;Von der «Rentiersgesellschaft» zur «Managergesellschaft»;363
10.2.4;Die verschiedenen Welten des obersten Dezils;366
10.2.5;Die Grenzen der Steuererklärung;371
10.2.6;Die Wirren der Zwischenkriegszeit;374
10.2.7;Zeitüberlagerungen;377
10.2.8;Wachsende Ungleichheit in Frankreich seit den 1980er Jahren;381
10.2.9;Ein komplexerer Fall: Strukturwandel der Ungleichheit in den Vereinigten Staaten;383
10.2.10;Die Explosion der amerikanischen Ungleichheit seit den 1970er Jahren;387
10.2.11;Hat wachsende Ungleichheit die Finanzkrise verschuldet?;391
10.2.12;Der Anstieg der Supergehälter;393
10.2.13;Kohabitation im obersten Perzentil;396
10.3;Kapitel 9. Ungleichheit der Arbeitseinkommen;401
10.3.1;Ungleichheit der Arbeitseinkommen – ein Wettlauf zwischen Bildung und Technologie?;402
10.3.2;Die Grenzen des theoretischen Modells und die Rolle der Institutionen;406
10.3.3;Lohntabellen und Mindestlöhne;409
10.3.4;Wie lässt sich die Explosion der Ungleichheit in den Vereinigten Staaten erklären?;415
10.3.5;Der Aufstieg der Supermanager: ein angelsächsisches Phänomen;417
10.3.6;Die Welt des obersten Tausendstels;422
10.3.7;Europa in den Jahren 1900 bis 1910: höhere Ungleichheit als in der Neuen Welt;426
10.3.8;Ungleichheit in den Schwellenländern – schwächer als in den Vereinigten Staaten;432
10.3.9;Die Illusion der Grenzproduktivität;438
10.3.10;Wachsende Divergenz. Der Höhenflug der Supermanager;442
10.4;Kapitel 10. Ungleichheit des Kapitaleigentums;447
10.4.1;Extreme Vermögenskonzentration: Europa und Amerika;448
10.4.2;Frankreich – ein Observatorium der Vermögensentwicklung;449
10.4.3;Metamorphosen einer Patrimonialgesellschaft;452
10.4.4;Ungleichverteilung von Kapital im Europa der Belle Époque;457
10.4.5;Die Entstehung der vermögenden Mittelschicht;460
10.4.6;Ungleichverteilung von Kapital in Amerika;461
10.4.7;Der Mechanismus der Vermögensdivergenz: r versus g in der Geschichte;466
10.4.8;Weshalb ist die Kapitalrendite höher als die Wachstumsrate?;468
10.4.9;Das Problem der Gegenwartspräferenz;474
10.4.10;Gibt es ein Verteilungsgleichgewicht?;479
10.4.11;Entails und Fideikommisse;480
10.4.12;Der Code civil und die Illusion der Französischen Revolution;483
10.4.13;Pareto und die Illusion stabiler Ungleichheit;487
10.4.14;Weshalb ist die Vermögensungleichheit nicht wieder auf die historischen Höchststände gestiegen?;490
10.4.15;Erklärungsbausteine: Zeit, Steuern, Wachstum;494
10.4.16;Wird die Ungleichheit im 21. Jahrhundert noch größer als im 19. Jahrhundert sein?;499
10.5;Kapitel 11. Verdienst und Erbschaft auf lange Sicht;501
10.5.1;Langfristige Entwicklung des Erbvolumens;503
10.5.2;Steuerfluss und Wirtschaftsfluss;506
10.5.3;Die drei Kräfte: die Illusion vom Ende der Erbschaft;508
10.5.4;Mortalität auf lange Sicht;513
10.5.5;Der Reichtum altert mit der Bevölkerung: der µ × m-Effekt;516
10.5.6;Der Reichtum der Toten und der Reichtum der Lebenden;519
10.5.7;Fünfziger und Achtziger: Alter und Reichtum in der Belle Époque;522
10.5.8;Die Verjüngung der Vermögen durch die Weltkriege;526
10.5.9;Wie wird sich das Erbvolumen im 21. Jahrhundert entwickeln?;528
10.5.10;Vom jährlichen Erbvolumen zum ererbten Vermögensstock;533
10.5.11;Zurück zu Vautrin;537
10.5.12;Rastignacs Dilemma;540
10.5.13;Kleine Arithmetik der Rentiers und leitenden Angestellten;544
10.5.14;Klassische Patrimonialgesellschaft: Die Welt von Balzac und Jane Austen;546
10.5.15;Extreme Vermögensungleichheit – Bedingung von Zivilisation in einer armen Gesellschaft?;551
10.5.16;Meritokratischer Extremismus in reichen Gesellschaften;554
10.5.17;Die Gesellschaft der kleinen Rentiers;557
10.5.18;Der Rentier – Feind der Demokratie;562
10.5.19;Die Rückkehr der Erbschaft – ein europäisches oder globales Phänomen?;566
10.6;Kapitel 12. Globale Vermögensungleichheit im 21. Jahrhundert;573
10.6.1;Die Ungleichheit der Kapitalrenditen;574
10.6.2;Die Entwicklung globaler Vermögensranglisten;576
10.6.3;Von den Ranglisten der Milliardäre zu den Globalen Vermögensberichten;581
10.6.4;Erben und Unternehmer in den Vermögensranglisten;586
10.6.5;Die moralische Hierarchie der Vermögen;591
10.6.6;Die reine Kapitalrendite amerikanischer Universitätsstiftungen;596
10.6.7;Kapital und Skaleneffekte;601
10.6.8;Wie wirkt sich die Inflation auf die Ungleichheit der Kapitalrenditen aus?;605
10.6.9;Die Rendite der Staatsfonds: Kapital und Politik;609
10.6.10;Werden Staatsfonds die Welt besitzen?;612
10.6.11;Wird China die Welt besitzen?;615
10.6.12;Internationale Divergenz, oligarchische Divergenz;618
10.6.13;Sind die reichen Länder tatsächlich so arm?;621
11;Vierter Teil: Die Regulierung des Kapitals im 21. Jahrhundert;625
11.1;Kapitel 13. Ein Sozialstaat für das 21. Jahrhundert;627
11.1.1;Die Krise von 2008 und die Frage nach der Rückkehr des Staates;628
11.1.2;Die Entwicklung des Sozialstaats im 20. Jahrhundert;631
11.1.3;Die Formen des Sozialstaats;635
11.1.4;Die moderne Umverteilung und die Logik der Rechte;639
11.1.5;Den Sozialstaat modernisieren, nicht abbauen;642
11.1.6;Fördert das Bildungssystem soziale Mobilität?;646
11.1.7;Meritokratie und Oligarchie an der Universität;648
11.1.8;Die Zukunft der Altersversorgung: Verteilung und schwaches Wachstum;653
11.1.9;Die Frage des Sozialstaats in den Entwicklungs- und Schwellenländern;657
11.2;Kapitel 14. Die progressive Einkommensteuer überdenken;661
11.2.1;Moderne Umverteilung – die Frage nach der Steuerprogression;662
11.2.2;Die Rolle der progressiven Steuer;665
11.2.3;Die progressive Steuer – ein flüchtiges Produkt des Chaos;668
11.2.4;Die progressive Steuer in der Dritten Republik;674
11.2.5;Die konfiskatorische Besteuerung exorbitanter Einkommen: eine amerikanische Erfindung;679
11.2.6;Die Explosion der Spitzengehälter und die Rolle des Steuerrechts;685
11.2.7;Wirtschaftsleistung und nationale Identität;689
11.2.8;Den Spitzensteuersatz überdenken;692
11.3;Kapitel 15. Eine globale Kapitalsteuer;697
11.3.1;Die globale Kapitalsteuer – eine nützliche Utopie;698
11.3.2;Demokratische und finanzielle Transparenz;701
11.3.3;Eine schlichte Lösung: der automatische Bankdatenaustausch;706
11.3.4;Wozu dient die Kapitalsteuer?;711
11.3.5;Logik der Kontribution, Logik des Anreizes;714
11.3.6;Entwurf einer europäischen Vermögenssteuer;716
11.3.7;Die Kapitalsteuer in der Geschichte;721
11.3.8;Ersatzregulierungen: Protektionismus und Kapitalkontrolle;728
11.3.9;Das Rätsel chinesischer Kapitalregulierung;729
11.3.10;Umverteilung der Erdölrente?;732
11.3.11;Umverteilung durch Einwanderung;734
11.4;Kapitel 16. Die Frage der Staatsschuld;737
11.4.1;Staatsschulden abbauen – Kapitalsteuer, Inflation oder Sparmaßnahmen;738
11.4.2;Führt Inflation zur Umverteilung von Reichtum?;743
11.4.3;Was tun Zentralbanken?;748
11.4.4;Geldschöpfung und Nationalkapital;751
11.4.5;Die Zypern-Krise – wenn Kapitalsteuer und Bankenregulierung zusammenkommen;756
11.4.6;Der Euro – eine staatenlose Währung für das 21. Jahrhundert?;760
11.4.7;Die Frage der europäischen Einigung;763
11.4.8;Staatsgewalt und Kapitalakkumulation im 21. Jahrhundert;770
11.4.9;Die Politik und der Buchstabe des Gesetzes;775
11.4.10;Globale Erwärmung und Staatskapital;779
11.4.11;Ökonomische Transparenz und demokratische Kapitalkontrolle;782
11.5;Schlussbetrachtung;785
11.5.1;Der zentrale Widerspruch des Kapitalismus: r>g;785
11.5.2;Für eine historische und politische Ökonomie;788
11.5.3;Die Sache der Ärmsten;790
12;Auflistung der Grafiken und Tabellen;805
13;Personenregister;813
14;Zum Buch;817
15;Über den Autor;817


1.
EINKOMMEN UND PRODUKTION
Am 16. August 2012 greift die südafrikanische Polizei in den Konflikt zwischen den Arbeitern der Platinmine in Marikana in der Nähe von Johannesburg und den Bergwerksbesitzern, den Aktionären der in London ansässigen Lonmin Inc., ein. Die Ordnungskräfte schießen auf die Streikenden. Die Bilanz: 34 tote Minenarbeiter.[1] Wie häufig in vergleichbaren Fällen drehte sich der Konflikt um die Lohnfrage: Die Bergarbeiter verlangten eine Anhebung ihrer Löhne um 500 Euro auf 1000 Euro im Monat. Nach dem Drama schlug die Gesellschaft schließlich eine Erhöhung um 75 Euro monatlich vor.[2] Dieser Vorfall ruft uns in Erinnerung, dass die Frage der Aufteilung der Produktion auf Löhne und Gewinne, auf Arbeitseinkommen und Kapitaleinkommen stets die erste Stufe eines Verteilungskonflikts war. Schon in den traditionalen Gesellschaften war der Gegensatz zwischen dem Grundbesitzer und dem Bauern, zwischen demjenigen, dem der Boden gehört, und demjenigen, der seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt, zwischen demjenigen, der die Bodenrente erhält, und demjenigen, der sie erarbeitet, der Kern sozialer Ungleichheit und Ursache aller Aufstände. Die Industrielle Revolution hat den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit verschärft, was vielleicht daran liegt, dass kapitalintensivere Produktionsformen (Maschinen, Rohstoffe usw.) aufgekommen sind, oder vielleicht auch daran, dass die Hoffnungen auf eine gerechtere Verteilung und eine demokratischere Ordnung enttäuscht wurden – wir werden darauf zurückkommen. Die tragischen Ereignisse in Marikana verweisen auf ähnliche Vorfälle und Gewalttaten in der Vergangenheit: Am 1. Mai 1886 auf dem Haymarket Square in Chicago; am 1. Mai 1891 in Fourmies in Nordfrankreich, als die Ordnungskräfte streikende Arbeiter, die Lohnerhöhungen forderten, erschossen. Gehört der Konflikt zwischen Kapital und Arbeit der Vergangenheit an, oder wird er zu den prägenden Faktoren des 21. Jahrhunderts gehören? In den beiden ersten Teilen dieses Buches werden wir uns mit der Verteilung des Nationaleinkommens auf Arbeit und Kapital und ihren Veränderungen seit dem 18. Jahrhundert befassen. Wir werden die Frage der Ungleichheit innerhalb der Arbeitseinkommen (beispielsweise zwischen Arbeiter, Ingenieur und Werksleiter) oder innerhalb der Kapitaleinkommen (etwa zwischen kleinen, mittleren und großen Aktionären und Eigentümern) vorerst außer Acht lassen und darauf erst im dritten Teil eingehen. Jede dieser beiden Dimensionen der Vermögensverteilung – die «faktorielle» Verteilung, bei der sich die beiden «Produktionsfaktoren» Arbeit und Kapital gegenüberstehen, die dabei künstlich als homogene Blöcke betrachtet werden, und die «individuelle» Verteilung, die die Ungleichheit der Arbeitseinkommen und Kapitaleinkommen auf der Ebene von Einzelpersonen betrifft – spielt in der Praxis eine wichtige Rolle, und es ist unmöglich, zu einem zufriedenstellenden Verständnis des Verteilungsproblems zu kommen, wenn man sie nicht zusammen analysiert.[3] Im August 2012 streikten die Bergarbeiter von Marikana übrigens nicht nur gegen die ihrer Meinung nach exorbitanten Gewinne der Gruppe Lonmin, sondern auch gegen die Ungleichheit der Löhne von Arbeitern und Ingenieuren und gegen das üppige Gehalt des Bergwerksdirektors.[4] Wenn das Kapitaleigentum nach streng egalitären Gesichtspunkten verteilt wäre und jeder Arbeitnehmer den gleichen Anteil an den Gewinnen zusätzlich zu seinem Lohn erhielte, würde die Frage des Verhältnisses zwischen Gewinnen und Löhnen (fast) niemanden interessieren. Wenn die Trennung zwischen Kapital und Arbeit so viele Konflikte verursacht, dann vor allem wegen der extrem hohen Konzentration des Kapitaleigentums. In allen Ländern ist die Ungleichheit der Vermögen – und der daraus erzielten Kapitaleinkommen – stets größer als die Ungleichheit der Löhne und der Arbeitseinkommen. Dieses Phänomen und seine Ursachen werden wir in Teil 3 analysieren. Zunächst werden wir die Ungleichheit innerhalb der Arbeitseinkommen und des Kapitalbesitzes als gegeben betrachten und unser Augenmerk auf die globale Verteilung des Nationaleinkommens zwischen Arbeit und Kapital legen. Damit eines klar ist: Es ist nicht meine Absicht, im Namen der Arbeitnehmer gegen die Besitzenden zu Felde zu ziehen, sondern ich möchte jedermann helfen, genauer nachzudenken und sich ein eigenes Bild zu machen. Keine Frage: Die Ungleichheit zwischen Kapital und Arbeit hat eine große symbolische Bedeutung. Sie verstößt eklatant gegen die gängigen Vorstellungen von «gerecht» und «ungerecht», so dass es nicht verwunderlich ist, dass es manchmal zu physischer Gewalt kommt. Diejenigen, die nur ihre Arbeitskraft besitzen und häufig in bescheidenen, ja armseligen Verhältnissen leben, wie die Bauern im 18. Jahrhundert oder die Minenarbeiter von Marikana, können nur schwer akzeptieren, dass die Kapitalbesitzer – die mitunter selber bloß Erben sind – sich einen beträchtlichen Teil der erwirtschafteten Werte aneignen können, ohne selbst zu arbeiten. Der den Kapitalbesitzern zufließende Anteil kann häufig ein Viertel oder die Hälfte der Produktion, in kapitalintensiven Wirtschaftszweigen wie dem Bergbau mitunter sogar mehr als die Hälfte ausmachen, und er ist noch höher, wenn Monopole es den Kapitalbesitzern erlauben, einen noch größeren Teil abzuschöpfen. Gleichzeitig ist jedem klar: Wenn man die gesamte Produktion unter den Arbeitnehmern verteilte und keine Gewinne erzielt würden, wäre es schwer, Kapital zur Finanzierung neuer Investitionen anzuziehen, zumindest im bestehenden Wirtschaftssystem (es sind durchaus andere denkbar). Hinzu kommt, dass es nicht unbedingt gerechtfertigt ist, jenen, die mehr sparen als andere, jegliche Vergütung zu verweigern – wobei angenommen wird, dass unterschiedliche Sparquoten eine wichtige Ursache der Vermögensungleichheit sind. Auch diese Frage werden wir untersuchen. Und nicht zu vergessen: Ein Teil dessen, was als «Kapitaleinkommen» bezeichnet wird, stellt zudem mitunter – zumindest teilweise – eine Entlohnung der «unternehmerischen» Arbeit dar und müsste daher wie andere Arbeitsformen behandelt werden. Dieses klassische Argument wird ebenfalls näher zu untersuchen sein. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren stellt sich die Frage, welche Verteilung der Wertschöpfung auf Kapital und Arbeit «richtig» ist. Kann man sicher sein, dass die «freie» Entfaltung von Marktwirtschaft und Privateigentum immer und überall wie durch Zauberhand zu diesem optimalen Niveau führt? Wie müsste man diese Verteilung in einer idealen Gesellschaft organisieren, und wie könnte man diesem Ideal näherkommen? Die Instabilität der langfristigen Verteilung des Nationaleinkommens auf Kapital und Arbeit
Um in diese Richtung weiterzudenken und zumindest zu versuchen, die Begriffe einer scheinbar ausweglosen Diskussion präziser zu fassen, sollten zunächst die Fakten möglichst exakt ermittelt werden. Was genau weiß man über die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit seit dem 18. Jahrhundert? Lange Zeit besagte die unter Ökonomen am weitesten verbreitete These, die ein wenig zu schnell Eingang in die Lehrbücher fand, dass die Verteilung des Nationaleinkommens auf Kapital und Arbeit langfristig sehr stabil gewesen sei und im Allgemeinen bei einem Drittel/zwei Drittel lag.[5] Aufgrund des historischen Abstands und neuer Daten werden wir zeigen können, dass die Wirklichkeit viel komplexer ist. Einerseits war diese Verteilung im Laufe der letzten hundert Jahre großen Schwankungen unterworfen, die durch die chaotische politische und wirtschaftliche Geschichte des 20. Jahrhunderts bedingt waren. Die bereits in der Einleitung beschriebenen Entwicklungen im 19. Jahrhundert (Anstieg des Kapitalanteils in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, dann leichter Rückgang und darauf folgende Stabilisierung) scheinen im Vergleich dazu in ruhigeren Bahnen verlaufen zu sein. Die Schocks in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1914–1945), nämlich der Erste Weltkrieg, die bolschewistische Revolution von 1917, die Weltwirtschaftskrise seit 1929, der Zweite Weltkrieg, die neuen politischen Initiativen zur Regulierung, Besteuerung und staatlichen Kontrolle des aus diesen Umwälzungen hervorgegangenen Kapitals haben zu einem historisch niedrigen Umfang des Privatkapitals in den 1950er Jahren geführt. Es kommt dann sehr schnell zur Wiederherstellung der Vermögen, und diese Entwicklung beschleunigt sich mit der konservativen angelsächsischen Revolution von 1979/80, dem Zusammenbruch des Sowjetreichs 1989/90, der Globalisierung des Finanzwesens und der Deregulierung in den 1990er Jahren. Diese Ereignisse markieren einen politischen Wendepunkt, der genau in die entgegengesetzte Richtung der vorausgegangenen Umwälzungen führt, und machen es möglich, dass sich das Privatkapital zu Beginn der 2010er Jahre trotz der Krise von 2007/08 in einer Weise vermehrt, die es seit 1913 nicht mehr gegeben hat. Nicht alles ist negativ an dieser Entwicklung und an dieser Wiederherstellung der Vermögen, die teilweise natürlich und wünschenswert ist. Aber sie ändert die Sicht...


Thomas Piketty ist Professor an der Paris School of Economics.


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