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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 576 Seiten

Reihe: Geschichte der Philosophie

Precht Erkenne die Welt

Geschichte der Philosophie 1

E-Book, Deutsch, Band 1, 576 Seiten

Reihe: Geschichte der Philosophie

ISBN: 978-3-641-15563-6
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Richard David Precht erklärt uns in fünf Bänden die großen Fragen, die sich die Menschen durch die Jahrhunderte gestellt haben.
Im ersten Teil seiner auf fünf Bände angelegten Geschichte der Philosophie beschreibt Richard David Precht die Entwicklung des abendländischen Denkens von der Antike bis zum Mittelalter. Kenntnisreich und detailliert verknüpft er die Linien der großen Menschheitsfragen und verfolgt die Entfaltung der wichtigsten Ideen – von den Ursprungsgefilden der abendländischen Philosophie an der schönen Küste Kleinasiens bis in die Klöster und Studierstuben, die Kirchen und Machtzentren des Spätmittelalters. Dabei bettet er die Philosophie in die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen der jeweiligen Zeit ein und macht sie auf diese Weise auch für eine größere Leserschaft lebendig. Ein Buch, das dazu hilft, sich einen tiefen Einblick in die Geschichte der Philosophie zu verschaffen und die Dinge zu ordnen. Tauchen Sie ein in die schier unerschöpfliche Fülle des Denkens!
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Einleitung Es freut mich sehr, dass Sie zu diesem Buch gegriffen haben. Und wahrscheinlich wissen Sie noch nicht einmal genau, auf welche lange und abenteuerliche Reise durch die Philosophie Sie sich hierbei eingelassen haben. Falls Sie vorhaben, den Weg, den Sie soeben beschritten haben, weiterzugehen, werden Sie durch viele abwechslungsreiche Landschaften des Geistes spazieren: von den Ursprungsgefilden der abendländischen Philosophie an der schönen Küste Kleinasiens bis in die Klöster und Studierstuben, die Kirchen und Universitäten des Spätmittelalters. Die beiden folgenden Bände werden Sie dann durch ganz Europa bis in jene Welt führen, in der Sie heute leben. Ich werde mich dabei auf die abendländische Philosophie beschränken, wohl wissend, dass Kulturen wie Persien, China, Indien und andere eine eigene bedeutende Philosophiegeschichte haben. Doch um darüber zu schreiben, muss man diese Kulturen sehr genau kennen und ihre Sprachen beherrschen. Zudem würde ein solches Projekt leicht uferlos. Selbst wenn man sich auf das Abendland beschränkt, ist es eine gewaltige Herausforderung, dafür zu sorgen, dass der Leser in der Fülle des Materials den Überblick nicht verliert. Ich werde Ihnen dabei keine festen und gesicherten Antworten auf Ihre vielen Fragen geben. Alle großen philosophischen Fragen sind offene Fragen; und jede Antwort treibt sofort wieder neue Fragen hervor. Dabei gilt für den, der sich mit den vielfältigen Ansätzen, Ideen, Begründungen und Spekulationen in der Geschichte der Philosophie beschäftigt, noch immer der Satz des großen französischen Skeptikers und Humanisten Michel de Montaigne: »Der Genuss ist es, der uns glücklich macht, nicht der Besitz.« Sich mit klugen Gedanken zu beschäftigen, sie nachzuzeichnen, sie zu verstehen und weiterzudenken ist eine kulinarische Beschäftigung des Geistes. Lesen ist Denken mit einem fremden Gehirn. Doch das Gelesene zu verarbeiten ist ein fortwährender Dialog mit uns selbst. Was lockt, ist die Aussicht, intelligenter über die Welt nachdenken zu können als zuvor. Die vorliegende Geschichte der Philosophie ist kein Lexikon und keine Enzyklopädie. Und sie ist auch nicht die Geschichte großer Philosophen. An Lexika und Enzyklopädien zur Philosophie besteht kein Mangel, und viele Nachschlagewerke sind exzellent. Dazu kommen ungezählte Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Philosophie, von denen viele auf ihre Weise sehr gut sind. Allerdings betrachten all diese Werke, wie überzeitlich sie sich auch geben mögen, die Geschichte der Philosophie unvermeidlich auch immer aus dem Blickwinkel ihrer Zeit. So etwa konnte Georg Wilhelm Friedrich Hegel zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch glauben, dass die Philosophie eine aufsteigende Linie sei, die er in seinem eigenen Werk zum krönenden Abschluss gebracht hatte. Doch schon sein jüngerer Kontrahent Arthur Schopenhauer wandte sich mit Ingrimm gegen eine solche durchinterpretierte Geschichte der Philosophie. Eine komplett bewertete Geschichte zu lesen wäre so, als »wenn man sein Essen von einem anderen kauen lassen wollte«. Spätere Philosophiehistoriker waren vorsichtiger als Hegel. Sie verzichteten auf das perfekte Durchkomponieren der Geschichte nach eigenem Gusto. Aber der Gedanke, dass die Geschichte der Philosophie die Geschichte eines permanenten Fortschritts zur Wahrheit sei, durchzog nach wie vor viele ihrer Historien. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts ist uns dieser Optimismus nach und nach fremder geworden. Mit philosophischen Gedanken weiterzukommen bedeutet nicht unweigerlich, die Wahrheit zu enthüllen und freizulegen. Bereits der Begriff der Wahrheit ist uns heute vielfach suspekt. So sind wir in manchem klüger geworden, aber deshalb noch lange nicht weise. Oder mit Robert Musil gesagt: »Wir irren vorwärts!« Eine besondere Schwierigkeit, Philosophiegeschichte zu schreiben, besteht bereits darin, dass wir uns heute oft genug darüber streiten, was Philosophie überhaupt ist. Für die einen ist sie eine exakte Wissenschaft (nämlich jene der Sprachlogik), für die anderen eher so etwas wie Gedankenkunst, nämlich die Artistik, schöne und intelligente Sätze zu denken. Die Spannbreite zwischen beiden Ansichten ist groß. Denn hinter diesen beiden einander widerstreitenden Sichtweisen verstecken sich höchst unterschiedliche Meinungen darüber, wie viel Wissenschaft beziehungsweise Freistil eigentlich in der Philosophie steckt oder stecken sollte. Ist die Überzeugungskraft philosophischer Argumente logisch wie jene in den Naturwissenschaften? Oder ist sie eher ästhetisch wie jene der Kunst? Für beides lassen sich Argumente finden und auch Traditionen. Für ihre Gründungsväter Platon und Aristoteles ist die Philosophie die Frage nach dem richtigen Leben. Um dieses zu leben, muss ich viel wissen. Und gesichertes Wissen erlange ich nur durch eine gut begründete und darum »wahre« Meinung. Folglich ist Philosophie in antiker Tradition so etwas wie die Wissenschaft vom Wissen. Aristoteles führte die logische Schlussfolgerung in die Philosophie ein und schuf damit die Voraussetzungen für wissenschaftliches Denken. Im Gefolge der beiden großen Griechen verstanden fast alle Philosophen bis ins 19. Jahrhundert hinein ihr Metier als Wissenschaft oder gar als eine Über-Wissenschaft über allen anderen Wissenschaften; das Dach, unter dem alle anderen Spezialwissenschaften zu Hause sind und das ihnen helfen soll, sich selbst erst richtig zu verstehen. Dazu gehört, dass nahezu alle Philosophen bis zu Hegels Zeit davon ausgingen, dass es die Philosophie gibt, wie es ja auch die Mathematik und die Physik gibt. Insofern konnte Hegel seine Philosophiegeschichte – eine der ersten überhaupt – so schreiben, als ob dieses Gedankenbauwerk objektiv in der Welt existiere. Der Kitt des Ganzen war ein Baustoff namens Vernunft, von dem große Philosophen wie Immanuel Kant und Hegel glaubten, dass auch sie überzeitlich und objektiv sei. Folglich bestand alle Arbeit des Philosophen darin, die Welt vernünftig zu durchdringen, um damit zeitlos Wahres zutage zu fördern. Ein solcher Glaube an die Philosophie und die Vernunft ist uns heute fremd geworden. Spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben wir lernen müssen, dass es die Vernunft nicht gibt. Die »allgemeinen Quellen der Vernunft«, von denen Kant spricht, haben sich in viele einzelne Wasserstellen verflüchtigt. Wer etwas vernünftig durchdringt, tut dies in Worten und Sätzen. Er folgt nicht nur einer Logik, sondern auch einer Grammatik. Und er bedient sich einer Sprache, die nicht zeitlos ist, sondern kulturell bedingt und gefärbt. Der Anspruch, dass Philosophie Wissenschaft sein soll, lässt sich auch unter diesen geänderten Vorzeichen aufrechterhalten, wenn man möchte. Nur ist sie jetzt nicht mehr die Wissenschaft vom Wissen, sondern die Wissenschaft jener logischen oder unlogischen Sätze, in denen Menschen Behauptungen über die Welt aufstellen. Eine solche Wissenschaft erklärt allerdings nicht mehr, sondern sie beschreibt. Diesen Weg ist die sehr einflussreiche analytische Philosophie im Gefolge Gottlob Freges und Ludwig Wittgensteins gegangen. Die Gegenposition ist die Idee der Philosophie als Gedankenkunst. Sie bricht sich in der Kritik an Hegel Bahn. Mit heiligem Zorn demolieren Arthur Schopenhauer und mehr noch Friedrich Nietzsche den Glauben an die Vernunft und alle darauf gegründete Philosophie. Statt mit Weltgebäuden haben wir es im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr mit Weltanschauungen zu tun. Der Philosoph erkennt nicht mehr die Welt, sondern er wirft ein besonderes subjektives Licht auf sie. Er gewichtet und wertet, polemisiert und spitzt zu und macht sich für eine besondere ethische oder ästhetische Haltung gegenüber der Welt und dem Leben stark. Nichts anderes geschieht gleichzeitig in der Kunst. Auch sie will nicht mehr das Sichtbare objektiv wiedergeben, sondern etwas subjektiv sichtbar machen. Die Philosophien Schopenhauers und Nietzsches sind literarisch durchkomponiert und versuchen, den Leser ästhetisch in den Bann zu ziehen. Das Gleiche begegnet uns schon im 18. Jahrhundert in der französischen Philosophie, die essayistisch statt wissenschaftlich ist. Rousseau, Diderot oder Voltaire denken nicht in Systemen; sie schaffen Skulpturen des Denkens, Gedankenfiguren oder »Philosopheme« statt Philosophien. Und wie die Künste zu Stilrichtungen und -ismen werden, so auch die weltanschaulichen Philosophien. Man baut nicht mehr am großen Haus, sondern man prägt einen Denkstil aus, und die Weltanschauung wird zum Markenzeichen. Auch diese Tradition besteht bis heute fort, insbesondere in Frankreich, von wo sie einst ausging. Ob man Philosophie als Wissenschaft versteht oder als Gedankenkunst – in beiden Fällen kann man sehr verschiedene Ansichten dazu haben, wie sinnvoll es ist, sich überhaupt mit ihrer Geschichte zu befassen. Aus der Sicht zahlreicher analytischer Philosophen ist die Beschäftigung mit der Geschichte der Philosophie ziemlich überflüssig. Analytische Philosophen verstehen ihr Metier, wie gesagt, als eine Wissenschaft, den exakten Wissenschaften vergleichbar. Und diese konzentrieren sich bekanntlich weitgehend auf die Probleme und den Erkenntnisstand der Gegenwart. Wozu sollte ein angehender Arzt viel über die Geschichte der Medizin lernen? Und wie viel beziehungsweise wie wenig muss ein Physiker von den Irrtümern und Spekulationen der Physik der Renaissance oder des Barocks wissen, außer vielleicht vom Gravitationsgesetz, das seine Gültigkeit seit Newton noch immer nicht verloren hat? Aus einer...


Precht, Richard David
Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und Autor und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seit seinem sensationellen Erfolg mit »Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?« waren alle seine Bücher zu philosophischen oder gesellschaftspolitischen Themen große Bestseller und wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung »Precht« im ZDF und diskutiert zusammen mit Markus Lanz im Nr.1-Podcast »LANZ & PRECHT« im wöchentlichen Rhythmus gesellschaftliche, politische und philosophische Entwicklungen.


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