Preußler / Lada | Kater Mikesch | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Preußler / Lada Kater Mikesch

Geschichten vom Kater, der sprechen konnte
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7336-0168-3
Verlag: FISCHER Sauerländer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Geschichten vom Kater, der sprechen konnte

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7336-0168-3
Verlag: FISCHER Sauerländer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Kinderbuchklassiker: Seit mehr als fünfzig Jahren ist der sprechende Kater aus Holleschitz der Liebling aller Kinder. Kater Mikesch versetzt die Bewohner von Holleschitz in Staunen, weil er plötzlich sprechen kann. Alle schließen den höflichen und lieben Kater in ihr Herz. Er bekommt vom Schuster ein paar Stiefel gemacht und vom Schneider einen Mantel geschenkt. Kater Mikesch bringt seinerseits dem Hund und dem Schwein der Großmutter das Sprechen bei. Als Mikesch versehentlich den Rahmtopf der Großmutter zerbricht, begibt er sich auf Wanderschaft, um Geld für einen neuen Rahmtopf aufzutreiben, und erlebt auf seiner Reise viele Abenteuer. Otfried Preußler wurde für seine Übertragung ins Deutsche 1963 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Seitdem ist der Siegeszug des sprechenden Katers nicht mehr aufzuhalten: Theater (Augsburger Puppenkiste), Film, Fernsehen, Rundfunk - und natürlich das Buch! Kater Mikesch ist ein Star!

Otfried Preußler (1923-2013) stammte aus Böhmen und zählt zu den bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Zu seinen berühmtesten Werken gehören unter anderem ?Die kleine Hexe? und ?Der Räuber Hotzenplotz?. Otfried Preußler schuf eine meisterhafte deutsche Fassung des ?Kater Mikesch? und ebnete damit der tschechischen Kinderliteratur den Weg nach Deutschland. Literaturpreise: Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendbuchpreis 1963
Preußler / Lada Kater Mikesch jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Mikesch und Paschik auf der Kirchweih


Eines schönen Sonntags räkelte sich der Kater Mikesch faul auf der Ofenbank. Hier vor dem Bratrohr lag er am allerliebsten, weil es da immer hübsch warm war und manchmal nach Braten duftete. Aber heute war Mikesch schlechter Laune. Verdrießlich knurrte er in seinen Bart:

»O diese Langweile! Ich muss doch mal nachsehen, ob Paschik schon mit seinem Mittagsschläfchen fertig ist. Wir könnten ein bisschen miteinander schwatzen.«

Mikesch sprang von der Bank, zog sich die Stiefel an (barfuß ging er jetzt überhaupt nie mehr), lief hinaus auf den Hof und ging schnurstracks zu Paschiks Stall. Er klopfte höflich bei ihm an und fragte mit leiser Stimme: »Schläfst du noch, Paschik?«

»Ach wo!«, grunzte Paschik drinnen. »Heut kann ich auf keine Art einschlafen. Ich hab schon beinah bis fünf gezählt, und zweimal hab ich mir schon das ganze Märchen von dem Schaf vorgesagt, das die Hirten auf dem Steg übern Bach treibt – aber glaubst du, ich könnte einschlafen?«

Paschik hob mit dem Rüssel die Futterklappe ein wenig hoch. »Was für ein schöner Sonntag!«, sagte er. »Ich wäre dafür, dass wir einen Ausflug machen. Meinetwegen in den Wald zum Eichelnsuchen!«

»Großartig!«, pflichtete ihm Mikesch bei. »Ich werde im Wald Eicheln sammeln, und du kletterst auf die Kiefer und holst die jungen Krähen aus dem Nest!«

»Ach, prahl nicht so schrecklich mit deinen Kletterkünsten!«, maulte Paschik, »erklär mir lieber, wohin die vielen festlich gekleideten Leute gehen!«

»Ach du liebe Zeit!«, rief Mikesch aus. »Heute ist doch in Machowitz Kirchweih! Das wäre ein Ausflug, Paschik! Am Geld soll es uns nicht fehlen. Hier kommen doch immer wieder mal Stadtleute aus Prag vorbei, und wenn ich sie höflich grüße, wundern sie sich mächtig darüber und spendieren mir ein paar Kreuzer. Nur schade, dass es so weit ist bis Machowitz, das werd ich auf meinen kurzen Beinen wohl kaum schaffen!«

»Weißt du was?«, meinte Paschik. »Ich fahre dich auf dem Schubkarren hin! Hauptsache, du hast Geld! Wie ein Graf sollst du fahren! Lauf um die Kreuzer, ich hole einstweilen den Schubkarren aus dem Schuppen.«

»Also gut!«, stimmte Mikesch freudig zu und rannte auf den Dachboden, wo er seine Kreuzer in einem alten Topf hinter einem Balken versteckt hatte. Er stopfte das Geld in die Stiefel. Dann eilte er wieder auf den Hof hinunter, um Paschik nicht warten zu lassen.

Paschik kam gerade mit dem Schubkarren aus dem Schuppen.

Er lief aufrecht auf den Hinterpfoten. Mit den Vorderpfoten hielt er die Holme des Schubkarrens fest gepackt, den Traggurt hatte er sich über die Schultern geworfen, und so rumpelte er mit dem Karren dahin wie der Taglöhner Wondrak, wenn er um Holz in den Wald ging.

Mikesch setzte sich ganz vorn auf die Karrenleiter und schon fuhren sie los. »Töff-töff«, machte Mikesch alle Augenblicke, damit sie nicht womöglich eines der alten Mütterchen über den Haufen fuhren, die nach Machowitz unterwegs waren. Gott behüte!

Die alten Mütterchen aber und die Großväter, die Buben und Mädchen riefen ihnen fröhlich zu: »Wohin des Weges, Mikesch? Auch nach Machowitz auf die Kirchweih?« Und Mikesch antwortete ihnen nicht minder fröhlich: »Na klar! Ohne uns wäre es doch in Machowitz eine halbe Sache!«

Die Wandersleute, die Mikesch schon kannten, wunderten sich nicht besonders über die seltsame Fuhre, aber die Mütterchen aus den entfernteren Dörfern flüchteten vor ihnen in den Straßengraben und starrten ihnen mit offenen Mündern nach wie einer Geistererscheinung. Das muss man gesehen haben! Ein Schweinchen fährt einen Kater, der Stiefel trägt, auf dem Schubkarren! Eine Welt ist das heutzutage! Zum Um-den-Verstand-Kommen!

Als Mikesch und Paschik in Machowitz ankamen, war der Marktplatz schon schwarz von Menschen. An den Schaukeln, den Karussellen, den Schießbuden und den Zuckerwarenständen herrschte ein solches Gewimmel, dass sich die beiden Freunde kaum durchzwängen konnten. Im Gasthof »Zum bunten Hund« stellten sie gegen ein geringes Entgelt ihren Schubkarren ein wie andere Leute ihre Kutschen, Autos und Motorräder – und heidi! auf die Kirchweih.

Kaum hatten die Verkäufer in den Marktbuden die beiden erblickt, da riefen sie ihnen auch schon von allen Seiten zu: »Kommen Sie, Herrschaften, kommen Sie! Möchten Sie nicht etwas Hübsches kaufen?« – »Na, die müssen wir jetzt was verdienen lassen!«, sagte Mikesch mit Gönnermiene und fischte seine Kreuzer aus den Stiefeln. Sich selbst kaufte er ein Paar heiße Würstchen, Paschik bekam eine saure Gurke, und als sie gespeist hatten, gingen sie hinüber zu der Schiffsschaukel.

Der Schaukelmann wunderte sich kein bisschen, als Paschik von ihm verlangte, nur ganz sachte geschaukelt zu werden. Solche Leute sind an dergleichen Wunder und Überraschungen längst gewöhnt. Der Schiffsschaukelmann zuckte nicht mit der Wimper, sondern er half Paschik beim Einsteigen und schaukelte ihn so sanft, als säße die alte Baronin von Klokotschna in der Gondel. Dafür trieb es Mikesch auf der Schaukel so toll, dass die Leute von allen Seiten herbeiliefen und ihm zuschauten. Er schaukelte, bis die Gondel am obersten Balken anstieß, dann sprang er hinaus und schlug auf dem Balken einen Purzelbaum. Als die Gondel wieder zu ihm heraufschwang, sprang er rücklings hinein und legte sich flach auf den Boden, dass die Zuschauer nur mehr sein schwarzes Schwänzchen sahen, das nach den Klängen des Leierkastens hin- und herpendelte.

Was Wunder, dass sich die Leute vor Lachen bogen! So mancher warf dem lustigen Kater ein paar Kreuzer zu, die Mikesch geschwind in die Stiefel schob.

Als sie vom Schaukeln genug hatten, gingen die beiden Freunde ein bisschen zwischen den Buden spazieren. Mikesch kaufte sich eine Mundharmonika, und Paschik bekam einen kleinen Quietschballon. Aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Paschik wollte den Quietschballon sogleich ausprobieren, aber als er die Luft einsog, verschluckte er aus Versehen das ganze Ding. So ein Tollpatsch!

»Wie kann man sich bloß so ungeschickt anstellen!«, schimpfte Mikesch. »Soll ich dir beim nächsten Mal lieber eine Posaune kaufen, oder verschluckst du die auch?«

Aber Mikesch war ja ein guter Kerl. Er kaufte Paschik noch eine saure Gurke, und er selbst leistete sich ein zweites Paar Würstchen. Geld hatte er ja reichlich, und noch immer steckten ihm die Nachbarn und Nachbarinnen aus Holleschitz welches zu, wenn sie ihm in der Menge begegneten.

»Da hast du auch von mir ein paar Kreuzer«, hieß es dann, »geh und kauf dir was Gutes davon!«

Die beiden Freunde fühlten sich pudelwohl auf der Kirchweih, aber allmählich wurde es Zeit, an den Heimweg zu denken. Paschik war schon ganz unruhig.

»Lass uns endlich nach Hause fahren!«, drängte er, »Großmutter sucht uns gewiss schon im ganzen Dorf!«

Da spazierten sie ein allerletztes Mal an den Verkaufsbuden entlang, und dann eilten sie nach dem Gasthof »Zum bunten Hund«, um den Schubkarren abzuholen.

Aber der Schubkarren war verschwunden! »Tut mir furchtbar leid«, sagte die Wirtin, »jemand hat ihn mit seinem Motorrad verwechselt. Weiß der Kuckuck, wie das passieren konnte.«

»Na, hören Sie!«, schimpfte Mikesch, »das ist ja eine feine Geschichte! Irgend so ein Halunke klaut uns den schönen neuen Schubkarren und lässt uns dafür sein Motorrad da! Können Sie mir vielleicht sagen, was wir jetzt tun sollen?«

»Was ihr tun sollt?«, meinte die Wirtin. »Setzt euch drauf und fahrt heim! – Das heißt, wenn ihr auf so einem Ding überhaupt fahren könnt …«

Was blieb ihnen anderes übrig? Mikesch war zwar noch nie auf einem Motorrad gefahren, aber er hatte gut aufgepasst, wie sich die Motorradfahrer benahmen, die von Zeit zu Zeit auf der Dorfstraße vorüberbrausten. Kurz entschlossen schwang er sich in den Sattel und hieß Paschik auf den Rücksitz klettern, dann ließ er den Motor an, hupte und fuhr davon.

Sie sausten auf der Landstraße dahin, dass es nur so staubte. Mikesch war der geborene Rennfahrer. Aber Paschik, der alte Plumpsack, hockte auf dem Rücksitz wie ein Häuflein Unglück. Bald quietschte er vor Angst laut auf, bald kreischte er: »Herr, steh mir bei!« Und als Mikesch einmal wegen eines alten Weibleins plötzlich hupen musste, verlor Paschik vor Schreck das Gleichgewicht und purzelte rücklings in den Straßengraben.

Sofort stellte Mikesch den Motor ab und lief nachsehen, ob sich Paschik verletzt habe. Aber gottlob, dem war nichts passiert!

»Mit dir kann man höchstens auf einem Schusterschemel fahren!«, fauchte Mikesch, »zu was anderem taugst du nicht!« Ein Wort gab das andere, und im Handumdrehen war zwischen den beiden Freunden die schönste Streiterei im Gange.

Doch nun betätigte sich das alte Weiblein, dem Mikesch vorhin gehupt hatte, als Friedensengel. »Seid froh, dass euch nichts passiert ist!«, sagte es mahnend. »Statt hier herumzustreiten, solltet ihr lieber machen, dass ihr nach Hause kommt! Eine Welt ist das heutzutage! Jetzt fahren schon die Katzen und Schweine Motorrad! In meinem Dorf gibt es so was nicht! Aber, bitte – ich will nichts gesagt haben. Jedenfalls solltet ihr besser aufpassen, sonst geschieht noch ein Unglück. Und wenn ihr schon fahren müsst, fahrt doch in Gottes Namen ein bisschen langsamer!«

Mikesch und Paschik versprachen der Alten, sich von nun an in Acht zu nehmen. Dann stiegen sie wieder auf das Motorrad und flitzten davon. Aber bevor sie nach Holleschitz kamen, rumpelten sie noch ein paarmal in den Straßengraben. Sie durften von Glück sagen, dass sie nur ein paar Beulen und blaue Flecken davontrugen. Schusters Großmutter hatte sie...


Preußler, Otfried
Otfried Preußler (1923–2013) stammte aus Böhmen und zählt zu den bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Zu seinen berühmtesten Werken gehören unter anderem ›Die kleine Hexe‹ und ›Der Räuber Hotzenplotz‹. Otfried Preußler schuf eine meisterhafte deutsche Fassung des ›Kater Mikesch‹ und ebnete damit der tschechischen Kinderliteratur den Weg nach Deutschland.

Literaturpreise:

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendbuchpreis 1963

Lada, Josef
Josef Lada (1887–1957) stammte aus einem Dorf im Herzen Böhmens und wurde durch seine Illustrationen zu ›Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk‹ weltbekannt. Die Geschichten von Kater Mikesch schrieb und zeichnete Josef Lada in den Dreißigerjahren.

Lada, Josef
Josef Lada (1887–1957) stammte aus einem Dorf im Herzen Böhmens und wurde durch seine Illustrationen zu ›Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk‹ weltbekannt. Die Geschichten von Kater Mikesch schrieb und zeichnete Josef Lada in den Dreißigerjahren.

Otfried PreußlerOtfried Preußler (1923–2013) stammte aus Böhmen und zählt zu den bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Zu seinen berühmtesten Werken gehören unter anderem ›Die kleine Hexe‹ und ›Der Räuber Hotzenplotz‹. Otfried Preußler schuf eine meisterhafte deutsche Fassung des ›Kater Mikesch‹ und ebnete damit der tschechischen Kinderliteratur den Weg nach Deutschland.

Literaturpreise:

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendbuchpreis 1963
Josef LadaJosef Lada (1887–1957) stammte aus einem Dorf im Herzen Böhmens und wurde durch seine Illustrationen zu ›Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk‹ weltbekannt. Die Geschichten von Kater Mikesch schrieb und zeichnete Josef Lada in den Dreißigerjahren.
Josef LadaJosef Lada (1887–1957) stammte aus einem Dorf im Herzen Böhmens und wurde durch seine Illustrationen zu ›Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk‹ weltbekannt. Die Geschichten von Kater Mikesch schrieb und zeichnete Josef Lada in den Dreißigerjahren.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.