Buch, Deutsch, Band 8, 304 Seiten, PB, Format (B × H): 155 mm x 225 mm
Untersuchungen zur mittelalterlichen Bibelauslegung zwischen Poetik und Exegese
Buch, Deutsch, Band 8, 304 Seiten, PB, Format (B × H): 155 mm x 225 mm
Reihe: Medienwandel - Medienwechsel - Medienwissen
ISBN: 978-3-0340-0937-9
Verlag: Chronos
Heilsgeschichte im christlichen Sinne ist ein mehrdeutiger Begriff. Er bezeichnet die Ereignisse zwischen Schöpfung und Erlösung und meint zugleich das Sprechen über dieses Geschehen, das einerseits in der Bibel verbindlich niedergelegt ist, andererseits in Kommentar und Exegese bearbeitet wird und in heilsgeschichtlichen Erzählungen narrative Erweiterung erfährt. Diese zentralen Formen der Bezugnahme auf den Bibeltext haben immer auch eine prekäre Seite, insofern mit ihnen das Problem des adäquaten Umgangs mit dem kanonischen Wortlaut verbunden ist. Aber auch der Kanon selbst bleibt in seiner Unveränderlichkeit und der Entfernung vom Ereignis, das er vermittelt, Gegenstand der Reflexion.
In der vorliegenden Untersuchung geht es um dieses Spannungsfeld zwischen dem Tabu einer Veränderung des biblischen Wortlauts, der Notwendigkeit seiner Aktualisierung und dem Problem seiner Medialität. Wie Texte, welche die Heilsgeschichte aufgreifen, sich hinsichtlich der kontroversen Forderungen situieren, wird am Beispiel von Augustinus’ Genesisauslegung, Hugos von St. Viktor Archentraktat und zwei Bibeldichtungen des hohen Mittelalters gezeigt. Zentral ist die Beobachtung, dass Exegese und Poetik im Austragen der Spannungen keine Gegensätze bilden. Zwar scheint auf den ersten Blick im Falle der Bibelauslegung ein kommentierend-bewahrender Gestus zu dominieren und für die Bibeldichtung ein ergänzender Zugriff auf den Kanon charakteristisch zu sein, doch zeigt die Analyse textueller Strategien im Einzelnen, dass eines mit dem anderen in vielfachen Austauschbeziehungen steht, so dass sich schliesslich die Engführung von Poetik und Exegese als Grundprinzip des Umgangs der Texte mit dem Heilsgeschichtlichen begreifen lässt.
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Einleitung
I Der wachsende Text
II Erinnerung und Selbstimagination
III Medialität und Materialität
IV Medium – Form – Ereignis
V Medialität der Schrift
Umwege der Exegese: Exegetische Komposita in Augustinus’ ‹De Genesi ad litteram libri duodecim›
I Buchstabentreue und ‹sensus bipartitus›
II Stufen der Exegese
III Wiedererzählen und Auslegen
IV Auslegungsprozess und Epochenschwelle
V Unmöglichkeit einer Auslegung ‹ad litteram› und die Macht der Exegese
Exegese und Poetik: Kulturelle Produktivität der Exegese im Werk Hugos von St. Viktor
I Institutionalisierung und Exegese: ‹Didascalicon de studio legendi›
II Ästhetisierung und Exegese: ‹De archa Noe› und ‹Libellus de formatione arche›
- 1. ‹De archa Noe›: Metamorphosen der Metapher
- 2. ‹De archa Noe›: Verhüllen und Enthüllen – Strategien der Selbstlegitimierung
- 3. ‹Libellus de formatione arche›
- 4. ‹Quid dicit scriptura, quid ostendit pictura?›
- 5. ‹Mysterium absconditum et praeclarum›
- 6. Der Exeget als Schöpfer?
- 7. Ästhetisierung und Exegese zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit
III Figura – Zeit – Wahrheit
- 1. ‹Figurata locutio – expressa narratio›: Zur Zeitbezogenheit wörtlicher und figuraler Auslegung bei Augustinus
- 2. Zum Wahrheitsbezug der figura bei Hugo von St. Viktor
IV Poetisierung und Exegese
Exegetische Ostentation: Zu zwei exegetischen Begriffen bei Augustinus und Hugo von St. Viktor
Poetik und Exegese: Modelle der Heilsvermittlung
I Wort und Ereignis in den ‹Dichtungen der Frau Ava›
- 1. Paradoxierung der Zeitverhältnisse
- 2. Dignisierung des Worts
- 3. Kommentar und Prophetie
- 4. Textualität und Rahmung
II Zeugnis und Zeugenschaft in der ‹Erlösung›
- 1. Das Wunder des bloßen Worts
- 2. Kontinuität und Diskontinuität
- 3. ‹Quae non vidimus, eis credimus, qui viderunt›
- 4. Text und Bild
Schluss




