E-Book, Deutsch, 250 Seiten
Rast Kaiserhatz
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7546-0702-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 250 Seiten
ISBN: 978-3-7546-0702-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Jahrelang hat Calino andere für sich regieren lassen und ein Leben in Luxus geführt. Damit handelte er sich den Ruf ein, ein Tyrann zu sein.
Die Bewohner seiner Hauptstadt, seinen neuen Rat, seine Gattin Atisa und vor allem seinen Geliebten Borean konnte er mittlerweile von seiner Rechtschaffenheit überzeugen. Jetzt will er dem Rest des Reiches zeigen, dass er ein guter Herrscher sein kann. Calino bricht zu einer alles entscheidenden Reise auf.
Doch unterwegs erreichen ihn schreckliche Gerüchte, und der unerfahrene Kaiser muss über sich hinauswachsen. Kommt er zu spät? Ist Borean schon lange tot?
Geboren 1968 als echte Kieler Sprotte im nördlichsten Bundesland, wohne ich mit vielen Tieren auf dem Land. Nun habe ich neben meinen bisherigen und zukünftigen Verlagsveröffentlichungen das Abenteuer Selfpublishing für mich entdeckt. Ich schreibe Fantasy in allen möglichen Richtungen: Urban, Geistergeschichten, Gay Romance und Heroic Romance ('Schmachten & Schlachten', wie ich dieses Subgenre mit einem Augenzwinkern nenne) und noch viel mehr.
Autoren/Hrsg.
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2.
Betrübliche Nachrichten
Mit dem Erwachen kamen die Schmerzen. Wahrscheinlich wachte Calino auf, weil alles so wehtat. Ein feuriges Band zog sich von seinem Hinterkopf die Wirbelsäule hinab, verzweigte sich in seinem Hintern und brannte weiter bis in die Kniekehlen.
Er versuchte, den Kopf zur Seite zu drehen, und stöhnte leise, weil diese Bewegung kaum möglich war. Jetzt meldeten sich seine Rippen, zwischen denen Glut nistete, die bei jedem Atemzug angefacht wurde. Flach atmen, nicht bewegen.
Nie zuvor hatte er sich so elend gefühlt. Er konnte sich nicht rühren, und als er doch den Versuch wagte, ob er sich vielleicht hochstemmen oder auf die Seite drehen könnte, flammte neues Feuer in seinen Armen auf.
Mit einem Wimmern gab Calino diese Bemühungen auf, lag still und hoffte, dass das alles vorbeigehen würde.
Er vernahm leichte Schritte, durch dicken Teppich zusätzlich gedämpft, nahm all seinen Mut zusammen und wandte den Kopf.
Ein Nabel kam in sein Gesichtsfeld, eingebettet in eine wundervolle, flache Bauchdecke, unter deren sonnengebräunter Haut sich eindrucksvolle Muskelstränge abzeichneten.
»Du liegst ja immer noch im Bett«, erklang Boreans tiefe Stimme, und Calino hörte, dass sein großer Geliebter ernstlich erstaunt klang. Und ein wenig besorgt? Ja, bestimmt.
Jetzt sah er auch ein wenig mehr von Borean. Wassertropfen glitzerten auf dessen nackter Haut, um die Hüften hatte er sich ein Badetuch geschlungen, und er sah frisch aus wie ein Sommermorgen. Wie machte er das?
»Alles tut weh«, nuschelte Calino halb ins Kissen.
Borean lachte. Das wärmte Calino und machte die Schmerzen tatsächlich etwas leichter zu ertragen.
Die Laken raschelten, als Borean zu ihm aufs Bett stieg und auf Händen und Knien näher kam. »Muskelkater, mein armer Calino? Ich hatte dich gewarnt. Dagegen hilft nur mehr Bewegung. Und ein heißes Bad und vielleicht eine Massage.«
Nicht einmal die mögliche Aussicht auf Liebkosungen, streichelnde Hände und mehr kam gegen die Pein in Calinos Muskeln an. »Ich bleibe hier liegen und sterbe einfach«, murmelte er und merkte, dass er das halbwegs ernst meinte. Bewegen? Bloß nicht!
»Das sind trübe Aussichten«, sagte Borean sachlich und zog ihm schwungvoll die Decke weg. Die Matratze bewegte sich unter seinem Gewicht, als er sich auf die Knie aufrichtete und mit einer wohltuend warmen Hand über Calinos Rücken streichelte.
Calino seufzte leise. Ein Wassertropfen aus Boreans nassen Haaren fiel auf seine Schulter, dann spürte er warmen Atem an seiner Wange, gleich darauf die zärtliche Berührung durch Boreans Barthaare.
»Ich werde dich jetzt ins Badezimmer tragen und in einer Wanne mit heißem Wasser versenken. Glaub mir, das wird dir guttun.«
Ein Finger malte Kringel auf Calinos unteren Rücken, dann auf seinem Hintern. Gleich darauf streichelten beide Hände fest über seinen Rücken, und Boreans starke Finger fanden genau die Stellen, die schmerzten. Er drückte nicht fest zu, immer noch wirkten die Berührungen eher wie Zärtlichkeit.
Calino biss die Zähne zusammen, als Borean ihn auf den Rücken rollte, ihm einen Arm in die Kniekehlen schob und den anderen um die Schulter legte. Sofort ging es Calino besser, denn der Brustkasten, an den er sodann kraftvoll gezogen wurde, war warm vom Bad, roch nach Orangenblüten und Seife mit Mandelmilch. Außerdem tat es gut, so fest und behutsam hochgehoben zu werden, wie in einem wärmenden Kokon, was die Schmerzen tatsächlich linderte.
Borean stand auf, zog den Kopf leicht ein, um nicht an den seidenen Baldachin über dem Bett zu stoßen, und stieg dann mit einem langen Schritt von der Matratze.
»Ich würde mich lieber unter den Decken an dich kuscheln. Es geht mir schon viel besser«, sagte Calino und hob trotz der von Pein erfüllten Muskeln seines Unterarms die Hand, um einen schimmernden Wassertropfen fortzuwischen, der auf Boreans Schlüsselbein nistete.
Borean besaß wirklich die schönsten Schlüsselbeine der Welt, befand Calino lange nicht zum ersten Mal. Ach, alles an ihm war wundervoll. Er lehnte den Kopf an eine einladende Schulter und ließ sich ins Badezimmer tragen.
Warme, feuchte Luft schlug ihm entgegen, duftete nach Rosen und Orangen und nach Borean. Benutzte Handtücher hingen ordentlich über einem Gestell, Seifen, Bürsten und andere Gegenstände säumten wie kleine Soldaten in Reih und Glied das dunkle Holzbrett neben der Wanne. Seitdem Borean sich in Calinos – in ihren gemeinsamen – Gemächern heimisch fühlte, hatten diese einiges ihrer trägen Verspieltheit verloren. Die Diener hatten sich rasch angepasst, als sie begriffen, dass ihr Kaiser keinerlei Einwände gegen eine etwas nüchternere Einrichtung erhob. Überall verstreute Kissen gehörten der Vergangenheit an, die Vielzahl der aufgestellten Vasen war reduziert und der dekorative kleine Schreibtisch gegen ein größeres Exemplar getauscht worden, an dem Calino tatsächlich nicht nur Verse und Liebesbriefe verfasste, sondern seinen Aufgaben als Herrscher des Kaiserreichs nachkommen konnte.
Borean setzte ihn nun auf einem Schemel ab, und Calino schaffte es gerade noch, ihm beide Hände auf die Wangen zu legen und ihn solcherart zu einem Kuss einzuladen, ehe sein großer Geliebter allzu praktisch denkend heißes Wasser in die große Badewanne einlassen konnte.
»Alleine deine Fürsorge macht den Muskelkater viel leichter erträglich«, flüsterte Calino in Boreans Mundwinkel, als der Kuss endete.
»Ein heißes Bad wird es noch besser machen. Du wirst das genießen, während ich dir Kleidung hole und das Frühstück in Auftrag gebe.«
Borean konnte so wundervoll stur sein, dass Calinos Herzschlag albern Kapriolen schlug, weil diese Beharrlichkeit alleine ihm galt, weil der Geliebte sich um ehrlich ihn sorgte.
Er nickte mit einem dankbaren Lächeln und genoss dann den Anblick von Boreans Rücken, unter dessen sonnengebräunter Haut die klar konturierten Muskeln sich bewegten. Der Geliebte beugte sich vor, drehte die Wasserhähne auf und kümmerte sich danach um Handtücher. Er warf Rosenblütenblätter und getrocknete Orangenschalen ins Wasser. Der Duft nach beidem nahm noch einmal mehr zu, hüllte Calino ein, während der Dampf des warmen Wassers tatsächlich schon dazu beitrug, dass seine Muskeln gar nicht mehr so schlimm schmerzten.
»Du könntest auch mit mir in die Wanne steigen«, raunte er versonnen.
Borean warf ihm einen raschen Blick über eine Schulter zu und schüttelte leicht den Kopf. »Heute soll General Badon ankommen, mit dem ich die letzten Einzelheiten deiner Reise durch das Reich besprechen will: worauf er hier in seiner Rolle als Statthalter achten muss. Wen er von der Kaiserlichen Garde zu seinem Schutz wünscht. Und jetzt ab in die Wanne mit dir.«
Calino riss die Augen weit auf und gab sich Mühe, sehr kläglich, einsam und verlassen zu Borean aufzusehen.
Das entlockte seinem Gefährten wenigstens ein amüsiertes Kopfschütteln. Wunschgemäß beugte Borean sich zu ihm herab und küsste ihn zärtlich. Wärme rieselte durch Calino, und als Borean ihn – ohne den Kuss zu unterbrechen – auf den Arm nahm und zur Badewanne trug, erhob er nicht die geringsten Einwände. Natürlich wäre es schöner, wenn Borean sich zu ihm gesellen würde. Viel, viel schöner.
Doch die Reise durch das ganze Reich war Calinos Idee gewesen. Die Bürger der Hauptstadt, seinen neuen Rat, die Kaiserliche Garde und ganz wichtig seine Kaiserin Atisa und vor allem Borean hatte er von seiner Rechtschaffenheit überzeugen können. Er arbeitete die Versäumnisse der vergangenen Jahre auf, bekämpfte Korruption und gab sich Mühe, die Ausbeutung seitens seines Onkels Nabicav und des alten Rats wieder gutzumachen. Doch war das Reich größer als nur die Hauptstadt, und die Folgen der Vernachlässigung waren überall im Land zu spüren. Viele Kleinadelige und noch mehr die Bevölkerung mussten noch gewonnen und überzeugt werden. So viele Missstände behoben und im ganzen Reich gegen Profitmacher vorgegangen werden.
Er stöhnte unwillkürlich, als Borean ihn in das sehr warme Wasser setzte, den Kuss beendete und Calino über die Wange streichelte.
»Siehst du? Es wird gleich besser. Ich kümmere mich um alles Übrige, genieße du das Bad.«
Und mehr blieb dann auch nicht zu tun, da Borean den Raum verließ. Calino räkelte sich im Wasser, streckte die schmerzenden Beine lang aus und genoss das Gefühl, wie die Wärme die Schmerzen vertrieb. Irgendjemand – wahrscheinlich Nabicav – hatte ihm einmal gesagt, dass ein Muskelkater noch niemanden umgebracht hätte, sondern ein Zeichen wäre, dass man ausnahmsweise wirklich etwas geleistet hätte.
Sehr witzig. So, wie Borean sich eben bewegt hatte, wie mühelos er Calino ins Badezimmer getragen hatte, verspürte der nämlich keinen Schmerz in seinen eindrucksvollen Muskeln, und er hatte am Vortag erheblich mehr geleistet als Calino. Was wieder einmal mehr bewies, dass Nabicav nur danach getrachtet hatte, Calino zu schikanieren und zu entmutigen.
Er sank etwas tiefer ins Wasser und war sogar schon soweit kuriert, dass er ein heranschwimmendes Rosenblütenblatt fortschubsen konnte. Ein vorsichtiges Recken tat noch weh, aber Calino war sich sicher, den garstigen Muskelkater in kürzester Zeit abschütteln zu können. Vielleicht würde er nicht gerade heute wieder auf den Übungsplatz zurückkehren, aber morgen bestimmt schon wieder.
Zufrieden – und sehr vorsichtig – setzte er sich auf, angelte nach Seife und einem Waschtuch, als es leise an der Tür klopfte und Borean nach Calinos Aufforderung wieder in das Badezimmer...




