E-Book, Deutsch, 348 Seiten
Ritter The Consultant
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-9693-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Agile versus Safe
E-Book, Deutsch, 348 Seiten
ISBN: 978-3-7526-9693-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sommer 2018: Wird der Verlust seiner großen Liebe dazu führen, dass Rob, der Consultant, die Seiten wechselt? Immer tiefer verstrickt er sich unverschuldet im Netz eines chinesischen Triadenführers. Kann er seine geliebte Sandy jemals wiederfinden? Und schafft er es überhaupt, noch einen Ausweg zu finden? Alles beginnt auf der Reise zu einer kalifornischen Hochzeit. Von Amerika geht die Jagd über Belgien ins ferne Singapur. Ein Happy End ist nicht in Sicht. "Safe" ist schon lange nichts mehr. Die einzige Chance: Rob muss sehr "agile" sein.
Bevor Arno Ritter seine Berufung zum Unternehmensberater und Coach fand, war er als Manager im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Parallel zu seinem Job schreibt er zum Thema Management und Consulting.
Autoren/Hrsg.
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SAFE
Kapitel 1 Nun saß ich in der S1 in Richtung Hamburg Airport. Es war keine zwei Wochen her, dass Ethan mich mitten in der Nacht aus L.A. angerufen hatte. „Rob, kennst Du schon die Neuigkeiten? Ich werde heiraten.“ So neu war das für mich allerdings nicht, da sich das schon in den letzten drei Jahren mehr als deutlich abgezeichnet hatte. Scheinheilig fragte ich: „Really? Das ist ja wunderbar, aber wen wirst Du denn eigentlich heiraten?“ Ethan war einen Moment perplex und meinte dann irritiert: „Ich dachte, das wäre klar: natürlich Cynthia.“ Und ich dachte bei mir: Ethan kann immer noch nicht gut mit Ironie umgehen. Sofort gratulierte ich ihm von ganzem Herzen und mir war es total ernst damit: „Du bist ein Glückspilz. Mit Cynthia hast Du das ganz große Los gezogen.“ „Danke, da hast Du vollkommen recht“, entgegnete Ethan. Ich konnte mir aber nicht verkneifen zu fragen: „Weiß eigentlich Cynthia schon Bescheid, dass Ihr heiraten werdet?“ Ethan grinste: „Nun ja, schon. Eigentlich geht die Initiative ja diesmal von ihr aus. Ich habe natürlich nichts dagegen, aber ich hatte bisher auch keine Eile damit. Du weißt ja, wir haben ziemlich viele Projekte.“ Ja, das wusste ich. Seit 2015 hatte die Firma von Ethan und seinem Bruder Josh zwar einige Höhen und Tiefen durchlaufen, aber sie entwickelte sich eigentlich stetig aufwärts. Auch mich hatten sie mehrmals gefragt, bei ihnen einzusteigen, obwohl ich kein Softwareentwickler und zudem kein Experte in ihrem Arbeitsfeld bin. Josh wollte sogar extra irgendeine geeignete Position für mich schaffen, wie ich sie mir selbst nicht besser hätte wünschen können. Von der Bezahlung ganz zu schweigen! Sehr zum Missfallen von Sandy hatte ich dieses Angebot aber nicht angenommen. In gewisser Weise bin ich dann doch altmodisch und will Freundschaft nicht mit Business vermischen. Außerdem schien mir das Angebot mehr aus Dankbarkeit zu erfolgen und weniger, weil sie mich wirklich brauchten. Zu guter Letzt: Mir selbst gefällt vor allem meine eigene Unabhängigkeit als selbstständiger Unternehmensberater. Sandy war aber wahrscheinlich zu recht etwas angepisst, dass ich die Angebote noch nicht einmal in irgendeiner Weise in Erwägung gezogen hatte. Unsere Abstandsbeziehung - sie in den USA, ich überwiegend in Deutschland und Europa im Einsatz - war dadurch nicht einfacher geworden. Fairerweise kann ich behaupten, dass ich selbst extra ein paar Projekte in den Vereinigten Staaten gesucht hatte, um näher bei Sandy zu sein. Aber wie das oft so ist, hatte ich dann z. B. zwar an einer Delphi-Studie, d. h. einer Technologiestudie, in den USA teilgenommen, die mich sogar an die verschiedensten Orte, speziell an der Golfküste in Louisiana und Texas, auch an die Ostküste in Massachusetts und Pennsylvania, geführt hatte, aber dann doch nicht in Sandys unmittelbare Nähe. Manchmal habe ich dann Sandy auch nur um Haaresbreite an irgendeinem Airport verpasst. Es wurde alles nicht einfacher. „Rob, Du musst unbedingt kommen. Sorry, es ist allerdings schon in nicht ganz drei Wochen. Außerdem, Du bist mein Best Man.“ „Hm“, sagte ich nur, weil ich gerade in Gedanken durchspielte, ob ich mir eine spontane, ungeplante Auszeit in meinem aktuellen Projekt überhaupt leisten konnte. Mein „Hm“ hatte aber Ethan falsch aufgenommen. „He, was ist? Ich dachte immer, das wäre klar, dass Du mein Best Man sein wirst. Cynthia besteht ebenfalls darauf. Ich wäre jetzt sehr, sehr enttäuscht, wenn Du das nicht machst.“ Schnell erklärte ich Ethan, dass das für mich eine große Ehre wäre, dass ich das gerne sein würde und nur noch checken müsste, wann und wie ich mich hier in Deutschland loseisen könnte. Deshalb ließ ich mir auf die Schnelle die Termine und alle anderen Randbedingungen nennen. „Also, okay, ich versuche dann, in zwei Wochen zu Euch nach L.A. zu fliegen. Die Hochzeit findet wo genau statt? ... Ja, ich werde ein paar Tage vor der Hochzeit da sein, damit ich bei der Hochzeitsprobe und den anderen Vorbereitungen dabei sein kann. ... Ja, ich werde mit Euch noch ein paar Tage nach der Hochzeit verbringen können. Wohin soll es denn noch gehen?“ „Das ist eine Überraschung“, meinte Ethan. Fazit: Ich hatte knapp zwei Wochen, um einen Flug zu buchen, mein Projekt so zu organisieren, dass ich eine Auszeit von zwei Wochen nehmen könnte. Dies musste ich fernerhin noch meinen Projektpartnern entsprechend gut verkaufen und dann mich zudem noch etwas auf die Hochzeit vorbreiten. Ich ließ mir noch auf die Schnelle von Ethan erklären, was Cynthia und er von mir in meiner Rolle als Best Man eigentlich erwarteten und was so an Pflichten auf mich dabei zukämen. Die meisten kennen ja amerikanische Hochzeiten aus den verschiedensten Komödien und Filmen. So besaß auch ich eine grobe Vorstellung davon, aber ich könnte natürlich komplett falsch liegen. So wie Ethan mir das in aller gebotenen Kürze allerdings erklärte, war ich dann doch etwas beruhigter. Okay, ich sollte eine launige Rede halten; aber dabei sollte es im Wesentlichen bleiben. Es würde insgesamt eine verhältnismäßig kleine Hochzeitsgesellschaft, was ich aber nicht wirklich glaubte. Ethan versicherte mir fernerhin, dass Cynthia und er sich darüber im Klaren seien, dass ich gar nicht die Chance hätte, jetzt viel von Deutschland aus bei den ganzen Vorbereitungen und Abstimmungen mitzuhelfen. Julia, Cynthias ältere Schwester, würde alles in die Hand nehmen und sich mit mir noch in Verbindung setzen. Ethan erinnerte mich noch kurz daran, dass ich Julia ja bereits kannte. Ja, Julia hatte ich tatsächlich schon in den letzten zwei Jahren bei meinen USA-Besuchen bei Ethan und Cynthia kennengelernt. Sie war zwar vom Typ komplett anders als Cynthia, aber genauso unkompliziert. Mit Julia war also bezüglich der Hochzeitsvorbereitungen mit wenig Problemen zu rechnen. An all dies erinnerte ich mich, als ich jetzt noch etwas müde zum Flughafen fuhr. Das Schicksal schien es diesmal mit mir jedoch gut zu meinen. Niemand in meinem aktuellen Projekt hatte irgendetwas zu beanstanden oder gar ein Problem damit, dass ich kurzfristig eine Auszeit nehmen wollte. Zum einen ist eine Hochzeit oft genug ein freudiges Ereignis, auch für Unbeteiligte. Zum anderen lag es außerdem daran, dass gerade schon in einigen Bundesländern die Sommerferien begonnen hatten und dass vor September in diesem Projekt keine ganz großen oder wichtigen Meilensteine mehr lagen. Ich selbst hatte sowieso schon gut vorgearbeitet und für Notfälle würde ich meinen Laptop mitnehmen. Ich war jetzt vergleichsweise entspannt und begann mich sogar etwas auf die Hochzeit und die Reise nach Kalifornien zu freuen. Julia hatte mich relativ schnell kontaktiert, aber nichts Unmögliches von mir verlangt. Sie war das „Mastermind“ hinter den gesamten Hochzeitsvorbereitungen, verfügte über gute, pragmatische Vorstellungen und ich hatte schlussendlich das Gefühl, dass bei der aus dem mittleren Westen der USA stammenden Julia alles in besten Händen lag. Ein Wochenende hatte ich noch Zeit gehabt, meine Rede zu schreiben, die ich dann noch meinem Studienfreund Jörn vorgetragen hatte. Er, der nicht mit Kritik hinter dem Berg hält, hatte nichts auszusetzen gehabt, was eigentlich einem großen Lob gleichkam. Alles war nun geklärt, bis auf eine wichtige Frage: Würde Sandy kommen? Nachdem ich dieses Jahr einmal projekt- und einmal krankheitsbedingt fast im letzten Moment eine Reise zu ihr in die Staaten absagen musste, war sie etwas verstimmt. Eigentlich ist das sogar eine Untertreibung. Unsere Beziehung schien auf einem Tiefpunkt angelangt zu sein. Die Message schien zumindest Sandy klar: „Ich bin Dir nicht wichtig genug.“ Die Frage, gibt es eine andere, wurde zwar nicht von ihr offen ausgesprochen, aber stand wie eine fürchterliche Anklage und Bedrohung im Raum. Mir gelang es nicht, danach alles in Telefonaten oder Skype-Konferenzen aus der Welt zu schaffen. Andererseits hatte sie mir noch vor einer Woche gesagt, dass sie alles Menschenmögliche unternehmen wollte, um in anderthalb Wochen doch in L.A. dabei zu sein, und wenn noch nicht zur Hochzeitsprobe, dann zumindest spätestens zur eigentlichen Hochzeit. Das wäre sie Ethan und Cynthia schuldig. Das war zwar gut und richtig, ich fühlte mich aber immer noch nicht glücklich dabei. Sie hatte nämlich nicht gesagt, dass sie mich vermisste. Zurzeit legte ich jedes Wort auf die Goldwaage. Noch viel schlimmer: Ich beurteilte zudem jedes nicht gesagte Wort. Ich wusste, das war „crazy“. Wie stand es jetzt um uns beide? Okay, sagte ich mir, ich würde ebenfalls mein Menschenmögliches tun, um die Wogen wieder zu glätten. Aber wie standen meine Chancen wirklich? Irgendwie, zumindest für den Bruchteil einer Sekunde, neidete ich Ethan und Cynthia ihr aktuelles Glück. Und dennoch, im nächsten Moment war ich wieder wirklich extrem froh für die beiden, war doch Ethan einer meiner besten Freunde und hatten Cynthia, Ethan, Sandy und ich vor knapp drei Jahren gemeinsam recht dramatische Dinge erlebt, die uns zusammengeschweißt hatten. Außerdem hatte ich...




