E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Roberts Die kleine Chocolaterie am Meer
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7457-5040-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Von der Spiegel-Bestsellerautorin Caroline Bernard
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-7457-5040-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was wäre Weihnachten ohne die Magie der Schokolade?
Vor den Fenstern fällt Schnee, auf dem Herd dampft heiße Schokolade mit Zimt, und Rentierlollis zieren die Schaufenster. Die gemütliche Chocolaterie in dem kleinen Ort an der Küste Northumberlands ist Emmas ganzer Stolz. Jetzt, da Weihnachten vor der Tür steht, haben sie und ihre Assistentin Holly alle Hände voll zu tun, die Leckereien für das Fest vorzubereiten. Doch dann kündigt ihr Vermieter eine Mieterhöhung an. Muss Emma die Chocolaterie aufgeben? Zum Glück hat sie ihren treuen Cockerspaniel Alfie und die besten Freunde, die man sich wünschen kann. Sie geben ihr die Kraft, für ihr Glück zu kämpfen.
»Eine entzückende, lebensbejahende Geschichte. Schon nach dem ersten Kapitel hätte ich mich am liebsten in ein gemütliches Cottage am Meer zurückgezogen!«
Ali McNamara
Caroline Roberts lebt mit ihrem Mann in Northumberland im Norden Englands und ist der Überzeugung, dass jeder für seine Träume kämpfen sollte. Sie liebt es, emotionale Geschichten über Liebe, Verlust, Verrat und Familie zu schreiben, die zeigen, wie kompliziert, aber trotzdem wunderschön die Liebe sein kann. Die Sandstrände, Schlösser und grünen Hügel inspirieren sie zu ihren Geschichten.
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
Silberfarbene Christbaumkugeln, von der Decke baumelnde Sterne, Lichterketten und Schokolade, ein ganzes Meer aus Schokolade, füllten das Geschäft.
»Hi, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich wurde mit der Aufgabe betraut, mich um die Süßigkeiten für die Weihnachtssocken der Kinder zu kümmern – irgendwelche Vorschläge?« Der Mann lächelte hoffnungsvoll. Er musste so um die dreißig sein.
»Selbstverständlich. Wir haben Schokoladenlollis in Form von Rentieren, Wichteln und Engeln – die eignen sich hervorragend für den Weihnachtsstrumpf. Darüber hinaus gibt es natürlich Weihnachtsmannfiguren, außerdem Schneekristalle in einer hübschen Tüte – kleine Mädchen lieben die, meine Nichten jedenfalls. Und dann hätten wir auch noch mit Schokolade umhülltes Karamell.«
»Na ja, es sind drei Kinder, die beschenkt werden müssen, zwei Jungen und ein Mädchen. Könnte ich dann am besten eine Auswahl bekommen? Oh, und ich sollte wohl auch eine schöne Packung Pralinen für meine Ehefrau mitnehmen.«
Emma zeigte auf drei verschiedene Größen goldfarbener Schachteln, die oben auf der Kühlvitrine mit den Trüffeln und der Ganache standen. »Groß, mittel oder klein?«
Die immer länger werdende Schlange hinter ihm und sein Kopf voller Gedanken an Weihnachtswünsche ließen ihn sich für die große Schachtel entscheiden.
»Bevorzugt Ihre Frau eine bestimmte Sorte?«
»Hm, sie mag Champagnertrüffel und Karamell, glaube ich, aber eine gemischte Schachtel wäre gut.«
»Ausgezeichnet. Ich werde ein paar Champagnertrüffel hineingeben und Karamell, dazu eine bunte Mischung. Geben Sie mir einen Moment Zeit, dann mache ich alles für Sie fertig.« Mittels Schachteln, Schleifen sowie Silber- und Goldbändern verwandelte Emma jedes Geschenk in ein Kunstwerk.
»Wow, das sieht ja großartig aus. Vielen Dank. Was bin ich Ihnen schuldig?«
Emma tippte alles in die Kasse ein. »Zusammen macht das fünfzehn Pfund dreißig, bitte.« Vorsichtig legte sie ebenfalls eine ihrer Chocolaterie am Meer-Visitenkarten in die Tüte.
»Danke.«
»Gern geschehen. Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest«, sagte Emma lächelnd.
Vier Uhr nachmittags am Heiligabend, die Kasse klingelte, das Glöckchen der Ladentür bimmelte, und die Schlange der Last-minute-Einkäufer wurde länger und länger. Emma war die stolze Besitzerin des hübschen kleinen Schokoladengeschäfts in dem Hafenstädtchen Warkton-by-the-Sea, Northumberland. Ihre Assistentin Holly und sie waren geschäftig wie Weihnachtselfen. Tatsächlich sahen sie auch aus wie Elfen in ihren Festtagspullovern: Holly mit einem Plumpudding auf der Brust und Emma mit einem rotnasigen Rentier. Ihre Ohrringe in Form kleiner roter Weihnachtskugeln rundeten den Weihnachts-Look ab. Jetzt wünschte sie jedoch, sie hätte sich leichtere Sachen angezogen. Ein T-Shirt wäre gut gewesen, denn es wurde einem ziemlich warm beim Hin- und Hereilen hinter dem Tresen, auf beengtem Raum und in Winterwolle gekleidet.
Holly bediente gerade einen älteren Kunden aus dem Ort.
»Hallo Stan. Wie geht es Hilda?«, erkundigte Emma sich.
»Ganz gut, danke, Emma. Den Husten, den sie letzte Woche noch hatte, ist sie inzwischen losgeworden. Aber ich fand, sie sollte heute lieber noch zu Hause bleiben. Ich habe schnell ein paar Lebensmittel besorgt – wir hatten keine Milch und keine Teebeutel mehr –, und da dachte ich mir, es wäre doch nett, sie mit Ihren reizenden Coffee Creams aufzumuntern.«
»Klingt nach einer guten Idee. Sie wird sich bestimmt freuen.«
Holly gab ihm ein hübsch verpacktes Zellophantütchen mit seiner Schokolade darin.
»Bitte sehr, Stan. Ich habe noch eines dazugetan, als Glücksbringer.«
Emma warf ihrer Assistentin einen gespielt schockierten Blick zu, dann lächelte sie.
»Dann mal alles Gute, Mädels, und frohe Weihnachten.«
»Das wünschen wir Ihnen auch – und beste Grüße an Hilda. Frohe Weihnachten!«
Emma konnte ein wenig durchatmen, während Holly sich um den letzten wartenden Kunden kümmerte. Ihre Füße pochten, obwohl sie ihre bequemsten Turnschuhe trug, und ihre Finger taten weh vom vielen Zubinden dünner Geschenkbänder sowie dem Verpacken von Schachteln und Geschenktüten. Außerdem war sie seit sechs Uhr morgens auf, um zusätzliche Bleche an Trüffel und Schokolollis zu machen, damit sie genug für den Verkauf hatten. Sie sah aus dem mit Weihnachtskugeln und Schneeflocken dekorierten Schaufenster hinaus auf die Straße. Die Lichterketten spiegelten sich im Glas. Draußen war es bereits dunkel an diesem kurzen Dezembertag. Im Schein der Straßenlaternen konnte sie allerdings sehen, dass es noch nicht gefroren hatte. Es war noch kein glitzernder Frost auf den Gehsteigen zu erkennen. Vielleicht würde sie es noch schaffen, mit Alfie, ihrem Springer Spaniel, nach Ladenschluss einen kurzen Spaziergang zum Hafen hinunter zu machen. Er war oben den ganzen Tag eingesperrt gewesen, da hier unten so viel zu tun gewesen war.
Jemand lief am Schaufenster vorbei und kam herein, was die Türglocke erneut läuten ließ. Es war Danny, der als Barchef im Fisherman’s Arms arbeitete, dem Pub am Ende der Straße.
»Guten Tag, Ladys. Ich brauche eine Schachtel Pralinen für meine Freundin. Etwas schick Aussehendes.«
»Hi, Danny«, begrüßte Emma ihn.
»Welche meinst du denn?«, erkundigte Holly sich vorwitzig. Tatsächlich hatte er sechs Freundinnen in den vergangenen sechs Monaten gehabt.
»Die wundervolle Helen – und mal nicht so vorlaut, junge Dame«, konterte er.
»Dann eine große Schachtel, Danny? Ich werde sie für dich einpacken, ja?« Em fragte gar nicht erst, welche Sorten die Freundin wohl am liebsten mochte, weil er sie wahrscheinlich noch gar nicht gut genug kannte.
»Ausgezeichnet. Wie geht’s, wie steht’s denn so, Holly?«
»Viel zu tun, oder, Em? Jetzt ist es gerade ein bisschen ruhiger.« Kaum hatte sie das gesagt, kam eine ganze Familie herein, offenbar ein Vater mit seinen zwei Kindern, die gleich anfingen, die Regale zu durchstöbern. »Tja, und schon geht’s wieder los«, bemerkte Holly.
»Ja, ich glaube, wir werden im Fisherman’s auch ordentlich zu tun haben heute Abend. Heiligabend ist es immer brechend voll. Kommt ihr auch, Mädels?«
»Nee, ich mache mir einen ruhigen Abend«, sagte Emma. Sie konnte sich nicht vorstellen, den heutigen Abend inmitten einer lärmenden Menschenmenge zu verbringen.
»Was ist mit dir, Hols?«
»Nein, meine Mum und mein Dad wollen, dass ich heute zu Hause bin. Weil morgen doch Familientag ist und so.«
»Na ja, wir sehen uns. Vielleicht ja zu Silvester.« Er bezahlte und nahm die in feines Sternenpapier eingepackte und mit einer pinkfarbenen Schleife versehene Pralinenschachtel von Holly entgegen.
»Vielleicht«, antwortete Em bewusst vage. »Tschüs, Danny. Oh, und da ist noch ein Geschenkanhänger zum Ausfüllen an der Schachtel«, fügte sie hinzu, als er sich schon zum Gehen wandte.
»Ich werde versuchen, mich zu erinnern«, erklärte er grinsend.
»Fröhliche Weihnachten!«, riefen die beiden Frauen.
»Euch auch!«
Auch um fünf Uhr schlossen sie noch nicht wie sonst üblich den Laden, denn es kamen weiterhin Kunden, und Emma wollte sich das Geschäft nicht entgehen lassen. Sie brauchte jede Einnahme, also machte sie unaufhörlich weiter. Sie bot Holly an zu gehen, doch ihre wunderbare Mitarbeiterin wollte bleiben, bis der letzte Kunde gegangen war. Holly war fast siebzehn, eifrig, übersprudelnd und freundlich zu den Kunden. Seit sie vor einigen Wochen angefangen hatte, an den Samstagen sowie gelegentlich in den Ferien zu arbeiten – da sie noch zur Schule ging –, war das junge Mädchen ein Geschenk des Himmels gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt hatte Emma ihren Laden allein geführt, um die Kosten möglichst gering zu halten. Doch als ihre Schokolade immer beliebter wurde und der Laden immer bekannter, wurde es schwierig, die Schokoladen weiterhin selbst herzustellen und gleichzeitig hinter der Theke zu bedienen. Abgesehen davon war es schön, im Laden Gesellschaft zu haben.
Die Heiligabend-Schlange riss nicht ab. Der Andrang in letzter Minute war schon verrückt. Als würden die Feiertage einen ganzen Monat andauern, oder als könnte man danach nie wieder Schokolade kaufen. Dabei würde der Laden schon in ein paar Tagen wieder geöffnet sein! Natürlich wollte sie sich nicht beklagen. Auch wenn es ermüdend war, so viele Stunden zu arbeiten, mochte Emma den zusätzlichen Rummel rund um Weihnachten. Sie liebte es, Schokolade herzustellen und sich weihnachtliche Geschmacksrichtungen auszudenken, die sie zusammen mit den herkömmlichen beliebten Schokoladen anbot. Außerdem brauchte sie jeden Penny. Sie hatte in diesem Jahr kaum Profit gemacht, auch wenn der Laden jetzt allmählich besser lief. Ständig schienen die Kosten zu steigen, und im Januar war deprimierend wenig los. Deshalb musste sie sich mit den Einnahmen aus Dezember bis zum Valentinstag über Wasser halten.
Es war zwanzig vor sechs, als die letzte Kundin, eine Frau in den Zwanzigern, die mit Freunden hier Urlaub machte, ihre Tüte mit Festtagsschokolade nahm, sich bei Holly und Emma bedankte und ihnen einen schönen Feierabend sowie frohe Weihnachten wünschte.
»Schönen Urlaub noch und fröhliche Weihnachten!«, rief Holly.
Emma folgte der jungen Frau zur Tür, bedankte sich und steckte den Kopf nach draußen, um zu sehen, ob auch niemand mehr unterwegs zu...




