Robinson | In blindem Zorn | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 492 Seiten

Reihe: Die Yorkshire-Morde

Robinson In blindem Zorn

Kriminalroman | Die Yorkshire-Morde 5 - Eine blutige Symphonie des Todes
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-525-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman | Die Yorkshire-Morde 5 - Eine blutige Symphonie des Todes

E-Book, Deutsch, Band 5, 492 Seiten

Reihe: Die Yorkshire-Morde

ISBN: 978-3-98952-525-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Laudate pueri - ein Requiem der Kinder... Als Veronica Shildon nach Hause kommt, hört sie zuerst die vertrauten Klänge von Vivaldi aus dem Wohnzimmer. Erst dann sieht sie die blutüberströmte Leiche ihrer Lebensgefährtin Caroline ... Inspector Alan Banks stößt in seinen Ermittlungen auf zahlreiche Verdächtige: Wurde Veronicas Ex-Mann - ein bekannter Komponist - von Eifersucht zum Mord getrieben? Hat Carolines zwielichtige Vergangenheit sie eingeholt? Gibt es in der nordenglischen Kleinstadt Eastvale jemanden, der die Liebe der zwei Frauen verabscheute? Oder fiel Caroline womöglich ihrer Geliebten selbst zum Opfer? Banks begibt sich in ein Netz aus dunklen Familiengeheimnissen, verborgenen Leidenschaften und gnadenloser Gewalt ... »Mr. Robinson sucht immer nach kleinen Anzeichen des Bösen, die eine Stadt wie Eastvale verraten können.« The New York TimesBand 5 der erfolgreichen Krimi-Reihe um Inspector Banks, in der jeder Titel unabhängig gelesen werden kann - für Fans von Elizabeth George und Nicci French.

Peter Robinson (1950-2022) wurde in Yorkshire geboren und lebte nach seinem Studium der englischen Literatur in Toronto, Kanada. Er wurde für seine Werke mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Edgar Allan Poe Award. Seine Bestseller-Reihe um Inspector Alan Banks feierte internationale Erfolge und wurde auch als Fernsehserie adaptiert. Bei dotbooks veröffentlichte der Autor die »Yorkshire-Morde«-Reihe um Detective Chief Inspector Banks. Band 1 »Augen im Dunkeln« ist auch als Hörbuch bei AUDIOBUCH erhältlich.
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Kapitel 2


Four and twenty virgins

Came down from Inverness,

And when the ball was over

There where four and twenty less.

»Ich glaube, Jim ist ziemlich besoffen«, sagte Detective Chief Inspector Alan Banks zu seiner Frau Sandra.

Sandra nickte. In einer Ecke des Festsaals des Rugbyclubs von Eastvale, neben dem Weihnachtsbaum, stand Detective Sergeant Jim Hatchley inmitten seiner Freunde, die alle ebenso groß und kräftig waren wie er. Jeder mit einem schäumenden Pint in der Hand, sahen sie wie die Parodie einer Gruppe Sternsinger aus, fand Banks. Beim Singen schwankten sie. Die anderen Gäste standen an der Theke oder saßen an den Tischen und unterhielten sich über den Lärm hinweg. Carol Hatchley, geborene Ellis, die Braut des Sergeants, saß mit geröteten Wangen neben ihrer Mutter und kochte innerlich. Bereit für die Flitterwochen, hatte das Paar gerade seine Hochzeitskluft gegen weniger feierliche Kleidung gewechselt; doch bevor sie gingen, hatte Hatchley erwartungsgemäß noch auf einem Bier bestanden. Und aus dem einen waren schnell zwei geworden, dann drei ...

The village butcher, he was there

Chopper in his hand.

Every time they played a waltz,

He circumcised the band.

So ein Quatsch, dachte Banks. Wie viele Male konnte man eine Kapelle beschneiden? Carol lächelte schwach, wandte sich dann ab und sagte etwas zu ihrer Mutter, die mit den Achseln zuckte. Banks, der gemeinsam mit Sandra, Superintendent Gristhorpe und Philip Richmond an der langen Theke lehnte, bestellte noch eine Runde Getränke.

Während er wartete, schaute er sich im Saal um. Er war bereits für die Feiertage zurechtgemacht worden. Quer über die Decke hingen rote und grüne Ziehharmonika-Girlanden, die mit Papierschlangen, Tannenzweigen und den obligaten Mistelzweigen geschmückt waren. Der Christbaum, gut zwei Meter groß, funkelte in seiner ganzen Pracht.

Es war zwanzig nach acht und die eigentliche Feier begann gerade erst. Die Trauung hatte am späten Nachmittag in der Gemeindekirche von Eastvale stattgefunden, um sechs Uhr war dann im Rugbyclub ein Essen mit allem Drum und Dran gefolgt. Jetzt waren die Reden gehalten, die Teller abgeräumt und die Tische für einen ausgiebigen Yorkshire-Schwof weggeschoben worden. Für die Musik hatte Hatchley einen Diskjockey engagiert, aber noch wartete der arme Junge geduldig auf ein Startsignal.

Singing »Balls to your father,

Arse against the wall.

If you ’ve neuer been shagged on a Saturday night,

You’ve neuer been shagged at all.«

»Four and Twenty Virgins« kam allmählich zum Ende, wusste Banks. Es fehlte nur noch eine Strophe über die Dorfschullehrerin (die einen ungewöhnlich großen Busen hatte) und eine über den Dorfkrüppel (der unbeschreibliche Dinge mit seiner Krücke anstellte), dann kam das stürmische Finale. Mit ein bisschen Glück wären die Rugbylieder damit beendet. Sie hatten bereits »Dinah, Dinah, Show Us Yer Leg (A Yard Above Your Knees)«, »The Engineer’s Song« sowie eine lange, improvisierte Version von »Mademoiselle from Armentieres« zum Besten gegeben. Der beleidigte DJ, der während der gesamten letzten Stunde so getan hatte, als würde er seine Anlage aufbauen, würde sein Talent bald beweisen können.

Banks reichte die Getränke an die anderen weiter und nahm eine Zigarette. Gristhorpe sah ihn stirnrunzelnd an, aber daran war Banks schon gewöhnt. Auch Phil Richmond rauchte eine seiner Panatellas, sodass der Superintendent einen besonders schweren Stand hatte. Sandra hatte das Rauchen ganz aufgegeben, und Banks war einverstanden damit, im Haus nicht zu rauchen. Obwohl der größte Teil des Polizeireviers zur Nichtraucherzone erklärt worden war, durfte er glücklicherweise in seinem Büro noch vor sich hin paffen. Allerdings war die Situation mittlerweile so schlimm geworden, dass selbst mutmaßliche Kriminelle, die zum Verhör vorgeladen wurden, jedem Polizeibeamten legalerweise verbieten konnten, sich im Befragungszimmer eine Zigarette anzuzünden. Ein trauriger Zustand, fand Banks: Solange sich keine blauen Flecken zeigten, konnte man sie nach Lust und Laune schlagen, aber ungestraft rauchen konnte man in ihrer Anwesenheit nicht.

Als »Four and Twenty Virgins« zum Ende kam, hob Sandra ihre Augenbrauen und seufzte erleichtert auf. Doch der Chor der Rugbystürmer weigerte sich, die Bühne zu verlassen, ohne »Good King Wenceslas« vorzutragen. Trotz Stöhnen der unfreiwilligen Zuhörer, einem bösen Blick vom DJ und dem wütenden Funkeln in Carols Augen führte Sergeant Hatchley sie an:

Good King Wenceslas looked out

Of his bedroom window.

Silly bugger, he fell out...

Gristhorpe schaute auf seine Uhr. »Ich glaube, danach mache ich mich auf die Socken. Ich habe gerade jemanden sagen hören, dass es draußen mittlerweile ziemlich heftig schneit.«

»Wirklich?«, fragte Sandra. Banks wusste, dass sie den Schnee liebte. Sie gingen zum Fenster am anderen Ende des Saals und schauten hinaus. Offensichtlich zufrieden mit dem, was sie sah, zog Sandra die Vorhänge auf. Als sie um fünf Uhr zu den Aperitifs angekommen waren, hatte es nur leicht geschneit, doch jetzt war das hohe Fenster von einem dichten Wirbel weißer Flocken eingerahmt, die auf das Rugbyfeld fielen. Auch andere Gäste schauten nun staunend hinaus und wandten sich an ihre Nachbarn, um ihnen zu erzählen, was draußen vor sich ging. Als sie zurückgingen, nahm Banks Sandra in den Arm und küsste sie.

»Hab ich dich erwischt«, raunte er und schaute dann hoch. Sandra folgte seinem Blick zu den Mistelzweigen über ihnen.

Sandra nahm seinen Arm und ging neben ihm zurück zur Theke. »Ich möchte ja nicht unhöflich sein«, sagte sie, »aber wann hört dieser Krach endlich auf? Meinst du nicht, jemand sollte mal ein Wörtchen mit Jim reden? Schließlich ist das ja heute Carols Hochzeitstag ...«

Banks sah hinüber zu Hatchley. Seinem erhitzten Gesicht und Schwanken nach zu urteilen, würde die Braut ihre Hochzeitsnacht vergessen können.

Brightly shone his arse that night,

Though the frost was cruel...

Obwohl er als Hochzeitsgast nur ungern den Boss herauskehren wollte, war Banks drauf und dran, hinüberzugehen und etwas zu sagen. Da wurde er unversehens vom DJ gerettet. Eine lange und laute Rückkopplung aus den Lautsprechern ließ Hatchley und seine Kumpels mitten im Singen innehalten. Und bevor sie sich zu einem weiteren Angriff sammeln konnten, begannen ein paar aufgeweckte Gäste zu applaudieren. Sofort nahmen die Sänger dies als Anlass für eine Verbeugung und der DJ als seine Chance, mit der richtigen Musik loszulegen. Er stellte ein paar Knöpfe ein, verzichtete auf eine Ansage, und noch ehe Hatchley und seine Truppe wussten, was los war, wurde der Saal mit den ersten Takten von »Dancing in the Street« von Martha and the Vandellas erfüllt.

Sandra lächelte. »Schon besser.«

Banks blinzelte hinüber zu Richmond, der sehr zufrieden mit sich aussah. Und er hatte auch allen Grund dazu. Bei der Polizei von Eastvale hatte es gerade grundlegende Veränderungen gegeben. Sergeant Hatchley war seit einiger Zeit ein Problem gewesen. Ohne eigene Qualifikation zur Beförderung hatte er Richmond im Wege gestanden, obwohl dieser seine Prüfungen zum Sergeant mit Bravour abgeschlossen und eine bemerkenswerte Begabung für den Job gezeigt hatte. Die Schwierigkeit war jedoch, dass es auf dem kleinen Revier einfach nicht genug Platz für zwei Sergeants der Kriminalpolizei gab.

Nachdem er monatelang einen Weg aus diesem Dilemma gesucht hatte, hatte Superintendent Gristhorpe schließlich die erstbeste Gelegenheit am Schopfe ergriffen, die sich ihm bot. Die Landkreisgrenzen waren neu gezogen worden, sodass sich das Gebiet nach Osten hin ausdehnte und einen Teil des North York Moores sowie einen kleinen Abschnitt der Küste zwischen Scarborough und Whitby hinzubekommen hatte. Es schien sinnvoll zu sein, einen kleinen Außenposten der Kriminalpolizei dort zu stationieren, der sich um die alltäglichen Angelegenheiten kümmern sollte. Und als Leiter dieses Postens fiel ihm Hatchley ein. Der war zwar faul und, was Details anging, ungenau, aber er besaß dennoch genug Kompetenz für diesen Job. In einem verschlafenen Fischerdorf wie Saltby Bay, so hatte Gristhorpe gegenüber Banks argumentiert, würde er doch bestimmt keinen großen Schaden anrichten können.

Also war Hatchley gefragt worden, ob er sich ein Leben an der Küste vorstellen könne, und er hatte ja gesagt. Schließlich befand sich der Ort noch in Yorkshire. Da der Termin des Umzugs mit seiner bevorstehenden Hochzeit zusammenfiel, schien es vernünftig zu sein, beide feierlichen Anlässe zu verbinden. Obwohl Hatchley Sergeant blieb, hatte ihm Gristhorpe eine kleine Gehaltserhöhung verschafft und – was noch wichtiger war – mehr Verantwortung gegeben. Er sollte David Craig, der jetzt Detective Constable war, mit sich nehmen. Craig, der am anderen Ende der Theke gerade ein Bier hinunterschüttete, sah darüber nicht besonders erfreut aus. Hatchley und seine Frau würden in dieser Nacht nach Saltby Bay abreisen – oder, so wie die Dinge lagen, wohl eher erst am nächsten Morgen –, wo er einen zweiwöchigen Urlaub nahm, um ihr Haus am Meer einzurichten. Er bedauerte nur, dass es bis zum Sommer noch eine Ewigkeit hin war. Doch abgesehen davon, schien Hatchley mit der Situation durchaus zufrieden zu sein.

In Eastvale war Richmond letztendlich zum Sergeant befördert und Susan Gay als neuer Constable zu ihnen ins obere Stockwerk versetzt worden. Noch konnte man nicht sagen, ob diese Regelung funktionieren...



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