Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords
Buch, Deutsch, 431 Seiten, Format (B × H): 156 mm x 221 mm, Gewicht: 662 g
ISBN: 978-3-534-27257-0
Verlag: Verlag Herder
Nichtdeutsche Täter in deutschen Diensten: ein bisher wenig beachtetes Kapitel des Holocaust
Die Rekrutierung und Mitbeteiligung nichtdeutscher Kollaborateure an den Gräueltaten des NS-Regimes nahm lange Zeit keinen großen Platz im allgemeinen Geschichtsbewusstsein ein. Erst der Strafprozess gegen den ehemaligen ukrainischen KZ-Wachmann John Demjanjuk 2009 brachte das Thema einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein. Der Historiker Thomas Sandkühler hat, basierend auf zwei Gerichtsgutachten in ähnlichen Fällen, eine ausführliche Analyse der Bedeutung »fremdvölkischer« Hilfskräfte für die Durchführung nationalsozialistischer Vernichtungsaktionen in Osteuropa erstellt.
- »Trawniki-Männer« und ukrainische Hilfspolizisten: Zwangsarbeiter oder Mittäter der SS-Soldaten?
- Die Vernichtungslager Belzec, Sobibór und Treblinka: Mittelpunkt der »Aktion Reinhardt«
- Deutsche Besatzungspolitik: Konkurrenz der Instanzen zwischen Beamtenapparat und SS- und Polizeiapparat
- Sowjetische Strafverfolgung als Impulsgeber zur Erforschung dieses Themas
- Weshalb ein halbes Jahrhundert verging, bis das zeitgeschichtliche Erbe des nationalsozialistischen Zivilisationsbruchs angenommen wurde
Wer war das Fußvolk? Die Mittäter der osteuropäischen Judenvernichtung
Den hier untersuchten Mittätern wurden vor allem deshalb Waffen in die Hand gegeben, weil die neokoloniale Herrschaftsordnung des deutschen Naziregimes ohne Kollaborateure nicht funktioniert hätte. Die Rangordnung, von Deutschen hinunter zu Nichtdeutschen, stand jedoch nie in Frage: Sowohl »Trawniki-Männer« und ukrainische Hilfspolizisten waren stets nur die ausführenden Organe.
Thomas Sandkühler hat mit dieser Untersuchung erstmals die europäische Dimension der osteuropäischen Judenvernichtung in dieser Ausführlichkeit beleuchtet. Kenntnisreich und detailliert beschreibt er die Zusammenhänge zwischen Tatort, Tat und Tätern, vom Hitler-Stalin-Pakt bis zu den späten Strafprozessen im 21. Jahrhundert.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Deutsche Geschichte Deutsche Geschichte: Holocaust
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Antisemitismus
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politische Gewalt Völkermord, Ethnische Säuberung, Kriegsverbrechen
- Geisteswissenschaften Jüdische Studien Geschichte des Judentums Antisemitismus, Pogrome, Shoah
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Genozid und ethnische Säuberung
Weitere Infos & Material
Einleitung:
Die europaische Dimension des Holocaust:
Nichtdeutsche Tater in deutschen Diensten 8
I. Der Tatort Besatzungspolitik und Judenverfolgung
im Generalgouvernement Polen (1939 – 1942)
1. Das Generalgouvernement 34
1.1 Der Krieg gegen Polen 34
1.2 Bevolkerungs- und Wirtschaftsstruktur 35
1.3 'Koloniale' Verwaltungsstruktur 37
2. Die Judenverfolgung im Generalgouvernement (1939 – 1941) 47
2.1 Deportationen und Plane fur ein 'Judenreservat' 48
2.2 Isolierung und Ghettoisierung 51
2.3 Zwangsarbeit 54
3. Der Krieg gegen die Sowjetunion 60
3.1 Vernichtungskrieg gegen die Juden 60
3.2 Die Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen 66
3.3 Globocniks Hilfspolizisten: Die Trawniki-Manner 69
4. Der Distrikt Galizien 103
4.1 Grundung und Bevolkerungsstruktur 103
4.2 Dienststellen der Besatzungsverwaltung 104
II. Die Tat Die Ermordung der Juden (1942 – 1944)
5. Die Ingangsetzung der Judenvernichtung 120
5.1 Mordtechniken und Taternetzwerke: 'T 4' 120
5.2 Befehle zur 'Endlosung der Judenfrage' 124
5.3 Initiativen aus der Peripherie: Deportationen aus
dem Westen und erste Vernichtungslager 125
5.4 Der Beginn der systematischen Morde
im Generalgouvernement 130
6. Die 'Aktion Reinhardt' 135
6.1 Bezeichnung, Umfang und Stab 135
6.2 Die Einschaltung von 'T 4' 136
6.3 Erste 'Trawniki'-Einsatze und die Anfange von Belzec 139
6.4 Erste Massendeportationen 143
6.5 Sobibor 144
6.6 Expansion des Vernichtungsapparates 150
6.7 Treblinka 151
6.8 Fortsetzung der Morde (1942/43) 158
6.9 Beuteverwertung, Zahl der Opfer 164
III. 'Fremdvölkische' Täter in Aktion (1942 – 1944)
7. Ukrainische Hilfspolizisten und die Deportation
der Lemberger Juden 168
7.1 Die erste Massendeportation im Marz 1942 168
7.2 Expansion des judischen Arbeitseinsatzes 177
7.3 Die 'grose Aktion' vom August 1942 182
7.4 Eine 'ganz normale' Organisation? 234
8. Deutsche und 'Trawniki-Manner' im Vernichtungslager Belzec 238
8.1 Stammpersonal 238
8.2 Die Wachmanner der Jahre 1941 – 1943 242
8.3 Transporte nach Belzec, Zahl der Ermordeten 263
8.4 Tod im Giftgas 270
8.5 Verwertung der Beute 275
8.6 'Enterdung' 279
8.7 Offentliches Geheimnis: Verbreitung von Nachrichten 285
8.8 Verhaltensweisen und Behandlung der 'Trawniki-Manner' 297
8.9 Ruckzug 313
8.10 Keine 'ganz normale' Organisation 315
Zusammenfassung: 'Fremdvolkische' Tater und die Taterforschung 320
Danksagung 329
Literaturverzeichnis 330
Abkurzungsverzeichnis 343
Verzeichnis der Tabellen im Text 346
Abbildungsnachweis 347
Anmerkungen 348