E-Book, Deutsch, 432 Seiten
Reihe: The Witcher
Sapkowski Etwas endet, etwas beginnt
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-423-41023-6
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erzählungen
E-Book, Deutsch, 432 Seiten
Reihe: The Witcher
ISBN: 978-3-423-41023-6
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Andrzej Sapkowski, geboren 1948, ist Wirtschaftswissenschaftler, Literaturkritiker und Autor. Er lebt in ?ód?. Seine Witcher-Saga erreicht weltweit Millionenauflagen. Höchst erfolgreich ist auch seine Mittelalter-Trilogie um den Medicus Reinmar von Bielau. 2008 wurde Andrzej Sapkowski mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ?ód? ausgezeichnet.
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DER WEG, VON DEM NIEMAND ZURÜCKKEHRT
I
Der Vogel mit dem bunten Gefieder, der auf Visennas Schulter saß, begann zu schreien, flatterte mit den Flügeln, stieg schwirrend auf und glitt ins Gebüsch. Visenna zügelte das Pferd, lauschte einen Moment lang, dann ritt sie vorsichtig den Waldweg entlang.
Der Mann schien zu schlafen. Er saß mit dem Rücken an den Pfahl gelehnt, der mitten auf einer Wegkreuzung stand. Näher herangekommen, sah Visenna, dass seine Augen offen waren. Schon vorher hatte sie bemerkt, dass er verwundet war. Der provisorische Verband, der die linke Schulter und den Oberarm bedeckte, war von Blut durchtränkt, das sich noch nicht schwarz gefärbt hatte.
»Grüß dich, junger Mann«, ließ sich der Verwundete vernehmen und spuckte einen langen Grashalm aus. »Wohin reitest du, wenn man fragen darf?«
Visenna gefiel dieses »junger Mann« nicht. Sie warf die Kapuze zurück.
»Fragen darf man«, erwiderte sie, »aber man sollte seine Neugier begründen.«
»Verzeiht, Dame«, sagte der Mann und kniff die Augen zusammen. »Ihr tragt Männerkleidung. Und was die Neugier betrifft, so ist sie begründet, und wie! Das ist ein ungewöhnlicher Kreuzweg. Mir ist hier ein interessantes Abenteuer widerfahren …«
»Ich sehe«, fiel ihm Visenna ins Wort und betrachtete die reglose, unnatürlich gekrümmte Gestalt, die halb im Gebüsch verborgen lag, höchstens zehn Schritt von dem Pfahl entfernt.
Der Mann schaute in dieselbe Richtung. Dann trafen sich ihre Blicke. Visenna tat so, als streife sie sich die Haare zurück, und berührte das Diadem, das unter dem Stirnband aus Schlangenhaut verborgen war.
»Ach ja«, sagte der Verwundete ruhig. »Dort liegt eine Leiche. Ihr habt einen raschen Blick. Sicherlich haltet Ihr mich für einen Räuber. Habe ich recht?«
»Hast du nicht«, sagte Visenna, ohne die Hand von dem Diadem zu nehmen.
»Ach …«, stöhnte der Mann. »Ja. Na …«
»Deine Wunde blutet.«
»Die meisten Wunden haben diese sonderbare Eigenschaft.« Der Verwundete lächelte. Er hatte hübsche Zähne.
»Unter einem Verband, der nur mit einer Hand angelegt worden ist, wird sie lange bluten.«
»Würdet Ihr mich wohl mit Eurer Hilfe beehren?«
Visenna sprang vom Pferd, zog dabei mit dem Absatz eine Spur in den weichen Boden.
»Ich heiße Visenna«, sagte sie. »Ich pflege niemanden zu beehren. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn mich jemand in der Mehrzahl anspricht. Mit deiner Wunde werde ich mich befassen. Kannst du aufstehen?«
»Ja. Muss ich denn?«
»Nein.«
»Visenna«, sagte der Mann, während er sich leicht streckte, um ihr das Abwickeln des Stoffes zu erleichtern. »Ein...