E-Book, Deutsch, Band 165, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer Perry Rhodan Neo 165: Tolotos
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8453-4865-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Mirona
E-Book, Deutsch, Band 165, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-4865-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Frühjahr 2055, in den Randgebieten der Galaxis Andromeda: Mit dem Fernraumschiff MAGELLAN sucht Perry Rhodan nach Hinweisen auf die verschwundene Menschheit. Er stößt auf die Meister der Insel und ihre Herrschaft über die Sternenvölker in Andromeda. Bisher weiß man: Die Meister stehen in einer geheimnisvollen Verbindung zur Erde. Ihre Anführerin ist Mirona Thetin, die sich auch Faktor I nennt; sie wurde vor über 50.000 Jahren geboren. Sie führt ein Leben voller Macht und voller Tragik - als unsterbliche Herrscherin über Billionen von Lebewesen ...
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1.
Perry Rhodan
5. April 2055
Der Thron schüttelte sich wie ein bockendes Pferd. Nur die energetischen Sicherheitsgurte verhinderten, dass Perry Rhodan aus seinem Kommandosessel und quer durch die Zentrale der FERNAO geschleudert wurde. Die Turbulenzen waren unmittelbar nach dem Hyperraumsprung aufgetreten. Bei den Rematerialisierungen der vorherigen Transitionsetappen hatte die Besatzung des Diskusraumers lediglich einige harmlose Vibrationen gespürt. Alle anderen astrophysikalischen Einflüsse des galaktischen Zentrums von Andromeda waren von den Schutzschirmen und Gravitationsstabilisatoren kompensiert worden.
»Was treiben Sie da, Miss Rahimi?«, fragte Cel Rainbow scharf. Der Kommandant der FERNAO hatte die Lehnen seines Sessels fest mit beiden Händen umklammert, als wolle er sich im nächsten Moment daraus emporschnellen und der Pilotin höchstpersönlich zur Seite springen.
Die aus Afghanistan stammende Frau sah nicht von ihren holografischen Kontrollen auf. Ihr nachtschwarzes Haar glänzte selbst im gedimmten Licht der Gefechtsbereitschaft wie ein Tuch aus Samt, auf das man mehrere Hundert winzige Diamanten verteilt hatte.
»Wollen Sie mein Schiff kaputt machen?«, fügte Rainbow hinzu.
»Nicht wenn es sich vermeiden lässt, Sir«, gab Zohra Rahimi trocken zurück. »Wir sind mitten in einem Gebiet mit stark erhöhter Teilchendichte herausgekommen. Die Materie tritt in Schleiern von mindestens zwanzig Sonnenmassen pro Kubiklichtjahr auf. Ich versuche, die wenigen Lücken so gut wie möglich auszunutzen, aber das bringt unsere Positronik und die Schutzschirme an den Rand ihrer Kapazität. Für solche ... Bedingungen ist die FERNAO nicht ausgelegt.«
Rhodan sah, dass Rainbow eine weitere Bemerkung auf der Zunge lag, doch er überlegte es sich im letzten Moment anders. Wahrscheinlich hielt Rainbow es für sinnvoller, die Pilotin in der aktuellen Situation nicht weiter von ihrer Arbeit abzulenken.
Über den Holodom der Zentrale flackerte ein Gewitter aus unzähligen Farben, das selbst die Sternenfülle des Zentrums verblassen ließ. Immer wieder zuckten gelbe, rote und grüne Blitze über das künstliche Firmament. Da und dort wirkten die dreidimensionalen Bilder verschwommen, als könne die Bordpositronik tatsächlich nicht mit der Geschwindigkeit der ständig eingehenden Messdaten mithalten und sie nur zum Teil verarbeiten.
»Diese verdammte Suppe wird immer dichter!«, rief Freder Karminski, der seinen gewohnten Platz am Orterpult eingenommen hatte. Neben ihm saß ein junger Oberleutnant, der ihn bei den Routinearbeiten unterstützte. »Röntgenstrahlung, Gammablitze, Gravitationswellen ... Mir knallt ein Sensor nach dem anderen durch!«
»Leyden hier!«, drang die Stimme des Chefwissenschaftlers der MAGELLAN aus einem Akustikfeld. Der geniale Hyperphysiker hockte mit seinem Team im Laborkomplex des Diskusraumers und wertete die Ortungsergebnisse aus. »Ich will mich ja nicht beschweren«, sagte er, obwohl er genau das tat, »aber die Qualität der gewonnenen Daten nimmt rapide ab. Sind Sie da oben eingeschlafen? Falls ja, dann wachen Sie wieder auf und konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit!«
Rhodan warf Rainbow einen langen Blick zu und schüttelte den Kopf. Der Kommandant der FERNAO hatte noch nicht genug Einsatzerfahrung, um Eric Leydens Eigenheiten in letzter Konsequenz einschätzen und darauf adäquat reagieren zu können.
»Rhodan hier, Mister Leyden«, antwortete er deshalb. »Wir tun, was möglich ist. Und jetzt möchte ich Sie bitten, uns nicht mehr zu stören. Wir hier oben brauchen unseren Schönheitsschlaf ...«
Bevor der Wissenschaftler etwas erwidern konnte, hatte der Protektor die Verbindung unterbrochen. Rainbow grinste breit. Im gleichen Augenblick wurde der Diskusraumer von einer weiteren Erschütterung durchlaufen. Die Datenholos vor Rhodans Sessel, der von den Besatzungsmitgliedern der FERNAO wohlwollend spöttisch als Thron bezeichnet wurde, verschwanden für mehrere Sekunden, bevor sie sich nach und nach wieder aufbauten.
»Wir passieren die Ausläufer einer riesigen Gravofront«, meldete Karminski. »Die werden wir nicht umfliegen können, Zohra«, wandte er sich dann an die Pilotin. »Und für die nächste Transition ist es noch zu früh. Ich fürchte, das wird ziemlich heftig, meine Damen und Herren.«
Rhodan und Rainbow tauschten erneut Blicke. Die Ortungssensoren lieferten beängstigende Werte. Das Zentrum Andromedas bestand aus einem Schwarzen Loch, das rund hundert Millionen Mal massereicher war als die irdische Sonne, und auch wenn die FERNAO noch weit von diesem gefräßigen Moloch entfernt war, wirkten dessen Kräfte bis tief in die inneren Bereiche der Galaxis hinein.
Rhodan hob den Kopf. Am Rand des Holodoms war eine Ballung aus blauen Riesensternen zu erkennen. Die Sonnen standen teilweise so dicht, dass ihre Lichtkränze auf der komprimierten Darstellung ineinanderliefen und einen homogenen, milchigen Nebel bildeten. Laut den Astronomen waren die meisten dieser Sterne maximal 200 Millionen Jahre alt, was nahelegte, dass sie unmittelbar vor Ort entstanden waren. Selbst Leyden hatte dafür noch keine halbwegs sinnvolle Erklärung gefunden. Unter den chaotischen Bedingungen, die in der Nähe eines Schwarzen Lochs herrschten, war die Genese neuer Sonnen normalerweise unmöglich.
»Dann fliegen wir eben durch«, entschied Rainbow. Mehr war dazu nicht zu sagen. Die FERNAO flog ohnehin seit Beginn der Expedition unter voller Gefechtsbereitschaft. Alle wichtigen Positionen der Protektorenjacht waren dreifach besetzt. Jeder an Bord trug einen Raumanzug, und in den Aufenthaltsräumen warteten die Freischichten, um in einem Notfall sofort eingreifen zu können.
Der Diskusraumer bewegte sich mit zwei Fünfteln der Lichtgeschwindigkeit auf eine massive Barriere aus fluktuierenden Gravitationszonen zu. Dort vermischten sich die physikalischen und hyperphysikalischen Einflüsse der Raumregion zu einem mörderischen Gemenge aus verschiedensten hochenergetischen Teilchenschauern. Rhodan war auf diesem Gebiet zwar kein Experte, doch selbst ihm war schnell klar, dass die von den Sonden ermittelten Werte alles überstiegen, was man in der Milchstraße jemals gemessen hatte.
»Großer Gott!«, rief Karminski wie zur Bestätigung. »Ich registriere Ionenströme von mehreren Hundert Teraelektronenvolt Energiegehalt. Wenn wir die auch nur streifen, zerbläst es die FERNAO auf der Stelle in sämtliche Atome ...«
Rhodan biss sich auf die Lippen. Er wusste, dass der Ortungschef recht hatte. Selbst der neue Libraschirm, über den nicht nur die MAGELLAN, sondern auch die FERNAO verfügte, war derart unvorstellbaren Gewalten nicht annähernd gewachsen. Im Zentrum von Andromeda pulsierte ein gigantisches, schwarzes Herz – und mit jedem Schlag schleuderte es Energien in den Weltraum hinaus, gegen die die Sonne im heimatlichen Solsystem wie eine Kerzenflamme inmitten eines Großfeuers wirkte.
Zum ersten Mal seit dem Start der FERNAO von der Paddlerplattform PE-hilfreich fragte sich Rhodan ernsthaft, ob er diesen Flug nicht zu überhastet angeordnet hatte. Vor zwei Tagen hatte ein Unbekannter, dessen Gestalt an die Bestie Masmer Tronkh erinnert hatte, Eric Leyden und seinem Team im Sucahtsystem auf dem Planeten Nachtschatten eine mysteriöse Kugel übergeben. Ihr Material erinnerte an dunkles Rauchglas, und in ihrem Innern zeichnete sich undeutlich etwas ab, was wie eine verdorrte Wurzel aussah. Mit der Kugel hatte der Riese den Wissenschaftlern zusätzlich einen Datenkristall überreicht – verbunden mit der ausdrücklichen Anweisung, alles Perry Rhodan persönlich auszuhändigen.
Als Rhodan den Kristall berührt hatte, war eine gespeicherte Botschaft aktiviert worden. Faktor III, Proht Meyhet höchstpersönlich, hatte Rhodan als Geschenk und Beweis seiner Aufrichtigkeit in der Rauchglaskugel die Extremität einer Crea überlassen. Die Worte des Meisters der Insel waren Rhodan noch frisch im Gedächtnis:
»Die Extremität einer Crea zeichnet sich durch starkes Quantenflimmern und die dabei entstehenden Instabilitäten im Raum-Zeit-Gefüge aus. Eine solche Extremität darf niemals unterschätzt werden! Ich weiß, das ist inzwischen überflüssig zu betonen. Doch ich möchte klarstellen, dass ich Sie damit nicht in Gefahr bringen will. Ganz im Gegenteil. Sie haben nun die Möglichkeit, den Feind kennenzulernen. Dies ist mein Friedensangebot an Sie. Nur mit vereinten Kräften können wir uns diesem schrecklichen Feind stellen. Im Anschluss an meine Botschaft erhalten Sie Koordinaten, die der Überbringer der Nachricht und des Geschenks eingefügt hat. Es ist von größter Bedeutung, dass Sie keine Zeit verlieren. Sie müssen so schnell wie möglich zu diesen Koordinaten! Dort werden sie meinen Boten persönlich antreffen und auch seine Identität erfahren.«
Die nachfolgenden Diskussionen an Bord der MAGELLAN waren hitzig verlaufen. Eine Gruppe um Conrad Deringhouse und Autum Legacy vertrat die Ansicht, dass es sich bei der Botschaft nur um eine Falle der Meister der Insel handeln konnte.
Proht Meyhet war einer der zwölf Herrscher des Sternenreichs von Andrumidia. Seit die Menschen in der Nachbargalaxis der Milchstraße eingetroffen waren, hatten sie den hiesigen Machthabern einige empfindliche Schläge versetzt. Zuletzt hatte Rhodan auf Multidon nicht nur den Duplikator, sondern auch Mirona Thetins praktisch unersetzliche Zelldusche zerstört. Selbst der schon seit mehreren Jahren an der Seite von Faktor I tätige Arkonide Atlan hatte danach offenbar nicht mehr beruhigend auf die Liduuri einwirken können, wie die Angriffe der sogenannten Meute vermuten ließen, eines...




