E-Book, Deutsch, 372 Seiten
Schall Tiberius. Grausamer Kaiser - tragischer Mensch
Originalausgabe 2018
ISBN: 978-3-86282-553-0
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Biografie
E-Book, Deutsch, 372 Seiten
ISBN: 978-3-86282-553-0
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ute Schall wurde 1947 in Buchen/Odenwald geboren. Seit 1980 veröffentlicht sie zahlreiche Essays über althistorische, vornehmlich altrömische Themen. Seit vielen Jahren macht sie Führungen durch die vor- und frühgeschichtliche Abteilung des Bezirksmuseums Buchen. Sie leitet Führungen zu antiken Stätten in die klassischen Mittelmeerländer. Als Gastdozentin der Volkshochschule Buchen hält sie zahlreiche Vorträge und gibt Seminare über antike und frühchristliche Geschichte. Von Ute Schall sind bereits mehrere Bücher über römische Geschichte erschienen, u.a. 'Marc Aurel', 'Die Frauen im alten Rom', 'Die Juden im Römischen Reich'; außerdem 'Herodes', 'Domitian', 'Agrippina', 'So starben die römischen Kaiser' und 'Kleopatra' im acabus Verlag.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;4
2;Verwünschungen;6
3;Eine Begegnung;8
4;Kindheit und Jugend;12
5;Mord und Totschlag – die letzten Tage der Republik;28
6;Im Haus von Mutter und Stiefvater;42
7;Erste öffentliche Aufgaben;56
8;Der neue Staat;70
9;Das erfolgreiche Brüderpaar;84
10;Kränkungen;100
11;Familie, Familie;112
12;Tiberius und Augustus – Ein undurchsichtiges Verhältnis;128
13;Ende einer Ära;144
14;Der Übergang;162
15;Die ersten Regierungsjahre;178
16;Der Wandel;200
17;Schicksalsjahre;214
18;Der Kaiser und seine Römer;232
19;Die Bauten aus Tiberius’ Zeit;248
20;„So hielt man es mit Seianus …“;260
21;Der Wegzug;274
22;Ereignisreiche Jahre;286
23;Der Sturz des Verräters;300
24;Die letzten Jahre;318
25;Das Ende;334
26;Was bleibt;348
27;Die wichtigsten Personen;356
28;Zeittafel;360
29;Literaturverzeichnis;368
30;Danksagung;370
31;Die Autorin;370
Kindheit und Jugend Fast elf Jahre lebte Kaiser Tiberius schon auf Capri, als er, ein verbitterter Greis, von einem der wenigen Vertrauten, die ihm geblieben waren, angesprochen wurde: 'Erinnerst du dich noch, Caesar?' 'Nein', fuhr ihm der Alte schroff dazwischen. 'Ich erinnere mich an nichts, was ich jemals gewesen bin.' Wie soll sich ein Kind entwickeln, das im zarten Alter von vier Jahren von seiner Mutter im Stich gelassen und im Haus eines mürrischen, zu Depressionen neigenden Vaters in die Obhut von Ammen gegeben wird? Was kann aus einem Menschen werden, der, durch Flucht, Vertreibung und Unglück schon in frühester Kindheit traumatisiert, über Jahrzehnte ausschließlich für fragwürdige politische Zwecke missbraucht wird? Tiberius Claudius Nero, der nachmalige Kaiser, war solch ein Mensch. Er wurde am 16. November 42 v. Chr. Geboren, im Jahr 711 seit Gründung der Stadt, nach der die Römer ihre Jahre zählten. Nach dem Glauben der Alten berechtigte der Geburtsort zu den größten Hoffnungen: Das Kind soll nach herrschender Meinung auf dem Palatin, dem Hügel Roms, der dem Himmel so nahe ist, das Licht der Welt erblickt haben. Dies kann jedoch kaum richtig sein. Denn die alteingesessene Familie der Claudier wohnte auf dem kaum weniger vornehmen Caelius, der dem Palatin gegenüber liegt. Und Tiberius' Eltern waren zum Zeitpunkt seiner Geburt noch verheiratet. Erst einige Jahre später sollte seine Mutter auf den Palatin umziehen. Es ist möglich, dass der antike Biograf Suetonius Tranquillus, Sekretär im Dienste Kaiser Hadrians (117-138 n. Chr.), der der interessierten Nachwelt die Biografien der ersten zwölf Kaiser Roms von Caesar bis Domitian hinterließ und dem wir auch viele Nachrichten über Tiberius verdanken, durch den Geburtsort 'Palatin' die Herkunft seines Protagonisten aufwerten wollte. Freilich sahen einige seinen Geburtsort in Fundi, einer Kleinstadt in Latium, die an der Via Appia lag. Sie stützten ihre Behauptung darauf, dass Tiberius' Großmutter mütterlicherseits aus Fundi stammte. Aber durfte es damals schon sein, dass ein römischer Herrscher seine Wurzeln in einem unbedeutenden Dorf hatte? Rom oder dieses Städtchen auf dem Land: Wo der nachmalige Kaiser das Licht der Welt erblickte, spielte für seinen Werdegang keine Rolle. Denn alles schien vorherbestimmt in diesem Leben, das wie kaum ein anderes von Verlust und Verzicht und alles andere als selbstbestimmt, aber auch seit früher Jugend von Wunderzeichen und mehr oder weniger günstigen Vorhersagen geprägt war. Schon unmittelbar nach seiner Geburt wurde Tiberius eine große Zukunft geweissagt. Seine Mutter Livia war sich übrigens ganz sicher gewesen, einen Sohn zu gebären. Denn sie hatte während ihrer Schwangerschaft versucht, das Geschlecht des Kindes, das sie in sich trug, zu erfahren, und dazu unter anderem einer brütenden Henne ein Ei weggenommen, das sie, abwechselnd mit ihren Dienerinnen, in der Hand so lange wärmte, bis ein Hähnchen mit einem besonders großen Kamm schlüpfte. Nach dem Glauben der Alten wies das eindeutig auf die Geburt eines Knaben hin. Dann sagte der Astrologe Scribonius dem Neugeborenen eine große Zukunft voraus: Der Knabe werde einst König sein, allerdings ohne die Abzeichen der königlichen Würde. Eine mutige Vorhersage zu einer Zeit, als die Herrschaft der Caesaren noch völlig im Dunkeln lag.




