Schemm | Der Goldschatz der Elbberge | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 576 Seiten

Schemm Der Goldschatz der Elbberge

Ein historisch-fantastischer Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8319-1017-5
Verlag: Ellert & Richter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein historisch-fantastischer Roman

E-Book, Deutsch, 576 Seiten

ISBN: 978-3-8319-1017-5
Verlag: Ellert & Richter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Jahr 1065 lässt der Hamburger Erzbischof Adalbert eine Gruppe Männer durch einen alten Stollen in die Tiefe des Sollonbergs (Süllberg in Blankenese) hinabsteigen, um dort einen sagenumwobenen Schatz der zwergenhaften Schwarzalben zu heben. Mit der Beute hofft der Kirchenfürst seine politische Macht im Norden Europas und im Reich König Heinrichs IV. ausweiten zu können. Als die Männer tatsächlich in das Zwergenreich gelangen und Hand anlegen an den goldenen Schatz, vollzieht sich ein alter Fluchzauber, der das Land an der Elbe in Angst und Schrecken versetzt, während zugleich das Machtgefüge des Erzbischofs zerfällt ... Ein packender Roman, der Historisches geschickt mit alten Sagen verwebt und eine bislang wenig beachtete Epoche Hamburgs weit vor den Tagen der Hanse faszinierend in Szene setzt.

Martin Schemm, geboren 1964 in Duisburg, ist aufgewachsen im nördlichen Kraichgau bei Heidelberg. Seit 1996 lebt er mit Frau und Tochter in der Wahlheimat Hamburg und ist tätig beim Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit. Der Historiker studierte an der Universität Heidelberg mittelalterliche Geschichte und lateinische Philologie des Mittelalters. Literarisch kreativ ist er seit 1996, zumeist in den Genres Phantastik, Historischer Roman, Science Fiction und Horror. Neben den Romanen 'Das Geheimnis des goldenen Reifs' (2013), 'Der Goldschatz der Elbberge' (2010), 'Todeskontakt' (2005) und 'Das Heidenloch' (2000) sind im Laufe der Jahre auch zahlreiche Kurzgeschichten entstanden. Mit der Story 'Das Lazarus-Projekt' hat er 2007 den Deutschen Phantastik Preis gewonnen. Weitere Infos bietet die Autorenwebsite martinschemm.de
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Autoren/Hrsg.


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Prolog

Begegnung im Krummen Tal

Seit jeher standen die Berge am nördlichen Ufer der Elbe in zweifelhaftem Ruf. Jeder, der sie kannte, vermied es nach Möglichkeit, einen Fuß in die urwüchsig bewaldeten und weitgehend weglosen Gefilde zu setzen. In einem langen Rücken, der sich mit steilen Abhängen zur Flussseite hin von Westen nach Osten erstreckte, reihten sich die Berge aneinander. Zwischen ihnen klaffte manch tief ins Land hineingreifende Tal, dessen dunklen, verwucherten Grund selten ein Sonnenstrahl erreichte.

Im Westen erhob sich die Bergkette aus den sumpfigen Auen und Mooren nahe der Siedlung Wadil, wo von alters her eine Furt den Auenfluss querte, ehe dieser in die Elbe mündete. Wegen ihres hellen, sandigen Bodens trugen die Hänge dort den Namen Weiße Berge. Ohne jedwede menschliche Ansiedlung zog sich der Rücken von dort durch Wald und Täler nach Osten hin bis zum Sollonberg, der mit kegelförmiger Gestalt herausstach und zugleich den Ostrand der Bergkette bildete. Zu dessen Füßen ragte eine geschwungene Nase weißen Strandes weit in die Elbe hinein, das Blanke Neeß. An diesem Ort existierte seit langer Zeit eine Fähre über den mächtigen Strom, die einzige weit und breit, nebst einer kleinen Siedlung. Auf der Kuppe des darüber thronenden Sollonbergs waren jüngst noch, in den Jahren seit 1058, eine Burg und ein kleines Kloster hinzugekommen. Zwischen diesen beiden Landmarken, den Weißen Bergen im Westen und dem Sollonberg im Osten, erstreckte sich jene unbewohnte Bergkette auf eine Länge hin von etwa einem halben Tagesmarsch.

Nun, die Menschen mieden die Gegend. Für die Nordelbinger der grafschaftlichen Gaue Holsten und Stormarn und auch für die Bewohner der nahen Stadt Hammaburg gab es dafür zum Mindesten zwei gute Gründe. Zum einen die handfeste Tatsache, dass sich übles Raub- und Mordgesindel in den Wäldern verbarg und von dort aus sein bösartiges Unwesen trieb. Zum anderen die von alters her überkommenen und von Generation zu Generation weitergereichten Schilderungen über seltsame Wesen auf und unter der Erde jener Berge. Das reichte von Mahren und Geistern im Allgemeinen bis hin zu zwergenhaften Unterirdischen, Keulen tragenden Hünen und anderen fragwürdigen Kreaturen im Besonderen. Jeder Einheimische war von Kindesbeinen an mit solchem Erzählgut aufgewachsen und verspürte folgerichtig keinen allzu großen Drang, jene Gegend zu betreten. So waren denn Unerschrockene, die das Ganze als Altweibergerede hätten abtun können, nur selten zu finden. Und wenn doch einmal, so waren es allenfalls die gefühlskalten Schurken und Mörder des dort hausenden Raubgesindels selbst.

Auch die junge Hedda war keineswegs unerschrocken. Und doch wagte sie sich immer wieder um einiges weiter in die düsteren Wälder vor, als es die meisten aus ihrem kleinen Fischerdorf am Blanken Neeß taten. Als kräuterkundige Wickerin blieb ihr allerdings auch kaum anderes übrig. Wo sonst sollte sie die Pflanzen, die die Grundlage ihrer Heilarbeit bildeten, finden? Moose, Flechten, Wurzeln, Sträucher und Kräuter wuchsen nun einmal vornehmlich im Wald, und der begann bereits wenige Schritte hinter den letzten Hütten der Siedlung am Fuß des Sollonbergs.

Großmutter Geske, die im letzten Winter verstorben war, hatte Hedda seit den Kindheitstagen das heilende Wicken beigebracht und ihr viele nahe gelegene Stellen im Wald gezeigt, an denen wichtige Heilpflanzen wuchsen. Die Orte lagen im unteren Bereich des Krummen Tals, eines leicht gebogenen Einschnitts auf der Westseite des Sollonbergs, der diesen vom benachbarten Wahsberg trennte. Manchmal jedoch waren die dort zu findenden Pflanzen für die anstehende Aufgabe nicht die richtigen, weitere oder gar seltenere Wirkstoffe waren vonnöten. Dann zögerte Hedda nicht, andernorts im Wald nach ihnen zu suchen.

So auch am Tag des heiligen Bartholomäus im Jahre des Herrn 1065. Unter der drückenden Schwüle, die selbst das beschattete Unterholz des Waldes erhitzte, war die junge Wickerin unterwegs auf der Suche nach Heilkräutern. Das seitlich über die Schulter geschlungene Tragetuch wölbte sich an ihrer Hüfte bereits von den darin gesammelten Pflanzen. Farnkraut, Eisenhütlein, Schlafdorn, Beifuß und anderes hatte Hedda bereits gefunden, doch für den seit Tagen siechenden Gerret, den Dorfältesten der Siedlung, benötigte sie zudem noch ein paar Zweige der Stachelbeere. Möglichst groß sollten die Dornen sein, denn um das Gelenkleiden aus dem Körper des Greisen zu treiben, galt es beim Zweigstreichen über die schmerzenden Glieder und beim Besprechen mit Heilformeln Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen.

Den Schweiß von der Stirn wischend, stieg die junge Frau langsam durch den Wald des Krummen Tals aufwärts und suchte im Unterholz nach dem Dornenstrauch. Allerorts nahm sie die bedenklichen Folgen der langen Trockenheit wahr. Viele Büsche und Pflanzen wirkten kraftlos, mit gelblichen Blättern, die sich mangels Wasser welk einrollten oder gar vom Zweig abfielen. Der Waldboden war verdorrt und staubig und federte unter den Schritten hohl nach.

Die Hitze des Spätsommers hatte dem Land fast den ganzen August über hart zugesetzt. Die Elbe führte selbst bei Flut deutlich weniger Wasser, und Natur wie Mensch litten unter der Dürre. Die sonst feuchtgrünen Wiesen des Marschlandes am Ufersaum waren nun eine graubraune, hart gebrannte Wüstenei mit einem feinen, weit verzweigten Netz aus Erdrissen, dazwischen verdorrte Büschel geblichenen Grases. Die Menschen der Fischersiedlung am Blanken Neeß suchten den Schatten ihrer Häuser oder der Bäume am nahen Waldesrand. Die Fischer verrichteten ihre Arbeit am frühen Morgen oder gar in der Nacht.

Doch von Westen her braute sich seit dem Morgen endlich etwas zusammen. Aufgetürmte Wolkenberge von ungeheurem Ausmaß drifteten von der fernen See in mächtiger Formation rasch und stetig landeinwärts. Ihre Unterseiten waren nahezu schwarz und schienen das Land zu verdunkeln. Graue Bänder, die lang und fein hier und da zwischen Wolken und Erde hingen, zeigten in der Ferne bereits den lang ersehnten Regenfall.

Ein lautes, heiseres Krächzen riss Hedda mit einem Mal aus ihrer Suche. Abrupt hielt sie in ihrem gebeugten Gang inne und blickte wachsam voraus auf den schmalen, im Unterholz kaum erkennbaren Pfad, der sich wie ein Wildwechsel den Hang des Krummen Tals emporschlängelte. Ein weiterer rauer Ruf erklang, dieses Mal kam er unverkennbar von oben. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah die Körper und die weit ausgebreiteten Flügel zweier schwarzer Raben, die hoch droben die Wipfel des Waldes überflogen. Lautlos dahingleitend, entfernten sich die Vögel rasch, ehe sie mit einem dritten Krächzen schließlich ganz aus ihrem Blick verschwanden.

Hedda senkte den Blick, fasste sich mit der rechten Hand in den Nacken und zog den langen Zopf, zu dem ihre weißblonden Haare gebunden waren, unter der Schlaufe des Tragetuchs hervor, wo er eingeklemmt war. Sie hatte die Vögel wohl selbst aufgeschreckt, dachte sie und schalt sich zugleich einen Narren, weil sich tief in ihr einen Moment lang ein furchtsames Gefühl zu regen begonnen hatte. Die Angst vor den Schrecknissen der berüchtigten Mörder und Räuber saß auch ihr in den Knochen. Zumal der Übelste von ihnen, der für seine Grausamkeit allerorts im südlichen Gau Holsten berüchtigte Rudmar, mit dem Beinamen Blodhand, vor Kurzem die Berge als Unterschlupf für sich und seine Mordbande auserkoren hatte. In schnellen und blutigen Beutezügen überfiel er die Menschen der Gegend und auch Reisende, die den Fernweg nördlich der Berge oder die Fähre über die Elbe benutzen wollten. Selbst vor Pilgern, deren Ziel das Kloster auf dem Sollonberg war, machte er keinen Halt. Wer ihm in die Hände fiel, schon gar eine Frau, musste unweigerlich mit dem Leben abschließen.

Mit einem Blick in das dicht verwachsene Unterholz um sie herum setzte Hedda ihre Suche fort. Doch die kurze Begegnung mit den beiden Vögeln beschäftigte sie weiter. Solche Zeichen galt es zu beachten, hatte die alte Geske sie gelehrt. Zwei Raben sind die ständigen Begleiter Wodans, sie gelten als seine Vorboten und Späher, überlegte sie. Zudem ist Mittwoch, also Wodanstag, ein guter Tag für die Vorhaben der Menschen. Noch immer galten Wodans- und Donarstag als besonders günstig für große Unternehmungen, denn die beiden Tage der alten Götter verhießen seit jeher Glück und Erfolg.

Vieles vom Glauben der germanischen Altvorderen war im Volk langsam in Vergessenheit geraten, seit Karl der Große vor zweieinhalb Jahrhunderten das Kreuz Christi an die Elbe gebracht hatte. Der neue Christengott hatte sich als stärker erwiesen als die alten Götter um Wodan, Donar, Saxnot und Fro – er hatte sie vollkommen verdrängt; neben sich duldete er keine andere Macht. Doch als Wickerin nutzte und bewahrte Hedda, obwohl bekennende Christin, das althergebrachte Wissen, gerade in der Heilkunst. Und im Volk hielten sich neben dem neuen Glauben manch alte Gepflogenheiten und überlieferte Weistümer.

Heddas günstige Deutung des Rabenflugs wurde jedoch ganz plötzlich scheinbar Lügen gestraft. Denn von einem Augenblick zum anderen verdunkelte sich die Welt vor ihren Augen. Überrascht blieb sie stehen und beobachtete, wie sich tiefer Schatten über die Bäume und über den Boden des Waldes senkte und die ganze Landschaft in dämmriges Zwielicht tauchte. Erneut blickte sie empor und sah durch die Baumkronen hindurch eine tief hängende, nahezu schwarze Wolkenwand, die sich zügig von West nach Ost über den Wald schob.

Im gleichen Augenblick wurde Hedda klar, worauf sie zuvor nicht geachtet hatte. Die Raben waren von links nach rechts quer über den Pfad geflogen und auch ihr Ruf war gleichermaßen von links nach rechts ertönt. Das war zweifellos ein böser Angang gewesen,...



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