Scheuring / Irrall | unerhört das leben | Buch | 978-3-99028-046-1 | sack.de

Buch, Deutsch, 80 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 210 mm, Gewicht: 100 g

Scheuring / Irrall

unerhört das leben

Gedichte
Erscheinungsjahr 2012
ISBN: 978-3-99028-046-1
Verlag: Bibliothek der Provinz

Gedichte

Buch, Deutsch, 80 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 210 mm, Gewicht: 100 g

ISBN: 978-3-99028-046-1
Verlag: Bibliothek der Provinz


wenn anfangs das wort war
kann der anfang
mißverständlich sein
wenn mißverstehen schon
ein anfang ist
wie soll ich worte finden

Obwohl wir drei Jahrzehnte zusammengelebt und -gearbeitet haben, war mir der Umfang von Olaf Scheurings lyrischem Schaffen nicht bewußt. Es war wohl in den 1990er Jahren, daß Olaf mir zum ersten Mal eines seiner Gedichte vorgelesen hat. Intuitiv habe ich ihn gebeten, es in eine Mappe legen zu dürfen, die die Aufschrift »Olafs Gedichte« bekam; und so kam eines zum anderen.
Ende Oktober 2009 hat Olaf diese Welt verlassen müssen. Seine Existenz ist verwandelt, und auch die meine. Unwandelbar jedoch ist die Gewißheit unserer Verbundenheit. Anscheinend zufällig begegneten mir seine verdichteten Gedanken an Orten, wo sie wahrlich nicht zu vermuten gewesen wären, zum Beispiel in seinem Finanzamts-Ordner, natürlich in seinen jährlichen Notizbüchern, unter sogenanntem Schmierpapier und in Zeitungsstapeln. Auch nachdem die Zusammenstellung der Gedichte für diesen Band abgeschlossen war, ging das plötzliche Auftauchen poetischer Texte weiter und ein Ende ist noch nicht abzusehen.
Die Gedichte sind meist undatiert und umfassen bisher in etwa den Zeitraum zwischen 1976 und 2009. Die Klein- und Großschreibung wechselt während dieser Jahrzehnte ohne Zeitgeist-Anpassung. […]
Das letzte Wort möchte ich Olaf überlassen:
»Was tu ich, wenn ich schreibe? Ich denke nach und ich denke mir aus, ich erinnere mich und ich erfinde. Nichts, was ich nicht auch tun könnte, ohne zu schreiben. Teile ich mit, was ich denke? Weiß ich, wenn ich es je wieder lesen sollte, was ich gedacht habe, als ich schrieb? Vielleicht erinnere ich mich dann, wie ich da saß und schrieb, daß ich etwas auszudrücken versuchte, von dem in diesen Zeilen leider nichts steht, vielleicht weiß ich sogar wieder, was ich sagen wollte – aber wieder fehlen mir die Worte, es zu sagen. Wenns hoch kommt, werde ich es neu umschreiben, in andere Worte kleiden, in neuen Sätzen verstecken. Wenns überhaupt noch wichtig ist. Das meiste wird geschrieben sein und dann vorbei. Was ist das also für ein Vorgang – Schreiben?«
( im Nachwort)
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Weitere Infos & Material


Irrall, Elfriede
Elfriede Irrall: Österr. Schauspielerin, Sprecherin, Schauspielpädagogin, 1938–2018

Elfriede Irrall wurde am 18. Februar 1938 in Wien geboren. Sie absolvierte während ihrer Schulzeit eine Ballett-, anschließend eine Schauspielausbildung und begann mit 16 Jahren ihre Theaterarbeit. Wesentliche Stationen waren das Theater in der Josefstadt und das Volkstheater in Wien, sowie Renaissance-Theater, Freie Volksbühne und Peter Steins Schaubühne in Berlin. Dazu kamen zahlreiche Film-, Fernseh- und Rundfunkarbeiten.
1977 begann auch ihre Lehrtätigkeit der Schauspielausbildung in Wien und Berlin. 1982 Mitbegründerin von teaterspielwerk: Ein Theater unterwegs, das scheinbar Widersprüchliches wie Publikumsnähe und soziales Engagement mit künstlerischem Anspruch zu verbinden weiß und einen unverwechselbaren Spielstil entwickelte. Und immer wieder Erlesenes mit Olaf Scheuring. In Berlin engagierte sich die Künstlerin 1999 für ein Projekt im Paul-Schneider-Haus, um Jugendlichen einen Theaterkursus zu ermöglichen.
Elfriede Irrall lebte im Lutzmannsburg/Burgenland, in Wien und Berlin. Nach ihrer Ehe mit Walter Kohut war der Dramaturg, Regisseur und Schauspieler Olaf Scheuring bis zu seinem Tod 2009 ihr Lebensgefährte.
„Ich stand einmal neben einem Feuerwehrmann während einer Vorstellung, und da sah ich die Abonnenten sitzen, die guckten so von einer Seite zur anderen, wie bei einem langweiligen Tennismatch. Und meine Utopie ist, dass man jeden Tag spielt, als ginge es um Leben und Tod. Das klingt pathetisch und genauso meine ich es auch. Es sollte sein wie bei Artisten, die können sich keine Sekunde Unkonzentriertheit leisten. Wir Schauspieler können viel schummeln, viel mehr als Tänzer oder Musiker, denn wenn wir eine Ungenauigkeit machen, können wir sagen, das ist im Sinn der Figur.“
In ihrer Auszeit ging sie unter anderem nach Chile, begann dann an der Berliner Hochschule der Künste zu unterrichten. Dort lernte sie auch Olaf Scheuring kennen, mit dem sie eine Zwei-Personen-Theatergruppe gründete. Sie spielten in Jugendzentren, Pfarren, Spitälern, Gefängnissen. Geld verdiente Irrall mit Fernsehfilmauftritten.
Schließlich hat sie ihren Frieden mit dem Theater gemacht, nur mit einer Sache kann sich die aus Prinzip Freiberufliche nach wie vor nicht anfreunden: der fixen Mitgliedschaft in einem Ensemble. „Diese Art von Freiheit kann auch eine Droge sein. Ich habe mir oft gedacht, wenn ich bei den festen Engagements geblieben wäre, hätte ich mich krank geärgert oder zum Alkohol gegriffen. Denn man muss sich als Schauspieler schon viel zumuten lassen, nicht zuletzt auf dem Regiesektor. Ich habe ganz wunderbare Regisseure kennen gelernt, aber auch solche, bei denen man das Gefühl bekommt, die hätten besser Bildhauer werden sollen und dann eben auf einen Stein draufhauen, bis etwas Interessantes daraus entsteht.“
Elfriede Irrall starb am 26. Februar 2018 in Wien.

Scheuring, Olaf
Olaf Scheuring: geboren 1953 in Kiel. Nach dem Abitur an der Fachoberschule für Sozialpädagogik und Sozialökonomie in Bremen, diverse Theaterarbeiten in freien Gruppen – zuletzt bei den „Spielleuten“ unter der Leitung von Till Ehlers.
Ab 1976 Studium an der Hochschule der Künste Berlin, Fachbereich Darstellende Kunst. Mitarbeit an Elfriede Irralls Dokumentarfilm „Um's Freiwerden hätte es ja gehen sollen“.
1982 gründete er mit Elfriede Irrall das teaterspielwerk: Ein Theater unterwegs, das scheinbar Widersprüchliches wie Publikumsnähe und soziales Engagement mit künstlerischem Anspruch zu verbinden weiß und einen unverwechselbaren Spielstil entwickelt. Hier tätig als Autor, Dramaturg, Regisseur, Schauspieler und Manager, zuständig auch für Bühne, Licht und Ton.
Letzte Regiearbeiten: „Ulf oder der blaue Traum“ von Juan Carlos Gené (europäische Erstaufführung); „Lection“ von Friederike Mayröcker (Uraufführung); „Yerma“ von Federico Garciá Lorca; „Ach, wer die Sehnsucht kennt“ nach Goethes „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“; „Abschiede“ von Friederike Mayröcker (Uraufführung); „Nur Kinder, Küche, Kirche“ von Franca Rame und Dario Fo; „Dan“ von Ana Schoretits. Und immer wieder Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Lebte zuletzt mit Elfriede Irrall in Berlin, Wien und Lutzmannsburg.
Olaf Scheuring starb im Herbst 2009.



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