Schiltknecht | Wohlstand – kein Zufall | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten, Gewicht: 1 g

Schiltknecht Wohlstand – kein Zufall

Die ökonomischen Zusammenhänge

E-Book, Deutsch, 288 Seiten, Gewicht: 1 g

ISBN: 978-3-03810-077-5
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wie kann der Wohlstand vermehrt werden? Wie müssen die staatlichen Rahmenbedingungen aussehen, damit die Güter-, Arbeits- und Finanzmärkte funktionieren? Wie müssen die Grundvoraussetzungen sein, damit die Unternehmen und Arbeitskräfte die für die Vermehrung des Wohlstands notwendige Dynamik entfalten? Wegen der Arbeitsteilung wird das Wirtschaftsgeschehen vor allem aus subjektiver Warte betrachtet. Immer weniger Leute sind mit den Problemen bei der Schaffung von Wohlstand vertraut. Es werden deshalb Entscheidungen getroffen, die dem Gesamtwohlstand abträglich sind. Kurt Schiltknecht, erfahren in Forschung, Geldpolitik und Wirtschaft, versucht, diese Wissenslücke zu schliessen. Er verknüpft Theorie und Praxis, analysiert die jüngsten Krisen, fragt, wie sie gelöst werden könnten und welche Aussichten bestehen, dass in den krisengeplagten Industrieländern wieder mehr Wohlstand geschaffen wird. Seine Erkenntnisse gibt er in einer allgemein verständlichen Sprache an eine interessierte Leserschaft aus Wirtschaft und Politik weiter.
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1Der Mensch im Zentrum Wer sich mit Wirtschaft beschäftigt, muss sich zwangsläufig mit dem Menschen auseinandersetzen. Es ist der Mensch, der produziert, konsumiert, investiert, organisiert und reguliert. Die Vorstellung, wie diese Prozesse ablaufen, wie sie durch unternehmerische oder staatliche Massnahmen verbessert werden könnten, hängt nicht zuletzt vom implizit oder explizit unterstellten Menschenbild ab. Im Lauf der Geschichte sind immer wieder neue Menschenbilder entstanden. So haben die meisten Religionen ihre eigenen Vorstellungen darüber entwickelt. Auch Philosophen versuchen immer wieder, ein allgemeingültiges Bild des Menschen zu konzipieren. Bekannt sind die Menschenbilder der Psychologen, beispielsweise das von Freud formulierte. Andere populäre Menschenbilder sind der Homo oeconomicus oder der Homo ludens. Der Kommunismus oder der Nationalsozialismus haben Menschenbilder entwickelt, die deren Ideologie entsprachen. Die Vorstellungen über das Verhalten der Menschen haben einen grossen Einfluss darauf, wie eine Gesellschaft oder ein Unternehmen organisiert und reguliert wird. Die beiden US-amerikanischen Ökonomen Michael C. Jensen und William H. Meckling sind der Meinung, dass die meisten Unterschiede in Bezug auf die Vorstellung, wie Staaten oder Unternehmen organisiert und strukturiert werden sollen, auf die unterschiedlichen Vorstellungen der Politiker, Manager, Wissenschaftler und Bürger über den Menschen, über dessen Intelligenz, Bildung, Ehrlichkeit, Selbstsucht oder soziales Verhalten zurückzuführen sind (vgl. dazu: Jensen/Meckling, 1994). Unternehmer, Manager, Politiker und Sozialwissenschaftler brauchen ein Menschenbild, um die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Prozesse besser verstehen und effizienter gestalten zu können. Hinter jeder Organisation, jeder Regulierung und jeder ökonomischen Theorie steht eine Vorstellung, wie der Mensch auf bestimmte Rahmenbedingungen reagiert. Je besser das Menschenbild das Verhalten wiedergibt, desto besser können wirtschaftliche Prozesse erklärt und die Gesetze und Vorschriften sowie die Organisation der Gesellschaft im Allgemeinen und der Wirtschaft im Speziellen gestaltet werden. Es steht die Frage im Raum, ob es ein allgemeingültiges Menschenbild gibt. Sind wir nicht alle verschieden? Hat nicht jeder seine eigenen Vorstellungen und Handlungsweisen? Verändern sich im Lauf der Zeit unser Verhalten und unsere Vorlieben oder reagieren wir immer gleich? Kaum jemand wäre so vermessen zu behaupten, dass wir alle gleich sind. Es ist auch schwer vorstellbar, dass sich die Menschen in der heutigen Internetgesellschaft noch genau so verhalten wie vor 100 oder 200 Jahren. Doch die Feststellung, dass nicht alle gleich sind, dass die menschliche Vielfalt enorm ist und dass die Menschen sich laufend verändern, ist trivial und bringt uns in Bezug auf das Verständnis unseres Daseins ebenso wenig weiter wie die häufig gemachte Aussage, dass die Welt immer komplizierter wird. Um gesellschaftliche, aber auch naturwissenschaftliche Prozesse verstehen zu können, müssen diese vereinfacht werden. Es müssen Modelle formuliert werden, die die Prozesse möglichst gut abbilden. Wie komplex diese sein müssen, lässt sich a priori nicht beantworten. In der Geschichte hat sich gezeigt, dass auch einfache Modelle wichtige Erkenntnisse liefern können. Die Ökonomen verwenden zur Behandlung gewisser Fragen das Bild des Homo oeconomicus. Wegen seiner eindimensionalen und rationalen Ausrichtung auf die Gewinn- und Nutzenmaximierung wird der Begriff des Homo oeconomicus zur unfundierten Kritik an der Ökonomie als Wissenschaft verwendet. Dabei ist der Homo oeconomicus nichts anderes als eine starke Vereinfachung des Menschenbilds unter Hervorhebung spezifischer Eigenschaften. Dies muss berücksichtigt werden, wenn die auf der Basis des Homo oeconomicus abgeleiteten Modellergebnisse interpretiert werden. Die Forschung kennt solche Vereinfachungen in allen Wissenschaften. Für die Wahl eines Modells ist letztlich entscheidend, ob damit zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden können. In der Philosophie und der Psychologie, in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird seit mehr als 200 Jahren nach geeigneten Menschenbildern gesucht. Dennoch gibt es kein abschliessendes und universal gültiges Bild, da sich der Mensch im Zusammenspiel mit den Erkenntnissen und Entwicklungen neuer Gesellschaftsformen verändert. Hinzu kommt, dass die Forschung über die Art, wie das Hirn neue Erkenntnisse verarbeitet und das menschliche Verhalten steuert, noch in den Kinderschuhen steckt. Seit einigen Jahren hat sich die Forschung auf diesem Gebiet intensiviert. So beschäftigt sich der Forschungsbereich Behavioural Economics unter anderem mit der Frage, wie sich der Mensch in spezifischen Situationen verhält und warum er sich so und nicht anders entscheidet. Dabei werden auch Laborversuche mit Testpersonen durchgeführt (vgl. dazu: Fehr/Rangel: 3 ff.). Es ist umstritten, inwieweit Laborversuche für die Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik brauchbare Rückschlüsse auf das Verhalten der Menschen zulassen. Menschen können sich im Labor anders verhalten als im wirklichen Leben. So kann es sein, dass sich eine Person im Labor sozialer verhält. Auch die Risikofreudigkeit kann grösser sein. Beim Monopolyspiel nehmen Spieler Risiken auf sich, denen sie im Geschäftsleben aus dem Weg gehen würden. Wie immer man dem Bereich Behavioural Economics gegenübersteht, die Forschung auf diesem Gebiet wird Wesentliches zur Weiterentwicklung des Menschenbilds in der Ökonomie beitragen. 1.1Wie rational ist der Mensch?2 Jensen und Meckling haben ein Bild des menschlichen Verhaltens entwickelt, das auf den Ergebnissen von 200 Jahren Forschung und Diskussion im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie der Philosophie und Psychologie basiert. Das Modell ist nicht abschliessend definiert. Neue Erkenntnisse können problemlos in das Modell integriert werden. Das von Jensen und Meckling entwickelte Menschenbild eignet sich ausgezeichnet für die sozialwirtschaftliche und sozialpolitische Forschung und zur Erklärung wirtschaftlicher und politischer Prozesse. Meckling und Jensen haben ihrem Menschenbild den Namen REMM gegeben. REMM steht für «Resourceful, Evaluating, Maximizing Model». Bereits der Name weist auf wichtige Eigenschaften des Menschen hin. Mit «Resourceful» wird zum Ausdruck gebracht, dass sich der Mensch um vieles kümmert: um die Ernährung, das Wissen, die persönlichen Beziehungen, das Einkommen und das Vermögen, die Kinder und Eltern, um Anerkennung, Musik, Sport, die Umwelt, den Nachbarn, das Wetter, die Sicherheit, die gesellschaftlichen Normen, die Politik und um vieles mehr. «Evaluating» bedeutet, dass der Mensch die Ereignisse und Beobachtungen, mit denen er konfrontiert ist, beurteilt und vergleicht, die Implikationen seiner Entscheidungen abschätzt und anschliessend seine Entscheidungen trifft. Da das Wissen des einzelnen Menschen begrenzt ist und der Einzelne nicht über unbegrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Erweiterung seines Wissens verfügt, muss er immer wieder abwägen, wie weit er bei seiner Analyse von Entscheidungsproblemen geht. Der Mensch – und dieser Eigenschaft kommt in der ökonomischen Lehre ein zentraler Stellenwert zu – muss jederzeit sogenannte Tauschgeschäfte – die Ökonomen sprechen von Trade-offs (Tauschentscheidungen) – machen. So muss der Mensch bereit sein, eine bestimmte Summe Geld, Güter oder Dienstleistungen gegen andere Produkte oder Dienstleistungen zu tauschen. Er kann Freizeit gegen mehr Lohn eintauschen, oder er kann auf einen Kinobesuch zugunsten eines Abendessens verzichten. Er kann aber auch sparen, statt zu konsumieren, ein Entrecôte essen, statt Wein zu trinken, oder einen spannenden Film ansehen, statt ein Buch zu lesen. Solche Tauschgeschäfte prägen das tägliche Leben. Welche Trade-offs vorgenommen werden, hängt nicht zuletzt von den verfügbaren Mitteln und den individuellen Vorlieben ab. Das verfügbare Einkommen, Vermögen sowie die Zeit setzen den Tauschgeschäften Grenzen. Die Präferenzen hängen von der Erziehung und Ausbildung, vom gesellschaftlichen Umfeld, der historischen Erfahrung, der Religion und den politischen Vorstellungen, vielleicht aber auch von der menschlichen Natur, von den Genen oder vom Überlebenswillen ab. Die Frage, warum und wie stark sich Präferenzen ändern können, ist noch wenig erforscht. Immerhin haben die Erfahrungen mit totalitären Systemen gezeigt, dass es mit staatlicher Gewalt nicht gelingt, den Menschen nachhaltig ein ideologisches Präferenzsystem aufzuzwingen. Das Verständnis von Trade-offs ist für die Analyse gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Prozesse, für die Konzeption unternehmerischer und wirtschaftspolitischer Eingriffe sowie Entscheidungen zentral. Jeder Einzelne versucht, seine persönliche Situation durch gute Tauschentscheidungen zu verbessern und seinen Nutzen zu maximieren. Durch Weiterbildung kann er sich bei den Tauschgeschäften auf dem Arbeitsmarkt in eine bessere Situation bringen. Dafür muss er jedoch Zeit und Geld opfern. Auch die Unternehmen müssen permanent versuchen, ihre Tauschposition im Wettbewerb mit den Konkurrenten zu verbessern. Sie können dies tun, indem sie Geld in die Entwicklung neuer und qualitativ besserer Produkte stecken. Der Nobelpreisträger James M. Buchanan hat die Meinung vertreten, dass die Bürger das Geschehen in der Wirtschaft besser verstehen würden, wenn man statt der Gewinnmaximierung als abstrakte Zielsetzung unternehmerischen Handelns die kontinuierliche Optimierung von Tauschpositionen in den Vordergrund stellte. Es liegt auf der Hand, dass jedes einzelne...


Kurt Schiltknecht, Prof. Dr. oec. publ., ist Verwaltungsrat einiger Gesellschaften und war ausserordentlicher Professor der Universität Basel. Er arbeitete am Institut für Wirtschaftsforschung (ETH), bei der OECD und an der Wharton School of Economics. Dann war er bei der Schweizerischen Nationalbank, bei der Nordfinanzbank, der Bank Leu, dem BZ Trust und der Intershop in leitenden Funktionen tätig. Daneben galt und gilt sein Interesse der Geld- und Wirtschaftspolitik und der Corporate Governance. Über diese Themen hat er zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und als Kolumnist publiziert.


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