Was versteht Paulus unter dem für ihn so zentralen Begriff des Glaubens? Benjamin Schließer geht dieser Frage anhand der paulinischen Exegese von Genesis 15,6 im 4. Kapitel des Römerbriefes nach. Dort arbeitet Paulus sein Verständnis der Rechtfertigung Abrahams aus Glauben und dessen Vaterschaft aller Glaubenden heraus. Ausgehend vom Thema des Briefes (Römer 1,16-17) und unter Berücksichtigung der Verzahnung von Römer 4 mit Römer 3,21-31 eröffnet sich eine doppelte Struktur des paulinischen Glaubensbegriffes, die markant vom Glaubensverständnis seiner jüdischen Zeitgenossen, aber auch von modernen Konzeptionen abweicht: zum einen nimmt "Glaube" ( Pistis) die Dimension einer überindividuellen Machtsphäre, einer von Gott in Christus gesetzten heilsgeschichtlichen Realität an, zum anderen die Dimension der Partizipation an dieser neuen Realität, des persönlichen Glaubens in der Gemeinschaft der Glaubenden. Gerade der erste Aspekt wird in der Forschung durchgängig übersehen.
Schliesser
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Schliesser, Benjamin
Geboren 1977; Studium der Ev. Theologie in Tübingen, Glasgow und Pasadena; 2006 Promotion; 2010-16 Oberassistent in Zürich; 2020 Habilitation; seit 2016 Ausserordentlicher Professor für Neues Testament am Institut für Neues Testament der Universität Bern.