Buch, Deutsch, Band 77, 145 Seiten, PB, Format (B × H): 128 mm x 203 mm, Gewicht: 250 g
Reihe: Herrenalber Forum
Annäherungsversuche
Buch, Deutsch, Band 77, 145 Seiten, PB, Format (B × H): 128 mm x 203 mm, Gewicht: 250 g
Reihe: Herrenalber Forum
ISBN: 978-3-89674-581-1
Verlag: Evangelische Akademie Baden
Die Liebe führt Menschen auf die Höhen und in die Tiefen ihrer Existenz. Was hat es auf sich mit der Liebe oder gar der „großen“ Liebe, wenn sie Menschen erfasst? Ist sie am Ende nicht mehr als nur ein möglicherweise unerfüllbarer Sehnsuchtsort?
Die Liebe erfordert offensichtlich diskrete Annäherungsversuche, um wenigstens eine Ahnung von ihr zu erhaschen. Die mit diesem Band dokumentierte Tagung der Evangelischen Akademie in Bad Herrenalb versuchte dies mit unterschiedlichen Beiträgen und Ansichten zur Literatur, bildenden Kunst und Religion. Poetisches und Melancholisches, Romantisches und Abgründiges über die große Liebe ist zu erfahren, stets im Bewusstsein, dass alles nur Annäherungsversuche an ein Geheimnis sein können, das – so Klaus Nagorni – „letztlich nicht von außen beschrieben, sondern nur von innen erfahren werden kann“.
Dokumentation einer Tagung der Evangelischen Akademie Baden gemeinsam mit dem Freundeskreis der Evangelischen Akademie Baden e. V.
Weitere Infos & Material
Vorwort
Hansgeorg Schmidt-Bergmann
„Der Wunsch, nicht geliebt zu werden“ Rainer Maria Rilke, die Liebe und die Frauen
Marita Rödszus-Hecker
„Ein Nachgeschmack von dumpfer Traurigkeit“ Erinnerungen einer Leserin
Dietmar Jaegle
Wortkünstler und Liebesentdeckungen. Einsichten der Marbacher Ausstellung „Ich liebe Dich!"
Ulrike Rein
Die Liebe zur Malerei. Künstler in ihren Ateliers
Manfred Oeming
„Deine Liebe ist köstlicher als Wein“ Das richtige Verständnis der Liebe im Hohelied jenseits der leidigen Alternativen von Allegorie und Pornographie
Klaus Nagorni
„. in der Schwebe des Lebendigen bleiben“ Die Liebe befreit aus jedem Bildnis
Verfasser
Vorwort
Keine andere Emotion berührt Menschen so wie die Erfahrung der Liebe. Die Liebe ist das Urthema der Religion, der Literatur und der Bildenden Kunst. Sie führt Menschen auf die Höhen und in die Tiefen ihrer Existenz. Sie eröffnet Ausblicke in himmlische Sphären und in höllische Abgründe, in Liebesleid und Liebeslust. Die Liebe ist das Versprechen, das das Leben verzaubert und verwandelt – wie auch der Bruch dieses Versprechens, wenn sie enttäuscht wird.
Was hat es auf sich mit der großen Liebe, wenn sie Menschen erfasst? Lässt sie sich überhaupt von außen beschreiben oder nur am eigenen Leib, der eigenen Seele, erfahren? Ist sie am Ende gar nur eine Phantasmagorie, eine literarische Erfindung, die in lyrischen Gedichten und herzergreifenden Romanen beschworen wird? Ist sie ein Traum aus der Jugend oder der liebesseligen Welt der Schlager und Chansons, über den die Zeit hinweg geht? Oder ist sie noch etwas ganz Anderes – die leise Ahnung einer noch größeren Liebe, die sich erst mit und in dem Glauben an den Gott, der selbst die Liebe ist, erfüllt?
Im alltagssprachlichen Gebrauch taucht die große Liebe eher versteckt und in kleiner Münze auf. Die Rede ist von der großen Liebe zum Theater, zur Literatur oder zur Kunst, die jemand mit Leidenschaft pflegt, zur Fotografie auch, zum Schachspiel oder zur Gärtnerei. Die große Liebe zu einer Landschaft ist zu nennen, mit der man sich in Seelenverwandtschaft verbunden weiß. Aber selbst in solchen Kontexten ist eine Beziehung gemeint, die einen Menschen ganz umfangen, manchmal auch umgarnen, und vollständig ausfüllen kann.
Nicht weniger aufschlussreich ist der Zeitmodus, in welchem die große Liebe zur Sprache kommt. Ist es die Vergangenheit, weil die große Liebe längst zu einem nostalgisch verklärten Erinnerungsbild aus fernen Jugendtagen geworden ist? Erlebe ich sie als Gegenwart, ganz berauscht von ihrem gegenwärtigen, gerade jetzt anwesenden und noch ganz jungen Glück? Oder spreche ich von ihr im Modus der Zukunft, weil ich sie stärker erhoffe, als dass ich sie schon selbst erfahren hätte? Und ist die große Liebe letztlich sowieso ein unerfüllter und möglicherweise unerfüllbarer Sehnsuchtsort? Diskrete Versuche einer Annäherung sind unerlässlich, um wenigstens eine Ahnung von ihr zu erhaschen. Aber ebenso ist Behutsamkeit geboten, damit sie sich nicht zurückzieht wie ein schöner Schmetterling!
Das versuchte die hier dokumentierte Tagung der Evangelischen Akademie Baden mit ihren unterschiedlichen Beiträgen und Ansichten zu leisten. Sie hat sich auf die Suche begeben, die vielfältigen Formen und Gestalten der großen Liebe zu erkunden. Dazu gehört die Liebe, die Künstler in ihren Ateliers zur Malerei entwickelt haben ebenso wie die körperbetonte Liebeslyrik des biblischen Hohenliedes. Die schwebenden Formen der Liebe, die sich in großer Literatur niederschlägt und im Leser oder der Leserin eines Romans noch nachbebt. Das Ausweichen vor ihren Erschütterungen und Verwerfungen ebenso wie das in Liebensbriefen mitgeteilte Versprechen auf Ewigkeit, symbolisiert im Bild der aneinander geketteten Schlösser, auf dem sich zwei Herzen einander zuneigen. Poetisches und Melancholisches, Romantisches und Abgründiges über die große Liebe ist auf den folgenden Seiten zu finden – immer in dem Bewusstsein, dass alles nur Annäherungsversuche an ein Geheimnis sein können, das letztlich nicht von außen beschrieben, sondern nur von innen erfahren werden kann.
Wir wünschen Leserinnen und Lesern eine anregende Lektüre, die sie auf die Spur ihrer großen Liebe führen möge.
Klaus Nagorni
Akademiedirektor i. R., Evangelische Akademie Baden
Prof. Dr. Sabine Liebig
Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelische Akademie Baden e. V.
Karlsruhe, im Januar 2015