Schneider | Das literarische Porträt | Buch | 978-3-86596-001-6 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 1, 294 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 393 g

Reihe: Literaturwissenschaft

Schneider

Das literarische Porträt

Quellen, Vorbilder und Modelle in Thomas Manns "Doktor Faustus"

Buch, Deutsch, Band 1, 294 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 393 g

Reihe: Literaturwissenschaft

ISBN: 978-3-86596-001-6
Verlag: Frank und Timme GmbH


Die Arbeit untersucht Thomas Manns schriftstellerische Technik der Gestaltung von Romanfiguren nach Quellen, Vorbildern und Modellen und verwendet zur Beschreibung dieses Verfahrens den Begriff »Porträt«. Sie geht von der Tatsache aus, dass Thomas Mann auf autobiographische Erfahrungen und Erinnerungen an Verwandte, Freunde, Kollegen oder Zeitgenossen zurückgegriffen sowie Figuren, Szenerien und selbst kleinste Details nach Bildvorlagen gestaltet hat. Bei der Untersuchung der verschiedenen Schnittstellen zwischen gesellschaftlicher Wirklichkeit und literarischer Fiktion wird deutlich, dass das künstlerische Mittel des Porträts nicht nur jeweils dazu beiträgt, die einzelnen Schichten der sinnhaften Struktur zu konstituieren, sondern ein integraler Bestandteil des Romans ist.
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Weitere Infos & Material


1;Thomas Schneider;4
2;Quellen, Vorbilder und Modelle in Thomas Manns;4
3;Vorwort;6
4;Inhalt;8
5;1. Beginn;12
5.1;1.1 Phänomen und Problem;12
5.2;1.2 Porträt und Literatur;20
5.3;1.3 Forschung und Fragen;26
5.4;1.4 Material und Methode;32
6;2. Christian, Bilse und Schopenhauer;40
6.1;2.1 Ein trauriger Vogel;40
6.2;2.2 Das Trugbild eines Mannes;47
6.3;2.3 Bogenlinien und Kreise;53
7;3. Kunstverständnis um die Jahrhundertwende;63
7.1;3.1 Kein Augenmensch;63
7.2;3.2 Leuchtete München?;70
7.3;3.3 Humanistische Prüderie;75
8;4. Bilder, Quellen und Studien;81
8.1;4.1 Malerisch-Bildmäfliges;81
8.2;4.2 Eine empörende Sensation;86
8.3;4.3 Operngläser und Kartenhäuser;93
9;5. Repräsentativer Realismus;102
9.1;5.1 Überpersönliches;102
9.2;5.2 Nicht Individuen, sondern Masken;111
9.3;5.3 Solche Späfle;116
10;6. Porträts im Doktor Faustus;124
10.1;6.1 Thematische Ebene;124
10.2;6.2 Gesellschaftliche Ebene;155
10.3;6.3 Figürliche Ebene;172
10.4;6.4 Persönliche Ebene;195
10.5;6.5 Künstlerische Ebene;210
10.6;6.6 Diabolische Ebene;232
11;7. Auswertung;248
11.1;7.1 Radikale Autobiographie;248
11.2;7.2 Wahre Symbolik?;254
11.3;7.3 Porträthaftigkeit;259
12;8. Schluss;266
13;Literatur;270
14;Anhang: Porträts im Doktor Faustus;293


3. Kunstverständnis um die Jahrhundertwende (S. 62-63)
Die Schriftsteller werden von den Malern beeinflußt, wie diese von den Literaten; unter allen Köpfen einer Generation besteht ein fortwährender Gedankenaustausch. Die Journalisten, die populären Romandichter, die Illustratoren, die Zeichner machen der Menge die Wahrheiten verständlich, die die großen geistigen Potenzen entdeckt haben.
3.1 Kein Augenmensch
Im Doktor Faustus ist Leverkühn Zeitbloms Einschätzung zufolge ein Verächter der Augenlust, und so sensitiv sein Gehör war, so wenig hatte es ihn von jeher gedrängt, sein Auge an den Gestaltungen der bildenden Kunst zu schulen". Und er geht noch weiter: Die Unterscheidung zwischen den Typen des Augen- und des Ohrenmenschen hieß er gut und unumstößlich richtig und rechnete sich entschieden zu dem zweiten." (GW VI, 236) Ohnehin gäben Künstler wenig acht auf eine umgebende Gegenwart, die zu der Arbeitswelt, in der sie leben, nicht in direkter Beziehung steht, und in der sie folglich nicht mehr als einen indifferenten, der Produktion mehr oder weniger günstigen Lebensrahmen sehen". (GW VI, 285f.)
Thomas Mann thematisiert hier, auf Leverkühn übertragen, seine Einstellung zu visuellen Sinneswahrnehmungen, die seine Schaffensweise nachhaltig bestimmte. Nach Fertigstellung des Romans bekannte er in einem Brief an Emil Preetorius vom 12.12.1947, er sei eigentlich kein Augenmensch, sondern mehr ein in die Literatur versetzter Musiker". (Br II, 574) Und seine fehlende Orientierung an der Welt der sichtbaren Dinge erläuterte Thomas Mann noch am 5.12.1954 gegenüber Karl Kerényi mit einer Anspielung auf Friedrich Schiller:
Zwar muß ich nicht, wie der große Schiller, gestehen: 'Leider ist Italien und Rom besonders kein Land für mich; das Physische des Zustandes würde mich drücken und das aesthetische Interesse mir keinen Ersatz geben, weil mir das Interesse und der Sinn für die bildenden Künste fehlt.' [ ] Aber eine gewisse beunruhigende Verwandtschaft mit dem Dichter ist doch vorhanden, der über seine Unwissenheit klagte und vor dem Epos zurückschreckte, weil ihm 'die Kenntnisse fehlten', die ein Homeriker braucht. Auch für mich ist die Welt des Auges nicht eigentlich meine Welt, und im Grunde will ich nichts sehen wie er.


Schneider, Thomas
Thomas Schneider, geboren und aufgewachsen in Berlin. Von 1991 bis 1998 Studium der Neueren Deutschen Philologie an der Technischen Universität Berlin und der Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Abschluss Magister Artium. Promotion zum Doktor der Philosophie, die wissenschaftliche Aussprache erfolgte im Mai 2004.


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