Buch, Deutsch, Band 40, 182 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 220 mm
Buch, Deutsch, Band 40, 182 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 220 mm
Reihe: Interdisziplinäre Forschungen
ISBN: 978-3-99106-170-0
Verlag: innsbruck university press
Der Neopositivismus antwortet auf den Krieg der Ideologien des 19. Jahrhunderts mit der Suche nach einem objektiven Fundament der Wissenschaften. Dessen Grundfrage ist das Verhältnis von Sprache und Nichtsprachlichem. Dazu liefert Ludwig Wittgensteins (1889-1951) Frühwerk "Tractatus logico-philosophicus" (1921) eine bis heute beachtete Antwort. Doch er wendet sich davon ab und entwickelt unter dem Begriff des Sprachspiels eine Konzeption, die der Sprache weder eindeutige Bedeutungen noch bestimmte Regeln, aber vielfältige Gebrauchsformen attestiert, so dass das Verhältnis von Wort und Gegenstand diffus wird und sich daraus kein objektives Weltverständnis ableiten lässt. Just als man wissenschaftstheoretisch um 1980 erkennt, dass sich das Verhältnis von Wort und Gegenstand nicht bestimmen lässt, erscheint "La condition postmoderne" von Jean-François Lyotard (1924-1998), das die wissenschaftliche Wahrheit in Frage stellt. An deren Stelle tritt die Effizienz. Damit löst Lyotard die Postmoderne-Debatte aus. In seiner Begründung einer politischen Philosophie "Le Différend" schließt er 1983 an die Sprachspielkonzeption an: Die verschiedenen Diskursarten – der ökonomische, der juristische etc. – liegen miteinander im "Widerstreit", weil sie sich nicht ineinander übersetzen lassen, so dass sich eine Konsens-Demokratie, wie sie Jürgen Habermas vorschwebt, nicht verwirklichen lässt. Aber diese Struktur verhindert, dass sich ein hegemonialer Diskurs durchsetzt, z.B. der ökonomische. Bis heute wirft man der postmodernen Philosophie vor, damit dem postfaktischen Diskurs der Rechten den Weg geebnet zu haben. Man übergeht das ungelöste Problem von Sprache und Welt und propagiert trotzdem die Objektivität der Wissenschaften: der Weg in die aktuelle Expertokratie.




