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E-Book, Deutsch, 188 Seiten

Schröder Sündenbock und Heiliger Henker

Das Judentum als Zerrbild im Spiegel der christlichen Religions-Mythologie
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-347-39199-4
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Judentum als Zerrbild im Spiegel der christlichen Religions-Mythologie

E-Book, Deutsch, 188 Seiten

ISBN: 978-3-347-39199-4
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Woher kommt der Judenhass? Warum ist er überhaupt in der Welt? Welchen Anteil hat das paulinisch geprägte Christentum an der Entstehung und dem Fortwirken dieses uralten Konfliktes? Warum besteht eine ständige Ambivalenz zwischen dem Hass auf die Juden und der Angst vor den Juden? Eine schier unermessliche Materialfülle ist zu diesem Thema bereits veröffentlicht worden. Trotzdem wird der Antisemitismus selbst bisher kaum verstanden. Die Vorstellungen davon, wie er entsteht und funktioniert, wie er zu analysieren ist, bleiben trotz vieler Versuche unterentwickelt. Es sollte aber möglich sein, einzelne Ursachen für dieses Phänomen zu erkennen und zu beschreiben.

Geboren 1949 im Rheiderland in Ostfriesland. Nach Abschluss einer Ausbildung als Industrie-Kaufmann war der Autor als selbstständiger Unternehmer verantwortlich für den Aufbau und die Leitung eines Software-Unternehmens. Anliegen und Ziel dieses Buches ist es, einige Hintergründe des religiösen Antisemitismus und seine Auswirkungen auf die Moderne aufzuzeigen.
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Vorwort und Einleitung

Die nachstehende Ausarbeitung ist ein Versuch, zu den Ursachen und zu einzelnen Wurzeln des Antisemitismus vorzudringen. Ein wesentliches Merkmal dabei ist, daß der Antisemitismus keine Grenzen hat und „dem Juden“ verschiedene und sich zum Teil widersprechende Eigenschaften zuschreibt. Der Jude ist Kapitalist und Bolschewik – er ist kastriert und gefährlich potent. Diese Unbestimmbarkeit ist einerseits bedrohlich und erschreckend, andererseits erlaubt sie es aber auch, ihn in jeden gewünschten Zusammenhang einzupassen.

Ein großes Problem ist die schier unermeßliche Materialfülle, die zu diesem Thema bereits veröffentlicht wurde. Deshalb handelt es sich hier bewußt nicht um einen ganzheitlichen Ansatz, sondern um das Hervorheben von christlich-religiösen Einzelthemen und Weltanschauungen, die als eine der wesentlichen Ursachen für das Entstehen und Fortdauern des Judenhasses im Verlauf der Geschichte angesehen werden können.

Der Antisemitismus selbst wird bisher kaum verstanden. Die Vorstellungen davon, wie er entsteht und funktioniert, wie er zu analysieren ist, bleiben trotz vieler Versuche unterentwickelt. Es sollte aber möglich sein, die Ursachen für dieses Phänomen zu erkennen und zu beschreiben.

Ein erster Ansatz ist die historische christliche Betrachtungsweise. Den Juden wurde vorgeworfen, die sittliche Ordnung der Welt zu verletzten. Weil sie Jesus verleugneten und angeblich getötet hatten, stellten die Juden sich in einen offenen Gegensatz zur allgemein akzeptierten Vorstellung von Gott und den Menschen. Alles, was heilig war, setzten sie durch ihre bloße Existenz herab.

Sie präsentierten das Übel der Welt nicht nur, sondern schienen in den Augen der Christen mit dem Bösen identisch. Sie wurden zum freiwilligen Werkzeug des Bösen. Alle Begriffe, mit denen die Antisemiten Juden belegten, waren mit der moralischen Weltordnung verknüpft. Juden mit dem Bösen gleichzusetzen bedeutete, sie zu dämonisieren und in dieser Gestalt in das Leben des Antisemiten zu integrieren.

Damit gefährden die Juden durch ihre bloße Existenz den sittlichen Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Interpretation, daß Juden die moralische Ordnung zerstören, kann religiös oder rassisch motiviert sein. Ersteres gilt für das Christentum, letzteres für das NS-Deutschland.

Der Antisemitismus speist sich also in erster Linie aus kulturellen Quellen, die unabhängig von Wesen und Handlungen der Juden sind. Er ist in der Gesellschaft latent oder offen immer vorhanden. Es spielt überhaupt keine Rolle, was die Juden konkret tun, die Quelle des Vorurteils ist die Person (die Gesellschaft) die davon besessen ist. In theologisch geprägten Zeiten bezieht sich der Antisemitismus eher auf die religiösen Glaubensansätze, in säkularen Zeiten wird er sich eher rassisch artikulieren.

Er gleicht sich aber immer dem herrschenden kulturellen Modell an und wird niemals insgesamt verschwinden. Man sollte sich immer davor hüten, die Ursache des Antisemitismus im Verhalten der Juden zu suchen und damit Ursache und Symptom zu vertauschen. Beispielsweise ist der oft zitierte wirtschaftliche Neid bereits die Konsequenz einer latent bestehenden Antipathie gegen Juden.

Juden werden von Antisemiten nicht als Persönlichkeiten anerkannt, sondern nur als „Juden“ und dieses Etikett machen sie zum bestimmenden Merkmal anstatt sie als Mitbürger zu akzeptieren.

Ein überzeugender Beweis dafür, daß Antisemitismus nichts mit dem Handeln der Juden und ihren tatsächlichen Charaktereigenschaften zu tun hat, ist der, daß Judenfeindschaft auch dort auftaucht, wo es gar keine Juden gibt und der Antisemitismus von Menschen vertreten wird, die nie einem Juden begegnet sind. Antisemitismus ohne Juden war im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa die Regel und damit ein dauerhaftes Charakteristikum des Abendlandes.

Aus historischer Sicht bedeutsam ist die Tatsache, daß sich das von christlichen Theologen geschaffene Stereotyp des Juden über die Jahrhunderte hinweg hielt und bis heute weiterwirkt. Dabei interessieren keine Zahlen, Fakten und andere rationale Argumente. Auch daß viele Juden einen Nobelpreis erhielten (und damit zum internationalen Ansehen Deutschlands erheblich beitrugen), beeindruckt nicht. Juden wurden instinktiv nicht gemocht, man betrachtete sie nicht als einen integrativen Teil des eigenen Volkes und man hegte schwerwiegende Verdächtigungen gegen sie. Der russische Arzt Leon Pinsker hat nach anfänglichem Optimismus 1882 resigniert erklärt, daß die Juden ein eigenes unterscheidbares Element unter den Völkern bildeten und sich daher weder assimilieren noch in anderen Völkern aufgehen könnten. Juden wurden abgelehnt, wenn sie schwach waren und wenn sie stark waren, wenn sie sich um Assimilation bemühten und wenn sie an ihrer traditionellen Religion und Lebensweise festhielten.

Die Notwendigkeit, schlecht von Juden zu denken, sie zu hassen, ist direkt mit dem Christentum verwoben. Alle Vorwürfe gegen die Juden werden damit plausibel. Wenn die Juden schon Jesus ermordeten und seine Lehren ablehnen, wovor sollten sie dann noch zurückschrecken?

Darüber hinaus verfügt der Antisemitismus über eine außergewöhnliche Anpassungs- und Modernisierungsfähigkeit. Wenn die Existenz des Teufels immer weniger Menschen bewegt, muß der Jude nicht länger zum Werkzeug des Teufels gestempelt werden. Er tritt nun in säkularer Kleidung auf, bleibt aber ebenso gefährlich und bösartig wie sein Vorgänger. So kann innerhalb einer Gruppe jedes Wahngebilde zu einer sozialen Macht werden.

Was den Einzelnen nur blamieren würde, macht die Gemeinschaft stark. In diesem Sinne wirkt auch die Lüge – sie schließt die Reihen nach innen und wirkt nach außen als Drohung. Es ist sinnlos, gegen solche Konstrukte mit Argumenten zu arbeiten. Der Antisemit hat ja gar nicht die Absicht zu sagen was ist. Er sagt, was sein müßte, damit gerechtfertigt wird, was er bereits plant.

Offensichtlich ist die Bestimmung einer christlichen Moralordnung, in die die Juden als eingeschworene Feinde eingebunden wurden, die mächtigste Einzelursache für den Antisemitismus der christlichen Welt. Vor diesem Hintergrund bedeutet die Aufgabe des Antisemitismus auch eine äußerst unbequeme Neugestaltung der christlichen Gesellschaftsordnung. Die christliche Religion hat einen Gruppenhass hervorgebracht, der keiner anderen Diskriminierung in der abendländischen Geschichte gleichkommt.

Von vielen Wissenschaftlern wird angenommen, daß dieser Antisemitismus abebbt oder gar verschwindet. Diese Darstellung ist falsch. Nicht der Antisemitismus selbst nimmt zu oder ab, es sind vielmehr nur seine Ausdrucksformen, die sich ändern. Der Hass selbst bleibt latent in der Gesellschaft. Eine temporäre Abnahme antisemitischer Handlungen bedeutet keineswegs den Rückgang antisemitischer Auffassungen.

Die Einschätzung (und Wertschätzung) der jüdischen Religion durch die Christen erfolgt in der Regel aus einem Gefühl der verinnerlichten Wahrheit. Der Christ geht davon aus, daß er auf einem stabilen Fundament von Argumenten und Glaubensrichtlinien steht, die sich in dem Jesuswort „Dein Reich komme“ zusammenfassen lassen. Von dieser Position aus diskutiert er mit dem Juden. Durch Aufklärung, Erziehung und toleranter Glaubenslehre wird der moderne Christ versuchen, die Nächstenliebe umzusetzen und den Juden als seinen Nächsten anzusehen. Vor diesem Hintergrund ergibt sich auch bei den sog. „Philosemiten“ ein warmes Gefühl von Verständnis, der Anerkennung des Anderen und ein bewußter Verzicht auf alle Aggressivität.

Diese positive Einstellung gilt aber nur solange, wie das angeblich so sichere christlich-religiöse Fundament existiert. Die argumentative Sicherheit in dieser fundamentalen Wagenburg ist die Voraussetzung für die Toleranz des modernen Christen. Wenn dieser moderne Christ aber erkennt, daß die Fundamente seines Glaubens angegriffen werden und dem Druck der gegnerischen Argumente nicht mehr standhalten, kehrt sich die vordergründige Akzeptanz der jüdischen Religion als „Bruderreligion“ um in Aggressivität und in der Fortsetzung dieser Tendenz in einen latenten oder sogar in einen öffentlichen Antisemitismus.

Der Antisemitismus ist eine Begleiterscheinung des Christentums. Seit der Festigung der Herrschaft der Christen im Römischen Reich predigen ihre Führer gegen die Juden. Denn solange die Juden die Offenbarung Jesu ablehnten, forderten Sie, ohne es zu wollen, das christliche Vertrauen in diese Offenbarung heraus.

Seit die Kirche Macht gewonnen hat, verfolgt sie die Juden. Den rettenden Satz „Die Juden sind Menschen und daher Kinder Gottes“ hat bis heute kein Papst ausgesprochen. Er dürfte ihn auch vom Standpunkt der katholischen Theologie niemals aussprechen. Wenn Ungetaufte ebenfalls ewige Seligkeit erlangen können, ist jede Mission sinnlos. Damit fiele ein Grundpfeiler der kirchlichen Macht für immer in sich zusammen. Das Problem wird auch dadurch verstärkt,...



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