Schwab | Kullmann unter Tage | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 10, 416 Seiten

Reihe: Kullmann-Reihe

Schwab Kullmann unter Tage


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7502-3730-8
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 10, 416 Seiten

Reihe: Kullmann-Reihe

ISBN: 978-3-7502-3730-8
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Mann wird an der Seilscheibe des Förderturms im Bergwerk Velsen zu Tode gequetscht. Unfall oder Mord? Um das herauszufinden muss der Polizeibeamte Grewe, der in seinem früheren Leben Bergmann war, undercover einfahren. In einer Welt tausend Meter unter der Erde stößt er auf einen weiteren Toten und auf ein tödliches Geheimnis, das elf Jahre zurückliegt. Damals hatte Kommissar Kullmann ermittelt, war jedoch an den ungeschriebenen Gesetzen der Bergleute gescheitert. Wird es ihm heute gelingen, zusammen mit Grewe direkt vor Ort den alten Fall aufzuklären? Oder muss er in seinem Alter - entgegen aller Warnungen - selbst in die Tiefe hinab? Originaltitel: Blutige Seilfahrt im Warndt Band 1: Ein ganz klarer Fall Band 2. Kullmann jagt einen Polizistenmörder Band 3: Kullmann kann's nicht lassen Band 4: Kullmann stolpert über eine Leiche Band 5: Kullmann und die Schatten der Vergangenheit Band 6: Kullmann in Kroatien Band 7: Kullmann auf der Jagd Band 8: Kullmann ermittelt in Schriftstellerkreisen Band 9: Kullmann und das Lehrersterben Band 10: Kullmann unter Tage Band 11: Kullmann ist auf den Hund gekommen

'Gestorben wird immer' in den Büchern von Elke Schwab, denn 'Mord ist ihr Hobby'. Das beweist die Tatsache, dass die Krimiautorin aus Leidenschaft in den letzten 20 Jahren über 20 Kriminalromane auf den Markt gebracht hat. Und es werden noch mehr, so viel kann sie schon verraten. Nach 14 Jahren ist die Autorin wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Dort ist sie näher an ihren unzähligen Tatorten ...
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Kapitel 1


Kriminalhauptkommissar Jürgen Schnur stand ratlos auf dem zugigen Gelände und hielt krampfhaft seinen Blick nach oben gerichtet. Als der Anruf der Staatsanwältin in seinem Büro eingegangen war, hieß es, dass auf der Grube Velsen ein tödlicher Unfall passiert sei. Warum Ann-Kathrin Reichert ihn für einen Unfall am Schacht eines Bergwerks auf den Plan rief, wusste Schnur nicht. Normalerweise wurde für solche Fälle die Bergpolizei gerufen. Die Kriminalpolizei hatte keinerlei Befugnisse, auf einem Grubengelände, geschweige denn in einer Grube zu ermitteln. Er fühlte sich auf dem großen, zugigen Gelände voller Menschen und Maschinen deplatziert.

Die Beamten der Schutzpolizei sorgten dafür, dass sich die Schaulustigen, deren Geschrei immer aufgeregter wurde, auf einem Parkplatz versammelten. Die Kollegen der Spurensicherung veranstalteten auf dem Förderturm in vierzig Metern Höhe eine Art Freeclimbing. Sie waren damit beschäftigt Schutzfolien auszubreiten, um die Reste des Toten auffangen zu können, sollten sie sich von dem Stahlseil lösen. Männer in Bergmannskluft diskutierten heftig miteinander, ohne das Spektakel um sie herum noch wahrzunehmen.

»Ich dachte, der Betrieb auf dieser Grube sei eingestellt«, sagte Kommissar Erik Tenes und stellte sich neben seinen Vorgesetzten.

Erschrocken drehte Schnur sich um und fragte zurück: »Was tust du denn hier? Ich dachte, du bist noch in Reha.«

»Irgendwann muss doch mal Schluss ein«, antwortete Erik und grinste verkrampft. »Ich war jetzt drei Monate krank. Die Decke fällt mir auf den Kopf. Und sollte das passieren, komme ich in die nächste Reha für Polizisten mit Dachschaden. Willst du das wirklich riskieren?«

Schnur schaute Erik prüfend an. Sein Gesicht war blass und eingefallen, sein Lachen wirkte gezwungen. »Nein! Dann ist es besser, du kehrst in unseren sicheren Schoß zurück«, sagte er grinsend.

Der letzte Einsatz hatte Erik Tenes fast das Leben gekostet. Lange hatte er im Krankenhaus gelegen, um sich von seinen Verletzungen zu erholen, bevor er zu einer Rehamaßnahme geschickt worden war. Auch wenn er vorgab, wieder der Alte zu sein, so sah sein Vorgesetzter doch, dass er noch weit davon entfernt war. Trotzdem wollte er seinen Freund und Kollegen zurück in seinem Team haben, weil er hoffte, dass die Arbeit eine gute Medizin für ihn war. »Du weißt ja, dass ich jede Hilfe gut gebrauchen kann«, fügte er an. »Anke ist in Mutter-Kind-Kur.«

»Nur noch bis Freitag«, erklärte Erik. »Dafür ist Kriminalrat Forseti in Urlaub. Der wird uns am meisten fehlen.«

»Von wegen fehlen! Wenn Forseti weg ist, fühle ich mich auch wie im Urlaub.«

»Also um auf meine Frage zurückzukommen«, erinnerte Erik, »warum ist dieses Bergwerk noch in Betrieb? Ich dachte, die Bergwerke wären alle stillgelegt.«

»Die Grube Warndt wird erst 2012 stillgelegt«, antwortete Schnur. »Die beiden Anlagen Ensdorf und Warndt fördern bis zur letzten Sekunde.«

»Warndt? Sind wir hier nicht in Velsen?« Erik staunte.

»Velsen und Warndt zählen als ein Bergwerk.«

»Wieder was dazugelernt.«

Schnur schaute sich weiter um. Er sah die Polizeibeamtin Andrea Westrich. Sie befand sich unter den Schaulustigen. Ausgerüstet mit Block und Stift befragte sie die Zeugen dieses spektakulären Ereignisses.

Doch plötzlich wurde er abgelenkt, als eine Frage an sein Ohr drang: »Warum wurde ich hierherbestellt?« Er drehte sich um und sah in das verfrorene Gesicht von Dr. Thomas Wolbert. Die dunklen Locken des Gerichtsmediziners sahen bei jeder Begegnung heller aus, weil sich immer mehr graue Strähnen bildeten. Unbewusst fuhr sich Schnur über seine eigenen Haare und überlegte, wann er das letzte graue Haar herausgezupft hatte.

»Weil es einen Unfall mit tödlichem Ausgang gegeben hat.«

»Werde ich jetzt zu jedem Todesfall gerufen?«

Schnur zuckte mit den Schultern. »Die Staatsanwältin hat angeordnet, dass wir uns den Fall genauer ansehen. Ich habe mich auch darüber gewundert.«

»Warum schaltet sie sich in diesen Fall überhaupt ein?«, bohrte Wolbert weiter.

»Keine Ahnung. Vielleicht, weil das Thema Bergbau von den Medien immer sensibler behandelt wird, je näher die Schließungen der Gruben heranrücken«, spekulierte Schnur.

Plötzlich erschütterte ein lautes Brummen den Platz. Alle verstummten schlagartig und schauten in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Ein vier Meter hoher und zwölf Meter langer LKW der Feuerwehr bog von der Hauptstraße auf das Grubengelände ein. Es war ein großer Sattelschlepper, der einen sechsachsigen Anhänger mit Hubarbeitsbühne hinter sich herzog. Langsam rollte das mächtige Fahrzeug auf den Förderturm zu. Der Mann am Steuer wurde von den Kollegen der Schutzpolizei eingewiesen, um ohne anzustoßen die engen Kurven zu umfahren.

»Als hätten sie das einstudiert«, stellte Erik fest.

Vier Hydraulikstützen fuhren an den Seiten des LKWs heraus und hoben die komplette Einheit bestehend aus Steiger und Zugeinheit an. So glichen sie alle Unebenheiten des unbefestigten Bodens aus und stabilisierten die Gesamtkonstruktion der Maschine. Dann begann der Arm des Steigers sich langsam zu bewegen. Zunächst hob sich der untere Teil an, dann folgte der Oberarm. Zum Schluss wurde der dünnere Unterarm aufgerichtet und gesichert. Eine Bühne hing an dessen Ende. Als er in Position war, stoppte die Maschine.

Der Gerichtsmediziner folgte mit blassem Gesicht den Mitarbeitern des Labors, dem Polizeifotografen und einem Feuerwehrmann. Sie bekamen Helme gereicht, die sie aufsetzten, bevor sie in den Korb stiegen.

»Hoffentlich bin ich schwindelfrei«, murmelte er.

»Wie gut, dass ich da nicht raufmuss«, stellte Schnur erleichtert fest.

Doch der Korb setzte sich nicht in Bewegung.

Alle starrten auf Schnur, der seinen Blick stoisch auf der Arbeitsbühne ruhen ließ. Es dauerte eine Weile, bis Erik seinen Vorgesetzten in die Seite rammte und anmerkte: »Es hängt alles nur noch an dir.«

»Wie? Was?«, frage Schnur. Erst jetzt fielen ihm die wartenden Blicke auf.

»Ich vermute mal, dass du als zuständiger Chefermittler mit den Jungs nach oben fahren sollst«, antwortete Erik.

»Warum? Wir wissen doch gar nicht, ob es sich um Mord handelt.«

Schnur wurde mulmig zumute.

»Du bist hier, um das zu entscheiden.«

Schnur fuhr sich nervös über sein Kinn und zögerte.

»Hast wohl deinen Rasierapparat vergessen, Barbarossa«, spottete Erik. Er wusste, wie peinlich genau Schnur stets seine roten Bartstoppeln entfernte, kaum dass sie sichtbar werden konnten. Als könnte er damit diesen elenden Spitznamen vergessen machen.

»Noch einmal Barbarossa und ich schicke dich nach oben«, murrte Schnur.

Er zog den Schutzanzug und die Schutzhaube über, die ihm ein Mitarbeiter der Spurensicherung entgegenhielt, und stapfte zur Arbeitsbühne.

*

Das kratzende Dröhnen des Walzenschrämladers war laut bis in die Fußstrecke von Flöz 7 in über tausend Metern Tiefe zu hören. Während die beiden Schneidwalzen unaufhörlich rotierten, schrämte die vordere die Kohle im oberen Bereich ab und die hintere Walze die Kohle vom unteren Bereich des Flözes. Direkt im Anschluss wurden hydraulisch gesteuerte Stahlschilde in Bewegung gesetzt, um den Hohlraum, der durch den Abbau entstand, gegen den enormen Gebirgsdruck abzusichern. Die Männer bedienten die Maschinen mit großer Sicherheit. Jeder wusste genau, was er zu tun hatte.

Plötzlich klingelte das Telefon.

Steiger Georg Remmark nahm den Hörer in die Hand, während die lauten Maschinen weiterliefen. Er lauschte eine Weile. Dann legte er auf, richtete seinen Blick auf die Männer und winkte mit seiner Grubenlampe vertikal auf und ab. Ein Zeichen dafür, dass sie ihre Arbeit anhalten sollten. Sofort stellten sie die Maschinen ab.

Die Stille, die plötzlich eintrat, war gespenstig. Nur der Luftzug der Bewetterung war zu hören. Unruhe machte sich unter den Männern breit. Während der Kohleförderung ohne ersichtlichen Grund abzubrechen, war ungewöhnlich. Endlich gab der Steiger mit seiner Kopflampe ein rotierendes Zeichen. Dies bedeutete, ihm in die Bandstrecke zu folgen.

»Was ist passiert?«

»Es hat über Tage einen Unfall gegeben«, antwortete Remmark. »Jemand ist mit dem Korb bei der Leerfahrt verunglückt. Deshalb müssen wir aufhören und am Warndtschacht ausfahren.«

»Wie ist das passiert? Wie kann man bei der Seilfahrt verunglücken?«, fragten die Kameraden ungläubig.

Remmark zögerte kurz, bevor er den genauen Bericht wiedergab, den er über das Telefon erhalten hatte. »Es heißt, es wäre einer von uns.«

»Das war niemals ein Unfall«, widersprach Michael Bonhoff, den alle unter Tage »Mimose« nannten. »Wie soll das möglich sein? Niemand kann am Stahlseil festhängen, bis er unter die Seilscheibe gerät.«

»Kein Grund durchzudrehen, Mimose«, rief Remmark unfreundlich und fügte noch lauter an: »Es war ein Unfall! Was soll es sonst gewesen sein?«

Nur große Augen aus kohleverschmierten Gesichtern starrten ihn verständnislos an.

»Was glaubt ihr, was passiert, wenn hier ein Mord vermutet wird? Dann wimmelt es nur so von Polizei, die Grube wird heute schon dichtgemacht. Wollt ihr das?«

Allgemeines Kopfschütteln.

»Ich kann nur hoffen, dass es keinen von uns erwischt hat«, fügte Remmark noch hinzu.

Alle schauten sich um, bis Paolo Tremante sagte: »Pitt fehlt.«

»Den habe ich heute noch gar nicht gesehen«, trug Hans Rach bei. »Ist er überhaupt mit uns...



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