Schwarzer Psychologie des Gesundheitsverhaltens
3., überarbeitete Auflage 2004
ISBN: 978-3-8409-1816-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Einführung in die Gesundheitspsychologie
E-Book, Deutsch, 449 Seiten
ISBN: 978-3-8409-1816-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Welche psychologischen Prozesse sind für eine gesunde Lebensweise oder für riskante Gewohnheiten verantwortlich? Im Blickpunkt der Neubearbeitung des Bandes steht förderndes sowie riskantes Gesundheitsverhalten. Der Band liefert eine aktuelle Übersicht psychologischer Theorien und Modelle des Gesundheitsverhaltens.
Der Zusammenhang zwischen Verhalten und Krankheitsrisiko wird ausführlich in Bezug auf Krebserkrankungen und koronaren Herzkrankheiten erläutert. Die Auswirkungen von Stress und körperlicher Aktivität auf die Gesundheit werden erörtert. Weiterhin informiert der Band über die Themen Safer Sex, Sonnenschutzverhalten, Ernährung und Gewichtskontrolle, Rauchen und Raucherentwöhnung sowie Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;6
2;Inhalt;7
3;Einleitung: Arbeitsgebiete der Gesundheitspsychologie;11
4;1 Theoretische Konstrukte;15
4.1;Ein Szenario: Die Barriere im Kopf;15
4.2;Der optimistische Interpretationsstil;16
4.2.1;Optimistischer Interpretationsstil und Immunsystem;17
4.2.2;Optimistischer Interpretationsstil im Beruf;17
4.2.3;Optimistischer Interpretationsstil bei Senioren;18
4.2.4;Optimistischer Interpretationsstil sagt Gesundheit vorher;19
4.2.5;Optimistischer Interpretationsstil über die Lebensspanne;20
4.3;Dispositionaler Optimismus;21
4.4;Selbstwirksamkeitserwartung;22
4.4.1;Selbstwirksamkeit und Selbstregulation;26
4.4.2;Allgemeine und spezifische Selbstwirksamkeitserwartungen;28
4.4.3;Individuelle und kollektive Selbstwirksamkeitserwartungen;28
4.4.4;Beeinflussung von Selbstwirksamkeitserwartung;29
4.4.5;Diagnose der spezifischen Selbstwirksamkeitserwartung;31
4.4.6;Die diagnostische Erfassung von allgemeiner Selbstwirksamkeitserwartung;34
4.5;Risikowahrnehmung und defensiver Optimismus;38
4.6;Defensiver und funktionaler Optimismus;44
5;2 Theorien und Modelle des Gesundheitsverhaltens;48
5.1;Health Belief-Modell;49
5.2;Theory of Reasoned Action;52
5.2.1;Intention und Verhalten;53
5.2.2;Einstellung und subjektive Norm;55
5.2.3;Überzeugungen;57
5.2.4;Das ausführliche Modell;59
5.3;Theory of Planned Behavior;60
5.4;Protection Motivation Theory;66
5.5;Die sozial-kognitive Theorie von Bandura;70
5.5.1;Studien zur Raucherentwöhnung und Selbstwirksamkeitserwartung;71
5.5.2;Sexuelles Risikoverhalten und Selbstwirksamkeitserwartung;76
5.5.3;Schmerztoleranz und Selbstwirksamkeitserwartung;77
5.5.4;Gewichtskontrolle, präventive Ernährung und Selbstwirksamkeitserwartung;80
5.5.5;Körperliche Aktivität und Selbstwirksamkeitserwartung;82
5.6;Das Rückfallmodell von Marlatt;83
5.6.1;Theoretische Vorstellungen von Abhängigkeit;84
5.6.2;Selbstkontrollmodell und Krankheitsmodell;86
5.6.3;Phasen bei der Entwöhnung;87
5.6.4;Erklärungsmodell des Rückfallprozesses auf der Mikroebene;89
5.7;Transtheoretical Model (TTM): Stages of Change;95
5.8;Health Action Process Approach (HAPA): Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns;99
5.8.1;Der motivationale Prozess: Intentionsbildung;100
5.8.2;Der volitionale Prozess: Planung und Realisierung gesundheitsbezogenen Handelns;102
5.8.3;Ein Beispiel aus der Forschung: Brustselbstuntersuchung;105
5.8.4;Interventionsplanung auf der Basis des HAPA-Modells;106
5.8.5;Zusammenfassung zum HAPA-Modell;108
6;3 Verhalten und Krankheitsrisiko;110
6.1;Verhalten und Krebsrisiko;110
6.1.1;Entstehung und Verbreitung von Tumoren;111
6.1.2;Rauchen und Krebsrisiko;114
6.1.3;Ernährung und Krebsrisiko;117
6.1.4;Alkoholkonsum und Krebsrisiko;118
6.1.5;Sonnenbestrahlung und Krebsrisiko;120
6.1.6;Sexualverhalten und Krebsrisiko;121
6.1.7;Sekundäre Prävention: Früherkennung und Krebsrisiko;121
6.1.8;Stress, Emotionen und Krebsrisiko;125
6.2;Kardiovaskuläres Risikoverhalten;126
6.2.1;Entstehung und Verbreitung koronarer Herzkrankheiten;126
6.2.2;Rauchen und koronares Risiko;128
6.2.3;Ernährung und koronares Risiko;129
6.2.4;Körperliche Aktivität und koronares Risiko;130
6.3;Persönlichkeit, Stressbewältigung und Krankheitsrisiko;132
6.3.1;Das Typ A-Verhaltensmuster;133
6.3.2;Gibt es die »Krebspersönlichkeit«?;138
7;4 Krankheitsverhalten und Stressmanagement;146
7.1;Krankheitsverhalten;147
7.2;Symptomwahrnehmung und -interpretation;147
7.3;Compliance;150
7.3.1;Erfassung von Compliance;151
7.3.2;Ursachen von Non-Compliance;153
7.3.3;Compliance bei verschiedenen Erkrankungen;155
7.4;Stress;162
7.4.1;Die kognitiv-transaktionale Stresstheorie;162
7.4.2;Die Messung von Stress;164
7.5;Stressbewältigung;168
7.5.1;Proaktive Bewältigung;169
7.5.2;Die Messung von Bewältigung;172
7.6;Stressbewältigung und Gesundheit;178
7.7;Soziale Unterstützung;185
7.7.1;Begriffsklärung und theoretische Überlegungen;185
7.7.2;Soziale Unterstützung beim Gesundheitsverhalten;209
8;5 Körperliche Aktivität;212
8.1;Wirkung der körperlichen Aktivität auf die Gesundheit;213
8.1.1;Unmittelbare Effekte körperlicher Aktivität;214
8.1.2;Psychische Effekte körperlicher Aktivität: Befindlichkeit und Selbstkonzept;216
8.1.3;Depression;217
8.1.4;Physische Effekte körperlicher Aktivität: Krankheiten und Lebenserwartung;221
8.2;Sozial-kognitive Bedingungen der körperlichen Aktivität: Motivation und Partizipation;226
8.2.1;Die Prävalenz von körperlicher Aktivität;226
8.2.2;Motivation und Volition bei körperlicher Aktivität;229
8.3;Psychosoziale Bedingungen der körperlichen Aktivität in der Rehabilitation;237
9;6 Safer Sex;243
9.1;HIV-Infektion und AIDS-Erkrankung;243
9.2;Psychosoziale Bewältigung angesichts der AIDS-Bedrohung;250
9.3;Psychische Bedingungen von riskantem Sexualverhalten und Safer Sex;253
9.4;Prävention und Intervention zur Änderung des sexuellen Risikoverhaltens;265
10;7 Sonnenschutzverhalten;269
10.1;Gesundheitliche Risiken der UV-Strahlung;269
10.2;Psychologische Bedingungen des Sonnenschutzverhaltens;272
11;8 Ernährung und Gewichtskontrolle;282
11.1;Übergewicht und gestörtes Essverhalten;283
11.2;Ernä hrungsgewohnheiten;292
11.3;Theoriegeleitete Untersuchungen zur gesunden Ernährung vor dem Hintergrund des HAPA- Modells;312
12;9 Rauchen und Raucherentwöhnung;315
12.1;Die Verbreitung des Rauchens;316
12.2;Die Motivation zum Rauchen: Warum rauchen Menschen überhaupt?;318
12.3;Motive für die Entwöhnung;330
12.4;Eine Barriere: Gewichtszunahme nach dem Aufhören;332
12.5;Die Rolle von Massenmedien;333
12.6;Therapien zur Raucherentwöhnung;335
12.7;Das Training von Bewältigungsfertigkeiten und Selbstregulation;337
12.8;Aufhören aus eigener Kraft;344
12.9;Sozialer Einfluss;347
12.10;Generelle Kompetenzentwicklung;348
12.11;Bewertung und weiterführende Überlegungen;349
12.12;Rauchen und öffentliche Gesundheitsfürsorge;351
13;10 Gesundheitsförderung;353
13.1;Primärpräventive Maßnahmen;353
13.2;Programme zur schulischen Gesundheitsförderung;354
13.3;Spezifische Interventionen am Arbeitsplatz;356
14;Literatur;370
15;Autorenverzeichnis;422
16;Sachverzeichnis;432
(S. 281-282)
In diesem Kapitel geht es um zwei miteinander verwandte Dinge: um die Menge der Nahrungszufuhr (Energieaufnahme) sowie um gesundheitsgerechte Ernährung, also die Wahl gesunder Lebensmittel und die Vermeidung von einseitiger oder ungesunder Kost. Die Regulation des Körpergewichts kann als ein Gesundheitsverhalten angesehen werden, während die passive Hinnahme von Übergewicht als ein Risikoverhalten zu betrachten ist; eine ausgewogene Ernährung und eine gezielte Ausklammerung krankheitsbegünstigender Nahrungselemente ist ein Gesundheitsverhalten, während die gedankenlose Hingabe an die gerade verfügbare Nahrung oder die Bevorzugung ausschließlich wohlschmeckender Köstlichkeiten ein Risikoverhalten darstellt. Wie man sieht, unterscheiden sich also Gewichtskontrolle und Ernährung in der Systematik von anderen Gesundheitsverhaltensweisen (wie z. B. körperlicher Aktivität) oder Risikoverhaltensweisen (wie z. B. Rauchen) durch ihre Doppeldeutigkeit, indem sie sowohl gesunde als auch riskante Elemente enthalten. Wir alle müssen uns ernähren, die Frage ist nur, wie wir mit dem Überangebot an Essbarem umgehen, ohne uns zu schaden. Die Erörterung dieser Frage beschränkt sich hier auf die Gesellschaften in industrialisierten und wohlhabenden Ländern, denn in der Dritten Welt (oder auch in manchen benachteiligten Gruppen unserer Gesellschaft) stellen sich ganz andere Ernährungsprobleme.
Übergewicht ist in der Dritten Welt eher ein Phänomen einer privilegierten Schicht; Dickleibigkeit kann dort sogar ein begehrtes Statussymbol sein, zeigt es doch, wie wohlhabend man ist. Umgekehrt ist in der Wohlstandsgesellschaft Übergewicht mehr in unteren als in höheren Sozialschichten zu finden (Corsica & Perri, 2003; Friedman, 2000; Petermann & Pudel, 2004; Vögele, in Druck; World Health Organization [WHO], 1998). Einige Fragestellungen werden hier nicht näher behandelt, um den Rahmen des Kapitels nicht zu sprengen. Essstörungen werden beispielsweise nur kurz erwähnt, weil ihre ausführliche Behandlung mehr in die klinische als in die Gesundheitspsychologie gehört. Die Belastung unserer Lebensmittel durch toxische Substanzen wie z. B. Konservierungsstoffe, Rückstände von Pestiziden, radioaktive Strahlung oder organische Schadstoffe ist ein Thema für sich, das an anderer Stelle einer gründlichen Behandlung bedarf. Der gesundheitsbewusste Mensch wird nicht nur sein Gewicht durch begrenzte Kalorienaufnahme regulieren und z. B. Salz, Fett und Zucker möglichst meiden, sondern seine Nahrung auch mit Bedacht auswählen, wenn es um die Belastung durch toxische Substanzen geht. Schließlich ist Gewichtskontrolle nicht allein eine Angelegenheit des Essens, sondern hat mit dem Lebensstil überhaupt zu tun. Körperliche Aktivität spielt dabei eine Rolle, aber da dies bereits in einem separaten Kapitel behandelt worden ist, soll das Thema an dieser Stelle bewusst vernachlässigt werden.
Übergewicht und gestörtes Essverhalten
Übergewicht als Gesundheitsrisiko
Lebewesen verfügen über komplexe Mechanismen der Nahrungsaufnahme und Gewichtsregulation. Den Geschmacksnerven z. B. kommt die Funktion zu, Essbares von Ungenießbarem zu unterscheiden. Das Sättigungsgefühl sagt uns, wann wir genug haben. Das » periphere Sättigungssystem« steuert die Esslust mit Hilfe von Hormonen der Bauchspeicheldrüse und des Magen-Darm-Traktes, während die Nahrung ihren Weg durch den Organismus nimmt. Der » zentrale Nahrungsaufnahmemechanismus « dagegen steuert das Essverhalten durch Neuropeptide und andere Neurotransmitter. Auch wenn die Natur dies alles sehr gut eingerichtet hat, funktioniert es leider nicht immer so, wie es sollte. Stress oder spezifische Intentionen Besonderheiten im Essverhalten verursachen, die sich auf die Gesundheit auswirken können. Übergewicht ist eine der Konsequenzen. Zunächst soll kurz erläutert werden, was man unter Übergewicht versteht und warum es ein gesundheitliches Risiko darstellt. Das Körpergewicht ist dann erhöht, wenn mehr Körperfett angesetzt ist, als aufgrund von Statur, Größe und Geschlecht zu erwarten ist. Fett sollte bei Frauen ungefähr 20 bis 27 % ihres Körpergewebes ausmachen, bei Männern etwa 15 bis 22 %. Die Zahl und Größe der Fettzellen beeinflussen das Körpergewicht in entscheidender Weise. Muskelgewebe wiegt mehr als Fettgewebe, und daher ist es möglich, schwerer und zugleich dünner als normal zu sein, wie man es manchmal bei Sportlern findet.




